Interview mit Erik Günther (NEWDRIVE)

25.04.2016
 

 

Euch kennen ja noch nicht so viele Leute. Erzähl doch mal seit wann ihr zusammen Musik macht.

Also die anderen machen schon länger zusammen Musik, ich kam erst später dazu. Chris und Johannes spielen schon seit 2008 miteinander. Vor dreieinhalb Jahren bin ich dann dazu gestoßen. Seitdem geht es wohl bergauf und es wurde professioneller.

Was habt ihr denn bisher beruflich gemacht?

Wir arbeiten alle noch Teilzeit. Wir können uns von der Musik leider noch nicht ernähren, aber hoffentlich in ein paar Jahren. Hauptsächlich arbeiten wir auch mit Musik, also wir geben zum Beispiel Musikunterricht.

Ihr habt seit 2014 an eurem Debütalbum „Closed Doors And Broken Mirrors“ gearbeitet. Wieso habt ihr zwei Jahre gebraucht?

Wir haben zwei Jahre an dem Album geschrieben, weil wir uns Zeit lassen wollten, damit es gut wird. Das dauert halt. Wir haben sehr viele Lieder geschrieben, ich glaube über 20, haben dann die Besten ausgesucht und mit denen gut gearbeitet. Außerdem waren wir über mehrere Monate im Studio. Das hat dann auch gedauert. Ich glaube, ich war mit dem Schlagzeug am schnellsten fertig. Ich denke, zwei Jahre sind ganze normal, um ein Album zu machen.

Hört man das Album an, fällt auf, dass es eine zusammenhängende Geschichte erzählt. Wolltet ihr das von Anfang an so machen oder ist das eher durch Zufall entstanden?

Wir hatten das vielleicht ein bisschen im Kopf, aber eigentlich war es Zufall. Irgendwie hatten wir schon den Hintergedanken. Alle Lyrics handeln von Situationen, in denen sich jeder von uns im wahren Leben schon befunden hat.

Habt ihr dann auch zusammen an den Liedern geschrieben?

Hauptsächlich hat Chris geschrieben. Dann kam er damit in den Proberaum und wir haben zu dritt daran gearbeitet. Wenn wir alle zusammen im Proberaum Lieder schreiben, setzt er sich meistens irgendwann alleine hin und arbeitet noch weiter daran.

Kann man das Album aufgrund der zusammenhängenden Geschichte ein Konzeptalbum nennen?

Ja, das kann man schon so sagen. Es ist eigentlich eher so aus dem Nichts entstanden und ist einfach so geworden. Das hätten wir uns eigentlich auch denken können, aber da waren wir nicht intelligent genug dazu. Das Album heißt „Closed Doors And Broken Mirrors“, weil unterschiedliche Kombinationen aus Sätzen in unterschiedlichen Liedern zu finden sind. Der Titel spiegelt also die Zusammensetzung von dem Album und der Bedeutung wider. Fast alle Lieder handeln ja vom Bruch einer unglücklichen Liebe in unterschiedlichen Situationen. Das alles basiert auf echten Geschichten aus unserem Leben.

Ich habe gelesen, dass ihr die Vision von einer Welt habt, in der die Liebe stärker ist als der Hass. Hört man sich das Album an, kommt die Liebe aber eher negativ rüber und der Hass ist dafür umso stärker. Ist also nicht eigentlich Hass stärker als die Liebe?

Ich glaube die Liebe gewinnt am Ende immer. Also dass der Hass stärker ist, glauben wir nicht, obwohl wir so davon singen. Wir sind schon davon überzeugt, dass die Liebe am Ende gewinnt.

Euer Album Cover hat ein schwedischer Tatttoowierer namens Jimmy Lajnen gemacht. Habt ihr es zusammen entworfen oder hat er es alleine gemacht?

Jimmy Lajnen ist ein ganz bekannter schwedischer Tattoo Artist. Chris hat sich einen Arm, ich glaube den linken, von ihm tattoowieren lassen. Wir haben auch einige Freunde, die öfter bei Jimmy sind. Dann hat Chris ihn einfach mal gefragt, ob er Lust hat unser Album Cover zu machen. Jimmy hat sofort zugesagt. Das hat uns sehr gefreut. Wir hatten die Idee etwas Unheimliches zu machen - wir mögen es spooky und den Halloween Style. Das ist unser Stil. Es sollte auch unseren persönlichen Style widerspiegeln. Es ist auf jeden Fall cool geworden und so wie wir es uns gedacht hatten.

