Normalerweise gehören die fast schon unmenschliche Hitze, Schweiß der an der Decke kondensiert und der daraus resultierende Geruch zu den ehr unerwünschten Nebeneffekten eines guten Konzertes. Allerdings sieht man diese Dinge ganz anders, man freut sich quasi schon darauf, wenn man bei den aktuellen, fast schon antarktischen Temperaturen in einer Schlange, in der man sich wie ein Pinguin vorkommt, vor der alten Feuerwache in Mannheim steht. Der Grund für diese bunt gemischte Schlange, die sich nur zäh durch die viel zu schmale Eingangstür drückt, ist an diesem Abend ENTER SHIKARI.
Pünktlich um 20 Uhr beginnen die Schotten von TWIN ATLANTIC, welche als Ersatz für STORY OF THE YEAR einspringen mussten. Die anfängliche Unsicherheit legt sich schnell und so spielen die Lads aus Glasgow ein ca. dreißig minütiges Set mit einer Mischung aus Power Pop und Alternative Rock, in welche sich auch einzelne Screams, an denen eindeutig noch gearbeitet werden muss, verirrten. Zwischendurch gibt es noch kleine Einlagen in schottischer Mundart. Insgesamt überzeugten die Jungs, doch so wirklich haben sie nicht als Support zu ENTER SHIKARI gepasst, was sich auch an der recht Verhaltenen Reaktion des Publikums festmachen ließ. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass TWIN ATLANTIC nicht zumindest einen kurzen Besuch auf einschlägigen Socializingplattformen wert sind.
Mittlerweile hat sich die Alte Feuerwache gefüllt und man kommt nur noch schwer vorwärts, was leicht verwunderlich ist, denn die Alte Feuerwache fasst schließlich ca. 1200 Menschen und genau diese Menschen haben eindeutig Bock auf ENTER SHIKARI.
Die Umbauphase dauert noch keine zehn Minuten da werden schon die ersten ungeduldigen Rufe nach ENTER SHIKARI laut. Da die Umbauphase allerdings noch ca. zwanzig Minuten dauern wird, muss sich das Publikum die Zeit damit vertreiben zu der eingespielten Drum&Bass Musik zu tanzen.
Das Intro des aktuellen Albums „Common Dreads“ wird eingespielt und die Briten betreten die Bühne – der Lärmpegel nimmt die Ausmaße eines Popkonzertes an.
Während das erste Album noch ehr ein trancelastiges Partyalbum war, ist das aktuelle Album ernster und nimmt Stellung zu den geteilten Sorgen die uns vereinen. Nicht dass das neue Album nicht partytauglich ist, doch der ernste Unterton tut dem Album gut und es ist erfreulich, dass es entgegen der aktuellen Mode noch Bands gibt, die in ihren Texten auch etwas wichtigeres, als zehntausende verschiedene Arten des Selbstmordes, thematisieren.
Auch musikalisch haben sich ENTER SHIKARI weiterentwickelt denn Dubstep ist der heiße Shit der grade aus den UK zu uns herüber schwappt und so setzten auch ENTER SHIKARI vermehrt auf Dubstep und Drum&Bass in ihrem neuen Album.
Das Publikum hat definitv seinen Spass und ist ständig in Bewegung sei es bei den fetten Bassparts von „Zzzonked“ oder zu den Gangvocals in „Mothership“. In der Mitte des Sets bekommt Rou Reynolds eine Akustik Gitarre gereicht und überall werden alle möglichen Aufzeichnungsgeräte in die Luft gehalten um „Gap in the fence“ aufzunehmen, diejenigen die ihr Handy grade nicht in die Luft halten benutzen es um diesen bewegenden Moment mit ihren Freunden am anderen Ende der Leitung zu teilen. Mit „Fanfare for the conscious man“ endet nach ca. siebzig Minuten dann auch das offizielle Set – oh Schock schwere Not – wo war „Sorry you´re not a winner“?
Wie erwartet betreten ENTER SHIKARI die Bühne noch einmal um ihrer nicht besonders Epileptiker freundlichen Show, mit „Sorry you´re not a winner“ und „Juggernauts“ ein angemessenes Ende zu setzen.
Setlist:
COMMON DREADS
SOLIDARITY
STEP UP
THE FEAST
ZZZONKED
HAVOK A
NO SLEEP TONIGHT
GAP IN THE FENCE
HAVOC B
LABYRINTH
NO SSSWEAT
THE JESTER
HALCYON
HECTIC
ENTER SHIKARI
FANFARE FOR THE CONSCIOUS MAN
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SORRY YOU´RE NOT A WINNER
JUGGERNAUTS