30.04.2013: Dave Hause, Johnny Two Bags - Lux, Hannover

30.04.2013
 

 

Ein Mann, eine Gitarre, ein Abend. Trotzdem werfen die punkaffinen Herren Hause und Wickersham zwei grundverschiedene Ergebnisse in den Zuschauerraum des ausverkauften "Lux". Zum Tanz in den Mai lässt sich THE LOVED ONES-Mastermind und Dauertourist DAVE HAUSE nicht zweimal bitten. Krankenversicherung? Hübsche Frauen? Anständiges Bier? "Germany is my new home!" druckst der unauffällige Musiker aus Philadelphia herum, während er mit "Resolutions", "Pray For Tucson" oder "Pretty Good Year" alles aus sich selbst und dem hannoverschen Publikum kitzelt, was mit Stimmgewalt, perfekt trainiertem Mitreissfaktor und wahlweise Akustik- oder E-Gitarre zusammenzukratzen ist.




Zuvor versucht sich Calipunk-Legende und US BOMBS-/ SOCIAL DISTORTION-Mitstreiter Johnny "Two Bags" Wickersham an Countryschlagseite und eher hilflosen Songwriternummern, die stellenweise am Publikum vorbeiziehen und lediglich die anständig in Pomade und Workerjacket gehüllten Die-Hard-Anhänger zum Prinzipsapplaus anstiftet. Dennoch werden die hart erkämpften Plätze in den Vorderreihen verteidigt - denn das verschmitzte Lächeln und die nervös hochgezogenen Ärmel des 45-jährigen Kaliforniers sprechen doch Bände. Als Teil des Freizeitwanderzirkus neben der Hauptband ergattert Two Bags in der Gesamtnote jedoch nur einen (weiteren) Schattenplatz.



Keine zwei Songs dauert es im Anschluss bis auch die letzte Kehle des "Lux" geölt und textsicher unter die Arme von DAVE HAUSE greift. "Time Will Tell" und "Heavy Heart" glänzen live ebenso mit Wucht und Melancholie wie "Coma Girl" und "The Bridge", welches THE LOVED ONES ein weiteres Mal schmerzlich vermissen lässt. Immerhin bleibt Kumpeltyp Dave dem Publikum und heute zum vorerst letzten Mal einer deutschen Bühne erhalten. Der Frontmann mit den großen Augen scherzt, erinnert würdig seinen Vorbildern, begeistert mit neuem Songmaterial und lädt das geduldige Publikum auf eine Runde kaltes Bier ein. Auch das mit der Zugabe hat DAVE HAUSE mittlerweile verstanden: Die Bühne muss nicht erst verlassen - es können zuvor bereits entsprechende Deals mit dem Publikum ausgehandelt werden.




"Meet Me At The Lanes" und "C´Mon Kid" erweichen im Finale jedes Hemd, das noch trockene Stellen ausweist und füllen auch das letzte angereiste (Damen-)Gesicht, was nach einer wunderbar intimen und ausgelassenen Clubshow noch nicht genug "Hause" verzeichnen möchte, mit Dauergrinsen.
Ein ehrliches Gänsehautbad in der Menge überwiegt dem Schockmoment, dass die Festivalpreisschilder offenbar noch nicht von den angebotenen Textilien entfernt wurden. Einer der wenigen, der den eigenen Solopfad wirklich verteidigen kann. Komm gut nach Amsterdam, Dave! Wo Du zu Hause bist, weißt Du ja selbst.