Interview mit A Traitor Like Judas

19.03.2007
 

 

Fangen wir doch mal da an, wo euer alter Sänger Björn aufgehört hat: Wie kam es zu seinem Ausstieg?

Ja, Björn hatte Probleme mit seiner Stimme beziehungsweise mit seiner Lunge und konnte nicht mehr schreien. Das hat er zumindest vom Arzt verordnet bekommen und seit dem ist er raus. So ganz genau, was das nun mit seiner Lunge war, das kann ich dir leider nicht genau sagen. Das weiß ich selber nicht.

Habt ihr denn jetzt noch Kontakt zu ihm?

Nein, gar nicht mehr. Björn ist komplett raus. Man trifft sich auch nicht mehr so privat. Ich hab ihn schon seit so einem halben Jahr nicht mehr gesehen. Das hat sich alles so etwas auseinander gelebt. Er ist halt auch aus der Szene komplett raus und macht da gar nix mehr.

Auch was Beniihana Records angeht?

Auch da ist er völlig raus und macht nichts mehr.

Und wie war es, als er euch mit seinem Ausstieg konfrontiert hat: Was habt ihr da gedacht?

Ja, äh, scheiße! Aber egal: die Band muss weitergehen. Weil wir ja einfach in den circa sechs Jahren Bestehen auch zu viel Energie und Geld da rein gesteckt haben, als dass man nun sagen würde: „Gut, nun ist Björn weg. Jetzt lösen wir uns auf.“ Björn war ja nun mal nicht die Band. Er war zwar der Sänger und Frontmann, aber da gibt es ja auch noch vier andere Leute dabei, die weiter machen wollten und dann haben wir uns halt gesagt, dass wir uns nicht auflösen, sondern einen neuen Sänger suchen.

Und wie ging die Suche von statten?

Wir haben Posts gemacht auf allen möglichen und relevanten Homepages und Seiten gemacht, Myspace-Bulletins, auf allen einschlägigen Metal-Boards und so. Da haben sich dann auch ein paar Leute drauf gemeldet, aber man hat von Anfang an gemerkt, das wird sowieso nix. Da war dann auch einer aus den USA, der dann rüberziehen wollte, aber das war alles total unrealistisch.

Was habt ihr denn von Anfang an für Anforderungen an den neuen Sänger gestellt?

Also, der musste natürlich viel Zeit haben, weil wir ja relativ viel spielen und er musste auch richtig Bock auf die Sache haben. Scheißegal, wenn wir dann mal 10 Stunden nach Österreich fahren für eine Show und dann da 45 Minuten spielen und dann wieder abhauen – solche Sachen müssen halt laufen. Und natürlich eine gute Stimme. Und bei Collin war das mehr oder weniger auch Zufall, dass ich ihn kennen gelernt habe. Ich fand da auch gut, dass er natürlich Englisch als Muttersprache hat und das wird das textliche unserer Musik natürlich noch mal extrem verbessern!

Ja, Tobi von ARCHWAY ist ja auch mal eine Zeit eingesprungen, richtig?

Ja, er war quasi unser Ersatz-Sänger in der Zeit in der wir mit Collin grad angefangen haben. Es ist halt auch alles ein bisschen stressig. Phil unser Drummer, wohnt jetzt in Bayern und kommt nur zu Shows hoch oder höchstens ein Mal im Monat – wenn überhaupt—und wir proben auch nie zusammen. Und das Ganze ist grad ziemlich anstrengend, das alles unter einen Hut zubekommen und zu koordinieren.


Wie macht ihr dass dann mit neuen Songs? Ihr nehmt Gitarren auf und schickt es ihm via Email oder wie?

Ja, wir nehmen mit Q-Base auf, schicken das dann Phil. Der hört sich das an und überlegt, was er darauf machen kann. Wir versuchen dann aber auch, wenn er denn dann mal hier ist, auch so viel wie möglich zu proben. Letzte Woche hatte er eine Woche Urlaub und da waren wir jeden Tag im Proberaum und haben an neuen Sachen gearbeitet.

Und wie schnell konntet ihr euch dann, unter solchen Konditionen, für Collin entscheiden?

Das hat so ungefähr drei Monate gedauert. Wir haben halt einfach gesagt, dass wir es mal probieren. Es war halt ganz witzig. Da wir ja nicht proben können, habe ich mich mit ihm immer mit unserer aktuellen CD in den Proberaum gestellt und er hat dann dazu gesungen und ein bisschen an seiner Stimme gearbeitet. Und wir fanden Collin alle gut und seit dem ist er eben dabei.

