Eine Gruppe von Menschen kann sich glücklich schätzen, denn sie sind leider nicht in der Überzahl – dieser Tage vielleicht sogar stärker in der Unterzahl als angenommen. Aber manchen Leuten kann kein Drops die Laune verderben, kein Spuk den Tag versauen und kaum ein Vorfall die Stimmung vermiesen.
Zu den Personen, denen die Sonne stets aus dem Arsch scheint, gehören ELLWOOD aus Santa Barbara im Dauersommerstaat Kalifornien. Nachdem die heimischen Barhocker-Blutsbrüder 11IS Bierlaune und Sonnenduft mit Hilfe von unterschwelligem, deutschen Humor und akustischen Sechssaiterbelangen ins rechte Licht gekitzelt haben - wobei sowohl eine vogelfrei jaulende Zweitstimme als auch die öffentliche Vergewaltigung einer Pitchpipe nicht mal als Manko durchgehen mögen – stolpern die gemütlichen Kalifornier Richtung Bühne und legen mit „Walking Away“ ab Takt eins schwer an Lässigkeit und Banderfahrung vor.
Wo MAD CADDIES und CHERRY POPPIN´DADDIES als Schulbank galten, suhlen sich Frontmann Chuck Roberston und Tastenbefürworter Dustin Lanker während „Lost In Transition“-Auszügen wie „Amsterdam Ray“, „Wrong Night“ oder „The Deal“ nicht nur inmitten eines spitzenmäßigen Sounds voll zuckersüßer Nuancen, sondern legen Chöre und spielerische Tightness wie auf Knopfdruck an den Tag. Die Pluspunkte, die Lanker gebühren, da er sogar an einem Keyboard im Stehen eine gute (tanzende) Figur macht, lassen erst über die einfallslose MAD CADDIES-Version von „Backyard“ hinwegsehen.
Mit einstudierten Stadionparolen füllt sich der Hut ELLWOODs´ weiter, dessen Basser Graham als wahrer 96-Fan entpuppt wird und sein Hannover-Merchandise voller Stolz mit über den Teich geschleppt hat. „There She Is“ und „Dancin´Girl“ lassen weiter keine handwerklichen oder akustischen Fragen offen, Fan-Voting-Gewinner „Surf Wax America“ trumpft als Covergenuss auch aus der Hand des Quintetts um Landwirt Robertson. Mit einem nur neun Song starken Debut auf Tour die allabendliche Spielzeit füllen will gekonnt sein, aber aufs Hause ELLWOOD ist Verlass und mit ehrlicher Spielfreude und genauem Detailauge gibt es mit „Distress“ eine weitere MAD CADDIES-Version, die es dieses Mal in sich hat – sowie das entspannte „Sunshine Garden“ und bereits einige Beiträge des Nachfolgers (?) zu „Lost In Transition“.
Eh man den ersten Gedanken an die Eiseskälte vor der Clubtür verschwenden kann, ist die gute Stunde gefüllt und auf jeder einzelnen Stirn der heute fünf Mitglieder des relaxten Ensembles prangt der „approved und nicht bloß Zweitband“-Stempel.
Wer neben (gegenwärtig eher ruhender) Hauptband und (körperlichem) Vollzeitjob mit Hilfe der bewanderten Kumpels noch soviel Herzblut in ein „dirty reggae“-Handbuch steckt, hat nicht anderes verdient, als stets einen sommerlichen Feuerplaneten im Allerwertesten mit sich rumzutragen.