Interview mit PALISADES

07.12.2016
 

 

Interview mit PALISADES – Wear that penguin outfit dope” - 04.12.2016 im Hirsch in Nürnberg

Neben dem Interview mit ANNISOKAY am 04.12.2016 durfte ich am selben Abend auch die Jungs von PALISADES im Hirsch in Nürnberg interviewen. Louis Miceli (Vocals) und Brandon Elgar (Bass, Vocals) erzählen euch, warum sie von den Shows in Europa begeistert sind, welche Tipps sie für Newcomerbands parat haben und was Louis von einem Pinguin-Kostum auf der Bühne hält.

Heute steht eure letzte Show der ESKIMO CALLBOY-Tour als Supportband an. Sie ist somit auch eure letzte Show in Europa für dieses Jahr. Wie lief es bisher für euch?

Brandon: Es war echt genial bis jetzt. Für mich ist das die erste Tour mit PALISADES und die erste Tour in Europa überhaupt, ich bin erst seit März 2016 Mitglied der Band. Es gibt wirklich einen großen Unterschied zu den USA, das wurde mir auch von den Jungs gesagt, sie waren schon einmal auf Tour in Europa.

Louis: Uns macht das mega Spaß, durch Europa zu touren, die Fans hier sind echt der Wahnsinn. In den USA ist es relativ normal, ständig auf Achse zu sein und viele Konzerte zu spielen, das wird dann fast zur Gewohnheit. Wenn man nach Übersee kommt, ist das ein völlig anderes Gefühl, die Gastfreundschaft hier ist auch bemerkenswert.

Gibt es eine Show, die euch besonders im Gedächtnis blieb?

Louis: Ich glaube, das war die erste Show in Deutschland, die ausverkauft war – das müsste Dresden gewesen sein. Ich habe sogar noch Fotos davon auf dem Handy, das war echt hammer. Ehrlichgesagt bin ich total schlecht in Geographie, das liegt aber vielleicht auch daran, dass jede Show in Deutschland echt genial war. Allerdings gab es auch diese eine Show, bei der die Location wie eine Tribüne gebaut war, das war krass.

Ja, das müsste dann der Schlachthof in Bremen gewesen sein, die Jungs von ANNISOKAY haben mir auch davon erzählt.

Brandon: Ja, genau, das war echt der Wahnsinn! Ich wusste gar nicht, dass da so viele Leute reinpassen.

Was genau ist der Unterschied zwischen Shows in den USA und Shows in Europa?

Louis: Amerika ist, was gute Bands angeht, wirklich gesegnet. Deswegen ist es auch normal, dass dort ständig getourt wird. Wenn solche Bands dann die Chance bekommen, in Europa zu spielen, ist das etwas ganz Besonderes. Wenn wir zum Beispiel in L.A. spielen, sind die Leute dort eher zurückhaltend, das Publikum agiert einfach anders. Oft ist es auch so, dass sich viele denken „Naja, die sehe ich bestimmt ein anderes Mal wieder“ und dann erst gar nicht zur Show kommen. In Europa geht das total ab, die Fans kommen zu den Konzerten und geben 150%, das ist super!

Nach eurer Tour hier fliegt ihr direkt wieder nach Hause. Dort geht es dann gleich weiter mit eurer eigenen Tour, fast jeden Tag bis zum 22.12. Im Januar folgen weitere Shows. Wie schafft ihr es, fit zu bleiben?

Louis: Also gerade sind wir alle ein wenig krank. Das passiert eigentlich immer, egal, ob am Anfang oder am Ende einer Tour. Man hofft natürlich immer das Beste. Eine Sache, die allerdings wirklich hilft, ist das gute Essen hier. In den USA ist das Catering wirklich unter aller Kanone. Es gibt lediglich Wasser, mal ausnahmsweise Pizza oder einfach billiges Essen. In Europa spielt es keine Rolle, welche Größe deine Band hat, es wird sich immer um dich gekümmert: Wasser, Bier, Frühstück, Mittag- oder Abendessen, völlig egal. Glaube mir, das hilft wirklich, halbwegs gesund zu bleiben. Eine andere Sache, die wir in Amerika regelmäßig machen: So gut wie jeder von uns ist Mitglied in einer Fitnessstudiokette, die gibt es eigentlich überall. Da gehen wir auf Tour nach Möglichkeit jeden Tag hin, um uns fit zu halten.

Am 20. Januar wird euer selbstbetiteltes Album „Palisades“ veröffentlicht, der Song „Aggression“ ist bereits online. Ich durfte mir die Platte vorab anhören und sie gefällt mir wirklich gut. Wie würdet ihr euren kreativen Prozess im Vergleich zum vorherigen Album „MIND GAMES“ beschreiben?

