Interview mit Obey The Brave

19.09.2012
 

 

Hi Alex,
als erstes möchte ich dich bitten, dass du dich für alle, die die letzten zehn Jahre verschlafen haben, noch einmal kurz vorstellst und kurz was zu deiner neuen Band sagst!


Hi. Mein Name ist Alex und ich singe bei OBEY THE BRAVE. Unsere Musik ist ziemlich gerade aus, roh und straight in your face. Musikalisch bewegen wir uns halbwegs zwischen Metal und Hardcore und mischen alte und neue Einflüsse. Textlich versuchen wir immer eine positive Denkweise zu behalten, ganz egal wie groß die Hürde sein mag. we keep it simple – we keep it real.

Wenn ich das Ganze ein wenig rückblickend betrachte, dann bekomme ich schnell den Eindruck, dass ihr nicht wirklich viel Zeit vergeudet habt. 2010 war der Split mit DESPISED ICON, dann bist Du im Januar diesen Jahres mit dem ersten OBEY THE BRAVE Video zurück gekehrt und jetzt ist habt ihr auch schon euer Debütalbum „Young Blood“ veröffentlicht. Ist das alles das Ergebnis eines gut durchdachten Masterplans oder purer Zufall?

Die Zeit nach DESPISED ICON verging tatsächlich wie im Flug. Ich hatte einige persönliche Dinge zu erledigen und es fühlte sich echt gut an, Sachen auszuprobieren und zu machen, die rein gar nichts mit Musik zu tun hatten. Auch war es toll, einmal für mehr als nur paar Wochen zu Hause zu sein. Ich fand einen guten Job, bei dem ich jeden Tag von neun bis fünf zur Arbeit ging und führte ein friedliches Leben.
Aber sehr bald wurde mir klar, wie unangenehm sich das Ganze anfühlt. Ich merkte, dass ich wieder Musik brauchte. Ich war extrem hungrig darauf, wieder Musik zu schreiben, auf Tour zu gehen und so. Ich redete also mit einigen Freunden und wir gründeten OBEY THE BRAVE. Wir fingen Mitte 2011 mit dem Schreiben einiger Songs an und hatten im November bereits die Hälfte des Albums geschrieben. Also fingen wir an zu proben. Da wir alle ungefähr zwei Stunden von einander entfernt leben, geschah die meiste Vorarbeit hauptsächlich über das Internet. Ich entdeckte während der Proben und dem gemeinsamen Rumhängen im Proberaum meinen den Spaß am Ganzen wieder und so gaben wir im letzten Januar das Bestehen unserer Band bekannt.
Also kein Masterplan, nur paar Typen, die das Musik machen vermissten. that´s all!

Hattest du irgendwelche Bedenken OBEY THE BRAVE zu gründen? Ich meine, du kamst gerade erst aus einer recht etablierten und erfolgreichen Band und dann musstest du vom Punkt null an etwas neues beginnen.

Ich opferte schon eine Menge und nahm wieder einmal große Risiken auf mich, um diese Band an den Start zu bringen, aber trotz allem hatte ich dennoch nie einen Zweifel an dieser Band. Ich konnte einfach nicht meinen Durst für die Musik und dem dazugehörigen Lebensstil ignorieren, auch wenn ich gerade einmal ein ganzes Jahr aus dem Ganzen raus war. Schlussendlich schloss ich Frieden mit dem Fakt, dass ich nie ein Teil dieser „Aussenwelt“ sein möchte. Die Musik ist das Einzige, was mich am Leben hält und glücklich macht.
Sicherlich war es frustrierend wieder von Neuem anzufangen. Aber als die Zeit kam, in der wir entscheiden mussten, ob wir DESPISED ICON mit neuen Mitgliedern am Leben erhalten oder richtigerweise brüderlich zu ende bringen. Mir war es wichtig, mit Würde zu gehen und die Integrität zu bewahren.
Es geschah ja auch alles aus bestimmten Gründen. Die meisten der Jungs verließen die Band, um eine Familie zu gründen und ich gründete mit OBEY THE BRAVE meine eigene kleine, neue Familie.

Ich finde finde eure Musik ist eine kräftige Mischung aus Old School und toughem Hardcore und einem großen Teil aus sehr modernem Hardcore, aber ohne diesem „Sing Sang“ Mist. Wie siehst du das?

Ich persönlich mag cleanen Gesang. Bands wie RISE AGAINST oder sogar die FOO FIGHTERS machen es genau richtig, aber das ist nicht so meins :)
Ich bin mit Bands wie MADBALL, BIOHAZARD und HATEBREED groß geworden und einige dieser Einflüsse sind definitiv in unserer Musik wieder zu finden.

Ihr sagt über Euch selbst, dass ihr das Rad nicht neu erfinden und alles simpel halten wollt. War es somit eure Absicht, diese „simple“ Art harter Musik zu spielen, weil ihr einfach nur eine gute Zeit haben wollt oder hast du diese „relaxte“ Musik gebraucht, nach der langen Zeit, die du mit technischem Death Core verbracht hast.

