Hallo Martin, wie geht es dir?
„Sehr gut, danke!“
„Heritage“ ist dein zweites Album mit Opeth. War dir bewusst, dass Opeth ihren Stil so ändern werden, als du in die Band eingetreten bist?
„Ja, eigentlich schon. Jedes Album hat sich bisher etwas vom vorherigen unterschieden. Der Wechsel dieses Mal fühlt sich sehr natürlich an. Wir haben schon sehr lange darüber nachgedacht, etwas komplett anderes zu machen. Etwas das, unserer Meinung nach, uns im Moment perfekt widerspiegelt. Es wäre falsch gewesen ein „Watershed 2“ zu machen.“
Also ist „Heritage“ eurer Meinung nach der konsequente nächste Schritt nach „Watershed“?
„Klar, wir haben hatten diese Idee nun seit zwei Jahren schon im Kopf. Für Fans mag es zwar ein Schock sein, wenn sie das Album hören und es mit früheren vergleichen – für uns aber sind die Ideen nicht neu.“
Das habe ich ja selbst auch gemerkt! Beim ersten Hördurchlauf habe ich die ganze Zeit auf die Growls oder die Metalparts gewartet, aber es kamen keine. Am Ende war ich ziemlich verwirrt.
„Ja, es braucht eine Weile bis man es erfassen kann und es wirkt.“ (lacht)
Ihr habt das Album „Heritage“ genannt. Der Sound des Albums ist sehr in den 70ern verwurzelt. Glaubt ihr von euch, dass ihr die Erben dieser Zeit seid?
„Wir haben es deshalb „Heritage“ genannt, weil wir darin Teile unserer Vergangenheit eingearbeitet haben und Hörer praktisch erklären wo wir herkommen und vielleicht auch warum wir heute so klingen. Man könnte es auch als eine Verneigung vor den alten Helden des Rock bezeichnen, die uns beeinflusst haben.“
Also sind die großen Bands der 70er auch deine Haupteinfluss?
„Ja, klar. Von daher fühlt es sich für mich auch sehr natürlich an, diese Klänge im Album zu haben. Gerade heutzutage, in einer Zeit in der die Verkäufe zurückgehen, vergessen die Leute vielleicht die Musik der Vergangenheit. Alle schauen nach vorne und versuchen besonders modern und innovativ zu klingen. Man könnte „Heritage“ deshalb vielleicht auch als eine Art „Fuck Off!“ verstehen.“
Habt ihr davor Angst viele Fans mit „Heritage“ zu verschrecken oder gar zu verlieren?
„Wenn wir davor Angst gehabt hätten, hätten wir diesen Wechsel nicht vollzogen. Es ist offensichtlich, dass es einigen Leuten nicht gefallen wird. Aber wir hoffen, dass selbst wenn die früheren Fans unsere Musik jetzt nicht mehr mögen, sie trotzdem respektieren, was wir mit „Heritage“ gemacht haben.“
Wie waren denn deine Einflüsse auf das Songwriting bei „Heritage“? Michael hat fast das ganze Album alleine geschrieben oder? Hast du nur die Schlagzeugspuren beigesteuert?
„Mendez und ich haben sehr viele Schlagzeug- und Bassspuren ausgearbeitet. Aufgenommen haben wir diese dann auch zusammen. Live im Studio – ein etwas anderer Aufnahmeprozess als früher. Deshalb haben wir auch dieses Mal in diesem alten Studio in Stockholm aufgenommen. Sie haben einen tollen Raum für Liveaufnahmen, mit alten Mikrofonen usw. Wir konnten uns darin ausleben und für jedes Teil des Schlagzeug ein bestimmtes Mikrofon heraussuchen, damit es so klingt, wie es nun klingt.“
Macht es dir mehr Spaß die neuen Opeth Lieder zu spielen, als zum Beispiel für Bloodbath?
„Das ist ein großer Unterschied (lacht) Mir macht beides sehr viel Spaß. Ich mag extreme Unterschiede.“
Ich zwar kein Schlagzeuger, aber meiner Meinung nach, ist dein Schlagzeugspiel auf „Heritage“ komplexer als auf „Watershed“ oder der letzten Bloodbath CD. Liege ich damit richtig?
„Es ein meiner Meinung nach dynamischer. Ein bisschen mehr 3D statt 2D. Du kannst mit deinem Instrument wesentlich mehr ausdrücken, wenn du mehr mit Dynamik arbeitest. Heutzutage fehlt mir diese Dynamik im Metal ein wenig. Fast jede Band hat den selben Sound oder den selben Mix.“
Stimmt, jeder hat getriggerte Drums und alles ist so abgemischt, dass es sich gut anhört, wenn man es laut aufdreht -
„- eine Wall of Sound eben! Wenn du dir frühe Death-Metal Alben anhörst, wie Terrorizer beispielsweise, ist es immer noch Death-Metal, aber mit einem sehr dynamischen Klangbild. Es klingt wesentlich authentischer, wenn die Aufnahme einen natürlichen Sound hat. Wenn es zu perfekt klingt, dann wirkt es unpersönlich, du kannst die Person hinter der Musik nicht mehr heraushören. Aber das ist nur meine Meinung!“
Ich stimme dir da vollkomen zu! Mir gefallen diese modernen Produktionen meist auch nicht. Eine Produktion von King Crimson oder im Death-Metal Bereich Grave gefällt mir auch wesentlich besser als zum Beispiel eine moderne von Arch Enemy.
„Ja, ich möchte natürlich nichts schlechtes über Arch Enemy im Speziellen sagen, es ist eher diese Art von Metal im Allgemeinen - Ich finde, sie fordern den Hörer nicht mehr heraus. Es fühlt sich an, als würde man bei McDonalds essen!
Für mich war es so, dass ich mit Death-Metal Drumming anfing, weil ich etwas anderes ausdrücken wollte, als Bands wie Bon Jovi es taten. That's why I started grinding in the garage.“
Gibt es ein Konzept hinter „Heritage“?
„Nein eigentlich nicht. Es ist eher diese Verneigung vor Bands die uns beeinflusst haben.“
Warum habt ihr zum ersten Mal ein Intro und ein Outro auf dem Album?
„Oh, das weiß ich nicht. Es ist vielleicht gut, dir den Vibe zu geben, bevor es dann richtig los geht. (lacht)“
Okay, was ist denn dein Lieblingslied auf „Heritage“?
„Hm, es ist schwer nur eines zu wählen – ich finde sie eigentlich alle toll. Vielleicht „Nepenthe“ oder „Folklore“
Ihr werdet ab September auf Tour sein. Wir wird denn die Setlist aussehen? Ist es nicht schwierig die neuen Lieder ins Set zu integrieren, ohne dass sie aus dem Konzept fallen?
„Tatsächlich wissen wir das bisher noch nicht. Wir brauchen erst einmal einen neuen Keyboardplayer. Wenn wir dann aber für die Tour proben werden wir entscheiden, welche Songs vom neuen Album es in die Liveshow schaffen.“
Habt ihr jetzt schon wieder neue Ideen für das nächste Album?
„Nein noch nicht. Es kann ein Black-Metal- oder ein Blues-Album werden. Darüber haben wir noch nicht nachgedacht. (lacht)“
Martin, ich danke dir für das Interview und wünsche euch viel Erfolg mit dem Album! Die letzten Worte sind deine!
„Bitte hört euch unser neues Album genau an und werft es nicht schon nach dem ersten Hören weg. Mit der Zeit werdet ihr immer neue Details erkennen und lernen es zu schätzen! Keep On Rockin!“