Interview mit Heaven Shall Burn

07.01.2008
 

 

Neues Jahr, neues Glück. Heaven Shall Burn sind eine der populärsten Bands harter Musik Made in Germany und dieser Status soll mit der neuen CD Iconoclast Part 1: The Final Resistance noch untermauert werden. So trafen wir uns beim Auftakt der Spirit X-Mas Tour in Leipzig mit Drummer Matthias und plauderten über das anstehende Release und einige andere Dinge.

Also wir sitzen hier bei der ersten Station der Spirit X-Mas-Tour in Leipzig und Iconoclast steht in den Startlöchern. Gibt es bereits irgendwelche Reaktionen auf die erste Auskopplung Endzeit und warum habt ihr für den Song einen deutschen Titel gewählt?

Ehrlich gesagt kann ich dir das mit dem deutschen Namen gar nicht sagen, weil Maik die ganzen Texte schreibt und dann auch die Titel festlegt. Hmm, ich denke mal vielleicht ist das so ne Art Hommage an Rammstein oder so, haha. Also das kann ich dir wirklich nicht sagen, aber die Reaktionen sind bisher ziemlich gut. Natürlich kann ich da auch nur von dem sprechen, was so über Myspace kommt. Das ist ja immerhin das Medium der Stunde sozusagen. Wir warten mal ab. Viele Leute haben natürlich auch schon das ganze Album irgendwo her, aber bis jetzt ist alles eigentlich ganz positiv, wir können uns nicht beschweren, haha.

Erzähl doch mal was zur Entstehung von Iconoclast. Wie seid ihr an das Songwriting rangegangen? Konnte sich Ali dieses Mal mehr einbringen als noch bei Deaf To Our Prayers? Im Vorfeld gab es ja auch Gerüchte, ihr würdet euch vom Sound her wieder mehr in Richtung Whatever It May Take bewegen. War das von Anfang an eure Intention oder lief es eher nach dem Motto mal sehen was kommt?

Nein, also wir hatten von den Songs her das Gefühl, dass es eher in die Richtung geht, als bei Deaf To Our Prayers, was ja eigentlich die ganze Zeit nur auf die Glocke war. Damals hatten wir eben nicht großartig Wert auf Abwechslung gelegt und das wollten wir eben bei dieser Platte anders machen, bzw. ist das von ganz allein gekommen. Wir hatten von der letzten Scheibe etwas mehr Abstand und haben gesehen dieses und jenes können wir besser machen und so kommt es halt dazu, dass man auch mal ein paar ruhigere Sachen mit rein nimmt, ganz einfach um da eine gewisse Dynamik rein zu bringen. Und der Ali hatte sich eigentlich auch schon bei der Deaf To Our Prayers mit eingebracht, also die Songs hatte er mit Maik zusammen geschrieben. Maik ist zwar der Songwriter, aber Ali sitzt da auch immer mit rum. Die schreiben die Songs eigentlich größtenteils am Computer, also spielen da Gitarrenspuren ein und überlegen sich schon grob die Struktur, was für ein Schlagzeugbeat drüber kommt und nehmen schon mal so eine Art Demotape oder Demo-CD auf und vorher probieren wir die Songs eben im Proberaum durch. Und Ali ist dabei eben voll integriert, jetzt sogar noch ein bisschen mehr als beim letzten Mal denke ich. Also ich war ja nicht immer persönlich dabei, aber die beiden haben die Platte ja auch produziert und saßen im Studio an den Reglern. Das Mischen hat zwar wieder Tue Madsen übernommen, aber so die Aufnahmen und das ganze Zeug haben wir mehr oder weniger in Eigenregie gemacht. Die Leute vom Studio haben da praktisch als Ingeneure gearbeitet, alles eingestellt und so. Und Ali arbeitet ja auch in dem Studio, von daher hat das alles eigentlich gepasst.

Intro und Outro sind ja, wie schon bei Anigone, von Òlafur Arnalds. Wie kam es zu der erneuten Zusammenarbeit?

