Lange musste Heidelberg warten, ehe OK KID der Stadt am Neckar einen Besuch abstattet - 13 Jahre um genau zu sein. Und wäre das nicht genug, musste das Konzert auch noch vom Frühjahr in den Herbst verschoben werden.
OK KID in Heidelberg. Endlich.
JEREMIAS aus Hannover eröffnen mit einer Mischung aus Pop, Disco, Funk und einem Hauch von Schlager für OK KID. Einfache, deutschsprachige Texte gepaart mit eingängigen stampfenden Beats. Der Brustkorb pulsiert, der Rest des Körpers bleibt weitestgehend unbeeindruckt. Ehe JEREMAIS die Mit-Mach-Aktionen auspacken.
Die junge Band ist sichtlich beglückt, diesen Abend an der Seite von OK KID bestreiten zu dürfen. Stolz berichtet Sänger Jeremias Heimbach, wie er 2013 die erste OK KID Platte im Saturn seiner Heimatstadt gekauft hat. Lang, lang ist’s her. Gitarrist Oliver Sparkuhle lässt beim Wechseln seiner Gitarre selbige sogar fallen. Angespannter Leichtsinn.
JEREMIAS haben Spaß an ihrem Aufritt und packen jede Menge Gimmicks in ihr 40 minütiges Set. Selbst hinsetzen und aufspringen muss das Heidelberger Publikum. Konzert-Sport. Warm machen für OK KID.
Trotz 13 Jahren Bandgeschichte ist es das erste OK KID Konzert in Heidelberg. Zuvor spielten die Gießener stets in Wiesbaden, Frankfurt oder Mannheim auf und mieden die Geburtsstadt von Rapper TORCH. Der Respekt der Band gegenüber dem Heidelberger Urgestein schwebt über dem Abend - von Respektsbekundungen über einem sich selbst auferlegten „Freestyle-Verbot“.
„In jeder Stadt rappen wir Freestyle - nur in Heidelberg trauen wir uns nicht.“
Während sich JEREMIAS in Anzughosen und frisch gebügelten Hemden von ihrer besten Seite zeigten, liefern OK KID das nötige Kontrastprogramm - zumindest wenn es nach Sänger Jonas Schubert geht. Im Wintermantel, zerknittertem Hemd und Deutschland-Hut betritt der OK KID Frontmann die Bühne und mimt den „Hutbürger“. Indie-Rap mit Haltung - „Sie begehen eine Straftat“.
Und das Thema Mode im Allgemeinen bzw. Kopfbedeckung im Speziellen bleibt im Verlauf des Abends aktuell. Frontmann Jonas will sich nicht so recht entscheiden und wechselt im Songtakt die Kopfbedeckung. Vom Fischerhut über die Schildkappe bis hin zur Wollmütze.
OK KID haben wieder Spaß am Musizieren und das merkt man der Band an. Nachdem die Band mit „Sensation“ ihr letztes Album beim Major-Label veröffentlicht und den Vertrag damit erfüllt hat, sind die Gießener endlich wieder frei und geizen nicht damit, dies zu betonen. Mit ihrer Woodkids Reihe rechnet die Band mit der Vergangenheit ab und startet mit neuem Label, ohne fremde Hilfe durch.
Und das Heidelberger Publikum? Dieses zeigt am Premieren-Abend vor allem eins - Klatsch-Skills. Zu jedem Song (egal ob passend oder nicht) werden die Hände rhythmisch aufeinander zubewegt. Applaus Applaus.
Am Abend zuvor ist die Band noch in der Kulturbrauerei in Heidelberg zu Gast gewesen, hat bestens gespeist und noch besser getrunken. Heute sind OK KID gewillt, die Pfunde wieder abzutrainieren. Vollgas. Auf Tuchfühlung im Zuschauerraum oder beim Rappen auf der B-Stage. Influencer-Empfehlung live & ohne jegliche Bezahlung. Schmeckt.
Auf der Setlist stehen neben jeder Menge neuer Songs der Woodkids-Reihe (die vielen Zuschauern noch unbekannt scheinen) auch alte Songs. Unter anderem gibt die Band die komplette „Kaffee Warm“ Trilogie zum Besten, lässt aber auch Hits wie „Stadt ohne Meer“ oder „Gute Menschen“ nicht aus.
Da OK KID-Stammbassist Patrick Ast Nachwuchs erwartet ist kurzfristig Gregor am Bass eingesprungen. Ohne Probe liefert der Freund der Band amtlich ab, sodass kaum ein Unterschied auffallen möchte.
Was lange währt wird endlich gut. OK KID in Heidelberg.