Hey Michi, wie seid ihr denn zu Century Media gekommen? Das ist doch eigentlich ein Metal-Label.
Wir hatten ja die kleine EP veröffentlicht und durch die ganzen positiven Reviews in den Online-Magazinen sie die dann auf uns aufmerksam geworden. Sie haben uns angeschrieben und das Angebot gemacht, uns mal in Dortmund zu treffen und zu reden. Die Single fanden sie toll und meinten, sie wollten mal etwas neues ausprobieren. Auf People Like You (Einem Sublabel von Century Media; Anm. d.Verf.) sind ja auch die BROILERS. Damit sind sie gut gefahren und nun wollten sie sich bei Century etwas ausweiten und da kamen wir anscheinend gerade recht.
Wie kam denn die EP damals insgesamt an?
Sie kam überall super an. Wir haben glaube ich keine einzige schlechte Review bekommen. Auch hier, die Münchner Szene hat es super angenommen, weil es wirklich mal was neues war. Alle wollten mehr hören. Viele meinten auch, dass genau solche Musik zwischen Punk und TOCOTRONIC, wie wir sie machen noch gefehlt hätte. Wir wollten damals ja eigentlich nur ein paar Songs online stellen und dann kam das super an. Wir waren echt baff.
Welche Bands haben euch denn damals inspiriert? Aus dem süddeutschen Raum gibt es ja kaum eine Band, die so klingt wie ihr. Ihr erinnert mich eher an CAPTAIN PLANET, TURBOSTAAT oder MUFF POTTER.
Genau diese sind es auch. (lacht) Ich höre eben ganz viel MUFF POTTER und CAPTAIN PLANET, oder auch MATULA – Nicht TOCOTRONIC oder KETTCAR. Eher die Bands, die noch irgendwo Punk sind. Wir wollten aber eigentlich niemanden nachmachen, das war eben nur die Musik, die ich damals so gehört habe. Am Ende ist ein guter Mix aus allem rausgekommen.
Habt ihr denn vor der EP schon zusammen Musik gemacht?
Nein, wir hatten schon eine andere Band vorher. Da war noch ein anderer Bassist dabei und wir haben so eine Art Emocore gemacht. Dann ist unser Gitarrist – der nun wieder da ist – ausgestiegen und wir haben erstmal zu dritt weitergemacht. Als dann der Bassist ausgestiegen ist, ich den Bass übernahm und unser Gitarrist wieder zurückkam, waren wir MARATHONMANN.
Auf euerer EP gab es mit „Briefe von gestern“ noch einen sehr Screamo-lastigen Song. Solche Lieder sucht man auf euerem Album nun vergebens. Würdest du mir da zustimmen?
Ja. Wir hatten erst geplant ein wenig härtere Musik zu machen, schlussendlich hatten wir dann ein paar Songs zusammen, die dann doch nicht so waren – Wir können anscheinend nicht so hart spielen wie wir wollten. „Briefe von gestern“ und „Veränderungen“ - der jetzt auch nicht auf dem Album ist – waren noch ein wenig härter, weil sie ganz am Anfang entstanden sind. Es hat sich dann sehr schnell verändert. Unser Gitarrist hat sich dann in Effekte verliebt und es wurde doch ein wenig melodiöser. Ein paar härtere Lieder hätten wir noch, mit der anderen Schiene fühlen wir uns aber ein bisschen wohler.
Wird man diese Songs irgendwann hören können. Das von dir angesprochene „Veränderungen“ zum Beispiel?
Auf jeden Fall. Das wird eine B-Seite denke ich oder ein Song für einen Sampler. Der Songs ist fertig gemischt, hätte aber vom Stil her nicht auf das Album gepasst.
Was hingegen auf das Album gepasst hat, ist der Titelsong der EP. Der findet sich darauf wieder. Aber ihr habt ihn noch einmal neu aufgenommen oder?
Das stimmt. Wir wollten ihn für die Fans, die ihn schon haben neu aufnehmen, dass sie ihn vielleicht in einer besseren Version. Bei dem alten waren die Gitarren noch ein bisschen verstimmt, wenn man genau hinhört. Auch wenn Leute jetzt fragen könnten, warum wir ihn nochmal aufgenommen haben, wollten wir ihn unbedingt nochmal auf der CD haben. Er fügt sich einfach super in die Geschichte von „Holzschwert“ ein.
Ein gutes Stichwort. Hat „Holzschwert“ denn irgendein richtiges Konzept dahinter?
Ein richtiges Konzept würde ich jetzt nicht sagen. Es geht aber hauptsächlich um Themen wie Freundschaften, Zusammenhalt oder Kindheitserinnerungen. Um nicht aufgeben, sondern immer weiterlaufen. Etwas das MARATHONMANN ja schon sagt. Diese Grundthemen hat das ganze Album, es ist jetzt aber nicht darauf ausgelegt, dass alles zusammenpasst.
Entstehen denn bei euch die Texte vor oder nach dem Schreiben der Musik?
Das ist ganz verschieden. Ich hab schon ein paar Texte für das zweite Album. Meistens schreibe ich da Themen auf, die mich gerade interessieren und schreibe dann erstmal einen Texte, der zu keiner Musik passt – Wie so eine kleine Geschichte. Das war beim alten Album fast genauso. Dann machen wir die Musik und schauen ob man meine Geschichte auf die Musik irgendwie umändern kann. Im Studio sind dieses Mal fünf Texte entstanden, nachdem wir die Musik schon geschrieben hatten. Aber das waren Themen, die ich schon in meinem kleinen Buch stehen hatte. Man kann eigentlich nicht sagen, wann sie also entstehen, die Hauptarbeit entsteht aber nachdem wir mit dem Song instrumental sind.