Welche Lieder von „Closed Doors And Broken Mirrors“ spielst du am liebsten?

Das ändert sich immer, weil man die Lieder schon so oft gehört hat. Momentan mag ich zum Beispiel das erste Lied auf dem Album, „Nowhere To Run“, weil das relativ krasse Drums hat und ein Gitarrensolo. „Still Waiting“ finde ich auch ganz gut. Bei dem sind die Leute auf der Tour ordentlich abgegangen.

Jetzt da ihr immer mehr unterwegs seid und euch mehr Leute kennen, ist das Band- und Tourleben genau so wie du dir es vorgestellt hast?

Als Musiker, aber auch sonst, sollte man ja wissen, was man im Leben will. Ich finde es tausendmal schwerer eine gute Band zu finden, als eine Freundin zu finden. Das schwere bei NEWDRIVE war, die Band erst mal zu finden. Damit meine ich, dass die Mitglieder einer Band miteinander klar kommen müssen, die gleichen Ziele im Leben haben sollten, dass man wagt es zu wagen und dass die Musik an erster Stelle steht. Aber wenn man das dann alles geschafft hat, alles ineinandergreift und alle arbeiten sich den Arsch ab – was hier in der Band auf jeden Fall der Fall ist – dann ist die größte Hürde genommen. Bei uns läuft es übrigens besser als wir gedacht haben. Also wir hatten einen kleinen Plan im Kopf, den wir knallhart durchgezogen haben. In Skandinavien und besonders in Schweden, welches kein sehr großes Land ist, gibt es kaum solche Bands wie wir. Es gibt hier keine Pop-Punk Band, die auf dem selben Niveau wie wir Musik macht und die das so durchgezogen hat wie wir. Das war erst mal das anfängliche Problem. Aber nach ein oder zwei Jahren hat man schon gemerkt, dass wir es schaffen werden. Unser hauptsächliches Ziel ist es Musik zu machen, in ein paar Jahren davon leben zu können und so viele Fans wie möglich zu bekommen. Die Zeit, die wir nun auf Tour verbracht haben, war geil. Wir haben uns das so vorgestellt. Aber wir haben natürlich mit dem Feedback, das uns auf Tour entgegengekommen ist, nicht gerechnet. In Paris zum Beispiel sind alle Leute ausgeflippt. Amsterdam war auch sehr geil. Köln ging auch gut ab. Stuttgart natürlich auch. Ich würde schon sagen, dass es genau so ist, wie wir es uns vorgestellt haben – wenn nicht sogar viel geiler. Alleine schon für die SUM 41 Tour hat sich die ganze Arbeit ausgezahlt.

SUM 41 hat euch ja eigens als Support ausgesucht. Das ist ja schon ein ziemlich großes Ding. Mit wem würdet ihr denn in Zukunft gerne mal auf Tour gehen?

Also SUM 41 war auf jeden Fall in den Top 3 auf der Liste von Bands mit denen wir gerne touren würden, wenn nicht sogar auf Platz 1. Ansonsten gibt es viele Bands, mit denen man gerne touren möchte. Ich weiß, dass Johannes mit BAD RELIGION und PENNYWISE auf Tour gehen möchte. Chris will, glaube ich, gerne mit SIMPLE PLAN und ALL TIME LOW touren. Ich fände es ganz cool mit den DONOTS oder ein paar anderen deutschen Bands auf Tour zu gehen. BLINK 182 oder MILLENCOLIN wären auch gut. Auch etwas neuere Bands wären geil. Zum Beispiel  NECK DEEP oder STATE CHAMPS. Es gibt einfach zu viele Bands, mit denen man auf Tour gehen möchte.

Wie genau kam denn die Verbindung zu SUM 41 zustande?

Das weiß ich selbst nicht mehr so genau. Unser Manager Niels hatte irgendwelche Kontakte. So wie ich es am Ende mitbekommen habe, hat auf jeden Fall die Band selbst uns von einer langen Liste ausgesucht.