Die letzte Platte hatte ja die Absicht, auf die Glocke zu hauen, da haben halt die Intros und Outros unserer Meinung nicht gepasst. Und außerdem, ich weiß jetzt nicht ob das an uns lag, aber nachdem die Antigone draußen war kam ein Haufen Bands mit so ruhigeren Sachen und so stand uns dann nicht so richtig der Sinn danach. Und bei der jetzigen Platte stand uns eben wieder der Sinn danach, es passte eben auch zu der Abwechslung.

Und wie ich finde, gerade mit der Geschichte hinter Iconoclast wirkt die CD ein wenig wie ein Film, da passt das ja ganz gut.

Genau, es ist halt eine Konzeptplatte.

Das Release wird ja auch eine DVD mit dem Auftritt vom Wacken 2007 beinhalten und auf de CD selbst wird ein Multimediapart zu finden sein, auf dem noch einmal jeder Song an sich näher erläutert wird. Wie seit ihr auf die Idee gekommen, diese beiden Features mit drauf zu packen, auch nachdem der Deaf To Our Prayers bereits eine DVD mit einem Liveauftritt von euch beilag.

Also beim Wacken wurden ja eigentlich alle Bands mehr oder weniger mitgeschnitten und wir hatten damals direkt nach dem Auftritt, also quasi fünf Minuten später bereits ein Rohschnitt zu sehen bekommen und der Auftritt selbst war super gelaufen und da dachten wir na ja, vielleicht kann man da was draus machen, und dann wurde halt alles noch mal abgemischt. Man will den Leuten ja auch was bieten fürs Geld, also den Leuten, die es sich dann auch kaufen und nicht ziehen. Die kann man ja dann so auch ein wenig belohnen, denn so eine CD zu machen ist nun mal ziemlich teuer. Und die ganzen Features, also ich geh jetzt mal von mir persönlich aus. Ich mag es selbst nicht sonderlich, Texte zu erklären. Ich sehe es halt lieber, auch wenn ich die Texte nicht selbst schreibe, wenn sich die Leute damit auseinander setzen und dann sich eben, wenn es Fragen gibt, sich Informieren oder auf uns zukommen, aber nicht so nach dem Motto von was handelt dieser Song und von was handelt jener Song, ohne sich damit vorher auseinander gesetzt zu haben. Es besteht halt immer auch die Gefahr, wenn du den Leuten erzählst um was es geht, dass sie das als gegeben hinnehmen und sich keinen Kopf drüber machen und das halt einfach schlucken, nach dem Motto die haben gesagt, dass das so ist, also wird das schon so sein. Dieses Multimediafeature auf der CD ist eben etwas, wo sich die Leute zusätzlich informieren können. Man kann sich eben seine eigenen Sachen zusammen basteln, quasi wie ein Bausatz. Es ist denke ich auch fruchtbarer als wenn man alles einzeln erklärt.

So eine Multimediatour kannte ich persönlich auch noch nicht.

Ich auch nicht, ich war selber überrascht, als die Idee aufkam. Also ich weiß jetzt auch nicht, ob das Label mit der Idee kam, weil sie das vielleicht bei einer anderen Band schon mal gemacht haben oder so, aber auf jeden Fall waren wir gleich angetan von der Idee. Aber wer jetzt letztlich mit der Idee ankam, keine Ahnung. Wir wollten eben auch was Besonderes auf der CD machen, neben der DVD, und es ist ja eben auch was, was nicht jeder hat.

BastiBasti, der das Artwork gemacht hat, dürfte ja bereits bekannt sein, nicht zuletzt durch das Artwork von War From A Harlots Mouth. Wie seid ihr auf ihn gekommen, wie kam es zu der Idee des Artworks an sich und wisst ihr schon, ob er auch für Iconoclast Part 2 die graphische Gestaltung übernehmen wird?

