Interview mit LETO.

17.11.2018
 

 

Wir haben auf dem Reeperbahn Festival mit der Hamburger Indie-Punk-Band LETO. gesprochen: unter anderem über das Debütalbum auf Rookie Records und ein ausgefeiltes Grafikkonzept.

ALLSCHOOLS: Ihr seid eine der wenigen Hamburger Bands, die auf dem Reeperbahn Festival auftreten, wie kam es dazu?

Paul: Gute Frage, wir sind ja mit unserem Album auf dem Hamburger Label Rookie Records gelandet – liebe Grüße an Jürgen und Anne – und über sie kam die Anfrage des Festivals. Darüber haben wir uns natürlich riesig gefreut, da wir das Reeperbahn Festival auch als Musikfans feiern und für uns ist es auch ein krasser Ritterschlag hier spielen zu können. Und der Laden war voll, wir alle nass und ich glaube jeder hatte Spaß.

ALLSCHOOLS: Hat man bei so einem Auftritt im Hinterkopf, gewisse Leute aus der Industrie erreichen zu können oder sagt man eher den Freunden Bescheid?

Jannes: Ich glaube beim Reeperbahn Festival kommen eher nicht die Freunde rum, weil das Festivalticket ja auch nicht günstig ist und du für eine einzelne Show nicht reinkommst. Deswegen ist es schon ein anderes Publikum. Auch als Gast fand ich es die letzten Jahre immer sehr durchmischt: da gibt es Leute die einfach nur so dastehen und aus Interesse gucken und dann stehen aber auch Fans vor der Bühne, die alles mitsingen. Und ich glaube, dass es heute für uns ein eher neues Publikum war. Umso mehr haben uns die zahlreichen nickenden Köpfe gefreut.

ALLSCHOOLS: Ist das etwas anderes im Rahmen eines Festivals in der Heimatstadt zu spielen?

Jannes: Auf jeden Fall, super strange, abgefahrenes Gefühl - und auch dieses Konzept an sich, des Reeperbahn Festivals, ist in Deutschland einmalig. Wir kennen die ganzen einzelnen Clubs und trotzdem herrscht hier immer eine super Atmosphäre während des Festivals. Jedenfalls ist ein besonderer Vibe im Grünen Jäger und auf dem Festival im Allgemeinen.

ALLSCHOOLS: Euch gibt es seit 2015, wie habt ihr zusammengefunden?

Paul: Ja, also wir haben vorher seit 2013 in dieser Konstellation auf Englisch gesungen, seit 2015 auf Deutsch, weil wir diese Art von Musik, also Deutschpunk und ähnliches, selber feiern.

Jannes: Und wir machen schon ewig Musik, seit wir 15 sind. Also weit über 10 Jahren in einer Band, immer mit viel Liebe zur Sache. Und es ist jetzt gefühlt ein Meilenstein mit dem Album alles auf eine Karte gesetzt zu haben, ein bisschen mehr Kohle und Energie in die Produktion zu stecken und dann auch noch auf unserem Wunschlabel zu landen. Ja und jetzt hier auf so einem coolen Festival spielen zu können bedeutet einem noch mehr, wenn man das so lange macht. Und die anderen beiden spielen auch schon ewig in Bands, das können also alle gut nachvollziehen, dass es nicht selbstverständlich ist.

ALLSCHOOLS: Paul, du hast mit dem Drummer von KOLARI vorher zusammen Musik gemacht, richtig?

Paul: Ja genau, lieben Gruß Bästi, ballern! (lacht). Ja also wir kennen uns schon länger, haben so Pop-Punk gemacht, dann ein bisschen Emo und er ist jetzt im Metal hängen geblieben, also auf jeden Fall mehr auf die Schnauze.

Jannes: Er hat uns auch immer wieder im Studio besucht als wir die Platte aufgenommen haben, da KOLARI den gleichen Produzenten haben.

ALLSCHOOLS: In welchem Studio habt ihr aufgenommen?

