Von der Live Music Hall zurück ins Luxor. Fans dürfte dies sicherlich gefreut haben; für die Band selbst jedoch ist es sicherlich nicht weniger als bittere Stagnation zumal man erst im April dort als Gastgeber fungierte. Währenddessen spielten MANDO DIAO noch am selben Abend drüben in der Philipshalle. Ungerechte Welt.
Aber immerhin tut sich so langsam was bei THE RIFLES. Die Promotion im Vorfeld lief erstaunlich gut und auch das Anfang des Jahres erschienene Zweitwerk The Great Escape kommt vermehrt ins Gespräch. Dennoch: Man bleibt eine Sache unter Liebhabern, und so ist auch das Klima schon im Vorfeld weitaus gelassener, von den Leuten her gemischter, einfach dezenter als es je bei anderen derzeit so populären Formationen von der Insel der Fall sein könnte. Der intime, angenehme Rahmen des Luxors unterstreicht die Stimmung dabei nur noch.
Zunächst wollen JERSEY BUDD jedoch noch eine halbe Stunde vom Publikum, welches ohnehin schon aufgrund starker Überziehung des Starttermins recht ungeduldig anmutet. Doch trotzdem - aber auch der Tatsache, dass JERSEY BUDD musikalisch relativ austauschbar, wie unzählige Male gehört auftragen wird man mit außerordentlich Anklang, beinahe Euphorie aufgenommen, während andere wiederum eher gelangweilt sich in den hinteren Reihen verstecken. Kann man sich geben, muss man aber nicht.
THE RIFLES selbst sind da natürlich auch keine Vertreter wahrlich neuer Facetten des mittlerweile so festgefahrenen Indie-Kursus. Doch sie machen ihre Sache gut, sie machen sie mit Charme, aber irgendwie auch markant; mit eigener Note trotz eigentlich so abgenutzten Fundaments. Streitfrage mögen sicherlich die im Liebesozean so fest verankerten Texte sein; unumstritten dabei jedoch die Qualität ihrer Songs. Dieser Abend wusste es erneut zu beweisen: THE RIFLES haben eigentlich noch keinen einzigen wirklich schlechten Song geschrieben.
Das macht es für die Wahl der Setlist einfach: Egal welcher Song angespielt wird das Publikum feiert ihn. Unpassend ist da höchstens die Reihenfolge der Songs, beispielsweise warum ein (übrigens so genialer!) Song wie Fat Cat sich irgendwie mitten ins Set verirrt, während er eigentlich eher gegen Ende wohl seine volle Wirkung erzielt hätte. Dies sind jedoch Nichtigkeiten, und grundsätzlich kann man sich beim langen, die beiden Alben wie die EP fast komplett umfassenden Set der Jungs in keinerlei Weise beschweren. Auftreten tut man dabei übrigens ohne große Ansprachen, aber auch ganz und gar ohne einen Hauch von Arroganz. Den wir gehen für ein paar Minuten kurz raus, kommen dann wieder rein und nennen das dann Zugabe gab es natürlich wie immer auch; aber seien wir ehrlich, ohne wärs doch auch fad.
Das letzte Mal in so intimen Rahmen? Man würde es den Jungs gönnen. Andererseits wäre es in anderer, bombastischer Form auch nicht wirklich dasselbe, nicht THE RIFLES. Eine immer wieder kehrende Misere.