Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie die Dinge so ihren Lauf nehmen. Da feiert man seiner Zeit das "Blaue Album" einer gewissen Band aus Köln ziemlich ab, konsumiert die Songs besagter Kombo regelmäßig und gerne, und schafft es dennoch NIE auf eines ihrer Konzerte trotz der Tatsache, dass man selber in Köln wohnhaft ist. Der erste Besuch einer DAYS IN GRIEF-Show am 29.12.2007 im Kölner Underground sollte somit auch mein letzter sein. Das liegt irgendwie in der Natur der Sache, wenn man eine Band zum ersten Mal auf ihrer Abschiedsshow sieht. Nennt es Ironie des Schicksals. Nennt es maximale Verpeiltheit. Nennt es einen verdammt gelungenen Abend, an dessen Ende nicht mehr wirklich sicher war, wer euphorischer war: Band oder Publikum? Im Endeffekt waren es wohl beide, das zeichnet eine gelungene Show schließlich aus Ein Konzert im Übrigen, für welches Anhänger der Band horrende Summen bei diesem einen bekannten Internetauktionshaus gelassen haben sollen.
Vor der Band jedoch, der dieser komplette Abend gewidmet sein sollte, betreten COBRETTI Kölscher Klüngel sei Dank die Bühne des seit geraumer Zeit ausverkauften Underground. Die Weggefährten und Freunde (Sänger Carsten war schließlich auch auf besagtem 'Portrait of Beauty' zu hören) des Hauptacts tragen im Gegensatz zu DAYS IN GRIEF die old-school Schluppen sowie das TURNING POINT-Shirt und prügeln sich durch ein schnörkelloses aber dennoch druckvolles Set. Zwar ist die Kommunikation mit dem Publikum etwas eingeschränkt für solche Situationen gibt es im Hardcore jedoch schnelle Abhilfe: das Publikum greift selbst zum Mikro. So geschehen bei einigen, wohl dosierten Crew-Parts. Als Bewegungsmotivator Nr. 1 erweist sich 'Cpt. Yesterday' und so schnell wie der Auftritt begonnen hatte, ist er auch wieder vorbei.
Als die Hauptattraktion des Abends schließlich zu einem fast zweistündigen Auftritt ansetzt, kennt der Bewegungsdrang der teilweise von weit her angereisten Anwesenden kein Halten mehr. Sänger und Bassist Jörg Ahrens gibt in ein labbriges LAG WAGON-Shirt gehüllt den Dauergrinser und auch der Rest der Band spielt schlichtweg gut gelaunt und hochmotiviert auf. Überhaupt hat wohl niemand das Gefühl soeben einer Beerdigungsveranstaltung beizuwohnen. Dafür ist einfach zu viel Leben im bis zum Bersten gefüllten Underground. Abschiedsshows können so schön sein Auffällig ist auch die hohe Hitdichte, welche DAYS IN GRIEF vorweisen können: ob 'Shadows Fall' als Opener, 'Breathe' mit kurzer Pause vor dem Moshpart, 'Blindfold' oder das wohlweißlich gegen Ende des Sets platzierte 'All Inside', es kommt keine Langeweile auf und die Menge erweist sich als äußerst textsicher. Vor allem die für das gesamte Konzert (und das musikalische Schaffen der Band) programmatische Textzeile aus 'Kill the Music' "this is the music we´ve played for years we love it, this is the music of our heartbeats we love it" dürfte sowohl vor als auch auf der Bühne bei einigen Beteiligten zu latenter Gänsehaut geführt haben. Anders kann man sich die vehement geforderten Zugaben wohl auch nicht erklären. Am Ende bleibt folgende Erkenntnis: eine höchstsympathische, talentierte Band, welche ihre eigene Note im Spannungsfeld Metal/Hardcore und Emo setzen konnte ist von uns gegangen, allerdings ohne ihren Abschied mit übertriebenem Pathos zu zelebrieren. DAYS IN GRIEF selber dürften an den 29.12.2007 nur die besten Erinnerungen haben, wenn es sie irgendwann ins Arbeitsleben oder neue Projekte verschlägt. Und so konnte man die Bandmitglieder auch noch zu später Stunde mit überbreitem Grinsen im Gesicht zu REFUSED´s 'New Noise' die Tanzfläche des Undergrounds umpflügen sehen. Wie habe ich eben noch geschrieben?! Abschiedskonzerte können so schön sein