Interview mit Misery Speaks

30.01.2007
 

 

Zum Auftakt der Spirit-X-Mas Tour in Leipzig traf ich mich mit den Jungs von Misery Speaks, um mich ein wenig mit den Jungs, genauer gesagt mit Klaus(Gesang) und Janosch(Drums) zu unterhalten. Hin und wieder schaute auch Martin(Bass) für das ein oder andere Statement vorbei. Alles in allem ein mehr als lustiges Gespräch mit einer wahnsinnig netten und sympathischen Band, die trotz der Openerposition einen furiosen Gig hinlegten.

Zuerst der übliche Teil, stellt euch und die Band doch mal bitte vor. Aber um das Ganze ein wenig aufzulockern, nennt doch mal bitte zu jedem einen Simpsons-Charakter, der denjenigen eurer Meinung nach am besten widerspiegelt.

Janosch: Oh, dass ist echt schwer. Hmm, also Martin auf jeden Fall eher Bart.

Klaus: Oder eher Krusty.

Janosch: Also ne Mischung aus Bart und Krusty. Florian ist…

Klaus: Florian ist Martin, dieser Versager da, haha. Nein, quatsch! Hmm, wer ist Florian? Ach ja klar, Hausmeister Willie!

Janosch: Stefan ist, äääh…

Klaus: Direktor Skinner!

Janosch: Ja, das könnte passen. Aber Klaus ist auf jeden Fall Ned Flanders! Das passt schon mal wie die Faust aufs Auge, haha.

Klaus: Ja, und er ist Knecht Ruprecht!

Martin: Was is hier los?

Janosch: Wir überlegen grad, wer welcher Simpsons-Charakter ist.

Martin: Ich bin Maude.

Janosch: Wer?

Martin: Von Flanders die Frau.

Allschools: Dann bist du die Frau von Klaus, denn er ist Ned Flanders.

Klaus: Ja, wir haben auch immer Sex auf der Bühne, hast du ja heute gesehen, haha.

Martin: Nee, die will ich doch nich sein. Ja genau, ich hab’s, ich bin Zahnfleischbluter Murphy, der Bluestyp mit den komischen Zähnen. Genau der bin ich!

Thema Bandgründung. Wie kam es dazu, was ist seitdem passiert? Und wie kam es zu dem Deal mit Alveran, einem Label, das ja eher durch seine Hardcore-Bands bekannt ist.

Klaus: Wir waren alle nackt und haben uns getroffen, haha. Nein, Spaß! Also Flo und ein ehemaliges Bandmitglied haben das irgendwann mal ins Leben gerufen, aber richtig konstant sind wir erst seit 2001 unterwegs. Da haben wir Stefan eben mit in die Band bekommen und Martin ist jetzt seit…

Martin: Ich denke Murphy?

Klaus: Ääh, Murphy ist jetzt seit Februar 2006 dabei. Das ist eben die Bandbesetzung, in der wir uns am wohlsten fühlen und wo das Songwriting eben auch am besten funktioniert.

Martin: Das mit Alveran kam, als uns Sascha anrief und gefragt hat, ob das mit uns und Alveran was werden könnte. Da hat er anscheinend den heißen Scheiß gerochen und wir hatten nix dagegen, und dann ging es eben nur noch drum wie viel Geld wir, äääh, bezahlen mussten, haha. Nein, so war’s natürlich nicht!

Janosch: Also wir hatten mehrere Scheiben rumgeschickt und sind dabei auch auf einiges Interesse gestoßen und da Alveran sich sowieso ein wenig breiter fächern wollte um eben auch ein wenig von diesem reinen Bollo-Image wegzukommen kam es eben zu dem Deal.

Martin: Und man muss auch sagen, dass wir sehr zu Frieden sind damit und Sascha uns auch super unterstützt. Ich meine egal wo du hinkuckst, du findest Anzeigen, Werbung wird geschalten, Flyer liegen rum.

