Interview mit Disbelief

15.05.2010
 

 

Hi Jagger! Wir hatten genau vor einem Jahr das Vergnügen am Telefon. Damals begann ich mein Interview mit dem Einstieg von Alejandroâ "Alexâ" Varela. Der ist überraschend für mich im Dezember aber schon wieder (aus beruflichen Gründen stand in der Presseerklärung!!) bei euch ausgestiegen. Da (O-Ton Jagger) ein gefestigtes Line - Up ein wesentlicher Bestandteil der Band ist, muss euch dieser Ausstieg doch wieder sehr geschmerzt haben? Erzähl uns doch ein wenig darüber.

Zu dieser Zeit waren wir wirklich sehr damit zufrieden, mit Alex einen hungrigen, ehrgeizigen und sehr begabten Gitarristen gefunden zu haben, da pfiffen wir auch darauf, uns Gedanken zu machen, bzgl. der Entfernung nach Spanien. Alex machte einen sehr ehrgeizigen Eindruck und hat uns imponiert, was seinen Einsatz betrifft.
Insgeheim dachten wir, das Alex sich so in die Band integriert, um irgendwann bereit dafür zu sein, den Schritt zu machen, unsere Sprache zu erlernen, oder sogar ganz zu uns zu ziehen. Da sich im letzten Dezember die Flugverbindungen änderten, Alex einem Job nachgehen wollte, um Geld zu verdienen, entschloss er sich die Band
wieder zu verlassen. Das war jetzt kein so großer Schock für uns, da mit der Zeit auch für uns klar wurde, das angefangen mit der Sprache (wir unterhielten uns ausschließlich in Englisch), der Distanz und ein paar Merkwürdigkeiten was den Mensch anbetrifft, Schwierigkeiten auftreten würden. Dem Einsatz von Alex gilt es großen Respekt zu zollen, was uns betrifft, wir sind einen weiteren Erfahrungswert reicher.

Jetzt seid ihr ein Quartett. Macht ihr so weiter oder geht die Tendenz zum 2ten Gitarristen?

Wir sind in der glücklichen Lage mit Alex Hagenauer von Souldemise einen Gitarristen zu
haben, der uns seit der “Hell Goes On – Tour“ im Januar, live unterstützt. Von daher haben wir im Moment nicht den Druck, unbedingt einen neuen Gitarristen zu finden, da wir ja live auftreten können. Wir haben jetzt schon mehrere Auditions mit interessanten Gitarristen gehabt, bisher hat sich aber noch keiner so in den Vordergrund gespielt, das wir uns wirklich Gedanken gemacht haben. Wir sind weiterhin auf der Suche und lassen uns nicht beirren, uns die Zeit zu nehmen und geduldig zu sein, die richtige Person für diesen Posten zu finden.

Euer neues Album "Heal!" soll als Geburtstagsgeschenk zum 20 jährigen Bandbestehen
veröffentlicht werden. Auch soll es eine Respektsbekundung an SLAYER, BOLT THROWER,
DEATH und CROWBAR sein. Wenn ich ganz ehrlich bin, hört ihr euch aber nach keiner dieser Bands an, da ihr viel intensiver und emotionaler seid.


Als wir damit anfingen, diese Songs in die Tat umzusetzen, haben wir diese Bands als Orientierung
genommen, um an das Songwriting heranzugehen. Das hat angefangen, nachdem unser Bassist und Songwriter Joe mit einer Aufnahme zu mir kam, die er cool fand, aber mit dem Vermerk, das dieser Song nicht in das typische Disbelief – Soundbild passen würde. Ich empfand den Song ebenfalls als sehr stark, da er seine Wurzeln im thrashigen, Slayer – artigen Bereich hat. So war die Idee geboren, weitere Songs zu schreiben, die an die oben genannten Bands angelehnt waren. Mit dieser Idee gingen wir dann zu unserem Label Massacre Rec., die sehr begeistert davon waren. So haben wir diese Songs komponiert und “HEAL!“ war geboren!

20 Jahre DISBELIEF. Was fällt dir ganz spontan dazu ein? Welches war die größte Höhe, welches die höchste Hürde und was war bisher der tiefste Punkt?

Im Moment ist wieder eine große Höhe erreicht, da die Veröffentlichung eines weiteren Disbelief - Albums bevorsteht. Ich denke wir haben die größte Höhe als Band noch gar nicht erreicht! Die höchste Hürde ist es, als Band im Gefüge zu überstehen, da wir jetzt als Band über Jahre hinweg bis auf den einen Posten sehr zusammengewachsen sind, macht mich das sehr stolz! Der tiefste Punkt liegt schon sehr lange zurück und beruht darauf, wie wichtig der Zusammenhalt dieses Gefüges ist.

Ihr habt "Heal" mit 4 neuen Songs, 3 Coverversionen und einer Neueinspielung von "Shine" geschmückt. Zunächst: Wie kam es zur Auswahl der KILLING JOKE, CRIMSON GLORY
und KING DIAMOND Songs? Ich dachte, ihr wolltet andere Bands huldigen (s. Frage 3)?


