Interview mit Callejon

05.07.2012
 

 



Euer neues Album „Blitzkreuz“ wird in Kürze das Licht der Welt erblicken. Ich frage Euch jetzt nicht, wie zufrieden ihr mit dem Ergebnis seid, da Fragen dieser Art eigentlich zu 99,99 % die gleiche Antwort erhalten. Vielmehr würde mich die Meinung Eures Umfeldes interessieren. Sind Euch da schon „krasse“ Kommentare zu Ohren gekommen?

Das Gros des Feedbacks – sowohl bei der Presse als auch bei den Fans – ist extrem positiv. Natürlich gibt es auch kritische Kommentare, aber die haben wir nicht als sehr „krass“ empfunden. Wenn man ein neues Album rausbringt, gibt es immer ein paar Leute, denen die alten Songs besser gefallen. Und denen, die sowieso gar nicht mit uns klarkommen, schenken wir auch nicht allzu viel Beachtung.


Ich glaube, wer Euch und Eure Artworks kennt, wird wohl die Verbindung schon zum bereits lange existierenden Symbol verstanden haben. Könnt ihr da einige Assoziationen zum Begriff „Blitzkrieg“ nachvollziehen?
Oder lag da tatsächlich eine kalkulierte Doppeldeutigkeit Eurerseits vor?


Nein, solche Vermutungen sind (natürlich) total abwegig. Da gab es auch keine „kalkulierte Doppeldeutigkeit“. Das Symbol ist ganz einfach unser Logo, es heißt „Blitzkreuz“, und unser Album heißt auch so.


Ihr seid ja von Nuclear Blast zum großen Major Sony gewechselt. Wie kam das zu Stande? Ich meine, ihr ward ja in der Vergangenheit eine der wenigen Bands, die sich auch öffentlich über Labelverträge und deren Bedingungen geäußert haben. Und das nicht gerade positiv. Wie sieht es da konkret bei Sony aus? Nur, um mal einen Einblick über Arbeitsweisen eines „Riesen“ zu erfahren.

Mit Nuclear Blast war es nicht immer einfach, aber es ist auch nicht so, als hätten wir uns bekriegt. Es hat sich einfach herausgestellt, dass wir und NB unterschiedliche Vorstellungen über unsere Zusammenarbeit hatten, und dass ein 'moderneres' Thema wie CALLEJON für ein Label, das eher mit traditionelleren Metalbands arbeitet, nicht ganz einfach ist. Nach „Videodrom“ war unser Vertrag bei NB eigentlich noch nicht erfüllt, aber wir haben uns in beiderseitigem Einverständnis getrennt, wie es so schön heißt. Nuclear Blast hätten sich auch anders verhalten können, insofern haben wir keinen Grund, angepisst oder sonst was zu sein.
Bei Sony, bzw. bei Four Music, die zu Sony gehören, haben wir unser eigenes Sublabel, was bedeutet, dass wir Entscheidungsträger über Musik, Artwork, Video, etc sind. Das ist für uns natürlich sehr komfortabel, denn wir haben alle Freiheiten, die uns als Künstler wichtig sind. Andererseits haben wir einen sehr starken und professionell arbeitenden Partner. Die Zusammenarbeit läuft bis jetzt bombig, aber wir machen uns natürlich keine Illusionen darüber, dass das halt einfach eine Geschäftsbeziehung ist. Das ist eine der Sachen, die wir aus der Vergangenheit gelernt haben.


Eine weitere einschlägige Veränderung brachte ja auch der Wechsel an der 2. Gitarre mit sich. Euer neuer Mann am Sechs-Saiter Christoph ist in der Szene ja schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr und war in der Vergangenheit schon in einigen Bands sogar recht erfolgreich. Womit habt ihr ihn ins Boot gelockt und warum entschied man sich zur Trennung von Eurem alten Gitarristen Thomas?

