Interview mit Men Eater

25.08.2011
 

 



Neblig, undurchdringbar wirkt der Sound, den MEN EATER zwischen bewährt rockigen und experimentellen, mal post-metallischen, mal nosigen, mal überhaupt nicht einzuordnenden Tönen schaffen. Hier summen zwar die Gitarren mit all ihren Rückkopplungen und all ihren Effekten nicht völlig unvertraut, doch irgendwie steckt eben doch mehr dahinter. Die progressiven 70er? Nimmt man auf dem Weg doch gerne mit. Stoner? Warum nicht. Ein Saxophon? Wenn es passt?! „Heavy Experimental Rock“ nennt Mike Ghost, seines Zeichens Gitarrist und Sänger von MEN EATER, diesen auch für ihn schwer kategorisierbaren Sound. Und was er sonst so zu seiner Band und meinen Fragen zu sagen hat, lest ihr im Folgenden. Dabei wird schnell klar: Eigentlich geht es eigentlich gar nicht um so viel, zumindest nicht um das Experiment des Experiments wegen. Eigentlich ist alles ganz einfach.

Hallo, mein Name ist Olivier und ich schreibe für die deutsche Online-Fanzine allschools.de. Ich hoffe bei euch ist alles gut! Zu aller erst würde ich mich freuen wenn ihr euch selbst vorstellen würdet, da ich davon ausgehe dass die meisten Leser weder euch noch die Musik kennen, die ihr macht!

Hi Olivier, zunächst einmal danke für die Einladung! MEN EATER sind ich (Mike Ghost) an der Gitarre und am Gesang, Carlos BB am Schlagzeug, Paulo S. an der Rhythmus-Gitarre und Gaza am Bass. Das erste Mal an dass ich mich erinnern kann wo wir anfingen gemeinsam Songs zu schreiben war so Ende 2005, und erst 2006 begannen wir das Ganze auf ein etwas ernsteres Level zu hieven und Shows zu buchen. Mir fällt es schwer das zu kategorisieren was wir an Musik machen, ich würde es am ehesten „Heavy Experimental Rock“ nennen. Ja, ich denke das kommt hin! Wir versuchen unseren gesamten eigenen Geschmack einfließen zu lassen, und ich denke so klingt das fertige Album am Ende des Tages auch!



MEN EATER ist ein Projekt, welches sich aus vielen verschiedenen Mitgliedern mit verschiedenen Hintergründen zusammensetzt, die alle zuvor in verschiedenen Bands gespielt haben. Erzähl uns was über diese verschiedenen Backgrounds!

Das ist richtig, wir kommen alle aus verschiedenen Bands, und von den meisten hat noch nie jemand etwas gehört, oder war auch nicht daran interessiert etwas von ihnen zu hören. Unter anderem wären das: FOR THE GLORY, RIDING PANICO, IF LUCY FELL, X-ACTO oder THE VICIOUS 5. Ich bin der jüngste aus der Band, und für mich ist es einfach großartig mit so erfahrenen Musikern zusammenspielen zu dürfen. Ich erinnere mich daran wie ich noch jung war, zu ersten Punk-/Hardcore-Shows ging, und alle spielten in Bands die so waren wie ich sein wollte…für mich ist das immer noch eine große Sache!

Was man „Gold“ wirklich anhören kann ist dass es da ein gigantisches Spektrum an Einflüssen gibt. In einem Moment klingt ihr noch recht typisch rockig, während ich im nächsten plötzlich an die alten Sludge-Anfangstage von ISIS oder den Psychedelic-Vibe der 70er denken muss.

Ganz genau! Wie gesagt, wir mögen alle sehr sehr unterschiedliche Musik, und am Ende klingt das dann wohl so als würde man all das was wir an verschiedener Musik so mögen in einen großen Topf werfen und mischen. ISIS ist zum Beispiel einer meiner Lieblingsbands, während diese ganze 70er Schiene bedingt durch meinen Vater mein erster Berührpunkt mit Musik war. Jeder von uns steht auf die 70er, auf all die neuen und nicht neuen Bands und eben ganz verschiedene Sounds, wir mögen es heavy und haben dann, im nächsten Moment, plötzlich Bock auf einen Acid-Trip. Warum auch nicht? Wen juckt’s, wir lieben es einfach!



Euer neues Album klingt ziemlich durcheinander und verträumt, ohne jeglichen roten Faden; so als wäret ihr einfach in euren Proberaum gegangen, hättet eure Verstärker angemacht, den „Record“-Knopf gedrückt und angefangen zu jammen. Kommt diese Beschreibung dem nahe wie das Album tatsächlich entstanden ist? Ist diese Willkürlichkeit bzw. der daraus entstandene Effekt für den Hörer gewollt? Dass der Hörer zunächst keine Ahnung hat wohin das alles gehen soll, und dann förmlich in diesem Sound ertrinkt?

Aufgrund der Tatsache dass wir zwei Gründungsmitglieder verloren haben fand ich mich in der Verantwortung das gesamte Album zu schreiben, das heißt Ideen zu sammeln, Demos aufzunehmen und dann im Proberaum zu präsentieren, wobei jeder andere in der Band auch so seine Ideen hatte und…keine Ahnung, wir machen einfach die Musik die wir gerne machen, und manchmal mag es vielleicht etwas klingen als dass wir nicht wüssten was wir tun, doch am Ende ist es doch wie jedes andere Album mit seinen Höhen und Tiefen, Magic-Moments und seinen verrückten Tempi.

Gibt es eine lyrische Idee hinter „Gold“?

Nun ja, die Leute sagen schon ich werde was das betrifft noch verrückt, weil die Idee aus einem Traum stammt. Zunächst möchte ich aber anmerken dass ich es lieber kryptisch mag, diese ganzen Straight-To-The-Point-Lyrics sind nicht mein Fall. Auf dem Album geht es darum wie sich alles in Gold verwandelt – die Dinge die man braucht, die Menschen die man liebt. Das Gold steht dabei sowohl für Unendlichkeit als auch für Kostbarkeit. Diese Kostbarkeit wird vor allem dann klar, wenn man merkt, dass man diese Dinge und Menschen nicht mehr zurückverwandeln kann, und letztlich geht es dann nur noch um die Erinnerungen – die gute, die schlechten -, die in gewisser Weise ebenfalls Gold sind. Das ist es: Leben ist Gold. Sorge dafür dass es weiter Gold bleibt, und es wird unendlich, für dich und die Menschen die du liebst!



Besteht die Möglichkeit, dass Experimente wie das Saxophon in „When Crimson Trips“ auch in Zukunft (oder sogar häufiger) bei euch einhalten werden, oder war das eine Einmaligkeit um euch nicht zu wiederholen und weiter zu machen? Und ganz generell: Was kann man von euch so in Zukunft erwarten?

Zurzeit denke ich, dass – musikalisch gesehen - eigentlich alles passieren kann. Wir sind wie gesagt eine experimentelle Band, und was auch immer uns zurzeit anmacht wird ausprobiert. Who cares? Wichtig ist nur dass wir weiterhin Spaß an der Sache haben die wir so lieben und wir die Chance haben all das mit anderen zu teilen, dass wir touren und noch mehr Menschen damit erreichen können – das ist unser Ziel! Wir planen eine Europa-Tour nach dem Sommer, wir wollen einfach spielen, und danach vielleicht noch mehr Shows, etc.! Ich denke das ist der Plan, und nichts anderes!