Stellt Euch bitte erst einmal kurz vor.
Ja hi, ich bin der Bernhard und spiele Gitarre bei Callejon. Uns gibt es jetzt so etwa viereinhalb Jahre, in irgendeiner Info steht noch was von drei Jahren, die ist also etwas, ähem, überholt. Wir haben damals angefangen, weil wir unglaublich Bock darauf hatten, Musik zu machen, obwohl wir eigentlich gar keinen Plan hatten, vorher noch nie in einer Band gespielt hatten und eigentlich erstmal lernen mussten, unser Instrument zu bedienen, haha... Mit der Zeit wurden wir dann besser und haben 2003 unser erstes Demo aufgenommen, und ein Jahr später die "Chronos" EP. Die war eigentlich auch noch als Eigenveröffentlichung geplant, aber durch Zufall wurden My Favourite Toy Records darauf aufmerksam, haben uns gefragt ob wir die Scheibe bei ihnen veröffentlichen wollen, und da haben wir dann natürlich zugeschlagen. Es folgte eine kleine Deutschland-Tour mit The Smackdown und ein Haufen Einzelgigs, und wir haben an neuem Material gearbeitet. Schließlich haben wir dann im März unser erstes Album aufgenommen, das jetzt gerade frisch veröffentlicht wurde.
Wie habt Ihr Euch kennen gelernt und wer hat Euren Sound maßgeblich geprägt?
Wir kannten uns alle aus der Schule und waren so ziemlich die einzigen Leute, die wir kannten, die Instrumente besaßen und Bock auf 'ne Band hatten. Wir sind dann aber sehr eng zusammengewachsen, und bis auf unseren damaligen Bassisten Sebbo spielen wir bis heute im originalen Line-Up. So pauschal kann ich jetzt gar keine Bands benennen, die uns speziell beeinflusst haben. Ich habe damals noch sehr viel Death- und Blackmetal gehört, der Basti halt größtenteils Hardcore, und bei den anderen war das ähnlich unterschiedlich. Mittlerweile hört eigentlich jeder von uns die unterschiedlichsten Arten von Musik, aber die Sachen, die aus dem Metal- und Hardcore-Bereich kommen, machen dann doch den größten Teil aus.
Ihr belegt Euren Sound ja selber mit dem Label Screamometal, wollt Ihr damit der überfüllten Metalcoreschublade entgehen?
Also ich persönlich habe kein Riesenproblem damit, wenn jemand über uns sagt, wir machen Metalcore, aber ich finde, dass die Bezeichnung Screamometal doch besser beschreibt, wonach unsere Musik klingt. Letztendlich erwartet jeder von einer Band, dass sie sich mit irgendeiner musikalischen Etikette behängt, das ist für mich auch okay, aber man sollte nicht vergessen, dass es eigentlich um die Musik geht und nicht um die Schubladenkategorie.
Wo seht Ihr Eure musikalischen Veränderungen seit der "Chronos" EP?
Erstens haben wir eine sehr viel bessere Produktion auf dem Album. Ich denke außerdem, dass wir unsere technischen und songwriterischen Fähigkeiten sehr stark weiterentwickelt haben. Das neue Material ist sicherlich metallischer und schneller, auch etwas geradliniger als auf der EP, und wir haben, mal abgesehen von "Snake Mountain" auf dem Album ausschließlich deutsche Texte.
Wieso habt Ihr Euch eigentlich für deutschsprachige Lyrics entschieden?
Wir hatten anfangs mal englische Lyrics, aber irgendwie waren wir damit nie so hundertprozentig glücklich. Der Basti, der bei uns für die Texte zuständig ist, hat dann mal was auf deutsch versucht und wir waren davon alle ziemlich begeistert. Man kann sich halt in der Muttersprache viel besser ausdrücken, als das möglich ist, wenn man die Texte mit dem englischen Taschenwörterbuch verfassen muss. Das schafft dann auch bei uns anderen eine tiefere Verbundenheit zu den Songs bzw. dem Geschrei, als wenn alles auf englisch wäre.
Wer von Euch ist denn MASTERS OF THE UNIVERSE Fan?
Oh Mann, wir sind alle tierische Masters Of The Universe Fans! Wir haben irgendwann mal über die Helden unserer Kindheit gesprochen und gemerkt, dass wir auf den ganzen Heman-Kram alle ziemlich abgefahren sind. Und weil wir die ganze Thematik immer noch ultra-cool und witzig finden, haben wir uns entschlossen, diesen Song über Heman, Skeletor und Masters Of The Universe zu machen. Quasi als Party-Song neben dem ganzen tief ernsten, melancholischen Zeug. Ich bin der Auffassung, man sollte sowieso nicht immer alles so bierernst nehmen, wie es manche Leute gerade auch in der Metal- oder Hardcoreszene tun.
