Interview mit Der Weg Einer Freiheit

24.07.2012
 

 



Hallo Nikita.
Ihr habt mit Eurem neuen Album ein wirkliches Jahreshighlight abgeliefert. Ward ihr Euch des möglichen Ausmaßes schon beim Schreiben bewusst?


Danke erstmal, auch für das Review! Nein, beim Schreiben habe ich eher ganz andere Gedanken. So ein Album baut sich erst nach und nach zusammen und uns ist eigentlich erst gegen Ende des Songwritings klar geworden, welche Ausrichtung die Platte haben wird. Danach macht man sich zusammen mit dem Label Gedanken, wie und wann man mit dem neuen Material an die Öffentlichkeit geht und alles weitere nimmt seinen Lauf.

Ganz plump gefragt, warum habt ihr Euch für den Titel „Unstille“ entschieden? Ein Wort, welches eigentlich nicht existiert.

Ob es das Wort wirklich gibt oder nicht, ist uns eigentlich nicht wichtig. Viel eher zählt das, was man mit dem Wort assoziieren kann und ich denke es lässt dabei viel Interpretationsspielraum. Für uns beschreibt „Unstille“ hauptsächlich den Wandel, die Veränderung – nicht nur was die heutige Welt angeht, sondern vor allem im Bezug auf den Menschen, der in ihr lebt. Das zentrale Thema des Albums, wie auch bei einigen unserer älteren Songs, ist der Mensch an sich. Das Älterwerden, Entwicklungen, menschliche Beziehungen, Vergangenheit, Zukunft usw.

Was war für euch im Vorfeld wichtig, dass auf „Unstille“ anders sein soll, als noch auf den Vorgängern?

Wir wollten dem Album mehr Dynamik verleihen, sprich die Extremen zwischen laut und leise, aggressiv und ruhig weiter ausloten und allgemein Kontraste schaffen. Es war uns schon immer wichtig, tiefgründige Musik zu schreiben und ich denke das erreicht man nicht, wenn ein Album über seine ganze Länge gleich klingt und keine Spannungsbögen aufweist, die den Hörer aufhorchen lassen. Trotzdem ist uns nach wie vor eine gewisse Grundmonotonie (z.B. durch die vielen Blast-Passagen und langgezogen Strukturen) wichtig, die einen in eine Art Trance versetzt, bevor man im nächsten Moment durch einen plötzlichen Break oder Umbruch wieder aufgeweckt wird.

Auf "Unstille" habt ihr die Produktion so gut wie alleine in die Hand genommen und da einen sehr guten Job gemacht. Jedoch finde ich, dass ihr eurem Sound schon ein relativ kantenfreies Gesicht verpasst habt. Für ein Black Metal Album schon ein wenig zu homogen. War das eure Absicht?

Ich habe es lieber „aufgeräumt“ und geordnet. Black Metal steht zwar natürlich auch für einen rohen, teils chaotischen Sound aber für mich kann sich die Atmosphäre, die ich mit der Musik rüberbringen will, eben erst durch einen doch eher klaren und sauberen Klang entfalten. Jedoch haben wir genau das selbe Equipment benutzt, welches wir auch live und beim Proben haben und im Endmix ohne viel Effekte etc. gearbeitet, weshalb man sagen kann, dass es einfach der Sound ist, den wir nunmal fahren und der uns wohl auch am besten beschreibt.




Ich muss sagen, dass ich schon von Beginn an sehr angetan von eurem Artwork war. Wollte ihr mir vielleicht ein wenig was über die Idee dahinter und dem Verantwortlichen Künstler erzählen?

Das Zeichen in der Mitte ist das wissenschaftliche/meteorologische Zeichen für Unwetter mit Sandsturm. Das Symbol wurde gewählt, da Sandsturm, Donner und Blitz das übelste Lärmszenario aufbauen, passend zur Musik. Die verschiedenen Pflanzen im Gesteck symbolisieren gegliedertes Chaos, Misteln Efeu etc. Die Zähne stehen für das Morbide, den Tod verflochten in der Eigenästhetik der Gestaltung. Das Konzept des Artworks ging komplett von dem Mann hinter 1000 Raben aus, einem noch jungen Künstler, mit dem wir auch sehr gut befreundet sind. Als Inspirationen dienten ihm nur die Musik und die Song- sowie der Albumtitel.

Was ich auch sehr positiv finde ist, dass "Unstille" in verschieden und sehr ansehnlichen Ausführungen und auch auf Vinyl veröffentlicht. Liegt euch das selber am Herzen, das Album so Edel wie möglich zu verpacken oder seht ihr das eher als Kaufanreiz, um mehr Alben zu verkaufen? Seid ihr selber Musikliebhaber und Sammler, oder reichen euch mp3 und Co.?

An sich finde ich die elektronische Vermarktung von Musik eine gute Sache, nur darauf konzentrieren würde ich mich nicht, da ich selbst immer noch viel mehr Wert auf einen physikalischen Tonträger lege. Wenn ich eine persönliche Bindung an ein Album oder auch nur einen Song spüre, möchte ich auch etwas von der Band oder dem Künstler in der Hand haben, Dateien sind dafür kein Ersatz. Und ich finde, dass ein Album auf Vinyl bzw. in einer ansprechenden Verpackung das ganze noch etwas schöner macht. Einen großen Teil trägt hier aber auch unser Label Viva Hate Records bei, das schon immer sehr viel Wert auf die Aufmachung gelegt hat.