Louis: Nun, wir hatten dieses Jahr einen Mitgliederwechsel, Brandon (Bass, Vocals) kam im März zu uns, und auch unser DJ Graves ist jetzt Teil der Band. Wir haben uns in diesem Zuge natürlich auch gefragt, wie wir uns als Band weiterentwickeln und ein Album kreieren können, das „erwachsener“ klingt. Dazu hörten wir uns alle unsere bisherigen Platten differenziert an. Uns war es auch wichtig, Persönliches, wie z.B. wechselnde Freundschaften oder gescheiterte Beziehungen, in Songtexten zu verarbeiten. Wir wollten unbedingt Songs schreiben, die uns viel bedeuten. Gerade die Welt, in der wir leben, ist ein Paradebeispiel dafür. Du weißt ja auch, wie die Wahlen in den USA ausgingen. Emotion ist das A und O unseres kreativen Schaffens. Die übergeordnete Frage stellte sich also recht schnell: Was ist der nächste Schritt für PALISADES, um die Band weiterzubringen?

Würdet ihr sagen, dass ein Großteil eurer musikalischen Inspiration in Rap und Hip Hop beheimatet liegt?

Louis: Teilweise, ja. Wir sind alle mit sehr unterschiedlichen Musikstilen aufgewachsen. Ich glaube aber, dass es unsere Offenheit gegenüber verschiedenen Genres ist, die PALISADES sehr speziell macht. Das ist unser Ding, das ist PALISADES. Wir fahren z.B. gemeinsam im Auto und hören uns von Rap über EDM, Hardcore, Pop, Rock, 90er und Metal alles an. Die Einteilung in Genres ist eigentlich dumm, weil man sich von überall her Inspiration holen kann. Brandon mag beispielsweise Country total gerne, das merkt man auch in seiner Art zu singen. Ich mag Hip Hop, und das hört man wohl auch im neuen Album. Ich vergleiche das immer gerne mit einem bildenden Künstler und seiner Farbpalette: Er ist auch nicht limitiert in seiner Art, zu sehen. Seine Leinwand ist praktisch die ganze Welt, die er vor sich hat.

Wenn es um den Punkt Kritik geht: Wie geht ihr mit Vorwürfen wie „ihr seid nicht Metal genug“ um?

Louis: Ganz ehrlich, das ist mir völlig egal. Jeder darf seine Meinung haben, genau das ist es ja auch, was unsere Welt so vielfältig macht. Wir sind Künstler und Kunst ist, wie wir alle wissen, subjektiv. Wir fokussieren uns mehr auf die Leute, denen unsere Musik gefällt und die uns unterstützen wollen. Alles andere ist wohl eher Zeitverschwendung.

Würdet ihr auch sagen, dass euer Selbstbewusstsein in diesem Bereich über die Jahre gewachsen ist?

Louis: Ja klar. Es gab total Viele, die uns vorwarfen, dass wir lediglich Discomusik fabrizierten oder eben nicht „Metal genug“ wären. Manchmal waren wir dann auch wieder zu Metal für das Popgenre. Wie auch immer, das Schöne am älter werden ist ja auch, dass man Vieles differenzierter betrachtet und einfach seinen Stiefel durchzieht. Wir machen Musik, die uns gefällt, und das ist gut so. Word.

Fällt euch spontan eine Show ein, die echt mies lief?

Brandon: Ja, da gab es eine Show in einer Location, die GameChangerWorld heißt. Das war in unserer Heimatstadt in New Jersey, ausverkauft war sie auch noch.

Louis: Wir hatten schon einige Shows, die echt scheiße waren. Die Show in GameChangerWorld war echt eine größere Nummer für uns. Bei den Bands, die vor uns spielten, lief alles wie am Schnürchen. Als wir dran waren, ging gar nichts mehr. Wir hatten Stromausfälle zu unterschiedlichen Zeiten: Mal gingen die Gitarren nicht, dann hörten die Samples plötzlich auf, die Vocals waren stellenweise weg, dann hakte es wieder an den Samples – und so ging das die ganze Zeit. Ich schrie dann einfach in die Menge und habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen, bleibt einem ja auch nichts Anderes übrig in diesem Moment. Auf der Bühne bist du ja nicht mehr nur Musiker, sondern vor allem ein Performer. Wenn du so tust, als wäre nichts passiert, merken Viele gar nicht, dass gerade was schiefläuft. Aber glaube mir, da waren echt noch andere Nummern: Ich bin schon so oft hingefallen oder von der Bühne geplumpst, war komplett heißer und habe eigentlich keinen Ton von mir geben können – das ist bei Brandon auch schon vorgekommen. Prinzipiell ist es das Gleiche, als hätte man einen schlechten Tag auf der Arbeit. Du musst trotzdem freundlich sein, auch wenn dir etwas gerade tierisch auf den Sack geht.