Ui, das mit Iconoclast 2 weiß ich nicht. Es ist ja auch ein Konzeptalbum, was über mehrere Teile geht und im Prinzip können wir ja noch nicht mal sagen, ob bereits die nächste Platte der zweite Teil wird, und ob es noch Teil drei oder Teil vier gibt. Also im Prinzip ist alles schon durchdacht, aber wie es im Endeffekt wird steht so noch nicht fest. Kann ja sein, dass wir nach dem zweiten Teil fertig sind mit erzählen, das weiß man ja nicht, wie viel man da unterbringt. Und auf den BastiBasti sind wir letzten Endes eben durch War From A Harlots Mouth gekommen. Deren Scheibe ist ja bei Lifeforce raus gekommen, da haben wir eben eine CD bekommen und fanden das gut. Wir wollten eben was Frisches und Neues haben, wobei ich von anderer Seite auch schon gehört habe, dass das im Moment so eine Art Trend ist, so Sachen in die Richtung zu machen. Aber das hab ich bisher eben nicht so empfunden. Es kam auch schon eine Interviewfrage, wo uns jemand fragte ob uns das nervt, dass jetzt viele so einen Stiefel fahren. Aber unsere Platte kommt ja erst noch raus, das haben natürlich andere schon vorher gemacht, was soll uns da nerven, haha. Das versteh ich nicht ganz.

Na ja, das spielte wohl eher an so Artworksachen Richtung Job For A Cowboy an.

Ja genau, auch die Sache mit dem Schriftzug und so. Ich denke mal auch darüber geht es, dass es da viele in der gleichen Ecke sehen, anders kann ich mir das auch nicht erklären. Vielleicht noch die Verwendung der ganzen Farben, was ja jetzt eine Zeit lang untypisch gewesen ist und nun immer mehr Bands auftauchen, die weiße Shirts haben mit irgend einem Comicdesign drauf und mit Pink und Neongrün und was weiß ich nicht was. Mit so knalligen Farben wurde früher eben nicht so viel gemacht, dass kann schon sein das so was jetzt vermehrt auftritt. Aber ich glaube über War From A Harlots Mouth sind wir darauf gekommen. Und die Idee dahinter, na ja das ist halt einfach ein Krieger. Also er gehört eben in diese Kriegerkaste. Das Layout selbst hab ich, also ich muss dazu sagen ich mache ja im Moment eigentlich ein Auslandspraktikum in Brasilien und bin im Moment nur für die Tour hier, da habe ich die ganze Sache eben per Rechner zugeschickt bekommen und muss mir die Sache, wenn alles fertig aus dem Presswerk kommt erstmal richtig angucken. Also ich war jetzt beim Entstehungsprozess und den ganzen Sachen, die abgewickelt werden müssen, sprich die Koordination mit dem Label und so, nicht all zu sehr involviert. Deswegen kann ich auch bei vielen Dingen nur wage formulieren, wie das abgelaufen sein könnte, haha.

Deaf To Our Prayers war ja kommerziell gesehen relativ erfolgreich. Es gab gute Plattenverkäufe, den Charteinstieg…

Na ja das mit dem Charteinstieg ist ja immer so ne Sache. Wenn du eine starke Woche hast kannst du viele CDs verkaufen und kommst nicht in die Charts und dann hast du eine Woche, da landest du mit 100 oder 150 verkauften CDs auf platz 70 oder was weiß ich, haha. Also ich weiß nicht, wie viel da in der ersten Woche weggegangen ist, aber es sieht natürlich immer gut aus, haha.

Aber wenn du jetzt auf die letzte Platte zurückblickst, was ihr damit erreicht habt und so, habt ihr da einen gewissen Anspruch an euch selbst, das noch zu toppen oder es zumindest wieder zu erreichen oder sagt ihr na ja, wenn es wird dann okay, wenn nicht, dann halt nicht?

Ja, also es geht schon eher in diese Richtung. Ich meine klar ist es schön wenn man viele Platten verkauft, aber ich könnte dir jetzt nicht sagen, wie viel genau weggegangen sind. Irgendwann bekommt man halt Zahlen um die Ohren genauen und freut sich, aber das ist jetzt nicht unser Ansporn. Klar ist es schön, wenn man nicht auf der Stelle tritt, sondern größere Konzerte spielt und weiter wächst, aber es ist jetzt nicht unsere Motivation. Wenn es besser wird, dann freuen wir uns halt, und wenn nicht dann eben nicht.