Unser alter Gitarrist Buschy war aus mehreren Gründen nicht mehr in der Lage, bei uns zu spielen. Das Hauptproblem war medizinischer Natur, ein sogenanntes Karpaltunnelsyndrom. D.h. eine Verengung des Sehnenkanals an der Handwurzel, die es ihm sehr schwer gemacht hat, überhaupt Gitarre zu spielen. Außerdem wurden seine beruflichen Verpflichtungen immer mehr, und auch mit der Familienplanung wurde es langsam ernst.
Kotsche (Christoph) kannten wir von einigen Shows, die wir mit BLITZZ, einer seiner Bands zusammen gespielt hatten. Er hat uns dann letztes Jahr auf der Tour und den Festivals ausgeholfen, und eigentlich war sehr schnell klar, dass er perfekt in die Band passt. Er hatte Bock, wir hatten Bock, also war er an Bord.


Ich muss sagen, dass mir bereits auf „Videodrom“ ein Quantensprung in Sachen Songwriting aufgefallen ist. Alles klang sehr ausgereift, durchdacht, setzte aber dennoch Eure Stärken bestens in den Vordergrund. Eine Weiterentwicklung, die ihr auch auf „Blitzkreuz“ konsequent weitergeführt habt.
Sicherlich basiert diese Steigerung auf der langjährigen Erfahrung, die ihr sammeln konntet. Aber in wie weit lässt sich eine Band wie CALLEJON von einem Produzenten beim Songschreiben unter die Arme greifen?


Tatsächlich haben wir diesmal ein sehr konzentriertes Songwriting betrieben, und das auch nicht mit der kompletten Band im Proberaum, sondern größtenteils haben Basti und ich die Songs im Büro geschrieben und vorproduziert. Mit diesen Demos sind wir dann in den Proberaum gegangen, haben die Sachen zusammen gespielt und einige Dinge noch ausgebessert. Unser Produzent Markus war dann in der Schlussphase dieser Proben mit dabei und wir haben gemeinsam noch an der Feinjustierung gearbeitet, was für uns eine echte Bereicherung war. Wir haben mit ihm auf jeden Fall einen Glückstreffer gelandet, weil von Anfang an ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zwischen uns herrschte, was die Arbeitsatmosphäre natürlich sehr positiv beeinflusst hat. Markus ist das Gegenteil von Allem, was wir an Produzenten scheiße finden.

Auf „Blitzkreuz“ offenbart ihr ja auch durchaus recht „poppige“ Facetten wie beispielsweise im Song „Meine Liebe“. Wie sieht es da im Proberaum aus, wenn Ihr Euch neue Parts vorspielt. In wie weit greift da die Toleranzgrenze und Kompromissbereitschaft?

Die Songs auf Blitzkreuz – sowohl die härteren, als auch die weniger harten – sind das Ergebnis unserer Entwicklung als Band und als Musiker. Keiner von uns hatte zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl, einen Kompromiss eingehen zu müssen.

Meiner Meinung nach könnte Euer neues Album aufgrund seiner „Qualität“ DAS Album für Euch werden. Der Durchbruch. Wie seht ihr das? Spekuliert ihr schon auf die Welteroberung ;)? Ich meine, mit dem Album und einem derartigen Label im Rücken wäre das Szenario durchaus denkbar.

Welteroberung ist vielleicht doch etwas zu viel gewollt. Obwohl wir auch da natürlich auch nicht nein sagen würden. Aber, dass wir mit diesem Album Top Ten gehen, hätte bei uns keiner gedacht. Das ist schon verdammt überwältigend.


Ich geh mal stark davon aus, dass Eure Zukunft wieder einmal ausgiebige Touren für Euch vorsieht. Habt ihr diesbezüglich schon konkrete Pläne, Angebote? Gibt es da noch unerfüllte Tour/ Package-Wünsche.

Wir waren ja gerade mit WassBass auf 'ner kleinen Releasetour, und im Herbst nehmen wir die Boys nochmal mit, zusammen mit den Allschools-Lieblingen ESKIMO CALLBOY. Package-Wünsche für die Zukunft gibt es noch nicht so richtig, wir sind mit jeder Band, mit der wir bis jetzt auf Tour waren, immer prima klargekommen.


So, das war es.
Ich wünsche Euch mit „Blitzkreuz“ viel Erfolg und eine ereignisreiche Zukunft!
Die letzten Worte gehören wie immer Euch!


Danke für das Interview, wer Bock hat kommt im Herbst auf eine unserer Shows.