Klaus: In der RockHard hatte er auch über zwei Monate Werbung geschoben, also das war schon ne ganze Menge. Wir bekommen eine super Unterstützung und fühlen uns auch sehr wohl und sind natürlich auch sehr dankbar, da er sich wirklich den Arsch aufreißt…

Martin: Sascha, wenn du das hier liest: DANKE SCHÖN!!!

Euer neues Album hat ja überwiegend gute Kritiken bekommen. Welche Bands haben euch beeinflusst und hättet ihr selbst mit dem Erfolg gerechnet?

Martin: Nein. Also wir dachten so fast, aber… haha. Nein, ich hau jetzt glaube ich besser mal ab…

Klaus: Nein, also mit solch einem Erfolg hätten wir nie gerechnet. Siehe auch heute Abend. So viele Leute waren da und auch von der Presse-Seite her, siehe RockHard. Also, ich war mir sicher, dass wir ne schöne Scheibe aufgenommen hatten und das wir da auch alle zu 100% dahinter stehen, aber das es nun so läuft hätten wir absolut nicht gedacht. Aber wir sind natürlich alle sehr, sehr dankbar und sehr, sehr froh darüber.

Janosch: Ja und die Einflüsse sind eher alte Deathmetalbands. Ich glaube jeder, der irgendwie melodischen Deathmetal spielt kann At The Gates nicht von der Hand weisen. Und auf der neuen Platte sind auch ein paar Thrashmetal-Sachen wie Pantera oder auch neuere Sachen wie Hatesphere oder The Haunted. Von den Melodien her aber auch teilweise alte Bands wie Unanimated oder Edge Of Insanity, wo wir natürlich auch überglücklich waren, das der Dan Swanö(Sänger/ Drummer von Edge Of Sanity, Anm.) unsere Platte gemixt hat.

Also kann man euch musikalisch ja durchaus in die Metalecke stecken, allerdings habt ihr auch, wie ich finde die ein oder anderen Core-Elemente in eurem Sound mit drin. Wo seht ihr die Band selbst? Eher im Core-Bereich, im Metallager oder zwischen den Ecken? Und in wie fern interessiert ihr euch für die ständige Diskussion über Metalcore?

Klaus: Also ich selber komme ja auch der melodischen Deathmetalecke und würde da auch unsere Heimat sehen. Die Metalcoreszene finde ich zwar sehr klasse, würde uns aber nicht unbedingt dort beheimatet sehen.

Janosch: Also ich sehe das ähnlich, obwohl es schon stimmt das wir durch Alveran eine gewisse Aufmerksamkeit vom Hardcoresektor erfahren haben. Wir finden das ja auch cool, deswegen sträuben wir uns auch nicht dagegen, aber ich finde gerade für Metalcorebands ist es auch wichtig, sich bei Metalpublikum einen Namen zu machen und da auch Fans zu gewinnen, weil, wenn dieser Hype mal vorbei ist, ist es eben auch wichtig irgendwo anders auch eine Basis zu haben. Obwohl, gerade wie heute Abend das Publikum oft sehr jung ist und somit denke ich eine ganz neue Generation an Metal oder Metalcorefans heranwächst. Deswegen wird das alles sicher noch eine ganze Weile halten.

Wovon handeln eure Texte und wie wichtig sind diese für euch? Wie wichtig ist euch der Inhalt?

Klaus: Also ich sehe mich nicht als Messenger, ich stehe nicht auf der Bühne um den Leuten irgendwelche Inhalte zu vermitteln. Ich denke, die Leute sollten in erster Linie auf Shows ihren Spaß haben, und wenn sie sich dann die Platte kaufen und zu Hause die Texte mitlesen finde ich das auch absolut klasse, wir wollen damit aber keine Botschaft senden. Wir sind auf jeden Fall nicht politisch. Meine Einstellung ist, dass ich mit Metal oder Deathmetal nichts politisches vereinbaren muss. Für mich ist es wichtig, dass die Texte auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind, so dass eben jeder da seine Interpretation für sich herausziehen kann. Es kommt eben auch oft vor, dass wenn ich die Texte rumzeige, ich oft auf verschieden Interpretationen stoße, hin und wieder auch darauf, an was ich beim Texteschreiben gedacht habe, aber ich finde es eben spannend in diesen metaphorischen Bildern zuschreiben.