Ich glaube du hast du in Sachen Metal anscheinend ein bisschen Nacholbedarf, wenn du das nicht erkannt hast, mein Freund! The Eyes Of Horror ist eine Huldigung gegenüber Slayer, denen wir Respekt dafür zollen, als Band immer den eigenen Weg begangen zu haben. Isolation ist eine Hommage an Death, an Chuck Schuldiner's Schaffen, an die großartigen Alben Leprosy, Human und Spiritual Healing! The Last Force: Attack! ist unseren Freunden von Bolt Thrower gewidmet, mit denen wir schon zwei mal auf Tour gewesen sind. Certainty Of Reality ist angelehnt an Crowbar, mit denen wir auch auf Tour waren. Dies ist unser Respekt gegenüber der Person Kirk Windstein, der Crowbar ist und Crowbar am Leben erhält! Was die Auswahl der Cover-Songs betrifft (Anmerkung: Auf die ich mich auch nur bezogen habe...), war das eine sehr spontane Sache. Wir suchten nach Ideen und da ich ein leidenschaftlicher Fan des King's bin und auch eine Phase hatte, wo ich viel alten Stoff von ihm angehört hatte, machte ich den Vorschlag, einen meiner Lieblingssongs (Welcome Home) von ihm, zu covern. Diesen Song umzusetzen war der anspruchsvollste von allen Cover's, was einen tierischen Spaß gemacht hat, Disbelief pimps the King, yeah! Crimson Glory und deren verstorbenen Sänger Midnight zu huldigen, entsprang der Idee von Joe, da er meinte, das dieser Song in einer tieferen Stimmung gespielt,
sehr death-metal lastig klingt. Da ich auch Fan der ersten beiden Alben von Crimson Glory bin
und mir gut vorstellen konnte, das ich das mit meinen Vocals gut hinkriegen würde, war der
2. Song gefunden. Als dritten Song suchten wir uns Love Like Blood von Killing Joke aus, da
wir schon gute Erfahrungswerte damit haben, sie zu covern (“Democracy“ auf unserem Album
“Spreading The Rage“). Love Like Blood war der erste Song, den ich von Killing Joke kennen
gelernt habe und der mich gleich gecatched hat. Für die Zukunft hätten wir da schon einen
weiteren Klasse Song von Killing Joke in petto, wer weiß!

Die neuen Songs sind für eure Verhältnisse relativ schnell komponiert und noch griffiger als
"Protected Hell" arrangiert. Wie siehst du den Stellenwert von den Tracks? Geben sie die
Richtung eures kommenden Albums vor oder entstanden sie aus einer Laune heraus?


Ich denke alles was wir als Band tun, bringt uns in irgendeiner Form weiter, von daher denke
ich schon, das diese Songs uns in irgendeiner Form beeinflussen werden, was unser Songwriting
für unsere nächste Scheibe anbetrifft, worauf ich schon sehr gespannt bin.

Wieso habt ihr euren Klassiker "Shine" neu interpretiert? Eigentlich ist doch auf dem
gleichnamigen Album alles gesagt worden.


Weil mich in dieser Phase, wo wir die neuen Songs aufgenommen haben einige Leute darauf angesprochen hatten, ob wir diesen Song nicht mal live spielen könnten. Zu diesem Zeitpunkt waren es sieben Songs für das neue Album, was mir zu wenig erschien und zum anderen war der Sound von “Shine“ einer, mit dem wir nicht so zufrieden waren. Mehrere Gründe, die uns dazu bewegten, diesen Song im derzeitigen Disbelief – Sound zu präsentieren.

Wer hat sich bei euch für das Coverartwork entschieden? Ich finde, diese Art von offenem
Ekel passt nicht zur hidden Subtilität DISBELIEFs. Darüber hinaus ist es meiner Meinung
nach auch nicht gut umgesetzt.


Das ist natürlich Geschmackssache! Wir haben, was das Coverartwork, wie auch das Booklet zu HEAL! betrifft, wieder mit Thomas Ererhard zusammen gearbeitet, der auch schon die Cover zu: Infected, Worst Enemy, Shine und 66 Sick gemacht hat. Wir sind mit dem Artwork sehr zufrieden, der Titel ist positiv gedacht, das Cover liegt im Auge des Betrachters!

Wie geht es in naher Zukunft mit euch weiter? Ist eine Tour geplant? Wenn ja, mit welchen Bands?

Im Moment ist die Suche nach einem neuen Gitarristen voll im Gange. Im Oktober werden wir
eine ausgedehnte Deutschland – Tour als Headliner machen, wie es aussieht wieder mit Gorilla Monsoon und einer dritten Band, die im Moment noch nicht fest steht. Danach werden wir im Ausland für Furore zu sorgen.

Letzte Frage: Du versuchst, seit Jahren ein DEATH METAL Projekt auf die Beine zu stellen,
das sich etwas von DISBELIEF absetzt. Wie weit ist es damit?


Im Moment bin ich vorrangig daran interessiert, das wir den richtigen Gitarristen für Disbelief
finden, was schon schwierig genug hier in Deutschland ist. Was solch ein Projekt betrifft, bin ich immer noch daran interessiert, lasse jedoch im Moment den Zufall entscheiden, ob es
dazu kommt. Wenn es das Leben es so will, so wird dieses Projekt eines Tages wahr!

Ich danke dir und wünsche dir und DISBELIEF alles Gute!

Ich danke dir auch und allen die auf Metal stehen, wir sehen uns auf unseren bevorstehenden
Shows! 20 Jahre Disbelief, da fühlt man sich verdammt zugehörig. Ich hoffe, das die neuen
Songs Ass kicken und euch gefallen, die Songs sind nämlich von Fans, für Fans geschrieben!
Heal! Ist ein Dankeschön an euer Sein, vielen Dank!

Jagger und Disbelief