Interview mit MOOSE BLOOD

20.09.2016
 

 

 Bitte stellt euch doch kurz vor!

 

G: Ich bin Glenn und spiele bei Moose Blood Schlagzeug.

K: Ich bin Kyle und spiele Bass bei Moose Blood.

 

Eure erste Headlinertour in Deutschland beginnt heute. Was erwartet ihr von diesen Shows?

K: Ich freue mich richtig drauf. Ich glaube für die Show heute lief der Vorverkauf am besten. Normalerweise kommen die Leute in Europa einfach zum Venue und zahlen an der Tür, was in England anders ist. Es ist also mehr wie eine Art Überraschung hier. Aber heute Abend scheint es etwas voller zu werden. Wie du gesagt hast, ist es unser erstes Mal als Headliner also wissen wir nicht, wie es wird. Aber wir hoffen, dass es gut wird.

G: Ja, wir waren eine Weile nicht mehr hier. Das letzte Mal mit Man Overboard.

 

Habt ihr Pup und Luca Brasi selbst als Supportbands ausgesucht? Kanntet ihr sie schon?

K: Ja, wir haben letztes Jahr die Warped Tour gespielt und Pup waren dort auch einen Monat dabei, dort haben wir sie kennengelernt. Und sie waren einfach super. Wir haben uns sie sofort ausgesucht. Und gerade kommen wir von einer Australien-Tour mit Luca Brasi wieder, mit denen wir uns auch super verstehen. In der UK haben wir Boston Manor und Turnover dabei. Es sind also alles Bands, die wir kennen und mit denen wir touren wollen.

 

Euer neues Album „Blush“ kam vor über einem Monat raus. Wie wurde es aufgenommen? Hat es eure Erwartungen übertroffen?

K: Jedes Mal übertrifft es deine Erwartungen mehr, als du dir vorstellen kannst. Die Möglichkeiten, die sich damit eröffnen, sind unglaublich. Wir sind nach Australien gereist, weiter weg von zu Hause geht es gar nicht. Ich hätte nie gedacht, dass das passiert. Und das ist gerade Mal der Anfang. Wir haben große Träume, die erfüllt werden. Wir werden bald auch mit A Day to Remember auf Tour gehen. Dann werden wir auch die größte Venue in England spielen.

G: Ja, die Wembley Arena in London. Ich kenne gerade mal Brand New und blink-182, die es dorthin geschafft haben.

 

Und in den Medien? Lest ihr Reviews über eure Alben?

K: Das ist nicht so einfach. Manchmal ist es schön, mit Reviews überflutet zu werden und nette Dinge zu lesen, manchmal ist es auch besser, nicht zu viel Aufmerksamkeit darauf zu richten und einfach weiter zu machen. Den guten Ruf erspielt man sich sowieso wenn wir das hier machen, wenn wir von zu Hause weg sind. Wir haben sehr viele Karten im Vorverkauf für die heutige Show verkauft und sind daher sehr gespannt. In Deutschland hat es bisher immer großen Spaß gemacht. Und manchmal ist es besser, einfach die Reaktionen im echten Leben zu sehen.

 

Wo seht ihr die Unterscheide zwischen eurem ersten und zweiten Album?

K: Wir haben definitiv mehr Zeit mit der Produktion verbracht und haben es viel besser durchdacht. Bei dem ersten Album hatten wir Songstrukturen vorbereitet und diese dann einfach genommen. Das war dann schon das Endprodukt. Wir haben Demos gemacht und hatten quasi schon alles fertig, bevor wir ins Studio gegangen sind. Für das zweite Album hatten wir nur Ideen für Songs, diese jedoch noch nicht bis zum Ende weiterverarbeitet. Das Zusammenspiel als Einheit war viel besser, weil wir vorher konstant getourt haben. Wir konnten konstruktive Kritik unseres Produzenten besser annehmen und er konnte uns helfen, unseren Sound so zu entwickeln, wie er jetzt ist. Es ist nicht einfach, vom eigentlichen Sound ein wenig wegzukommen und sich selbst zu pushen. Ich denke, er wusste sehr gut wie er das mit uns anstellt. Dass wir also etwas anderes machen als vorher.

 

Das war derselbe Produzent wie auf dem ersten Album, richtig?

K: Ja, und wie gesagt bei dem ersten stand das Grundgerüst schon und er half uns lediglich unseren Sound auszugestalten. Beispielsweise haben wir dort erst verstanden, wie Instrumente wirklich funktionieren. Dass ein Song komplett anders klingt, wenn man zum Beispiel andere Pickups in den Gitarren verwendet. Dieses Mal wussten wir das und er konnte uns helfen, noch ein Stück besser zu werden.

 

Momentan seid ihr quasi durchgängig auf Tour und ihr habt schon in Ländern wie China, Australien und Amerika gespielt. Gab es ein Land, in dem euch die Reaktion der Leute total überrascht hat? Könnt ihr uns schnell die Unterschiede bei den Konzerten erklären?

