Interview mit 2nd District

15.01.2009
 

 


Hallo Marc, stell Dich und Deine Band doch bitte kurz vor.

Hi, mein Name ist Marc de Burgh und ich spiele bei 2nd District die Gitarre und singe. Neben mir spielen in der Band der Flo am Bass und natürlich Daniel Klein an der Gitarre. Neu mit dabei ist jetzt auch sein Bruder Keith Klein am Schlagzeug, welcher den scheidenden Tobbe ersetzen wird – Tobbe kann seinen Job bei unserem Label People Like You Records und den Job als Drummer von 2nd District zeitlich einfach nicht mehr verbinden – das ist schade, aber ich denke Keith Klein wird ihn würdevoll vertreten, außerdem ist Tobbe durch seine Arbeit bei PLY ja immer noch eng mit der Band verbunden…wir freuen uns!

Mit “Poverty Makes Angry“ kommt dieser Tage der Nachfolger zu “Emotional Suicide“ heraus. Glaubst Du, dass ihr Euch mit diesem Album endgültig als 2ND DISTRICT etablieren werdet und die Quervergleiche zu DITSRICT ein Ende haben werden?

Ja, ich glaube das zumindest ein Stück weit, so ganz wird das wahrscheinlich nie passieren – das neue Album ist auf jeden Fall musikalisch eine Etablierung...sicherlich durch meine Stimme und auch teilweise durch das Songwriting wird es immer einen Bezug zu District geben – das ist ja auch gut so – ich habe District ja schließlich mitgegründet und wir spielen ja auch live auch noch ganz alte District-Nummern. Das macht immer wieder Spaß einen älteren Song auszugraben und ins Set zu integrieren. Aber wir haben jetzt mit 2nd District zwei volle Alben und eine Single auf dem Markt, sodass wir genug neue eigene Songs haben, außerdem spielen wir ja auch gerne Coverversionen...das hat für mich auch nichts mit mangelndem Ideenreichtum zu tun...wir haben gerade wieder ne alte Stones –Nummer ins Set aufgenommen - “Starfucker“ vom 1973er “Goats Head Soup“ Album – der Song war damals ein ziemlicher Skandal und musste in Star Star umbenannt werden...eine ideale Nummer, um sie als Punkrockband zu covern – wie ich finde ha ha…wir hatten den Song auch schon aufgenommen auf unserer 7“ “Young & Disorderly“ auf Drunk n Roll Rec.

Obwohl “Emotional Suicide“ recht positiv von der Gemeinde aufgenommen wurde gab es doch auch die ein oder andere kritische Stimme, z.B, vom OX, und ihr wurdet stets an der “Don’t Mess With The Hard Punx“ von DISTRICT gemessen. Glaubst Du, dass die Platte im Nachhinein etwas übereilt aufgenommen wurde?

Ja, ich glaube wir haben darüber damals nicht nachgedacht...wir hatten ein paar Songs und wir haben sie aufgenommen…so wie es sein sollte...sicherlich hätte man noch länger warten können, um das Album noch besser zu machen...aber es war wichtig für 2nd District recht bald nach diesem ganzen Theater im Sommer 2005, wo sich ja bekanntlich auch die Revolvers endgültig auflösten, ein neues Produkt zu haben...so als eine Art Identifikation...das ist meine Meinung. Außerdem sind auf der Emotional Suicide auch einige sehr gute Songs drauf, wie z.B. der Titelsong “Emotional Suicide“, “High Society“, “Too Many People“ etc. müssen andere Bands erst einmal aufnehmen solche Nummern und dann reden wir weiter…hi hi...der Vergleich zu “Don t Mess…“, na ja – ich finde das 2nd District schon andere Musik macht – wir sind einfach rock n rolliger, vielleicht auch glamiger und orientieren uns eher an den New York Dolls, den Sex Pistols oder an den alten Stones.
Ja, die OX Rezension hat damals der Tom van Laak gemacht. Ich fand die aber trotzdem recht fair, auch wenn ein etwas kritischer Unterton zu hören war. Ich glaube viele hatten uns einfach nichts mehr zugetraut als unser Hauptsongwriter Pascal nicht mehr in dieser Band war, außerdem ist das mit dem Hauptsongschreiber auch nicht richtig...ich habe nämlich bei District auch immer Songs geschrieben (übrigens auch auf der “Don’t Mess“) und bin durchaus in der Lage dazu. Vielleicht sind sie ein bisschen einfältiger, aber ich bin ja auch mit AC/DC groß geworden...haha…Verzeihung! Pascal Briggs Fans

Meiner Meinung nach gelingt Euch auf “Poverty Makes Angry“ eine ausgewogene Balance zwischen ernsten, persönlichen und spaßigen Themen, schon der Titel ist ja sehr sozialkritisch! Ihr hättet das Album aber auch nach dem Titel “Drinking“ benennen können. War das eine bewusste Auswahl, um zu zeigen, dass es auch Bands gibt, die Punk und Rock’n’Roll kombinieren und trotzdem über mehr zu berichten haben als die letzte Party?