Worauf achtet ihr denn, wenn ihr eure Musik schreibt? Auch wenn ihr oft an die anderen, bereits angesprochenen Bands erinnert, klingt ihr ja doch etwas eigen.
Wir schreiben die Songs meistens zusammen. Einer kommt mit einem Riff an, dann schreibt der andere Gitarrist seinen Teil dazu oder ich ergänze noch etwas – Ich habe ja auch mal Gitarre gespielt. Wir planen das nicht, jammen kann man das aber auch nicht nennen. Neuerdings hat unser Gitarrist auch öfters neue Effektideen, auf die wir dann aufbauen. In zwei Bandproben sind wir dann oft fertig. So richtig alleine vorschreiben machen wir eigentlich nicht.
Ihr ward in Oldenburg im Studio. Nicht das nächstliegendste, wenn man aus München kommt. Wie kamt ihr darauf?
Wir haben uns besprochen, welche CDs uns gut gefallen und dann kamen wir auf ESCAPAPO, deren Sound wir auf dem letzten Album wirklich super fanden. Wir haben dann dort einfach angefragt. Wir wollten auch weiter weg, damit wir komplett ungestört aufnehmen können, dass keine Freunde, Parties oder andere Dinge ablenken. Dort haben wir ja auch zusammen mit unserem Tonmeister zwei Wochen gewohnt. Wir haben super viel gelernt und hatten einfach keine Ablenkung. Die Tonmeisterei war für ihren fetten aber authentische, rohen Sound bekannt, durch ESCAPADO oder THE TIDAL SLEEP. Mit dem Ergebnis sind wir nun total zufrieden und die Entscheidung dort hinzufahren war auf jeden Fall super. Nach der COMEBACK KID Tour sind wir dorthin gleich weitergefahren, das lag auf dem Weg. Würden wir auf jeden Fall wieder machen.
Habt ihr auf der Tour mit COMEBACK KID schon neue Songs gespielt? Wie kamen die an?
Ich glaub vier Stück haben wir gespielt. Wir haben ja mit NO TURNING BACK und COMEBACK KID gespielt und wir waren da so die soften. Es war aber echt faszinierend wie auch in Frankreich oder Italien die Leute gut abgingen. Sie verstehen halt nichts aber wir transportieren anscheinend gut die Atmosphäre – Das wurde uns neulich auch in England gesagt. Das freut uns natürlich.
Erklärst du dann in diesen Ländern deinen Texte kurz vor den Songs?
Ganz selten. Das hab ich ein paar Mal gemacht, aber jetzt in England und Irland habe ich das gelassen. Auch wenn sie wissen um was es geht, verstehen sie nichts. Dann lieber gar nichts sagen und wirken lassen.
Eure Lieder stützen sich schon sehr auf die Texte. Was würdest du denn jemand sagen, der behauptet eure Musik würde nur als Untermalung der Texte dienen und immer gleich klingen?
Das finde ich nicht. Da würde ich mich gegen wehren!
Welche zwei Songs würdest du dann dafür ins Feld führen?
Zum Beispiel „Wir sind immer noch hier“ und den „Grabräuber“. Ich bin der Meinung, dass die schon abwechslungsreich geworden sind, wenn man das selbst sagen darf. Die CD hat einen roten Faden und es wechseln sich härtere mit ruhigen, mit eher poppigeren Songs ab – Es ist eigentlich alles vorhanden. Wir verbringen schon die meiste Zeit mit dem Schreiben der Musik, ich schreib da dann eben die Texte drauf.
Habt ihr denn als Band ein Ziel, bei dessen Erreichen ihr euch auflösen würdet?
Nein glaub ich nicht. Wir wollen so viel Spielen wie möglich. Gut, ich hätte gerne mal so einen schönen Festivalsommer mit Southside, Rock im Park und so. Das wäre mal ein Erlebnis. Danach würden wir uns glaub ich aber nicht auflösen, sondern noch mehr wollen. Ziel war bisher, dass wir unser Album veröffentlichen und dass es die Leute erreicht und gut angenommen wird. Dann vielleicht noch ne Tour im Herbst.
Ich hab auch schon vielen Leuten vom Album erzählt, von daher hab ich meinen Propaganda-Anteil schon gemacht.
Das freut mich! Unsere Sorge ist aber, dass alle nur solche Songs wie „Die Stadt gehört den Besten“ erwarten und dann das Album vernichten. Da bin ich mal gespannt ob da jemand schreibt, dass wir nicht nachlegen konnten. Die Leute erwarten glaub ich ganz schön viel!
Ich hatte bei meiner Recherche gesehen, dass es ein paar Songs von euch auch in akustischer Variante im Internet zu finden gibt, wie kams denn dazu? Wird es das auch mal in Form einer Tour oder eines Konzertes geben?
Also die Videos auf Youtube kam so, dass diese Akustiksache mit LIVING WITH LIONS gemacht wurde, mit denen wir auf Tour waren und dann haben sie uns gefragt ob wir auch Bock hätten. Dann haben wir das kurz mal geübt und gemacht. Neulich haben wir im Proberaum aber mal gecheckt, wie das so wenn man die Songs halbakustisch mit Schlagzeug, langsamer spielt. Das hat super funktioniert. Wir wollen vielleicht auch im April irgendwann mal so eine Akustikshow hier in München machen – Quasi als Zusatzshow fürs Albumrelease. Es ist zwar ganz was anderes, aber ich glaube die Lieder funktionieren auch so. Wieso nicht.
Ich bedanke mich für das Interview!