Interview mit Distance In Embrace

15.05.2009
 

 

Guten Tag! Mit wem habe ich das Vergnügen?

Hi Clement. Ich bin Adrian (Vocals, Guitar) und freue mich, Deine Fragen zu beantworten.


Stellt euch bitte kurz vor. Was macht ihr neben DISTANCE In EMBRACE?

Wir befinden uns noch alle im Studium außer Robin (Drums), der letztes Jahr sein Diplom als Betriebswirt gemacht hat. Niko (Vocals, Guitar) studiert Informatik, Sören (Bass, Vocals) Sonderpädagogik und ich Landschaftsarchitektur.


In welche musikalische Ecke können DISTANCE In EMBRACE geschoben werden?

Schwierige Frage. Wir haben uns in Punkto Stilrichtung eigentlich nie eingrenzen lassen sondern immer das gemacht, was uns am meisten Spaß gemacht hat: eine bunte Tüte aus allen möglichen Stilrichtungen der härteren Gangart. Unsere Wurzeln sind sicherlich im Punkrock zu finden, da wir damals mit Skatepunk angefangen hatten, eine Hardcore Komponente hat es dabei immer schon gegeben. Ich denke der Begriff Post-Hardcore ist relativ passend.


Das jüngste Kind “To Hell With Honesty” ist jetzt aus dem Haus. Fühlt ihr euch erleichtert?

Auf jeden Fall. Zwischen der Aufnahme und der Veröffentlichung eines Albums liegt doch schon ein relativ langer Zeitraum. Während dieser Zeit sitzt man natürlich etwas auf heißen Kohlen. Daher freuen wir uns tierisch dass das Album nun endlich am Start ist.


Im Review von Raphael steht meines Erachtens zu recht „Leidenschaft“, „reinhängen“, „möglichstes versuchen“ und „ehrliches Werk“. Was habt ihr diesmal anders gemacht, wobei die letzten Outputs auch gute Kritiken bekommen haben?

Ich glaube rein von der Herangehensweise haben wir nicht viel anders gemacht als die letzten Male auch. Wir haben uns hingesetzt mit dem Ziel, ein Album zu machen, von dem wir selbst überzeugt sind. Möglicherweise ist uns das dieses Mal besser gelungen als auf der letzten Platte. Jedenfalls sind die Songs meiner Meinung nach besser und stimmiger als auf der „Utopia Versus Archetype“. Natürlich gibt es trotzdem noch Sachen, die man im Nachhinein anders gemacht hätte, aber das ist ja immer so.
Anfangs hatten wir uns zwar vorgenommen, dieses Mal einen größeren Pool an Songs zu schreiben, aus denen wir uns dann die Rosinen rauspicken, aber wie es nun mal so ist lief es dann doch nur auf die 10 Songs hinaus, die jetzt auf dem Album sind. Wir sind beim Songwriting leider wirklich nicht die schnellsten, da wird solange herumgedoktort bis alle damit zufrieden sind. Da werden schon mal Ideen oder ganze Songs über Bord geworfen.


Meiner Meinung nach zeichnet euch “To Hell With Honesty” vor allem Wiedererkennungswert aus. Des Weiteren sind die Songs auf den Punkt gespielt und kommen ohne großen Firlefanz aus, unterscheiden sich aber voneinander und sind somit abwechslungsreich.

Vielen Dank! Wir haben auf jeden Fall auch versucht, ein abwechslungsreiches Album zu schreiben und haben auch bei der Festlegung der Songreihenfolge darauf geachtet, das möglichst unterschiedliche Songs aufeinander folgen. Man selber kann da natürlich nie ganz objektiv sein, aber wir wollten, dass das Album kontrastreich wird.


Was versucht ihr, mit euren Texten zu vermitteln. Wie wichtig ist eine Message für euch?

Ich finde Texte extrem wichtig, mindestens so wichtig wie die Musik selbst. Sie sollten etwas mitteilen, etwas zu sagen haben. Von uns ist niemand ein großer Lyriker, aber uns kommt es auf jeden Fall darauf an, dass die Texte einen persönlichen Bezug zu uns selbst haben. Niemand wird sich mit deinen Texten identifizieren können, wenn Du es selber nicht tust. Textlich handeln unsere Songs daher meist von persönlichen Erfahrungen und zwischenmenschlichen Dingen. In dieser Hinsicht sind wir ehrlich gesagt die absoluten Emo-Waschlappen, haha! Auch Gesellschaftskritische Themen werden in manchen Songs behandelt, das bleibt aber meist die Ausnahme. Es ist nicht so, dass uns das nicht interessiert, aber es gibt so viele Bands und Leute, die solche Dinge tausend Mal besser ausdrücken können als wir. Und bevor ich nicht hinter meinem Text stehen kann schmeiß ich ihn lieber weg.
Wir werden definitiv nie eine Band sein, die jemand wegen ihrer hochanspruchsvollen Texte hört, aber ab und zu gibt es doch Leute, die auf einen zukommen und sagen „In dem Text aus dem Song X kann ich mich absolut selbst wiederfinden“ oder „Der Text von Song Y hat mich in einer bestimmten Situation begleitet“, das freut uns sehr und ehrt uns zutiefst.


Warum eigentlich „To Hell With Honesty“? Was spricht gegen Ehrlichkeit?

