Interview mit BDHW Rec.

08.03.2015
 

 

Hallo Toni, bitte stell Dich doch einmal kurz unseren Lesern vor!
(Wer bist Du? Wo kommst Du her? Welchen musikalischen Background hast Du?)
Hallo Allschools.
Ich bin Toni, komme gebürtig aus Crimmitschau (Osten), bin dann in den Westen Richtung Münster geflüchtet und wohne jetzt seit knapp 2 Jahren in der wunderschönen Stadt Leipzig. Ich betreibe seit nun 10 Jahren BDHW Clo. & Rec., schlicht und einfach ein Hardcore Label.
Mein musikalischer Background ist sehr breit gefächert. Ich höre in alles rein, und das, was hängen bleibt, höre ich weiter. Egal ob Hip Hop, RnB oder Gitarrenmusik. Ich war Mitglied bei Screamin Silence & Panzerhölle.

Bitte erzähle uns doch etwas zu der Geschichte von BDHW Rec.! Wie und wann ist das Ganze entstanden? Wann - und vielleicht auch warum- kam dir die Idee zum eigenen Label? (Hat Dir in der damaligen Szene etwas gefehlt?)

Also das Ganze fing damals als Klamottenlabel an. Schnell hat es sich aber mehr und mehr zu einem Plattenlabel entwickelt. Ich habe damals mit meiner eigenen Band schon immer ein Distro auf Shows mit gehabt, um die CD's befreundeter Bands in den Umlauf zu bringen. Damals lief es alles ja noch nicht so extrem über dieses ganze „Social Media Dingen“. Nachdem sich meine damalige Band aufgelöst hatte, habe ich für mich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, mit Bands zu arbeiten, mit ihnen zusammen das Artwork auf zu bauen oder einfach etwas Neues entstehen zu lassen. Ich war und bin einfach ultra begeistert von Entstehungsprozessen. Ich hatte nie wirklich die Idee, ein eigenes Label zu machen, es kam einfach alles von alleine. Ich finde, so war es auch genau richtig. Nach und nach wachsen und nicht versuchen, zwanghaft groß zu sein. Ich selbst habe auch immer noch das gleiche Feeling, neue Bands finden, damit arbeiten und einfach das machen, worauf man musikalisch Bock hat.

Kannst Du Dich noch an Dein erstes Release erinnern?
Na klaro! DOS DIAS DE SANGRE mit ihrem Oberknalleralbum ''Dia De Los Muertos''. War echt eine Bombenplatte. Ich bin der Meinung, dass sie damals qualitativ einigen Bands einen Schritt voraus waren. War definitiv eine gute musikalische Mixtur, und ich hab den Gesang sehr gefeiert, weil er einfach irgendwie anders war. Leider haben sich die Jungs vor kurzer Zeit aufgelöst. Es lohnt sich aber definitiv, in die Platte rein zu hören!

BDHW Rec. steht ja für BEATDOWN HARDWEAR RECORDS. Ein Name, der damals sprichwörtlich „Programm“ war. Die musikalische Ausrichtung schlug damals zu Beginn ja schon recht stark in die Kerbe des Beatdown Hardcore. Im Laufe der Zeit sind diese Grenzen jedoch verschwommen und die Bands auf BDHW Rec. anno 2015 stilistisch breit gefächert. Wie kam es genau zu dieser Entwicklung?

Keine Ahnung. Ich hab mich damit ehrlich gesagt nie so richtig beschäftigt. Für mich gibt es diese ganzen Genres gar nicht. Für mich gibt es Punk, Hardcore und Metal. Mehr gibt es für mich nicht. Bin da immer offen für alles gewesen. Ich wollte auch nie mit BDHW nur einen Musikalischen Stil releasen, sondern das Label breit aufstellen. Genauso wie ich es auch selber höre. Hauptsache, es hat mir gefallen und es war eine Nummer härter. „Beatdown“ war für mich nie eine musikalische Ausrichtung, sondern mehr das Feeling, wenn man vor der Bühne steht und man einfach nur ausrasten will, weil einen die Musik so packt.

Was brauch eine Band, um Teil der BDHW Rec. Familie zu werden? Welche Anforderungen hast Du an eine BDHW Band?
Anforderungen!? Also sie müssen mir musikalisch gefallen, das ist der wichtigste Punkt. Ich muss hinter der Band stehen. Was natürlich auch wichtig ist, dass die Bands live gut unterwegs sind und dass das Ganze nicht so aufgesetzt wirkt. Sie müssen heiß sein und Bock haben, sich den Arsch auf zu reißen. Man muss einfach sehen, dass die Band Spaß hat an dem, was sie macht.


Dein Label hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre schon einen festen Namen in der internationalen Hardcore Szene erarbeitet. Wenn Du diese Zeit einmal als Labelchef Revue passieren lässt, wie hat sich deiner Meinung nach diese Szene entwickelt und verändert. Und was hat sich für Dich und Dein Label verändert?