Ich hatte es Maik zwar letztes Mal beim Interview gefragt, aber hier noch mal die Frage an dich zum Thema Downloads. Wie ich mitbekommen habe konnte man Iconoclast ja bereits zwei Monate vor Release illegal im Netz runterladen. Maik hatte gesagt, dass es ihm relativ egal ist, aber bleibt nicht trotzdem ein komisches Gefühl zurück? Im Netz liest man dann so Kommentare wie ich kauf mir die CD ja dann sowieso, aber jemand, der das Album seit zwei Monaten durchhört hat dann letztendlich einfach nicht mehr die Intension, sich ein Album zu kaufen, was er quasi schon auswendig kennt.

Ja genau, da hat man es sich bis zum Release einfach tot gehört. Ich habe da auch glaube ich eine etwas andere Meinung als Maik. Er sagt halt, der Bekanntheitsstatus wird durch das Runterladen größer und dadurch kommen mehr Leute auf die Konzerte, kaufen Merch, etc. Es ist ja auch wirklich so, im Endeffekt hast du mehr davon. Von CD-Verkäufen siehst du eh kaum was, weil erstmal die ganzen Studiovorschüsse und so bezahlt werden müssen und du verdienst ja praktisch am Merch und an den Konzertgagen und da bringt es die Band so ja quasi schon wieder nach vorne, aber irgend wann wird es so sein, dass kein Label mehr da ist, niemand mehr, der etwas bezahlt. Und das ist das Problem, was ich jetzt sehe. Klar bin ich da kein Unschuldslamm, ich habe auch schon die eine oder andere CD runtergeladen.

Wer hat das nicht…

Eben, und es ist halt wirklich so, dass es quatsch ist was diese Leute dann erzählen, dass sie sich das Album dann sowieso noch kaufen. Die Verkaufszahlen belegen das ja auch. Also im Prinzip ist es mir auch relativ egal, weil du den Leuten sowieso nichts vorschreiben kannst, auch wenn sie in dem Moment wirklich etwas Illegales machen. Meist sind sie sich ja der Illegalität gar nicht bewusst. Sie sagen halt kostenlos im Internet und fertig, haha.

Ich glaube auch, viele denken, wenn sie nicht gerade Tokio Hotel runterladen steckt auch nicht eine so starke Industrie dahinter, so dass Downloads von Alternaivbands nicht so verfolgt werden.

Na ja verfolgt wird es wirklich nicht so, aber für die kleinen Labels ist das noch viel schlimmer. Ich finde es eben immer schade, wenn eine CD vorab im Netz ist und jemand hört mit einem Ohr hin, vielleicht gerade mal zwei oder drei Songs und schreibt dann gleich auf dem nächsten Messageboard seine Meinung. Du sitzt halt ein paar Tage oder Wochen oder Monate im Studio und arbeitest daran und dann kommt jemand, hört einen Song und schreibt dann was. Selbst wenn’s eine gute Kritik ist, es wird halt einfach der Musik nicht gerecht finde ich. Früher ist man eben in den Laden gegangen und hat sich mit der CD aus einander gesetzt, seien es jetzt Texte oder was auch immer, weil man ja auch Geld dafür ausgeben musste.

Man hatte ja auch gleich die Texte dabei. Jemand, der heutzutage das Album runterlädt, der sucht nun mal nicht extra im Internet, es sei denn ihn interessiert es wirklich brennend, nach den Texten. Das Album wird halt angehört und gut.

Die Leute geben sich halt mit der Hälfte vom Gesamtpaket zufrieden. Sie verzichten, auf das Artwork, auf die Texte und den ganzen Kram. Das ist ja irgendwo schade, aber man kann halt nix machen. Aber noch mal, ich denke halt, für eine Band sind Downloads gut, um bekannter zu werden, aber für die Musikindustrie ist es halt der Todesstoß. Aber ich glaube, in zwei oder drei Jahren hat sich das eh erledigt. Es wird ja schon gezielt gegen die Leute vorgegangen. IP-Adresse rausgesucht, gekuckt was wurde gedownloadet. Das machen zwar aktuell nur die großen Plattenfirmen, aber…

Das Problem dabei ist, dass es bei den Leuten, die Musik verteilen bisher noch zu keiner Verurteilung kam.