Denkt mal ein paar Jahre zurück: Gibt es etwas, das ihr Newcomerbands mit auf den Weg geben möchtet?

Louis: Ja, sogar Mehreres. Nummer 1: Lasst euch nicht unterbuttern und gebt niemals auf. Selbst wir sind noch lange nicht da, wo wir hinmöchten. Nummer 2: Nutzt Social Media, das ist mittlerweile so wichtig geworden. Nummer 3: Image. Ihr kommt ja auch nicht zu einem Vorstellungsgespräch in kurzer Hose, wenn dort ein Anzug verlangt wird. Egal, welches Bandimage ihr habt – und wenn ihr ein Pinguin-Outfit bei den Shows tragt, dann tut das mit vollster Überzeugung – seht zu, dass ihr euch als Band einen Namen macht und eine eigene „Bandkultur“ erschafft, die Wiedererkennungswert hat. Ihr müsst eine Fanbase aufbauen, die Bock hat, auf eure Konzerte zu kommen um euch zu sehen.

Brandon: Im Idealfall wollen eure Fans sogar so aussehen und sich so kleiden wie ihr.

Louis: Fans sind ein sehr gutes Stichwort. Behandelt eure Fans wie eure Familie, ohne sie seid ihr gar nichts.

Ich habe vorhin beim Interview mit ANNISOKAY auch das Thema „Sei du selbst und keine Kopie“ angesprochen. Wie steht ihr dazu?

Louis: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. In Amerika gibt es auch das Sprichwort „Real recognizes real“: Sobald jemand in einen Raum kommt oder die Bühne betritt, kannst du erkennen, ob derjenige „echt“ ist. Alleine schon daran, wie er sich verhält. Auf der Bühne merkt man das natürlich sehr extrem. Meint es der Sänger ernst mit dem, was er singt? Vermittelt er Emotion durch seine Stimme und seine Performance? Ich hoffe, dass das etwas ist, das Brandon und ich auf der Bühne sowie auf unserem neuen Album rüberbringen. Apropos, ich kann mich noch daran erinnern, als mich unser Produzent Brandon Paddock – er ist durchaus eine sehr interessante und spezielle Person – bei der Produktion der neuen Platte immer und immer wieder forderte. Im Bridge-Teil des Songs „Memories“ wurde ich ständig von ihm gestoppt. Das ging so lange, bis er seine Kaffeetasse nahm, sie auf den Tisch knallte und mich anbrüllte: „Sing diesen scheiß Song nicht, wenn du nicht an das glaubst, was du da singst!“ Es ist ein sehr emotionaler Song, durch den wir einige Dinge, die uns beschäftigen, verarbeitet haben. Brandon brachte mich in diesem Moment sogar fast zu heulen, das war wirklich krass. Diese Emotion hielten wir dann in dem Song fest. Man kann meine Stimme an dieser Stelle auch wackeln hören. Im Nachhinein wurde mir dann bewusst, wie recht er hatte: Wenn du die Emotion nicht fühlst, kannst du sie nicht rüberbringen. Nur du selbst sein macht dich einzigartig, und das ist essentiell.

Schreibt ihr eure Songtexte eigentlich zusammen?

Louis: Ja, meistens tun wir das tatsächlich. Brandon hat oft Ideen und wir arbeiten sie dann gemeinsam aus. Eine Sache, die oftmals unterschätzt wird, ist folgende: Ein einzelner Teil eines Songs ist nicht das Entscheidende – es ist der Song selbst, der wichtig ist, richtig? Wenn mir persönlich etwas total gefällt, alle anderen es aber nicht gut finden, wird es im Song nicht funktionieren. Es ist dann nicht mehr echt, weil es nicht songdienlich ist. Man hört sich einen Song ja nicht wegen eines bestimmten Parts an, sondern weil man ihn in seiner Gesamtheit gut findet.

Was sind eure Pläne für kommendes Jahr, nachdem eure Platte am 20. Januar erschienen ist? Was dürft ihr schon verraten?

Louis: Wir haben natürlich mega viele Pläne, dürfen aber noch nicht viel verraten. Eine Sache ist allerdings sicher: Wir arbeiten hart daran, um PALISADES ein Level weiter zu bringen. Wir werden versuchen, unsere eigene Bandkultur zu expandieren, viele Shows zu spielen und dadurch auch neue Fans zu bekommen.

PALISADES veröffentlichen am 20. Januar 2017 ihr Album „Palisades“. Über Facebook, Instagram und ihre Website werdet ihr auf dem Laufenden gehalten.

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