Interview mit Motion City Soundtrack

11.11.2007
 

 

MOTION CITY SOUNDTRACK sind erfolgreicher denn je, was nicht zuletzt die gegenwärtig hohen Chartplatzierungen beweisen. Mit ihrem neuen Album "Even If It Kills Me" wird erneut catchy Power-Pop allererster Güteklasse geboten, der dennoch eine melachonische Note innehat und auf jeden Fall Raum für Nachfragen lässt, die wir an den Sänger Justin richten durfen:

Als erstes möchte ich euch natürlich erstmal zu dem Einstieg auf #16 der Charts gratulieren! Wie fühlt sich das an, so weit oben in den Charts zu stehen?

Yeah, dass war großartig! Ich fühl mich ganz schön sexuell im Moment! Es ist wirklich großartig. Wir haben das gar nicht erwartet, so hoch in den Charts zu stehen und sind wirklich sehr überrascht. Generell sind wir eher Menschen, die meistens eher nichts erwarten und einfach machen. Irgendwie klappt es ja immer ganz gut, aber wir machen uns darüber nicht so viele Gedanken.

Wie beurteilst du rückblickend eure Entwicklung von dem ersten Album „I Am The Movie“, bis zum dem aktuellen Album „Even If It Kills Me“.

Wir haben sehr viel Glück gehabt und seit dem ersten Album sind wir langsam aber sehr stetig gewachsen. Wir waren nie eine Band, die aus dem Nichts durchgestartet ist und dann wieder in das Nichts zurückgefallen ist. Für uns war es möglich nach einer gewissen zeit unserer „richtigen“ Jobs zu kündigen und uns auf das zu konzentrieren, was uns sehr viel Spaß macht. Aber wir mussten dafür auch arbeiten und vieles opfern, was sich jetzt für uns auszahlt. Es war halt sehr viel Glück im Spiel und dementsprechend ist die Entwicklung bis jetzt genau richtig verlaufen.

Wie siehst du den die musikalische Entwicklung eurer Alben. Eure ersten zwei Alben fallen ja im Vergleich zu „Even If It Kills Me“ wesentlich flotter aus und nicht so nachdenklich. Natürlich habt ihr aber auch wieder richtige Tanzflächen-Füller in petto, aber der Grundton erscheint mir persönlich etwas ruhiger zu sein. Wie siehst du das?

Wir versuchen meistens einfach unsere gegenwärtigen Gefühle mit unseren Songs zu transportieren und wir versuchen gar nicht zu viel darüber nachzudenken, wie die Songs dann nachher klingen. Ich mag unser neues Album allein schon aus dem Grund, weil es mich sehr an unser erstes Album erinnert, dass sehr spontan war. Wir haben diesmal unter der Berücksichtigung verschiedenster Blickwinkel gearbeitet und im direkten Vergleich zu dem letzten Album wirkt „Even If It Kills Me“ nicht so wütend und frustriert. Auf „Even If It Kills Me“ arrangieren wir uns mit sehr vielen Dingen, obwohl es dennoch ein sehr depressives Werk geworden ist. Es kann sein, dass unsere Songs nun etwas langsamer oder bedächtiger erscheinen, aber was heißt das schon genau? Wir haben diesmal sehr viele Songs aufgenommen, die es gar nicht erst auf das Album geschafft haben und die waren zum Teil sehr poppig und tanzbar. Ich sehe gar nicht so einen großen Unterschied in dieser musikalischen Hinsicht, wenn ich „Even If It Kills Me“ mit unseren alten Alben vergleiche.

Einerseits zeigst du dich in deinen Texten sehr einsam und frustriert, andererseits erscheinen viele Songs extrem fröhlich daherzukommen. Wie kommt dieser Gegensatz zustande und wie denkst du selbst darüber?

Ich denke, dass ist etwas, was wir schon immer gemacht haben und ich habe ehrlich gesagt gar keine Ahnung warum das so ist. Ein Erklärungsansatz könnte dieser Sein: „Es scheint nie etwas so zu sein, wie es eigentlich ist.“ Man kann nach außen hin sehr fröhlich und optimistisch erscheinen, aber im Inneren ist man sehr verletzt und traurig. So was gibt es ja ganz oft, aber dass soll natürlich nicht heißen das wir total depressiv und vom Leben enttäuscht sind. Es passiert einfach, ich kann das wahrlich nicht erklären. Man muss auch bedenken, dass wir mit „Antonia“ einen atmosphärisch sehr glücklichen Song auf dem Album haben und für mich persönlich ist das wirklich ein ruhiger Lovesong. Natürlich sticht dieser Song etwas heraus, aber die anderen Songs sollten auch nicht falsch verstanden werden. „Shit Happens - You Know?“ – man sollte nicht zuviel Zeit mit seinen Gedanken auf Sachen verschwenden, die längst passiert und eigentlich schon vergessen sind. Unsere Musik war halt schon immer etwas fröhlicher und „upbeat“, während unsere Texte eher immer etwas melancholisch und traurig rüber gekommen sind. Wir sind einfach so und es funktioniert auch so.