Ja klar, aber es sind ja viele dabei, die einen Brief mit der Aufforderung bekommen, 250 Euro zu bezahlen, und das dann eben auch tun um Ruhe zu haben. Und die sind dann aus der Downloaderszene erstmal weg. Und wenn das jetzt in die Richtung läuft, dann wird das in zwei oder drei Jahren sicherlich viel verschärfter sein. Ich bin jetzt auch kein Rechtsexperte, aber dann wird man ja auch erst einmal sehen, ob das überhaupt rechtens ist, das ganze mit dem IP-Adressen ausspionieren und Downloads kontrollieren und so weiter, aber bei den Schäden, die der Industrie zugefügt werden, da wird sich schon irgend etwas tun.

Aber du sprichst ein gutes Thema an. Wenn man sich mal die Geschehnisse der letzten Zeit anguckt, sprich die neuen Überwachungsgesetze, Studiengebühren und all so ein Scheiss, was einfach eingeführt wird, obwohl die breite Bevölkerung dagegen ist. Gegen all so etwas singen, malen oder schreiben Künstler schon seit ewigen Zeiten. Ihr habt auch in euren Texten solche Sachen immer angeprangert und jetzt kann man eigentlich nur hilflos mit ansehen, wie es doch passiert. Bleibt da bei euch als Band nicht die Frage zurück, ob man mit Musik und seinen Texten wirklich so viel ausrichten kann, wie man immer dachte oder ob man im Prinzip nur auf taube Ohren stößt.

Also man freut sich schon, wenn man etwas bewegen kann, aber letztendlich ist es ja ein Ventil und erfüllt schon seine Funktion, wenn man sich überhaupt ausdrücken oder mitteilen kann. Ob das nun gehört oder verstanden wird ist die andere Frage, aber das stellt ja die ganze Sache an sich nicht in Frage, nur weil es auf einer gewissen Ebene verpufft. Künstler sprechen sich halt immer gegen solche Sachen aus, wobei wir uns jetzt nicht als Künstler sehen. Und Leute, die sich mit Literatur oder Musik oder Poesie beschäftigen denken ja eigentlich immer ein wenig liberaler oder progressiver, deswegen kommt das auch meistens aus der Ecke, aber es hilft halt nicht immer was.

Ihr habt ja nun mittlerweile als Band eine ganze Menge erreicht. Große Konzerte, viele Touren, etc. Gibt es überhaupt noch etwas, was ihr gern erreichen würdet oder sagt ihr, einfach weiter machen wie bisher? Gibt es vielleicht irgendeine Band, mit der ihr gern mal eine Show spielen würdet, wie etwa At The Gates, oder was gerade wieder aktuell geworden ist Carcass oder Bolt Thrower?

Naja mit Bolt Thrower haben wir ja schon gespielt, aber ich persönlich bin sowieso kein Mensch, der sich groß über Reunions freut. Also ich ärgere mich wahnsinnig, dass ich die damals nicht live gesehen habe, also weder At The Gates noch Carcass, aer ich weiß nicht ob ich das jetzt unbedingt sehen muss. Sicherlich würde es schon ein cooles Erlebnis sein, aber irgendwie wäre da auch ein Mythos weg, weil es irgendwie immer eine unerreichbare Sache war und dann gehst du halt hin und machst einen Haken bei schon gesehenen Bands. Auf der anderen Seite ist schon allein durch die Möglichkeit sie sehen zu können irgendwie der Mythos verschwunden. Ich meine The Haunted sind ständig auf Tour, die haben wir schon ein paar Mal gesehen, von daher sieht man auch ständig die beiden Björler-Brüder, die ja auch bei At The Gates sind, die haben wir halt auch schon zusammen auf der Bühne gesehen und die werden ja auch nicht jünger und irgendwie kann ich mir vorstellen, dass es `95 ein anderes Erlebnis war als es jetzt sein wird. Ich meine Tompa am Gesang ist immer noch, ob der nun mit Disfear oder Great Deceiver oder mit was auch immer auf Tour kommt, das ist immer ein Erlebnis, aber ich weiß nicht, ob ich mir die Band so antun will.
Und sonst mit Bands spielen, wenn du eine Band hast, die du schon als Kind oder Jugendlicher verehrt hast und spielst dann mit denen und die führen sich womöglich auf Tour wie die letzten Arschlöscher auf, das will ich überhaupt nicht erfahren. Es gab halt so Bands die du immer verehrt hast und wenn du die dann triffst ist das irgendwie verpufft, da war dann eben der Mythos irgendwie weg.

