Donnerstag Abend. Wochenende in Sicht. Hamburg. Astra Stube. Wohnzimmerkonzert.
HAVARII und NAECHTE feiern den Release ihrer gemeinsamen Split-EP "Tremor" mit Release Konzerten in Hamburg, Lübeck und Wuppertal.
Zwei mal zwei Songs gibt's auf "Tremor". Laut und düster. Deutschsprachiger Hardcore in seiner schönsten Form.
A-Seite. Den Anfang machen NAECHTE aus München.2014 gegründet, irgendwo zwischen MARATHONMANN und KMPFSPRT.
7 1/2 Stunden Fahrt aus München, kein Stau, nur Sonnenschein,... fast zu schön um wahr zu sein. Im Gegenzug schafft es Sänger und Gitarrist Tom in den ersten Sekunden des Sets in den Verstärker zu fallen und diesen damit beinahe abzuräumen. Wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen.
Es ist laut, eng und schnuckelig warm. Ganz nah an die Bühne trauen sich die meisten dennoch nicht. Auch der Aufruf von Sänger Tom einen Schritt näher zu rücken, ist nur kurzzeitig von Erfolg gekrönt. Der Nebensatz "es kann sein, dass Spucke fliegt" trägt gegebenenfalls seinen Teil dazu bei.
Mit Sicherheitsabstand (soweit das in der Astra Stube möglich ist) geht's durchs Set. Laut, schnell, hier und da etwas grob, aber dennoch verspielt.
Hardcore. Die verstimmte Gitarre sorgt für den nötigen Punk. Ergibt Hardcore-Punk.
Neben altbekannten Songs, neuen Songs der gemeinsamen EP mit HAVARII, gibt's auch eine Premiere. Neuer Song. Noch nie zuvor gespielt. Gefällt. Und funktioniert auf Anhieb.
Set zu Ende. Instrumente einmal raus aus dem Club. Backstage? Fehlanzeige. Also raus auf die Straße, direkt ins Auto. Und Abfahrt.
Die Umbaupause sorgt für das nächste Highlight. Sicherung raus, Stromausfall, die Astra Stube ist dunkel. Und vor allem stumm. HAVARII unplugged. Die Band lässt sich nicht irritieren und baut stattdessen (als wäre nichts gewesen) weiter auf.
Handy raus, Kameralicht an, Sicherung wieder rein. Weiter geht's.
B-Seite. HAVARII haben Heimvorteil. Die Band aus Hamburg wurde 2011 gegründet und hat seit 2012 schon so manche Show mit namhafter Band gespielt. Deutschsprachiger Hardcore mit weiblichem wie männlichem Gesang.
Freudig stellt Sängerin Mareike fest, dass niemand mit verschränkten Armen im Publikum steht. Eine ganz neue Form der Anerkennung. Ansonsten bleibt die Astra-Stuben(bis auf eine Mit-Sing-Passage zum Ende des Sets) relativ ruhig, hört aber aufmerksam zu.
Die etwas (zu) klein geratene Setlist sorgt dafür, dass HAVARII (ungewollt) den Versuch starten, zwei verschiedene Songs auf einmal zu spielen. Irgendwann fällt das Missgeschick aber auf und man einigt sich auf einen davon. Gitarre zurück tauschen, noch einmal abstimmen und von vorne.
Die Setlist bleibt aber dennoch Thema. Ohne Brille (dafür mit mittlerweile 30 Jahren) fällt das Lesen doch etwas schwerer, sodass sich Sängerin Mareike von nun an lieber hinkniet, um zu erfahren, welcher Song als nächstes an der Reihe ist. Man wird nicht jünger, auch wenn der Hamburgerin die 30 Jahre nichts ausmachen und sie diese sogar „super“ findet.
Den Heimvorteil von HAVARII merkt man allem voran an der engen Beziehung, die die Band mit dem Publikum pflegt. Da wird gescherzt, sich angesungen und gegenseitig korrigiert. „Wann war nochmal mein Geburtstag?“ So soll das. So muss das.
Pünktlich angefangen, hören HAVARII auch wieder pünktlich auf. Mareike merkt folgerichtig an „Es ist spät, morgen geht es in die Lohnarbeit“. Noch ein letzter Song und dann schnellstmöglich raus vor die Türe.
Weiter geht’s in Lübeck.