Wie ist das bisherige Feedback zu "Willkommen im Beerdigungscafe" ausgefallen?
Zum größten Teil sehr positiv. Anscheinend stößt es zwar manchen Leuten bitter auf, dass wir einen nicht ganz so konventionellen Sound und deutsche, für manche etwas ungewöhnliche Texte haben, aber das ist ganz normal, denke ich. Man kann es halt nicht allen recht machen und das wollten wir auch mit unserer Musik noch nie. Aber insgesamt haben wir auf jeden Fall sehr gute Resonanz bekommen.
Wie kam es eigentlich zu der Titelwahl?
Darauf kam der Basti während seiner Zeit als Zivi im Altenheim. Da war es Brauch, dass sich die Bewohner nach dem Tod und der Beerdigung eines Mitbewohners zu Kaffee und Kuchen treffen und so den Verstorbenen betrauern. Das ganze hieß dann halt Beerdigungscafé. Wir fanden das einerseits ziemlich makaber, andererseits in seiner Nüchternheit und Pragmatik auch so treffend, dass wir uns entschlossen, das Album danach zu benennen.
Was verarbeitet ihr lyrisch in Euren Songs? Woher nehmt Ihr Eure Inspiration?
Also die Texte schreibt ja der Basti, aber ich versuche mal so gut es geht selbst darauf zu antworten. Die Texte reflektieren das, was um uns herum passiert. Meist behandeln sie emotionale Erfahrungen oder Gedankengänge, sie sind also als solche sehr persönlich, so dass sie manchen Leuten auch vielleicht etwas bruchstückhaft erscheinen. Im Prinzip sind es aufgeschriebene Momentaufnahmen von Gedanken und Gefühlen, wie ein Foto, auf dem man nicht genau erkennen kann, was es abbildet, und das einen trotzdem irgendwie berührt.
Eure Labelmates WILLSCHREY haben in einem Interview geäußert, dass sie ganz gerne ne Split mit Euch machen würden. Ihr wurdet sogar als Lieblingspartner genannt. Gibt es schon Pläne?
Ja, das wurde von uns auch schon mal angedacht, allerdings gibt es im Augenblick keine konkreten Pläne. Wir haben uns gerade aus perönlichen Gründen von unserem Basser Frank getrennt, was für alle ein sehr schmerzlicher aber notwendiger Schritt war, und mussten deshalb auch die für August/September geplante Tour absagen. (Näheres hierzu auf unserer Homepage www.callejon.de ) Wenn wir dann wieder einsatzfähig sind, werden wir erst mal ganz viel live spielen, um das Album zu promoten. Das bedeutet, dass wir demnächst erst mal keine Zeit haben werden, an neuen Songs zu arbeiten. Wenn es dann so weit ist, werden wir uns darüber Gedanken machen, in welche Richtung es uns zieht.
Erzählt mal was von der Szene in Düsseldorf oder orientiert sich alles in Richtung der Medienstadt Köln?
Mit der Szene in Düsseldorf hatten wir eigentlich noch nie sonderlich viel zu tun. Liegt vielleicht daran, dass es hier keine wirkliche Szene gibt, es existieren ein paar gute Bands, aber Hardcore-mäßig passiert hier nicht viel. Mittlerweile wohnen drei von uns in Köln, aber das hat eher uni-technische als szene-mäßige Gründe. Wir sind zwar schon mit einigen Bands ganz gut befreundet, aber das ist nicht von einer bestimmten Stadt oder Szene abhängig. Aber wenigstens gibt es hier in Köln mehr Konzerte, in Düsseldorf ist da echt größtenteils tote Hose.
Was macht Ihr alle neben der Musik?
Wir stecken alle noch im Studium bzw. fangen gerade damit an, was den Vorteil hat, dass wir relativ viel Zeit für die Band haben, allerdings auch den Nachteil, dass eigentlich keiner von uns annähernd das Geld beisammen hat, das er bräuchte, haha... naja, ganz so wild ist es noch nicht.
Wie wird es für CALLEJON weitergehen?
Wie gesagt, wir werden, sobald uns das möglich ist, so viel live spielen, wie es geht. Wir planen gerade schon eine Tour im Winter, aber da ist noch nichts spruchreif. Ansonsten werden wir wieder anfangen, an neuen Songs zu arbeiten und unsere Fans damit zu beglücken...
Ok, vielen Dank für Eure Zeit, das letzte Wort gehört Euch.
Ja, vielen dank für das Interview, riskiert mal ein Ohr und hört in unser Album rein, und für aktuelle Neuigkeiten etc. schaut mal auf unserer Homepage www.callejon.de vorbei!
Torben