Oh, ich finde es sehr gut, dass du das fragst! Ich habe den Albumtitel zwar nicht bewusst “Poverty Makes Angry“ gewählt, weil er politisch ist, aber ich finde es wichtig klarzustellen, dass auch rock n rollige Punkrockbands etwas zu sagen haben. Ich war immer ein politisch interessierter Mensch, da ich neugierig bin und immer wissen wollte was uns umgibt...warum wir so viele Probleme haben, warum es so viele Missstände gibt auf dieser Welt. Ich finde Kunst, bzw. Musik kann und muss teilweise als Waffe eingesetzt werden...als Mittel um auf bestimmte Dinge hinzuweisen (nicht immer, das ist klar). Es gibt wichtigere Dinge zu berichten (und den Kidz nahe zubringen) als die letzte Party oder wohlproportionierte Girls in schnellen Autos. Das geht mir bei vielen dieser Glam-Hairmetal Bands auf den Sack….aber schlimmer finde ich noch diese ganzen HipHop-Videos von diesen ganzen millionenschweren schwarzen Rap-Stars! Übrigens, ist es Dir schon mal aufgefallen, dass in diesen Videos nur schwarze Schönheiten vorkommen...das ist auch eine scheiß Form von Rassismus...man will unter sich bleiben, oder wie ist das gemeint?

Gerade das Thema Armut ist ja im Ruhrpott, aufgrund des Strukturwandels, kein unbekanntes. Wie beurteilst Du die Entwicklung dort in den letzten Jahren?

Ja, das Ruhrgebiet befindet sich immer noch mittendrin im Strukturwandel. Die verloren gegangenen Industriearbeitsplätze werden nie wieder kommen – das ist Fakt – gerade Städte wie Gelsenkirchen oder Herne, die kaum neue Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor schaffen konnten sind besonders stark betroffen. Wenn man mit dem Auto durch Gelsenkirchen fährt bleiben einem die Probleme nicht verborgen, obwohl sie ja den Hauptbahnhof wieder einigermaßen hingekriegt haben, wegen der WM 2006 – außerdem hat Gelsenkirchen ja noch Schalke 04 – Glück auf!

Wie kam es zu der Idee über die Kombination von Sportsocken und Sandalen zu singen?

Ach, ich hatte mal während der Arbeit so einen Bericht auf BFBS, dem britischen Sender verfolgt und die lachten sich die ganze Zeit über Men in Sporting Socks and Sandals kaputt…fand ich ganz lustig…außerdem kann ich mich auch an Urlaube als Kind in den 80igern erinnern, wo mein Vater diese Kombi auch trug…oh yeaaah!

In Titeln wie “Drinking“ oder “I Love My Life“ schilderst Du ja ein wenig das Leben in einer Punk-Band. Was machst Du abseits der Musik, um Deine Brötchen zu verdienen?

Ich bin in der Künstlersozialkasse und habe versucht meinen Status als semi-professioneller Musiker zu legalisieren…hi hi – nebenbei fahre ich dann noch Taxi, welches wohl mittlerweile mein eigentlicher Beruf ist…ja ja, ich fahre schon ein paar Jahre Taxi, schon als ich noch an der Ruhr Universität Bochum eingeschrieben war. Ich hab mal angefangen Geographie zu studieren, jetzt bin ich Taxifahrer und erfolgloser Musiker…das passt ja!

Um die Frage nach Deiner Stimme kommst Du natürlich nicht herum. Hoher Wiedererkennungswert und auch hohe Tonlage! Kannst Du oder willst Du nicht anders, oder beides?

Na ja, ich habe wohl von natur aus eine hohe, feminine Stimme – das kann man wohl nicht ändern, obwohl ich auch die Töne in tieferen Tonlage treffe, klingt es alles bei mit etwas höher. Damit befinde ich mich aber in illustrer Gesellschaft mit Pete Shelley, Fergal Sharkey oder Brian Molko.

Nach Albumreleases geht’s für gewöhnlich erstmal auf große Fahrt. Auf Eurer Myspace-Seite sieht es diesbezüglich aber recht überschaubar aus. Ist da noch mehr in Planung für 2009?

Ja auf jeden Fall…das ist in Arbeit. Wir werden jetzt wieder von Weirld World Booking gebucht…es ist einiges zu erwarten….the future is unwritten!