Nichts. Ehrlichkeit ist eine gute Sache. Wenn Raphael in seinem Review schreibt, dass unser Album ein „ehrliches Werk“ ist, dann ist das das schönste Kompliment, was man uns machen kann. Der Titel spielt eher darauf an, wie sich mittlerweile manche Leute in der „Szene“ verhalten. Ich denke es wird Dir auch aufgefallen sein, dass viele Leute nicht wegen der Musik auf Konzerte gehen. Was heutzutage auf manchen Shows abgeht, kommt eher einer Modenschau gleich. Da geht es um Sehen und Gesehen werden, wer cool ist und wer nicht. Auf der einen Seite die Jungs die sich und allen anderen beweisen möchten, dass sie die dicksten Eier haben und auf der anderen Seite die Mädels, die sich tonnenweise Schminke ins Gesicht klatschen. Das gilt natürlich nur für einen geringen Teil der Szene, das kann man ja nicht verallgemeinern. Aber irgendwie scheint es so, als wäre über die Zeit dieser Teil immer größer geworden. Manchmal hat man echt das Gefühl, die Kids gehen nur noch auf Shows um sich zu präsentieren oder sich gegenseitig die Fresse dick zu hauen. Das hat mit Hardcore nichts mehr zu tun. Aber ich denke das wird sich bald auch wieder geben, solche Leute sind ja zum Glück alles andere als true, haha!


Wie gestaltete sich der Aufnahmeprozess? Im Review ist zu lesen, dass der Sound ein wenig dünn sei. Das sehr ich ein wenig anders, er vermittelt Live Feeling und hat nicht diese typische Glätte.

Da stimme ich Dir zu. Ich finde den Sound auf jeden Fall anders als noch auf der „Utopia Versus Archetype“. Da war der Sound nämlich um einiges glatter und die Songs kamen daher nicht so kraftvoll rüber. Die neuen Songs sind aus meiner Sicht aggressiver, was aber auch am Sound liegt, der um einiges rauer und ungeschliffener daher kommt. Dabei sind die Songs an sich viel mehr auf den Punkt gespielt als noch auf der „Utopia Versus Archetype“. Von daher sind wir sehr zufrieden.
Der Aufnahmeprozess war sehr stressig. Robin musste am Tag des ersten Studiotages seine Diplomarbeit abgegeben und hatte 3 Tage und Nächte nicht geschlafen, als er angefangen hat die Drums einzuspielen. Und dann ist es natürlich auch so, dass unser Produzent Alexander Dietz kein Blatt vor den Mund nimmt. Da fliegen schon mal ein paar Gitarrenparts oder Gesangslinien raus. Das ist aber auch etwas, dass wir an der Arbeit mit Alex schätzen, denn so wird man wirklich an seine Grenzen gepusht. Wer wissen möchte, wie es genau im Studio abging, sollte einen Blick ins Making Of der Platte auf der DVD werfen, die unserem Album beiliegt.


Wie geht ihr an das Schreiben von Songs heran?

Meist ist es so, dass Niko und ich uns mit zwei Gitarren zusammensetzen und irgendwas zusammendaddeln. Dann geht es in den Proberaum und die anderen bringen ihre Ideen mit ein. So nimmt der Song nach und an Form an. Im Studio dann schlägt Alex die Hände über dem Kopf zusammen angesichts unserer stümperhaften Arrangements, haha!


Habt ihr den Durchbruch verdient? Welche Ziele habt ihr euch gesteckt?

Klar Mann, auf jeden Fall, haha! Ehrlich gesagt haben wir uns mit der Frage noch nie beschäftigt, einfach weil sich diese Frage noch nie für uns gestellt hat. Im Prinzip sind wir einfach vier Typen, denen es Bock macht Shows zu spielen und ab und zu ein Album aufzunehmen. Wenn es da Leute gibt, die das cool finden ist das super, wenn nicht dann auch okay. Wichtig ist es einfach, immer am Ball zu bleiben und beständig zu sein. Es gibt täglich Bands die sich neu gründen und Bands die sich auflösen, von daher ist das die einzige Möglichkeit von sich Reden zu machen.
Zudem denke ich, dass jede Band, die den „Durchbruch“ geschafft hat, es in gewisser Weise verdient hat. Wer selber in einer Band spielt, die mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an die Sache herangeht, weiß dass das ein Fulltime Job ist. Da werden viele Opfer gebracht wie zum Beispiel ein übermäßig langes Studium, eine unzufriedene Freundin oder den Verzicht auf eine traumhafte Karriere als Börsenmakler, haha!


Hat die von euch eingeschlagene Musikrichtung eigentlich eine Zukunft? Wird diese Musik auch noch in 5 Jahren gehört werden oder ist sie dann bereits totgelaufen?

Keine Ahnung. Der heiße Scheiß sind ganz andere Dinge mittlerweile, das ist uns klar. Aber wir haben uns noch nie darum gekümmert, was gerade Trend ist und was nicht, sondern die Musik gemacht die wir selber cool fanden. Wer weiß was für Musik wir in 5 Jahren machen. Aber ich denke solange man selber am Ball bleibt gibt es auch Leute, die das hören was Du machst. Bestes Beispiel sind ja Bands wie NOFX oder Millencolin.


Welche 5 Alben sollten unbedingt angecheckt werden?

Kann da natürlich nur für mich sprechen:

Alltime Top 5:
Thrice – The Artist In The Ambulance
Poison The Well – The Opposite Of December
Refused – The Shape Of Punk To Come
Hand To Hand – A Perfect Way To Say Goodbye
Days In Grief – Portrait Of Beauty

Current Top 5:
Architects – Hollow Crown
Hand To Hand – Design The End Follow The Horizon
The Devil Wears Prada – With Roots Above And Branches Below
Iwrestledabearonce – EP
Emery – While Broken Hearts Prevail


Die letzten Worte dürft ihr verfassen:

Herzlichen Dank für das Interview! Bleibt nur noch zu sagen: Kauft das neue Album und besucht unsere Shows, sonst gibt’s Saueres, haha!