Nach schier endlosen Verkehrsquerelen schaffte man es an diesem sonnigen Samstagabend leider erst zu den ersten Tönen von THE OCEAN in das KFZ in Marburg. Vorher waren bereits die Australier von LO! aufgetreten, die an dieser Stelle leider nicht besprochen werden können.
Die Berliner konzentrierten sich in ihrem Set auf ihr kürzlich erschienenes neues Album „Pelagial“. Zwar bot man das, Video-Projektionen untermalte, Material durchaus packend vor, was vom Publikum auch mit ordentlich Applaus nach den einzelnen Liedern honoriert wurde, wirklich Stimmung wollte jedoch nicht aufkommen. Dafür sind die Songs noch zu frisch und nicht jeder Anwesende wird in der kurzen Zeit zwischen Album-Release und Live-Show die Möglichkeit gehabt haben in „Pelagial“ hineinzuhören. Die Band machte ihre Sache jedoch durchaus gut und wird mit ihrem Auftritt manch einem Zuhörer den Kauf der neuen Scheibe(n) schmackhaft gemacht haben. Das gegenteilige Bild bot sich einem während der Zugabe, bei der THE OCEAN mit „Firmament“ noch einmal auf die Bühne kamen und sofort Bewegung durchs Publikum einsetzte. Hätten die Musiker einige dieser älteren Stücke auch zwischenrein gepackt, wäre die Performance sicher interessanter gewesen.
Nach einiger kurzen Umbaupause, die die meisten Besucher nutzten, um aus der stickigen Luft des Konzertsaals zu entfliehen, standen mit CULT OF LUNA der Hauptact des Abends auf der Bühne. Das Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Werk „Vertikal“ liegend, zogen die Schweden, die Hörerschar sofort in ihren Bann. Angefangen mit dem atmosphärischen „I: The Weapon“ über das apokalyptische „Finland“ bis hin zum würdigen Abschluss „In Awe Of“ wussten CULT OF LUNA zu überzeugen. Die sieben Musikern auf der Bühne agierten in schlafwandlerischer Perfektion und wo andere Bands schon mit einem Schlagzeug scheitern, meistern die Schweden auch die Situation mit gleich zweien. Herzstück der Show war wie auch auf „Vertikal“ das fast zwanzigminütige, „Vicarious Redemption“, in dem CULT OF LUNA all ihre Stärken ausspielen, mit auf eine Reise durch eine ein industrialisierte, maschinell kalte Welt nehmen und selbst vor Dubstep-Einflüssen nicht Halt machen. Zwar war die Luft am Ende, durch inflationären Raucheinsatz, unheimlich dick und die Luftfeuchtigkeit hoch, der Band war davon jedoch nichts anzumerken und dem Publikum schien es, gemessen an der Reaktionen, gefallen zu haben. Nach diesen gut 90 Minuten dürfte jeder Fan zufrieden nach Hause gegangen sein.
Alles in allem, ein gelungener Abend, auch wenn THE OCEAN vielleicht nicht in der Form mitgerissen haben, wie man es sich hätte vorstellen können. CULT OF LUNA hingegen überzeugten auf ganzer Linie und wussten die Atmosphäre ihres neuen Materials perfekt auf die Bühne zu bringen.