War er vorher auch schon in irgendwelchen Bands?

Ja, in lokalen Metal und Death-Metal-Kapellen in Belfast.

Wie war dann die erste Show mit ihm?

Da haben wir nachts um zwei gespielt: sechs Bands vor uns und es war keine Sau mehr da, kein Monitor-Sound und gar nix und Collin hat sich auch kein Stück gehört. Es war alles ziemlich chaotisch aber auch witzig. Es hat irgendwie funktioniert.

Habt ihr schon Feedback bekommen von euern Bekannten oder Fans, was nun Collin angeht?

Ja, manche sagen es ist besser als Björn, andere sagen, dass es ungewöhnlich ist und man sich erstmal dran gewöhnen muss, weil seine Stimme ja schon ganz anders ist als Björns. Er ist auch nicht so ganz Entertainer wie Björn, der ja auch ganz gut war, die Ansagen so zu gestalten, dass er die Leute irgendwie damit motiviert hat, abzugehen. Daran muss Collin natürlich noch arbeiten, weil er ja so gut wie kein Deutsch kann.

Ja, und das irische Englisch ist ja dann auch nicht so einfach zu verstehen!

Ja, haha, das stimmt. Aber das kriegt er schon noch hin.

Aber Collin ist nicht wegen TRAITOR nach Deutschland gekommen, oder?

Nein, nein. Er hat hier eine Freundin du auch einen Job in einem Irish Pub – passenderweise!

Hat sich das Songwriting geändert, seit Collin dabei ist?

Mit ihm haben wir noch nicht wirklich was gemacht, was neue Songs angeht. Das wird sich also noch zeigen. Er hat schon massig Texte geschrieben und das werden wir dann so Ende des Monats, wenn Phil wieder für eine Woche hier ist, dann mal zusammen auf die neuen Sachen legen.

Und welche Richtung wird das neue Album einschlagen?

Ich denke es wird härter werden – mehr Thrash! Nicht mehr so ganz diese typischen Metalcore-Melodie-Geschichten. Insgesamt wird es mehr Metal werden. Das ist halt auch einfach so passiert, das unsere Geschmäcker mehr so in diese Richtung gehen, das ist jetzt nichts, was wir uns mal so vorgenommen hatten. Mir persönlich geht es grad auch ziemlich auf die Nerven mit diesem ganzen Melodic Metalcore-Band-Ding – man ist dann als Band dieser Richtung irgendwie verrufen und so. Und Hardcore ist ja dagegen und soll die Leute provozieren und nicht ne Art Disco-Erscheinung werden. Und deshalb soll unser Album auch provokant hart werden

Was habt ihr denn schon an neuem Material für eine neue Scheibe?

Wir haben so fünfeinhalb Songgerüste, sag ich mal.


Wann ist denn ein Studiotermin eingeplant?

Ja, in der ersten Septemberwoche wollten wir eigentlich schon mal mit dem Schlagzeug anfangen und dann im Laufe des Septembers den Rest machen.

Also, dann kommt noch dieses Jahr eine neue Platte von euch bei Goodlife raus?

Grob angepeilt ist, dass die Platte so Mitte/Ende Oktober rauskommen soll, genau.

Habt ihr euch schon einen Titel oder so überlegt?

Nee, noch nicht wirklich. Das hängt dann natürlich auch von Collin ab und seinen Texten. Ich möchte auf jeden Fall, dass die Platte textlich ein Gesamtkunstwerk sein soll. Alles soll irgendwie zueinander passen und es soll dann unter eben auch unter einem großen Hauptthema als Titel laufen.

Da gibt es immer das große Wort „Konzeptalbum“. Meinst du so etwas?

Ja, so in der Art soll das sein. Zumindest textlich.

Und in der Zeit bis zum Studio? Da spielt ihr doch bestimmt noch 1-300 Shows, oder?

Ja, richtig. Wir spielen jetzt noch ziemlich viele Shows hier in Deutschland und Belgien. Im Mai gehen wir dann auf Tour mit THE ARCHITECT. Eine Woche in England und danach noch eine Woche in ganz Europa. Dann haben wir für August auch noch eine Tour bevor es ins Studio geht und dann natürlich noch Promotouren, wenn das Album dann draußen ist. Also: da steht Einiges an.

Vielen Dank für das Interview!