Interview mit Lajon Witherspoon (SEVENDUST)

21.11.2020
 

 

Es gibt Dinge, die kann man kaum in Worte fassen. Zum Beispiel, wenn man es schafft mit einem der besten Sänger seiner Zunft ein exklusives Interview zu führen. Die Rede ist hier von keinem geringeren als Lajon (“LJ”) Witherspoon von SEVENDUST. Normalerweise führt dort Clint Lowery die Gespräche mit der Presse, so dass es ein Extrabonbon darstellt, mit dem Frontmann zu quatschen.

 

Hey LJ, alles klar soweit? Bist du fit, gesund und munter?

Ja klar, soweit alles super. Keiner ist bislang krank geworden oder hat sich angesteckt. Ich bete jeden Tag dafür, dass es so bleibt. Aber vielleicht hatten wir ja alle schon den Virus, ohne dass wir es bemerkt haben. Wie läuft es denn so bei euch in Deutschland?

 

Wir haben so einen “Lockdown light”, d.h. viele Sachen des öffentlichen Lebens stehen still. Restaurants haben nur noch take away, fast alle Freizeiteinrichtungen zu usw. Wie sieht es drüben bei euch aus?

Ähnlich, aber hier in Kansas dürfen die Restaurants nur die Hälfte der Gäste reinlassen und müssen natürlich bestimmte Hygienemaßnahmen treffen. Außerdem darf man sich nicht mehr mit so vielen Leuten treffen. Shows finden übrigens auch nicht statt.

 

A Propos shows: Du hast doch bestimmt irre Bock wieder live zu performen, oder?

Man, i pray every single day to play live again! Wir haben ja auch eine Liveshow für den Stream gespielt, aber das war - verglichen mit richtigen Konzerten - gar nichts. Nur die Band, drei Crewmitglieder und die Kameraleute standen da in diesem riesigen Konzertsaal. Natürlich war es cool, wieder mit den Jungs zu performen, aber ohne Publikum ist das wirklich nur halbgar. Und da SEVENDUST schon immer eher eine Liveband war, ist diese Situation für uns alle ziemlich hart. 

 

Die Show, von der du eben gesprochen hast fand am 23. Oktober in Orlando statt, richtig? Genau an dem Tag kam auch euer neues Album “Blood & Stone” raus, oder? Welche neuen Songs habt ihr da performt?

 

 

Ja, genau. Das war unsere eigene Geburtstagsfeier zum neuen Album. Normalerweise machen wir das immer so, dass wir am Veröffentlichungstag eine Show spielen. Wir haben direkt mit “Dying to live” angefangen, der Song mit dem aktuellen Video. Der Titeltrack “Blood from a stone” war auch dabei und das SOUNDGARDEN-Cover “The day i tried to live”.  

 

Habt ihr das Album eigentlich während der Corona-Pandemie aufgenommen?

Nein, die Songs waren zum Glück schon vorher fertig und eigentlich hätten wir auch schon früher veröffentlichen können. Allerdings wollten wir erstmal abwarten, ob sich die Coronasache vielleicht von selbst gibt, aber leider war dem nicht so. Wenn man ein neues Album am Start hat, will man auch live loslegen und die neuen Sachen den Fans präsentieren. Das war mein ganzes Bandleben so: Album und dann Tour spielen. Aber Zeiten ändern sich. Aber wie alle Musiker brennen wir darauf, mit SEVENDUST wieder loszulegen. 

 

Mir gefällt das Album besonders wegen deiner unglaublichen Sangesleistung. Hut ab dafür! Wie sind die Fans mit dem neuen Teil zufrieden?

Thank you bro! Komisch, das haben mir schon einige Leute gesagt, dass sie mit meiner Leistung sehr zufrieden sind. Aber ich finde insgesamt, dass wir als Band auf “Blood & Stone” einen guten Job machen. Natürlich gibt es immer wieder Kritiken wie “Ey, ihr seid gar nicht mehr heavy” oder so, aber das kratzt uns nicht maehr so wirklich. Klar wirst du kein zweites “Home” mehr von uns erwarten können, da waren wir 20 Jahre jünger und haben die Songs noch ganz anders geschrieben. Mittlerweile sind wir auch vom Sound und Songwriting erwachsener geworden und lassen uns mehr Zeit. Das ist glaube ich der größte Punkt, was “Blood & Stone” ausmacht. 

 

Welche Songs gefallen dir persönlich am besten?

Ganz ehrlich: Schwere Frage! Weißt du, dass ich das Album bislang gar nicht komplett durchgehört habe? Das mache ich eigentlich immer so, dass ich nach dem Aufnahmeprozess erstmal eine Zeit brauche, bis ich das Gesamtwerk hören kann. Aber “Kill me” oder auch “Criminal” finde ich bärenstark. Live werden diese Songs bestimmt auch richtig krachen, wenn wir mal wieder live auftreten dürfen. 

 

Zuletzt nochmal eine politische Frage: Hast du am Election Day auch dein Kreuz an der richtigen Stelle gesetzt?

Ja sicher! Weißt du eigentlich, dass ich dieses Jahr zum ersten Mal gewählt habe? Sicherlich denkt jetzt jeder, dass ich ein unpolitischer Mensch sei und mich die ganze Sache vorher nicht interessiert habe. Aber das ist nicht so, da ich in der Vergangenheit während der Wahl eigentlich immer unterwegs war. Früher sind wir 250 - 300 Tage im Jahr auf Tour gewesen, so dass selbst Briefwahl unfassbar schwer war. Allein die Registrierung, bei der man oft persönlich anwesend sein musste, klappte bei mir aufgrund des Berufes nicht. Aber dieses Jahr bin ich mit meiner Frau wählen gegangen und wir beide sind mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Zum Glück wird diese dunkle Zeit bald ein Ende haben.