Die Musik ist quasi das genaue Gegenteil zu eurer Musik.

Ja genau!

Du hast ja in diversen Interviews verlauten lassen, dass du das Trinken aufgegeben hast und dich zum ersten Mal nüchtern zu den Aufnahmesessions begeben hast. Wie kam dieser Schritt zustande? Was hat dich zu dieser Entscheidung bewegt?

Hoffentlich ist es jetzt beendet, ich kann leider nicht behaupten, ob ich für immer von diesem Verhalten abgekommen bin. Ich habe die Finger gekreuzt, denn es ist viel Mist in der Vergangenheit passiert, den ich bereue. Ich weiß zwar nicht ob es zwischen dem Trinken und dem Schreiben einen wirklichen Zusammenhang gibt, aber ich habe diesmal viel länger mit den Texten gehadert und an ihnen gefeilt, als früher, wo ich meistens viel getrunken habe. Es gab Songs auf dem letzten Album, die ich wirklich ohne zu überlegen aus dem betrunkenen Geiste heraus geschrieben habe. Ich habe bei unserem aktuellen Album an einem Tag vielleicht zwei Songs geschrieben, während beim letzten Album in zwei Stunden zwei Songs fertig waren. Natürlich hatte ich auch wenn ich nüchtern war solch einen Effekt, aber man merkt den Songs an, dass sie unter anderen Umständen entstanden sind.

Wie kam es den zu dem Alkohol-Problem? Hängt so was auch mit dem vielen Touren zusammen?

Ja, ich habe schon recht viel auf Tour getrunken, aber ich sehe das nicht als Hauptgrund an. Ich denke das hat weniger was mit der Tatsache zu tun ein Musiker zu sein, als vielmehr mit der Tatsache nichts mit sich anfangen zu können. Man akzeptiert halt viele Sachen viel einfacher, wenn man sich alles schön trinkt. Es ist wie ein wegspülen aller Probleme, die man haben kann. Bei mir war der Punkt irgendwann erreicht an dem es darum ging zwischen Leben und Tod zu entscheiden und ich habe mich für das Leben entschieden.

Ich fand es persönlich sehr amüsant, dass euer aktuelles Album in dem Song ‚Calling All Cops’ eine versteckte Transformers-Referenz versteckt hält. Wie kam diese Idee zustande?

Es ist wie eine Art Running-Gag zu verstehen. Bei unserem ersten Album, hatten wir bereits so eine Referenz drin und das sollte sich auch durch alle unsere Alben ziehen, wobei es beim zweiten Album nicht geklappt hat,. Aber dafür haben wir jetzt auf unserem neuen Album gleich zwei Referenzen zu Filmen versteckt. Aber zu dem Film: Ich habe den Film nicht gesehen, aber ich bezweifle auch ganz stark das der wirklich gut ist, da ich ein zu großer Fan der Zeichentrick-Vorlage bin.

Wann kommt ihr eigentlich mal wieder nach Deutschland auf Tour? Ihr seid ja im Moment in England?

Wir sollten im April oder Mai wieder nach Europa zurückkehren. In der Zwischenzeit werden wir eine Headliner-Tour durch die Staaten spielen. Wir werden auch wieder zurück nach Uk kommen und dann auf jeden Fall in Deutschland spielen.

Ihr habt ja diesmal mit zwei Produzenten zusammengearbeitet. Warum seid ihr so vorgegangen und warum habt ihr nicht erneut mit Mark Hoppus von +44 zusammengearbeitet?

Diesmal war alles etwas verworrener als bei dem Letzten Album. Wir hätten sehr gerne mit Mark wieder zusammengearbeitet, aber aus Zeitgründen hat das leider nicht geklappt. Andererseits haben unsere beiden neuen Produzenten einen super Job geleistet und für eine super Atmosphäre während der Aufnahmen gesorgt.

Okay, dass waren meine Fragen! Hast du noch ein letztes Statement für unsere Leser?

Ja, seid geduldig und lasst euch nicht hängen, wir sind bald wieder da!(lacht)