Von welchen Bands lasst ihr euch inspirieren wenn ihr Musik schreibt?

Von allen möglichen eigentlich. Chris, der die Lyrics schreibt, hört viel PAPA ROACH und noch viel härtere Musik. Eigentlich hauptsächlich von den Bands, die ich vorhin schon genannt habe. Johannes hört auch viel Hip Hop, zum Beispiel WU-TANG CLAN. Wir hören wirklich alles. Ich höre sogar auch viele deutsche Sachen. Immer wenn ich in Deutschland bin, schaue ich, welche Bands es gibt. Seit einiger Zeit höre ich K.I.Z. - und KOLLEGAH finde ich auch ganz lustig. 

Ihr habt noch keinen Wikipedia Eintrag. Was würdet ihr gerne über euch lesen, wenn es einen gibt?

Ich glaube, wir brauchen gar keinen Wikipedia Eintrag. Ich denke, wir werden irgendwann in der Bibel stehen...aber nein. Es gibt eine coole Story, die auf jeden Fall dabei stehen muss. Ich habe erst im Norden von Schweden gewohnt. Mit Pop-Punk oder Punrock geht da nicht so viel. Ich wollte aber unbedingt so eine Band haben. Dann hat mich eine Band kontaktiert, deren Schlagzeuger die Band verlassen hatte, um sich auf eine andere Band zu konzentrieren, in der er sang und Gitarre spielte. Den hab ich dann ersetzt. Das war eine Pop-Punk Band. Dieser Schlagzeuger, der die Band verließ, war Chris. Die Band, auf die er sich konzentrieren wollte, war NEWDRIVE. Dann war ich mit seiner alten, also meiner neuen, Band auf Tour. Danach wollten sie eine Pause machen. Ich war aber motiviert und habe gemerkt, dass die anderen es nicht mehr richtig durchziehen wollen. Das war ein Jahr nachdem ich der Band beigetreten bin. Dann habe ich Chris auf einem Mittsommer-Fest kennengelernt. Ich hatte ihn zwar davor schon öfters in Clubs gesehen, aber meine Band wollte nicht, dass ich mit ihm Kontakt aufnehme. Sie wussten, dass Chris und ich ziemlich gleich sind und hatten deshalb Angst – zu Recht. Die Band wurde dann immer unmotivierter und glaubte nicht mehr an die Musik, die wir gemacht haben. Daraufhin habe ich Kontakt zu Chris aufgenommen, habe heimlich mit ihm geprobt und bin schließlich NEWDRIVE beigetreten. Chris’ alte Band hat Chris aber gehasst und deshalb haben sie mich dann vor die Wahl gestellt, entweder bei ihnen zu bleiben oder zu NEWDRIVE  zu gehen. NEWDRIVE hingegen haben gesagt, ich könne so viele Bands haben wie ich wolle. Also habe ich mich für NEWDRIVE entschieden. Auch weil ich festgestellt habe, dass sie die selben Ziele haben wie ich. So entstanden in der kleinen Pop-Punk Szene in Schweden zwei Lager und wir hatten einige Hater. Als wir dann aber die Tour mit SUM 41 bekannt gegeben haben, sind sie verstummt.

Ihr geht bald mit FOUR YEAR STRONG auf Tour. Was steht für den Rest des Jahres an?

Japan steht vielleicht noch an. Da ist etwas in Planung, aber es ist noch nichts entschieden. Vielleicht wird das auch erst nächstes Jahr etwas. Wir wollen dieses Jahr noch so viel wie möglich touren. Mal schauen was kommt. Wir sind jetzt erst mal froh, dass wir mit FOUR YEAR STRONG in meinem Heimatland auf Tour gehen dürfen. 

Jetzt habe ich noch ein paar Sätze für dich zum vervollständigen, die entweder Songtitel oder Lyrics enthalten:

I don’t want to wait no more to . . . go to the US.

If someone drags me down . . . I cut them out of my life.

When I’m on my own . . . I write music.

Every time I am away from home . . . I enjoy seeing new places.

I am still waiting to . . . get on tour with BLINK 182.