Und sonst noch irgendetwas, was ihr gern erreichen würdet? Oder habt ihr alles geschafft?

Nein, also was jetzt Verkäufe angeht ist das uns relativ egal, aber was jetzt Touren angeht… Also wir sind ja schon relativ viel rumgekommen, dafür dass wir nicht so viel spielen, aber Australien wäre bestimmt ganz lustig, oder Neuseeland oder in einem afrikanischen Land, Südafrika oder Dubai, da ist ja jetzt auch immer so ein Rockfestival.

Gibt es da überhaupt ne Szene, in Ländern wie Dubai oder Südafrika?

Ich glaub schon, Südafrika ist sogar ganz gut, da gab es auch schon einige kleinere Hardcorebands aus Deutschland, die da getourt sind. Ich hatte da auch mal ein Tourtagebuch gelesen, weiß aber leider nicht mehr, von welcher Band das war. Ich glaube Durango95 oder so, bin mir aber nicht mehr sicher. Es gab auch mal so ne Grindcoreband aus Südafrika, ich weiß aber nicht mehr, ob’s die noch gibt, aber so in der Richtung geht schon was. Ansonsten hab ich auch schon mal was von einer Deathmetalband aus Botswana gehört. Also das war nicht schlecht, aber halt nix besonderes, aber es ist eben ulkig, wenn man was von einer Band aus der Ecke was hört, weil man eben von dort nix erwartet.

Wo ich zum Beispiel nie was erwartet hätte waren die Philippinen. Da hat sich auch ein ganz eigener Sound entwickelt, der sich nur schwer irgendwo einordnen lässt.

Ja, also so aus der Ecke, auch Südkorea und so, erreichen uns auch immer viele Mails. Und als wir das erste Mal in Brasilien waren, da haben wir damals auch mit Confronto und Constrito und so gespielt, und die klangen alle nicht wie europäische oder amerikanische Bands sondern wie etwas Eigenes. Und wenn du jetzt dahin kommst klingen alle wie Madball oder Throwdown, da ist halt irgendwo ein Stück Identität verloren gegangen sag ich mal. Und das hast du wahrscheinlich in solchen Ländern, wo nicht jeden Monat irgendeine Tour aus Europa oder Amerika stattfindet, nicht. Aber das finde ich eben auch schade. Wie gesagt, ich mache gerade Praktikum in Brasilien und da gibt es halt auch viele Bands aus den ärmeren Gebieten, aus den Favelas, die komischer Weise noch ein wenig diesen Sound spielen. Klingt halt etwas nach, keine Ahnung, Converge, Neurosis und auf der anderen Seite Arkangel. Das gibt es eben nirgendwo anders, und bei den Bands, die dort größere Shows spielen ist das eben völlig verloren gegangen. Die wollen irgendwie mit Bands aus Europa oder den USA auf Tour gehen und im Endeffekt geben sie so ihre Identität weg und in Europa interessiert sich keine Sau mehr für so eine Band, weil sie eben nicht anders klingen als eine Band aus den USA oder den europäischen Ländern, nur mit einer schlechteren Produktion.

Okay cool, das war’s dann auch eigentlich schon, noch irgendwelche letzten Worte?

Nein, eigentlich nicht, haha. Danke.