„And The Wind Blows Through The Coconut Trees – The Monkeys They Hang On Tight... The Cuckoo Bird Sings At The "Huc'Alaa Hula" Tonight...“ Den „Coconut“-Song seiner Ex-Brötchengeber LAGWAGON, den Gitarrist Chris Rest heute zu Beginn des Zugabenblocks vor hungriger Hannoveraner Meute im Alleingang zum Besten gibt, ist ein klares Highlight. Leider, aber wahrhaftig – ist es heute das Einzige.
Endsommer, Festivalsaison abgefrühstückt – da müssen bei einer handvoll Clubshows noch die Merchandise-Restbestände unters Volk gebracht werden. Tolle Motive kann man sich heute aussuchen: Den California-Bären oder künstlerische Farbdrucke, als Shirt, Hoodie oder Kappe – wo NO USE FOR A NAME draufsteht, sind doch auch melodischer Schmackes, sonniger Skatepunk und Tony Slys Hitrefrains drin – oder nicht? „Jeder ist mal krank, es passiert einfach“ weist der genesende Matt Riddle das verdutzte Publikum ab, nachdem die Kalifornier die ersten Songs der Liste an die Frau/den Mann gebracht haben. Tony Sly hat es heute voll erwischt. Magendarm, irgendeine dieser fiesen Infektionen. Er sieht buchstäblich scheiße aus, quält sich durch den Katalog, vorbei an „Leche Con Carne“, „The Feelgood Record Of The Year“ und „More Betterness“. Auf eine Vorgruppe verzichtet man (von Veranstalterseite aus?) heute komplett, was den Abend und das Punkt 21.30h beginnende Set von Sly, Rest und Co. noch surrealer scheinen lässt. Zunächst klingen „Any Number Can Play“, „The Answer Is Still No“ oder „Dumb Reminders“ solide und auf den Punkt, sieht man von dem breiigen Gepresche der beiden Gitarren mal ab, die kaum auseinander klamüsert werden können. Chris verlässt sich links eher faul auf sein Bodentreterarrangement und verliert den Kreativitäts- und Engagementpreis haushoch gegen Ex-NUFANer Dave Nassie, jetzt leider brodelnd bei BLEEDING THROUGH am gniedeln. Matt Riddle scheint als Einziger bemüht und ist geistig und körperlich inklusive Bass voll anwesend, wenn auch nach extremem Gewichtsverlust (Matt erkrankte an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung) kaum wieder zu erkennen. Seine markanten Backings, die an eine kreischende Hausfrau erinnerten, der der Kuchenteig komplett auf den Küchenboden kippt, kommen heute eher selten und zurückhaltend.
„Soulmate“ und „Why Doesn´t Anybody Like Me?“ zünden nur noch auf trauriger Sparflamme, die Gedanken schweifen um jeden einzelnen der immerhin neunzehn Euro, die an der Abendkasse berappt werden mussten. Ab dem seltener die Setlist schmückenden „Slowly Fading Fast“ kommt aus dem bleichen Tony letztlich kaum noch ein Wort, die Gitarrenlinie von „International You Day“ nervt, in Gedanken findet sich der Familienvater wohl kotzend und würgend auf der heimischen Toilette wieder. Bei der einzigen Ansage überhaupt tippt er zwar die richtige Stadt, aber verliert beim Wochentag.
Neutrommler Buzz (?) marschiert vom Podest schauend über 70 Minuten tight den Weg von „The Biggest Lie“ über „Fatal Flu“ (sehr passend) bis „Coming Too Close“, trotzdem lässt es den dauergrinsenden und markanten Rory Koff hinter den Kesseln vermissen.
NO USE FOR A NAME also heute in der Discounterversion - wo es den Fan beim Gedanken schüttelt, wird böser Ernst ermusikschaftet. Nach zwei Jahrzehnten und einem Sammelsurium an weltweiten Anhängern, wegweisenden Songs und glänzenden Liveshows sollte abgesteckt werden können, wenn Gesundheit oder Line-Up einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Stattdessen den treuen Hannoveraner Melody-Mob halbgar mit Bazillen und unlustig überbrückten Wartezeiten zu beschleudern, bevor „Not Your Savior“ wenigstens eine Ohrwurmmelodie für den Nachhauseweg liefert – keine Lösung für die Punkrock-Gentlemen aus Sunnyvale/San Jose. „Kalt Bier furr alleh!“ meint Chris Rest, als ihm während seiner Soloeskapade gar keine Gedanken mehr kommen. An Ideen scheint es also doch nicht ganz zu hapern...