K: Viele Leute im australischen Publikum wollten einfach nur Spaß haben und tanzen, sogar wenn sie unsere Band gar nicht kannten. Es war eher wie ein riesiges Event, eine Party. Jeder hatte dort Spaß und nach dem Gig wollten alle am liebsten weitertanzen. In Großbritannien ist es ja eher so wie hier, dass die Leute zu der Show kommen, um die Band zu sehen und dann wieder nach Hause zu gehen. China war sehr anders, allein schon wegen der Sprachbarriere. Wir waren so weit davon weg, kulturell gesehen. Diesbezüglich war das ein bisschen seltsam, es wurde viel weniger mitgesungen. Trotzdem waren die Leute dort sehr interessiert an der westlichen Kultur. Es war auf jeden Fall anders als alles andere, was wir so kennen.

G: Wir haben viele Songs, in denen die Musik quasi aufhört und nur noch Eddy spielt und dazu singt. In China haben sie an diesen Stellen einfach nur sehr laut gejubelt, das war witzig.

K: In Großbritannien gibt es sehr viele Crowdsurfer, in Australien fast gar nicht.

 

Ihr habt dieses Jahr auch eure erste US-Headliner-Tour gemacht. Es scheint, als wäre es für europäische Bands ganz schön schwierig, dort überhaupt rüberzukommen. Denkt ihr, das ist so? Wie war eure Tour?

K: Jede Tour ist komplett anders, von einem kulturellen Standpunkt aus gesehen. In Großbritannien gibt es, wie auch in Deutschland, eine große DIY-Szene, in der die Leute sich gerne untereinander unterstützen. In den USA gibt es eher eine Basement-Szene, es ist schwieriger überhaupt Venues finden, in denen sich Konzerte gut finanzieren lassen. Denn auch die Entfernung zwischen den Städten ist ja riesig. Das muss man finanzieren können. Großbritannien kann man komplett in zwei Wochen abgrasen, in den USA kann man froh sein, wenn man in dieser Zeit eine Küste schafft. Und die andere hat dann Pech gehabt.

G: Ich denke wir haben in Amerika auch Glück mit unserem Label gehabt (Hopeless Records). Es passierte dort ziemlich häufig, dass schon Stunden bevor die Show überhaupt los geht Leute vor der Venue rumhängen. So wie heute auch. Das ist total verrückt. Dadurch dass wir auf einem amerikanischen Label sind, hat uns das sicher gepusht.

 

 

Was sind eure nächsten Ziele als Band, falls es welche gibt?

G: Die Show in der Wembley Arena wird sicherlich verrückt.

K: Ich würde gerne noch mehr Orte bereisen, die ich bisher nicht gesehen habe.

G: Neuseeland wäre super.

K: Ja, falls wir es nochmal an dieses Ende der Welt schaffen, wären Japan und Neuseeland sicherlich geil. Das wäre ein Lebensziel, ein Lebenstraum. Manchmal erreicht man aber auch in Europa oder Großbritannien Ziele, von denen man es nie gedacht hätte. Zum Beispiel mehr als einmal in Europa zu touren. Wir haben damals auch sehr viele Konzerte in der KOKO gesehen (London). Dann haben wir den Laden selbst auf unserer Tour ausverkauft. Man erreicht seine wildesten Träume, und das nur durch Musik.

 

Was habt ihr beruflich vorher gemacht? Oder in welchen Jobs wolltet ihr arbeiten?

K: Das ist eine gute Frage. Ich war als Elektriker in der Lehre und deswegen auch nach Hause gezogen. Mit Glenn habe ich schon in Bands gespielt, als wir jünger waren. Ich dachte aber dann, wenn ich in Bands spiele, dann würde mich das nur ablenken und ich würde keine Lust haben, arbeiten zu gehen. Und so kam es dann auch, ich bin der Band beigetreten und habe angefangen, in einem Klamottengeschäft zu arbeiten. Dann fing es an, mit Moose Blood gut zu laufen und ich konnte keinen Vollzeitjob mehr ausüben. Die Arbeit im Klamottenladen war dafür gut geeignet, ich arbeite dort jetzt manchmal Teilzeit. Eddy und Mark haben früher auch in einem Klamottenladen gearbeitet, aber einem anderen. Mark war mal Eddy’s Boss.

G: Bevor wir mit der Band angefangen haben, war ich etwa neun Monate arbeitslos. Das war richtig scheisse, nur rumzuhängen. Wir fingen dann genau zur selben Zeit an zu proben, als ich mit Graphikdesign anfing. Ich habe ein Praktikum gemacht, um dann dort einen Vollzeitjob anfangen zu können. Ich glaube zwei Monate, nachdem ich dann dort Vollzeit anfing, gingen wir auf Tour.

 

Ich habe gelesen, dass ihr einen Song von My Chemical Romance für ein Tribute-Album aufgenommen habt. War diese Band ein Einfluss für euch? Wenn nicht, könnt ihr andere Bands nennen?

