Interview mit AFI

17.10.2006
 

 


AFI sind ja derzeit in aller Munde, was nicht zuletzt an ihrem letzten beiden Alben „Sing the Sorrow“ und „Decemberunderground“ liegt. Selbst in Deutschland, einem Land wo AFI lange Zeit eher das Dasein eines Geheimtipps hinnehmen mussten, brechen sie derzeit in ungeahnte Höhen auf und so verwunderte es nicht das die meisten Konzerte recht zügig in größere Hallen verlegt werden mussten.

So auch in Köln geschehen, wo ich im Vorfeld des Konzertes im Palladium die Chance bekam ein paar Worte mit dem Drummer Adam und dem Bassisten Hunter zu wechseln. Die beiden zeigten sich auch entspannt und recht unbeeindruckt von den, schon seit dem Nachmittag, wartenden Kids vor der Halle. Es könnte aber auch durchaus daran liegen, dass AFI mittlerweile ganz andere Größenordnungen aus den USA gewöhnt sind, wogegen die Deutschland-Tour der Band schon fast als Club-Show durchgehen könnte. Drummer Adam zeigt sich jedenfalls sehr begeistert „das die Leute uns jetzt, nach fast 10 Jahren in Deutschland und Europa so richtig wahrnehmen. Zwar haben wir schon öfters vor vielen Menschen in Europa gespielt, aber meistens waren wir der Support-Act für eine größere Band.“ Adam wendet aber auch ein, dass es „nicht so neu für uns ist vor einer großen menge zu spielen, da wir in den USA um einiges bekannter sind, als hier.“ Dennoch bleibt ein „unglaubliches Gefühl wegen der starken Resonanz“ zurück. Aber nicht nur an den Konzerten merkt man die gestiegene Aufmerksamkeit, sondern vor allem auch an den sehr guten Verkaufszahlen der letzten beiden Alben, hier sei darauf verwiesen das es „Decemberunderground“ immerhin auf Platz 1 ein der US-Charts geschafft hat. Dies hängt, laut Adam, natürlich mit der Unterstützung der aktuellen Major-Heimat der Jungs, Universal, zusammen. Denn im Gegensatz zu dem alten Label der Band, Nitro Records, „gibt es jetzt richtige Promotion, die die Leute auf uns aufmerksam macht und vor allem in Europa für einen größeren Bekanntheitsgrad sorgt.“ Doch der Erfolg, den AFI derzeit zweifelsohne haben, hat auch viele Schattenseiten. Eine davon sind so genannte „Ebay-Ladies“, so der Bassist Hunter. Laut Hunter, „sind das Frauen, die sich Autogramme von uns holen und die nachher bei Ebay verkaufen und leider sind die Leute so drauf, dass Sie horrende Summen dafür ausgegeben. Das macht uns echt sauer! Das Beste, was ich persönlich in diesem Rahmen erlebt habe, war das es bei Ebay sogar Fotos von mir gab, wo ich noch längere Haare, sprich total unaktuell und die Kids es trotzdem gekauft haben.“ Der Bassist wird regelrecht „wütend“ auf solche Leute, „die an unserem Erfolg und mit unserer Popularität so dermaßen dreist Geld verdienen wollen! Für solche Menschen habe ich echt nichts über!“

Doch der Erfolg bringt natürlich nicht nur Schattenseiten, was Adam gerne bestätigt, da man sich in der glücklichen Lage sehen kann, doch einiges an künstlerischer Freiheit zu besitzen. Der Erfolg von AFI fällt dabei sicherlich nicht vom Himmel, die Jungs haben in den letzten Jahren kontinuierlich an ihrem Sound gearbeitet und sich immer stärker zu einem Vorreiter eines Genre-Mix erkoren, der viele Nachahmer, nicht nur, in musikalischer Form gefunden hat. Man denke zum Beispiel hier an My Chemical Romance, die von ihrem Goth-Style schon recht stark an AFI erinnern. Hunter sagt aber selbst „dass unsere so genannte Vorreiterrolle sehr übertrieben hochgeschaukelt wird. Ich sehe uns persönlich nicht als eine Band die in irgendeiner Form etwas Spezielles kreiert hat. Wir zeihen unser Ding durch und lassen uns gerne von verschiedenen Stilen beeinflussen.“ Auf den Trend vieler Bands angesprochen sich in einem Goth-Look zu präsentieren und einen auf Düster zu machen, fällt Adam nur ein „das ich es dämlich finde irgendwas zu kategorisieren! Warum sollen wir Goth-Punk sein? Was soll das sein? Wenn die Leute zufriedener sind wenn sie uns so zuordnen – bitte! Aber ich brauch so was nicht und ob das ein Trend ist kann ich so auch nicht beurteilen.“ Auf My Chemical Romance und Aiden angesprochen, erfährt man dass die Band nicht wirklich irgendeinen Bezug zu diesen Bands hat. Adam sagt es sehr konkret, in dem er sogar verneint „jemals was von denen gehört zu haben.“ Auch, augenscheinlich, den Style der Band beeinflussende Bands, wie z.B. die Misfits stoßen bei Hunter auf taube Ohren, „mein alter WG-Bewohner hat den Kram immer gehört und alles was er gut fand, fand ich dann automatisch scheiße, so auch die Misfits.“

Ob man das dem guten Herrn so glauben soll, steht natürlich noch zur Debatte. Man könnte dies natürlich auch als latente Arroganz deuten, die vor allem bei dem Interview die Ganze Zeit zu bemerken war, vor allem von Bassist Hunter, der sich gerne dadurch hervorgetan hat zum größten Teil sehr viel Mist zu reden. Dies ist auch das, was mir persönlich ein wenig sauer aufgestoßen ist bei dem ganzen Interview. Dennoch muss man AFI zugestehen das Sie ein paar Stunden später eine richtig schöne Show dahergezaubert haben, die sehr beeindruckend wirkte und sehr deutlich das aktuell Hohe Level der Band veranschaulichte.

Pix by Bastian Dammers for ALLSCHOOLS