Mario, ihr seid jetzt auf Roadrunner. Was erwartet ihr von der Zusammenarbeit mit eurem neuen Label?
Wir brauchten eine neue Plattform für die Band und mit Roadrunner haben wir einen guten Partner gefunden glaube ich. Sie verfolgen uns schon eine lange Zeit und sind große Fans der Band. Wir wollten genau die Musik spielen, die wir spielen möchten und dabei noch die größte Verbreitung in der Welt haben. Roadrunner war das beste Label, mit dem wir dieses Ziel erreichen konnten.
Vor langer Zeit habt ihr eine DVD und eine EP angekündigt. Wann können wir denn endlich damit rechnen?
Die DVD wird Anfang Juni herauskommen. Darauf wird es um „The Way Of All Flesh“ gehen, unser letztes Album. Zwei Shows werden zu sehen sein, ein Festival-Gig und ein Indoor-Konzert, beides in Frankreich. Außerdem wird sich eine einstündige Dokumentation auf der DVD befinden. Eine sehr künstlerische Dokumentation über die Entstehung von „The Way Of All Flesh“.
Und die EP, wir hatten einige Probleme, die wir lösen mussten und haben auch gleichzeitig am neuen Album gearbeitet. Es gibt so viele Dinge an denen wir arbeiten, aber wir werden die EP auf alle Fälle dieses Jahr veröffentlichen.
Euer neues Album heißt „L'Enfant Sauvage“ - „Das wilde Kind“. Warum habt ihr euch dieses Mal für einen Titel in euerer Muttersprache entschieden?
Ich weiß, dass Joe (Duplantier – Sänger, Gitarrist) einen Song „L'Enfant Sauvage“ nennen wollte. Als es dann darum ging dem Album einen Namen zu geben, fanden wir alle, dass es eine gute Idee sei, dass Album „L'Enfant Sauvage“ zu nennen. Der Name „L'Enfant Sauvage“ hat eine ganz spezielle Bedeutung im Französischen, ich weiß nicht, es klingt subtiler. Es war spontan, wir haben keinen Monat darüber nachgedacht dem Album einen französischen Namen zu geben. Wir dachten einfach es sei eine gute Idee „L'Enfant Sauvage“ zu taufen.
Eure bisherigen Alben bauten immer auf ein starkes lyrisches Konzept. Gibt es das bei „L'Enfant Sauvage“ auch wieder?
Ich denke man kann dieses Mal nicht von einem Konzept sprechen. Jedes Album ist wie eine Photographie der Band. Dieses Album ist wie ein Foto von GOJIRA in 2011. Wir wollten kein wirkliches Konzept rund um das Album spinnen, aber ich weiß, dass Joe beim Schreiben der Musik immer Fragen rund um die eigene Identität und das Menschsein außerhalb der natürlichen Grenzen, außerhalb der Gesellschaft im Hinterkopf hatte. Es ist ein wenig abstrakt glaube ich. Die Bedeutung von „L'Enfant Sauvage“ ist ein Kind, das im Wald ohne Gesellschaft, ohne Eltern aufwächst, aber mit Wölfen. Es ist ein Kind, ein Mensch, aber ohne konventionelle Spezifikationen. „Was ist die Essenz des Menschseins?“, das ist glaube ich die Frage die Joe herausstellen wollte.
Vor einigen Tagen habt ihr das Coverartwork veröffentlicht. Es ist ein Kopf zu sehen, in dem sich eine Art Baum befindet. Habt das wieder selbst entworfen? Auf den letzten Alben waren ja Joe, deine Schwester und du für das Artwork verantwortlich.
Joe hat es gemalt. Ich hatte einen kleinen Entwurf gemacht und hab ihm die Idee dafür gegeben. Wir haben so viele Entwürfe gemacht für dieses Album, vielleicht 100 verschiedene um dann schließlich das richtige zu finden. Joe, meine Schwester und ich stehen uns sehr nahe und sind auch künstlerisch verbunden. Wir malen oder machen Fotos. Wir lieben die Simplizität des Ganzen und dieses war genau das was zu GOJIRA passt.
Wenn wir uns zur Produktion des Albums wenden, fällt auf, dass ihr zwar einen Teil wieder alleine gemacht habt, euch aber dieses Mal auch einen Co-Producer gesucht habt, Josh Wilbur. Warum habt ihr nicht wieder alles selbst gemacht?