Jannes: In den Hertzwerk-nullzweistudios. Da hat Olman, unser Produzent, sein Studio. Er macht ganz viele Deutschpunk-Produktionen, zum Beispiel CAPTAIN PLANET, STAATSPUNKROTT oder KMPFSPRT. Mit ihm hatten wir erst eine EP aufgenommen und jetzt auch das Album, weil wir die letzte Platte von CAPTAIN PLANET auch so feiern. Und da wir ihn vorher schon kannten hat das ganze Paket einfach gestimmt, weil ein gemeinsame Sprache entwickelt.

ALLSCHOOLS: Am Reeperbahn Festival nehmen ja unzählige Clubs teil, ihr habt im Hafenklang eure Album-Release Show gespielt, wie war das?

Jannes: Das war Ende August, es war mega aufregend, wir gehen da schon ewig auf Konzerte und es ist super, dass das geklappt hat. Wir haben echt lange für das Album gebraucht, weil wir alle noch in Jobs stecken und es ist einfach cool, nach so vielen Monaten Arbeit und dieser heißen Phase vor dem Release mit tausend Mails und Telefonaten eine so geile Show bei vollem Haus zu spielen. Es war auch ein schöner Querschnitt an Freunden, Familie und Leuten, die anfangen sich jetzt für uns zu interessieren, in einem sehr besonderen Rahmen. Wir haben das Album zum ersten Mal komplett live gespielt, es gab Schampus und auch viele Plattenverkäufe, schöner hätte man es sich nicht vorstellen können.

ALLSCHOOLS: Wie nehmt ihr den Schritt wahr, jetzt mit einem Label eine Platte herauszubringen? Ich höre raus, dass ihr ja weiter als Band Vollgas gebt, aber was ist das i-Tüpfelchen, das man bekommt, wenn man solcher Partner wie Rookie Records im Boot hat?

Paul: Es klingt jetzt irgendwie doof, aber man hat letztendlich ein Stück weit eine Legitimierung. Du machst Musik und erreichst wahrscheinlich nicht so viele Leute ohne ein Label. Es gibt bestimmt Ausnahmen, aber für uns bedeutet das, plötzlich gehört zu werden, von Menschen, die andere Bands auf dem Label mögen, LOVE A oder PASCOW zum Beispiel. Man hat eine größere Reichweite und auch Menschen, die vielleicht keinen direkten Zugang zu dieser Musik haben, erfahren von der Band. Neben allem was wir für diese Band leisten ist das natürlich wie ein Verstärker.

Jannes: Es bleibt natürlich ein kleines Indie-Label und ich glaube deshalb funktioniert diese sperrige Musik auch auf so einem Label. Das sind ja immer noch „nur“ zwei Menschen, die das total familiär und in Abstimmung mit uns schmeißen. Was anderes wollten wir auch nicht. Und vor allem sind es die Tipps, die man bekommt, darüber wie man sich auch selbst verstärken kann, das Besondere und Gemeinsame. Dadurch professionalisiert man sich als Band, weil plötzlich ganz andere Posten zu besetzen sind. Dadurch lernt man also ganz viel.

ALLSCHOOLS: Das glaube ich, habt ihr zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Paul: Ja, zieht euch unsere Videos und die Platte rein.

Jannes: Ja genau und man muss an dieser Stelle noch hinzufügen, dass das ganze Grafikkonzept der Platte und die Videos bis hin zum Bühnenbild aus einer Hand stammen und einem roten Faden folgen. Wir arbeiten ja zum Beispiel mit alten Fernsehern und auch die Videos sind in dieser Ästhetik aufgebaut. Die Idee stammt von unserem Grafiker, Julius Dettmer, der eine Zeit lang alte Fernseher auf der Straße abfotografiert hat. Daher kommt auch der Titel „Vor die Hunde“ fürs Album, weil die alten Kisten auf Hundehöhe am Bordstein liegen und naja, eben dagegen pissen (lacht). Zumindest steckt da ein doppelter Sinn dahinter. Und die Videos sind ja auch in TV- und Videotext-Optik. Da sind wir ein bisschen nerdig und sehr stolz drauf und wir sind dem Grafiker auch sehr dankbar.

ALLSCHOOLS: Vielen Dank für eure Zeit und ich wünsche euch noch alles Gute mit LETO.