K: Es wurde uns quasi vom RockMagazine in England angeboten. Sie haben uns gefragt, ob wir interessiert wären. Sie hätten da einen Song, den sie sich bei uns gut vorstellen können. Glücklicherweise passte er wirklich recht gut zu unserem Sound. Wir haben vorher noch nie ein Cover mit der Band gespielt.

G: In unseren anderen Bands haben wir teilweise ganze Brand New Alben gecovert, aber mit Moose Blood komischerweise nie.

K: Genau, so kam die Sache also zustande und es hat echt Spaß gemacht. Wir haben den Song mit dem Typ aufgenommen, der auch die „Moving Home“ EP gemacht hat. My Chemical Romance waren nicht wirklich ein riesiger Einfluss für die Band, aber man hat sie so im Hinterkopf. Wir verknüpfen das ein bisschen mit „Three Cheers for Sweet Revenge“, ein Album das wir in der Band alle lieben.

G: Als andere Bands, die uns beeinflusst haben, würde ich Brand New und Taking Back Sunday nennen. Sogar Nirvana, auch wenn man das unserem Sound nicht wirklich anhört.

 

Deutschland hat scheinbar keine so große Pop-Punk-Szene wie Großbritannien. Kennt ihr deutsche oder europäische Bands, die ihr unseren Lesern empfehlen würdet?

G: Ich kenne keine deutschen Pop-Punk-Bands.

K: Smile and Burn sind ziemlich cool. Die waren mit uns auf der Man Overboard Tour. Newmoon ist auch sehr geil. Manchmal denke ich, es gibt einfach bestimmte Gegenden, in denen ein bestimmter Musikstil angesagt ist. Wenn wir eine gute Pop-Punk-Szene haben und die Leute das aus der Ferne so beobachten können, ist das cool. Aber auch Bands wie Newmoon sind super und ich bin froh, dass englische Bands das nicht kopieren.

G: Es gibt definitiv eine gute Hardcore-Szene in Europa. Oathbreaker, Amen Ra, No Omega. Aber was Pop Punk betrifft ist es scheinbar echt etwas anders ist. Bei vielen Konzerten unserer Tour sind auch keine lokalen Opener dabei, was in England eigentlich Gang und Gebe ist.

 

Abgesehen davon, was hört ihr euch so im Van an? Was sind eure Alben des Jahres?

K: Als wir in Amerika waren, haben wir angefangen viel Countrymusik zu hören. Aber das beste Album des Jahres? Das ist schwierig. Kam die Platte von Basement dieses Jahr raus? Die war sehr gut. Descendents haben auch ein gutes Album rausgebracht, auch wenn ich das nicht als mein Lieblingsalbum des Jahres bezeichnen würde.

G: Sehe ich auch so. Taking Back Sunday bringen ein neues Album raus, auf das wir uns sehr freuen. Die Sängerin / Songwriterin Angel Olsen hat ein hervorragendes neues Album rausgebracht. Sie ist glaube gerade in Großbritannien auf Tour.

K: Und The Heartaches!

G: Ja, das ist auch großartig, kam gerade raus. Als wir in Australien auf Tour waren, haben sie eröffnet. Das neue Album heißt „Freak Out“, sollte sich jeder anhören.

 

Welchen Tipp würdet ihr jungen Bands geben, die größer werden und auf Tour gehen wollen?

G: Einfach viel spielen. Wir haben letzte Woche noch drei Mal fünf Stunden oder so geprobt.

K: Und wir haben am Anfang auch „Ja“ zu jeder Show gesagt, die uns angeboten wurde. Man muss einfach weitermachen und irgendwann wollen die Leute einen vielleicht sehen, weil man ein besserer Musiker geworden ist.

G: Probt einfach, bis ihr euch halbwegs bereit fühlt und bucht dann eine Show. Bei unserer ersten Show ist uns ständig irgendwas Dummes passiert, zum Beispiel war Eddy’s Gitarre für einen kompletten Song weg, weil er einfach vergessen hatte, dass er sie leise gedreht hatte.

K: Ja, oder die Mikros fielen aus. Da passiert so viel Zeug wenn man die ersten Shows spielt, dass es einfach witzig ist.

G: Seid euch sicher, dass ihr mit Freunden in einer Band seid, oder mit Leuten, mit denen ihr euch gerne umgebt. Wir touren schließlich fast das ganze Jahr zusammen.

K: Ich denke das Beste ist es, nie zu versuchen, groß zu werden. Versucht einfach, Spaß zu haben. Das ist das Beste daran. Wenn ihr als Band euren ersten Song zusammenschreibt, entstehen dabei Bindungen, die man gar nicht in Worte fassen kann. Es macht einfach Spaß, kreativ zu sein. Und sucht euch Freunde aus, statt gute Musiker. Das macht noch mehr Spaß. Dann könnt ihr zusammen besser werden.

 

Okay, vielen Dank!

K: Dir auch!