Puh, hat sich die Szene verändert? Also, ich denke nicht, dass sich so viel verändert hat. Es ist definitiv gut, dass Kids nachkommen und definitiv wieder mehr Wachstum da ist.
Ich bin der Meinung, dass BDHW genau zu dem Zeitpunkt angefangen hat, als viele größere Labels aufgehört haben. Als die ganze Downloadzeit startete und CD´s einfach nicht mehr soviel über den Tisch gingen. Zum Glück hat sich das Ganze wieder etwas gebessert und die Kids haben wieder Bock, eine CD oder LP in den Händen zu halten und die Lyrics zu lesen.
Aber natürlich wird heutzutage trotzdem Musik weniger intensiv konsumiert. Die neueste Platte von Band „xy“ ist nur noch 1-2 Monate aktuell und dann müsste am besten schon wieder ein neues Album kommen.

Einmal auf zehn Jahre zurück geblickt. Was war das Größte und was das Schlimmste, dass Du mit BDHW Rec. erleben durftest, aber auch musstest?
Das Größte (aktuell) war eindeutig das erste Gespräch mit den RYKERS Jungs, als sie mich fragten, ob ich Interesse hätte, ihre neue Platte (Hard To The Core) raus zu bringen. Das war definitiv ein Höhepunkt. Sowas hätte ich mir als 13 Jähriger Skateboarder, der auf seinem Walkman RYKERS laufen hatte, niemals erträumt, mal mit diesen Jungs zusammen zu arbeiten. Und, dass NASTY sich in der Szene einen festen Namen gemacht haben und dieses Jahr mit ihrem neuen Album „Shokka“ wieder eine ultrageile Scheibe abgeliefert haben.

Schlimme Sachen gab es eigentlich nie. Einfach nur viel bescheuertes und eher lustiges Zeug. Dinge, die mal hier und da auf Touren passiert sind, aber das gehört ja IMMER dazu.

Du hast ja quasi die Hochzeiten der Compact Disc erlebt, den Aufstieg der mp3´s, den bitteren Beigeschmack der illegalen Downloads, den Verfall des Vinyls, den Wieder-Aufstieg des Vinyls usw...!
Was glaubst Du, wie sich das Ganze in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird? Glaubst Du, dass Bands auch in der Zukunft nur noch von den Merchverkäufen und Touren überleben können?


Also wenn wir von Hardcore reden, denke ich, dass es nicht mehr diesen super, mega Riesenhype um Bands geben wird, so dass diese easy davon leben können. Es muss getourt werden, wenn es für eine Band voran gehen soll und natürlich sind da auch Merchverkäufe sehr wichtig.

Was die CD angeht, vermute ich das sie in den nächsten Jahren fast verschwinden wird. Vinyl wird die CD aus den Regalen verdrängen. Ich denke das Plattenläden in spätestens 5 Jahren 80% Vinyl und 20% CD verkaufen werden.

Der digitale Markt wird weiterhin bestehen und zum Standard werden. Ich sehe digital aber eher als Zwischendurchdingen, wenn man eben spontan was hören will und es sich nicht schnell woanders kaufen kann. Ein Musikliebhaber will etwas Physisches in der Hand halten. Wenn ich von mir selbst ausgehe, ist es oft so, dass ich ein Album bei iTunes spontan kaufe, weil ich genau jetzt darauf Bock habe. Sobald ich aber die Chance habe, kaufe ich es mir als LP oder CD.
Letztendlich gehören zum Hardcore die Texte. Viele Bands haben was zu sagen und das muss man lesen können, also muss das Booklet her!

Wo siehst Du BDHW Rec. in den nächsten zehn Jahren? Was willst Du noch mit deinem Label erreichen? Gibt es vielleicht auch eine Band, die Du gerne auf BDHW Rec. haben möchtest?
Also eigentlich wollte ich damit noch nie etwas erreichen. Ich wollte Spaß haben und mit Bands arbeiten. Ich will Bands wachsen sehen und das wirklich gerne über Jahre. Es gibt eine Band auf die ich Lust hätte und zwar DEFORMITY aus Belgien, die höre ich seit Jahren rauf und runter. Würden die Jungs wieder anfangen zu spielen, wäre ich definitiv dran. Ansonsten bin ich eigentlich voll und ganz zufrieden. Mal schauen was die Zukunft bringt!

Am 7. März feierst Du mit einem großen Festival in Münster den zehnten Geburtstag von BDHW Rec. Was dürfen die Besucher da erwarten?
Also, es wird kein Feuerwerk geben, das kann ich schon mal verraten :)
Aber eine ordentliche Show, sauviele gute Bands und einfach nur jede Menge gute Laune und so wie es aussieht ein volles Haus !

Die letzten Worte gehören Dir!
Als erstes Danke, dass ihr BDHW hier unterstützt!
DANKE an die Bands aus meinem Rooster, die hinter mir und BDHW stehen und mir und meiner Arbeit vertrauen. Natürlich danke ich allen, die mir über die Jahre geholfen haben. Sei es auf Festivals, Shows, im Lager und wenn ich sonst Hilfe brauchte. Die mir einfach zur Seite standen. Sowas gibt es nur im Hardcore! Auf die nächsten 10 Jahre !!!

Vielen Dank für das Interview!