Ihr habt ja in eurer Vergangenheit schon oft mit namhaften Bands gespielt und Touren gemacht, wie beispielsweise heute Abend Heaven Shall Burn oder Caliban. Sind dies die Bands, mit denen ihr immer schon mal spielen wolltet oder mit wem würdet ihr ganz gern mal zusammen auf einer Bühne stehen?

Janosch: Also es ist auf jeden Fall sehr cool mit bekannten Bands zu spielen. Was wir alle gern mal machen würden wäre eine richtige Metaltour mitzufahren. Der große Vorteil beim Metalcore ist aber, dass es da fairer zur Sache geht. Bei manchen Metaltouren heißt es eben, dass beispielsweise 19.30Uhr Einlass ist und du 19.00Uhr auf die Bühne musst und keine Sau da ist. Das ist eben hier das geile, du fängst an und die Hütte ist voll. Aber Bands, mit denen wir gern mal spielen würden sind The Haunted, Hatesphere oder auch Darkest Hour.

Klaus: Und das Touren ist ja auch supergeil, auch als erste Band. Heute Abend war es der Hammer und letztlich machen wir alle diese Musik um irgendwie Touren fahren zu können mit größeren Bands und die ein wenig zu supporten und das Publikum anzusprechen, deswegen mache ich persönlich Musik.

Martin: Na und um eben Knete zu machen, haha. Wir wollen doch nicht die Katze im Sack lassen, haha. Sorry, aber ich bin so aufgeregt, ich meine, Nightliner fahren, da gibt’s ne Playstation… haha. Aber vielleicht noch mal an den Veranstalter: Vier Playstationspiele, nur Sportspiele, das reicht nicht! Haha.

Welche Ziele habt ihr noch vor, mit der Band zu erreichen?

Klaus: Konzerte spielen, Touren spielen, Scheiben aufnehmen.

Martin: Also wir erwarten nicht, damit Geld zu verdienen. Wenn wir irgendwann mal unser Equitment davon bezahlen können, oder vielleicht mal die Freundin zum essen einladen können, das reicht schon. Wir machen das eben nicht, um damit Geld zu verdienen, wobei ich schon die nächsten Jahre das Hauptaugenmerk auf die Band legen will um vielleicht irgendwann auch keinen Toursupport mehr zahlen zu müssen. Aber in erster Linie geht’s um’s Live spielen und Platten aufnehmen.

Thema Konzerte: Große Hallen oder kleiner Club, Circlepit oder Headbanging? Wie sieht ein perfekter Misery Speaks-Gig aus?

Klaus: Ich würde sagen beides.

Janosch: Also gerade weil wir eben auch aus dem Metall-Lager kommen ist es uns lieber, vor Headbangern zu spielen, die unsere Musik auch lieben, als vor Kids zu zocken, die nur auf Moshparts warten, um dann Gas zu geben. Also wenn man irgendwie ne Mischung aus beidem hat und die Leute sich gegenseitig anstacheln, das ist schon das geilste.

Klaus: Ja, das find ich auch. Heute war es eben auch so, dass die ersten drei Reihen eben ihre Matte geschwungen haben und dahinter der Moshpit war. Auf unserer Releaseshow war es ähnlich, auf der einen Seite waren eben die Karateleute, die sich ausgepowert haben, auf der anderen waren die Mosher und alle haben sich super verstanden, das war schon toll. Auf was ich gar nicht drauf abfahre ist, wenn sich die Leute gegenseitig die Schnauze einhauen, aber das ist zum Glück bei uns noch nicht vorgekommen. Aber selbst wenn nur 20 Leute abgehen, solange alle einen schönen Abend haben ist alles in bester Ordnung. Was natürlich heute Abend los war, wie die Leute abgegangen sind, dass fand ich total genial.