Wir wollen einfach nicht den Metal oder Hardcore neu erfinden. Wir versuchen auch nicht alles zu verändern, um die originellste Band zu sein. Wir sind einfach nur ein paar Freunde, die zusammen rum hängen und Musik machen, die direkt aus unseren Herzen kommt.
Ich liebe auch weiterhin technische Musik und mag es, diese zu spielen. Musik soll immer Spaß machen, ganz egal, welches Genre es ist. Wir wollten ganz einfach Musik machen, die sich von dem unterscheiden sollte, was wir in unseren vorherigen Bands gemacht haben.

Die Texte auf „Young Blood“ scheinen sehr persönlich zu sein. Hast du versucht, damit einige alte Geschichten aufzuarbeiten?

Im Grunde sind die Texte von OBEY THE BRAVE recht positiv. Alles auf diesem Album handelt davon, sich seinen jugendlichen Spirit zu bewahren oder dass man große Risiken auf sich nehmen soll und Dinge opfern muss, damit man sein Ziel erreicht. Die Leute sollen einfach immer versuchen ihre Träume zu verwirklichen, ganz egal wie hoch die Hürden sind. Wenn deine Träume dich nicht verängstigen, dann sind sie nicht groß genug.

Der Song „Garde La Tete Froide“ wurde in deiner Muttersprache französisch gesungen. Wovon handelt gerade dieser Song?

„Garde La Tete Froide“ ist bei uns so etwas wie Sprichwort und bedeutet, dass man immer den Kopf oben halten soll. Der Song behandelt das Thema, dass wir heutzutage in einer Welt leben, in der die Menschen sich eher damit beschäftigen Hass und Drama in der Welt zu verbreiten, als sich gegenseitig zu tolerieren und zu respektieren. Besonders das Internet ist ein großartiges Beispiel dafür. Was viele Leute einfach nicht verstehen wollen ist, dass umso mehr man schlecht über eine Person spricht, umso größer und stärker wird diese. Wenn man jemanden wirklich hasst, soll man besser seinen Mund halten und so dem Rest der Welt zeigen, dass man etwas besseres ist. Andererseits ist alles was man sagt, eine Art Werbung für die verhasste Person. Für uns bedeutet „Garde La Tete Froide“, dass man sein Ding durchziehen soll, ganz egal was andere über einen sagen. only the strong survive!

Wie ich bereits zu Beginn einmal ansprach, geschah bei euch alles recht schnell und ihr wurdet von einem der coolsten Labels EPITAPH unter Vertrag genommen. Kam es da in der Vergangenheit zu Kontakt mit Leuten, die eifersüchtig auf euch und diesen raschen Erfolg waren? Ich meine, es gibt da draußen eine Menge guter Bands, die nicht annähernd so viel Anerkennung bekommen.

Also EPITAPH behandeln uns so, als würden wir schon immer zu ihrer „Familie“ gehören und es ist für uns eine sehr große Ehre, dass wir dazu gehören dürfen. Ich höre EPITAPH Bands schon seit den frühen 90ern und es ist wie ein wahr gewordener Traum, bei ihnen unter Vertrag zu stehen.
Natürlich gibt es da draußen Leute, die uns hassen und uns den Erfolg nicht gönnen. Aber sie können sagen, was sie wollen. Mich interessiert es nicht. Ich habe sehr hart dafür gearbeitet und nahezu alles geopfert, um dort zu stehen, wo ich jetzt bin. Ich habe buchstäblich ein dutzend Platten veröffentlicht und über 1000 Shows gespielt. Ich werde alt und habe mir das verdient (lacht).

Mit deiner alten Band DESPISED ICON habt ihr auf euren Shows die Bühnen zerstört. Was können die Leute live von OBEY THE BRAVE erwarten?

Macht euch bereit für jede Menge Aktion auf der Bühne und im Pit. Wir wollen Spaß und das werden wir euch zeigen.

Was glaubst du, wird es einen Unterschied geben zwischen dem DESPISED ICON Publikum und den Leuten, die zu einer Show von OBEY THE BRAVE kommen?

Wir sind definitiv dankbar für alle, die so offen sind und zu unserer Show kommen, auch wenn es einen musikalischen Unterschied gibt. Diese Unterstützung bedeutet uns sehr viel.

Ihr werdet im Herbst auf eine Tour gehen, die euch auch durch Europa führen wird. Und wie du im Song „It Starts Today“ auch singst: „Fuck This, Get Me Back Across The Sea“, bekommt man schnell den Eindruck, dass du es gar nicht abwarten kannst, wieder nach Europa zurück zu kommen.

Auf jeden Fall. Meine besten Touren fanden alle in Europa statt. Ich war jetzt schon seit ungefähr zwei Jahren nicht mehr dort, aber die großartigen Erinnerungen sind trotzdem die Ganze Zeit in meinem Kopf. Ich kann es echt nicht mehr abwarten, zurück zu kommen.