Nikita, ich habe jetzt aus einem Review erfahren, dass du mittlerweile auch als Produzent für andere Bands aktiv bist. Wie kam das zustande? Sind die Leute von alleine auf dich zugetreten, nachdem sie euer Debüt hörten oder war das schon immer ein Nebenjob von dir?

Seitdem ich Musik mache bzw. in Bands spiele, kümmere ich mich meistens auch um die Aufnahmen. Das macht mir einfach ungemein Spaß und es ist eine sehr gute Möglichkeit, sich neben dem eigentlichen Musikmachen weiter zu entwickeln, da man immer wieder neue Leute und Sichtweisen kennenlernt. In letzter Zeit gab es auch immer mehr Bands, die von sich aus auf mich zu kamen und mit mir aufnehmen wollten, nachdem sie meine Sachen gehört haben. Stilistisch möchte ich mich aber gar nicht festlegen, ich bin da völlig offen für alles.

Wie sieht es privat bei euch aus? Ihr wachst stetig zu einer festen Grösse im Metal heran und wurdet schon von Mille KREATOR als eine der zukunftsträchtigsten Bands Deutschlands ernannt. Stellt sich da langsam die Frage, das Ganze als "Fulltimejob" zu machen oder soll die Musik für euch ein Hobby bleiben?

Wir haben alle private Verpflichtungen, die es momentan nicht zulassen einfach alles stehen und liegen zu lassen und sich nur noch komplett auf die Band zu konzentrieren. Ich denke auch nicht, dass wir mit der Band zu diesem Zeitpunkt schon voll ausgelastet wären, da fehlt schon noch einiges, um nur von der Musik seine Rechnungen bezahlen zu können.

Ich würde jetzt gerne auf ein anderes Thema zu sprechen kommen.
Wie empfindet ihr es,  dass man gerade als Band, welche im Black Metal aktiv ist, eigentlich immer aufpassen muss, dass man nicht mit dem braunen Mist in Kontakt gerät! Sei es mit anderen Bands oder Anhängern dieser. Diese negative Erscheinung tritt ja leider sonst nur im Hardcorebereich vermehrt auf.


Wir haben uns seit jeher passiv gegenüber diesem Thema verhalten und sind dadurch nie ernsthaft in Kontakt mit der ganzen Soße gekommen, vor allem da es weder musikalisch noch lyrisch irgendeinen Anhaltspunkt gibt. Natürlich ist das nervig und anstrengend sich andauernd rechtfertigen zu müssen, aber wir sind keine Band, die sich politisch in irgendeine Richtung engagiert und das wird auch so bleiben.

Überhaupt kann man im Black Metal ja schon so etwas wie einen Wandel beobachten. Damit meine ich im speziellen, dass sich  viele eher Genre untypische Bands, die mehr dem Hardcore oder auch Indie zuzuordnen sind, sich mehr und mehr an den Stilmitteln des Black Metal bedienen.  Natürlich ist es dem offenen Musikhörer eine Freude, wenn derlei Brücken geschlagen werden. Aber könnt ihr das nachvollziehen, wenn sich der engstirnige Schwarzmetaller an den Traditionen  seines  Gutes beraubt fühlt? Habt ihr schon negative Erfahrungen machen müssen die in eine ähnliche Richtung gehen?

Direkte Konfrontationen hatten wir zwar noch nie, aber im Internet sind diese Diskussionen ja mittlerweile fast nicht mehr weg zu denken. Es gibt natürlich in der Tat eine Fülle an "neuen" Bands, die einiges anders machen, was man von dem normalen Black Metal nicht gewohnt ist. Das gab es meines Erachtens aber schon immer, da sich natürlich wie in jeder Musikrichtung eine Entwicklung abzeichnet, die kontinuierlich Innovationen mit sich bringt. Wir zählen natürlich auch zu dieser Welle, auch wenn uns anfangs nicht wirklich bewusst war, dass es so etwas überhaupt gibt bzw. geben wird. Was daran jetzt gut ist und was schlecht, will ich gar nicht beurteilen aber dass solch eine "Bewegung" in der traditionellen Szene aneckt ist irgendwie klar. Jeder hat seine eigenen Interessen und Vorlieben, aber nur ganz selten wird ein gemeinsamer Nenner gefunden. Finde ich aber auch nicht weiter schlimm – das ist unsere heutige Musikkultur, da wird einfach viel diskutiert, leider zu oft auf einem eher niedrigeren Niveau.

Kommen wir zum Schluss! Wie sieht die Zukunft bei DER WEG EINER FREIHEIT aus?Habt ihr schon tourtechnisch etwas im Auge? Ich kann mir vorstellen, dass die Nachfrage an Euch besonders nach "Unstille" zunehmen könnte!

Wir arbeiten gerade intensiv an einer Tour im Herbst, die uns vorerst durch Deutschland evtl. aber auch für ein paar kurze Abstecher ins Ausland führen soll. Wir hoffen da bald Genaueres sagen zu können.

Die letzten Worte gehören euch!

Danke dir für deine Zeit und allen Lesern für das Interesse!