Ihr kommt ja aus Münster. Wie ist da so die Szene? Gibt es Clubs oder regelmäßig Konzerte? Welche anderen Bands sollte man unbedingt mal antesten?

Janosch: Also Clubs gibt es ein paar und gerade in letzter Zeit geht einiges. Der Timo, der eben auch unser Booking und die Tour macht, der macht eben auch viel in der Richtung, organisiert Konzerte und ein kleines Festival. Also es gibt auf jeden Fall Clubs, wo man spielen kann, und gute Konzerte. An Bands gibt es eben Neaera, unser Bassist spielt noch in einer Band namens Steeldeath, die man unbedingt mal auschecken sollte, das ist so Thrashmetalzeug. Ansonsten geht da eben eher Indiezeug. Im Metal und Hardcore gehen da noch eher ältere Bands.

Thema Straight Edge, vegetarisch, vegan – eure Meinung?

Janosch: Also Straight Edge ist keiner von uns, vegetarisch sind ein paar, ich selbst lebe vegan und das ist mir auch wichtig, aber ich will das nicht unbedingt propagieren. Ich bin da nicht so dogmatisch und sage, ich will mit keinem in einer Band spielen, der Fleisch frisst oder so. Aber ich glaube, eben genau diese dogmatische Herangehensweise bringt gar nichts. Man sollte die Leute eben auf einem vernünftigen Level davon überzeugen, das Fleisch essen scheisse ist. Straight Edge ist finde ich eine persönliche Sache und sollte auch eine persönliche Sache bleiben. Wenn mir da einer sagt, er findet es scheisse, wenn ich ein Bier trinke, naja dann soll er eben. Ich habe auch einige Freunde, die sowohl vegan, als auch straight edge leben, und für die ist es eben in Ordnung, wenn ich mein Bier trinke.

Was würdet ihr jungen Kids raten, die selber Musik machen wollen?

Janosch: Viel üben.
Klaus: Ja, in den Proberaum gehen und da auf jeden Fall Spaß haben. Wenn du kein Spaß dabei hast kannst du die Sache total vergessen.

Janosch: Man sollte eben nicht an die Sache rangehen mit der Einstellung, ich will so werden wie diese Band oder so groß werden wie jene Band. Einfach üben, geile Songs schreiben und dann Schritt für Schritt. Bei uns war es genau so, harte Arbeit bis dahin wo wir jetzt angekommen sind und es wird auch weiterhin harte Arbeit, wenn wir das erreichen wollen, was wir eben wollen.

Klaus: Wir haben eben auch Demos aufgenommen, selbst eine CD in Eigenproduktion raus gebracht und so geht eben alles Stück für Stück. Auch die Konzerte werden eben immer etwas größer. Wir machen das eben seit sechs Jahren und es fühlt sich halt gut an.

Welches Resümee könnt ihr persönlich für 2006 ziehen und was waren für euch die Platten des Jahres?

Janosch: Für uns war 2006 der Wahnsinn, wir sind total überwältigt. Wir sind eben sehr glücklich, dass alles so gut angekommen ist. Musikalisch läuft bei mir derzeit viel Ambient und Industrial-Rock-Zeug. In Sachen Metal war für mich in den letzten Jahren Hatesphere die Band. Und Beneath The Massacre, das ist ne australische Death-Grind Band.

Klaus: Also mein Resümee für 2006 ist grandios. Ich hätte nie gedacht, dass so viel passiert. Wir haben die Scheibe aufgenommen, wir haben ne kleine Mini-Tour mit Neaera gespielt, dann die Spirit-X-Mas Tour, also von mir gibt’s ein Doppelplus. Was größeres konnte einfach nicht passieren. Zum musikalischen Teil der Frage kann ich eigentlich nicht so viel sagen. Ich finde The Haunted ziemlich klasse, Darkest Hour ist sehr, sehr geil, und eben so was wie At The Gates.

Danke für das Gespräch, die letzten Worte gehören euch.

Kommt zu unseren Shows, habt Spaß, und 2007 gibt’s wieder was Neues von uns