Einleitend sei gesagt, dass der heutige Abend den Anstoß zu meinem persönlichen Konzerthatrick darstellt: drei Tage, drei Clubs, zwei Städte, neun Bands. Und direkt zu Beginn ein riesiger Faux Pas: Habe ich doch tatsächlich den Namen der allerersten Band vergessen. Eigentlich sollten heute KRAFTCLUB das „Bleibt alles in der Familie“- Konzert einläuten. Die sind aber nicht da und es gibt Ersatz aus der Eifel. Vermutlich habe ich den Namen auch einfach verdrängt, weil es eh nicht so spektakulär war. Besagte Band klingt jedenfalls ein wenig wie TOOL in einfach mit Elektro. Die große Halle macht ihnen zu schaffen. Die Schallmauer wird nicht durchbrochen und so stehen sie dort oben auf der Bühne vor einer recht gut gefüllten Live Music Hall und versuchen sich zu präsentieren. (Dabei fällt mir eher die Frage ein, ob Konzertreviews jetzt im Präsens oder Präteritum zu verfassen sind...).
Das Publikum verwirrt mich ein wenig. Optisch zum größten Teil gerade von unterm Weihnachtsbaum geflüchtet. Perlenohringe und gebügeltes Hemd unter Pullunder, gut rasiert und top frisiert. Am Merchstand gibt es Jupiter Jones Shirts mit dem Konterfei des Merchers Kasel im Bärenformat. In der Eifel hält man halt zusammen.
ADOLAR passiert das Gleiche wie der Vorvorband: sie wirken auf der großen Bühne auch ein wenig verloren. Irgendwer sagte mal, die seien Emo... so Emo wie ECHT... Ich kann mir nicht helfen, ein Gähnen überkommt mich. Vielleicht wäre das hier ein Fall für einen kleinen Club, vielleicht habe ich keinen Geschmack. Der Rest des Publikums jedenfalls auch nicht. Es wird geschwatzt, gealbert und man hilft ADOLAR so keineswegs, den Sound auch nur über die Hälfte der Halle auszubreiten. Die Ansagen zwischen den Songs kommen eher schüchtern, die Songs auch nicht wirklich kraftvoll. Eine ungünstige Konstellation und auch irgendwie ein bisschen traurig.
JUPITER JONES kann aber weder die Größe der Location noch das Publikum etwas antun. Im Gegenteil. Da ist die Kraft, die Fähigkeit die Schallmauer zu durchbrechen und bis hinten durchzuklingen. Das 1- Live- Hörer-gut rasiert- und- top frisiert- Publikum ist erstaunlich textsicher. Nach zu viel „stille Nacht, heilige Nacht“ singt es umso lieber und lauter mit. Wie gesagt: es verwirrte mich schon zu Beginn. JUPITER JONES haben heute auch alles im Gepäck, was man so dabei haben kann. Einen wundervollen Querschnitt durch acht Jahre Bandgeschichte der musikalischen Variante. Ist ja auch gerade die Zeit der Rückblicke. Nicholas beschwert sich, dass zu wenig getanzt würde. Vermutlich liegt den Gästen der Wehnachtsbraten noch zu schwer im Magen. JUPITER JONES fixen einen auch schonmal auf die kommende neue Platte an. Es verspricht die Fortführung einer Eifler Aufstiegsgeschichte zu werden. GOTT SEI DANK! Der Finale Auftritt in diesem Jahr dauert dann auch gut 1,5 Stunden ohne eine Minute langweilig zu wirken. Balladen, Punkpop, Schweiß, Tränen, Verkupplungsversuche. Das Publikum bekommt das Mikro um die Bläsersätze und den Chorus zu „Eine Landjugend“ zu imitieren und auch das haut ziemlich gut hin.. Runde Sache, könnte ein guter Jahresabschluss sein, aber es stehen zumindest auf meiner Liste noch zwei weitere Konzerte an.
Im Underground steigt die Aftershowfete, zu welcher die Band lädt. Meine Begleitung und ich ziehen den neuen Trend des Cocooning vor und kämpfen uns durch den Schnee nach Hause. Das Dach der LMH hat jedenfalls gehalten unter der dicken Schneeschicht.