Manchmal ist es einfach ermüdend alles alleine zu machen. Manchmal brauchst du jemanden professionellen der über den Mix wacht, der dich noch ein bisschen weiter bringt. Josh war die perfekte Wahl. Er weiß alles um uns bei den Aufnahmen zu helfen und hatte auch gute Ideen und Vorschläge. Bei manchen Takes meinte er „Hey Mario, das war zwar cool, aber könntest du das vielleicht noch mit ein bisschen mehr Power spielen“. Es war sehr interessant. Dasselbe hat er auch beim Gesang gemacht. Wenn Joe eingesungen hat, hat er bei der Betonung geholfen und ihm gesagt, auf was er achten muss. Trotzdem waren wir immer noch sehr in die Produktion eingebunden. Joe und ich haben das Album zusammen geschrieben und arrangiert. Außerdem haben wir beim Mixen und Mastern immer mit drüber geschaut. Wir haben nichts aus den Augen gelassen.
Ihr habt für euer neues Album einen sehr natürlichen Drum-Sound gewählt. Kannst du mir als Schlagzeuger erklären, was für dich diesen Sound ausmacht?
Ich mag es, wenn man ein richtiges Schlagzeug hört. Ich komme noch aus einer Generation, die noch nicht nur Trigger und Samples benutzt hat. Ich liebe es wenn du eine wirkliche Snare, eine wirkliche Tom hören kannst. Ich arbeite auch viel am Klang meines Schlagzeugs. Es gibt zum Beispiel viele verschiedene Arten eine Snare zu spielen - Lauter, leiser, auf dem Rim-Shot oder in der Mitte. Auf diese Details fokussiere ich mich. Auf diesem Album wollte ich simple Teile ohne verrückte Attacken spielen, aber trotzdem einige ungewöhnliche Drum-Pattern mit einbringen. Im Vergleich zu den vorherigen Alben klingt es experimentell. Zwar habe ich auch schon auf den bisherigen Alben sehr auf den Groove der Musik geachtet, beim neuen Album hatte ich darauf aber ein besonderes Augenmerk.
Ihr spielt einige Festival-Gigs im Sommer. Werdet ihr auch noch eine normale Tour machen?
Im Sommer erst einmal nur Festivals überall in Europa. Danach geht’s nach Amerika für eine Tour. Momentan sind wir dabei eine Europa-Tour für den Herbst zu organisieren.
Ich habe mich vor einiger Zeit mit einem Freund über eure Band unterhalten und er meinte dann, wenn ihr es mit dem nächsten Album nicht schafft komplett durchzustarten, werdet ihr es wohl nie schaffen. Ihr seid sowas wie die ewige Vorgruppe, stimmst du mir da zu?
Dass wir mehr Headliner-Touren spielen müssen? Ja. Aber wenn du die Möglichkeit bekommst für METALLICA zu eröffnen oder auf eine Tour eingeladen wirst, dann sagst du eben nicht ab. Da wird ein Traum war. Aber ich stimme dir zu. Durch die Support-Slots sind wir eher in den U.S.A. und Frankreich bekannt geworden. Im Rest von Europa läuft es noch nicht so gut. Unsere nächste Priorität liegt nun darauf dort eine Headliner-Tour auf die Beine zu stellen.
Momentan kommen viele interessante Acts aus Frankreich. Wie seht ihr das und wie ordnet ihr euch in diese ein?
Die Musik-Szene in Frankreich ist fantastisch. Wir leben jedoch an der Südküste von Frankreich und sind total isoliert. Wenn wir eine Show sehen möchten, müssen wir drei Stunden zur nächstgrößeren Stadt fahren. Wir leiden manchmal ein wenig unter dieser Isolation, weil wir so vieles nicht bekommen. Um ehrlich zu sein kenne ich mich mittlerweile mit den neuen Bands nicht so gut aus, weil wir ja auch noch unsere eigene Band haben und mit der viel Touren. Vielleicht muss ich mal ins Internet schauen. Wenn wir in Paris leben würden, ich möchte nicht in Paris leben, würden wir wahrscheinlich alle Bands kennen.
Ich wünsche euch viel Erfolg mit eurem neuen Album. Möchtest du noch etwas ergänzen?
Danke an alle die unsere Musik mögen und hören. Ich hoffe wir treffen uns auf einer Tour in Deutschland.