Interview mit RED HOT CHILLI PIPERS

31.10.2019
 

 

Nach ihrem Wahnsinnsauftritt im Bielefelder Forum trafen wir RED HOT CHILI PIPERS- Gründungsmitglied Willie Armstrong, um ihm ein paar Fragen rund um die beste Bagrock-Band der Welt zu stellen.

 

allschools: Willie, wie läuft die Tour gerade?

Willie: Richtig gut. Wir sind jetzt hier in Kontinentaleuropa unterwegs, um dann Ende November noch einmal einige Shows in unserer Heimat Schottland sowie in Irland zu spielen. Kurz nach Weihnachten geht es dann nach Amerika. Da freue ich mich besonders auf Chicago und Boston. Dort leben viele Leute mit schottischen Wurzeln.

allschools: Wo Du gerade deine Roots ansprichst, kannst Du uns mal einen ganz kleinen Lebenslauf von RED HOT CHILLI PIPERS geben?

Willie: Also gegründet haben wir uns 2002 in Glasgow. Wir haben uns alle an der Royal Scottish Academy of Music kennen gelernt und erst Musik im tradionellen Sinne gemacht. Also das klassische Highlandprogramm mit vielen alten schottischen Liedern. Irgendwann kamen wir aber auf den Trichter, modernere Stücke mit einzubauen. Zuerst nur mit Dudelsack und Trommel, später kamen dann Gitarre, Bass und Schlagzeug dazu.

allschools: Woher kommt eigentlich Euer Name, seid Ihr alle glühende Fans von RED HOT CHILLI PEPPERS?

Willie: Ist eine häufige Frage. Eine Freundin von uns hat den Namen in Anlehnung an die bekannte kalifonische Band kreiert und wir fanden ihn sofort passend. Was kaum jemand weiß ist, dass wir noch nie ein Stück von ihnen gecovert haben. Letztes Mal in Irland hat mich jemand mal angesprochen, dass er unsere Version von „Under The Bridge“ sehr mag. Leider musste ich ihm sagen, dass wir diesen Song noch nie gespielt haben.

allschools: Haben sich da nicht auch schon viele Leute mit dem Namen vertan und sind bei Euch auf dem Konzert gelandet, obwohl sie die PEPPERS sehen wollten?

Willie: Ja klar. Da gibt es eine irre Geschichte von einem Pärchen aus England, die extra zu einer unserer Shows nach Irland geflogen sind, weil sie sich verlesen hatten. Du musst wissen, dass die Hallen, in denen wir dort spielen, um einiges größer sind als das Forum hier. So hätte es durchaus ein können, dass die PEPPERS dort gespielt hätten. Der Mann hatte zudem vor, seiner Frau beim RED HOT CHILLI PEPPERs-Konzert einen Heiratsantrag zu machen. Zum Glück hat er den Plan dennoch durchgezogen, denn beide sind jetzt glücklich verheiratet und große PIPERs-Fans geworden. Sie haben uns später in Schottland noch mal als Ehepaar besucht. Das war sehr lustig.

allschools: Du bist aber derzeit das letzte Originalmitglied, oder?

Willie: Ja, auf jeden Fall von der Dudelsackfraktion. Aber Steven, unser Drummer, ist auch seit Beginn dabei. Stuart Cassells, einer unserer bekanntesten Dudelsackspieler, ist seit 2011 nicht mehr auf Tour dabei. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch immer Besetzungswechsel, da sich jeder auch mal eine Auszeit vom Touren genommen hat. Du glaubst nicht, wie anstrengend das manchmal sein kann.

allschools: Das kann ich mir in Ansätzen sogar vorstellen, da mein Kollege Frank selber bei den West-Highland-Pipers in Geseke spielt und mir berichtete, wie schwer Dudelsack zu spielen ist. Musst Du Dich denn darüber hinaus fit halten?

Willie: Also mir reichen die Gigs. Das ist 2 Stunden Vollgas und dazu ein Ganzkörpertraining. Man arbeitet mit den Armen, bewegt sich natürlich auch auf der Bühne, steuerst den Sack mit den Lungen und natürlich den Händen. Da ist quasi jeder Muskel am Werk. Zudem musst Du Dich höllisch konzentrieren, damit man nicht scheiße spielt. Ein Dudelsack kann entsetzlich schlimme Töne hervorbringen.

allschools: Gilt die goldene Regel also bei Euch noch immer?

Willie: Auf jeden Fall. Vor dem Auftritt und in der Pause heißt es: Hände weg vom Glas. Das geht wirklich überhaupt nicht. Allein die Konzentrationsfähigkeit lässt sogar nach einem Glas Bier nach und man spielt in der Regel nur noch Mist. Das wollen wir unserem Publikum nicht antun. Die haben ja nicht wenig Geld bezahlt, so dass wir liefern müssen. Ich war letztens selbst mal auf einem Konzert einer irischen Folkband, bei der der Geigenspieler dermaßen voll war, dass er überhaupt keinen Ton getroffen hat. So was will ich nicht sehen. Nach der Show gibt es natürlich keine Hemmungen mehr, das sind wir echte Schotten!

allschools: Bei knapp 200 Shows im Jahr kann man also von einem Hauptberuf sprechen, oder?

Willie: Ja klar. Wir sind richtige Profimusiker. Früher habe ich noch als Feuerwehrmann gearbeitet und die RED HOT CHILLI PIPERS liefen quasi nebenbei. Das ist seit über 10 Jahren schon nicht mehr der Fall. Steven, unser Drummer, ist außerdem Weltmeister im Snaredrumming. Allein sein Trainingspensum könnte er mit einem normalen Job nie schaffen. Aber wir sind froh, dass es derzeit so gut läuft. Viele Shows sind ausverkauft und vor allem im Commonwealth füllen wir große Hallen.

allschools: Auf Eurem neuen Album „Fresh Air“ habt ihr wieder verschiedene Stücke gecovert. Da gibt es traditionell angehauchte Stücke wie „Highland Cathedral“ als auch poppige Nummeern wie „Hallelujah“. Stimmt es, dass Ihr bei der Auswahl der Stücke limitiert seid?

Willie: Ja, das ist richtig. Man kann mit dem Dudelsack – welcher ja immer noch unser zentrales Instrument ist – nicht alle Töne spielen, so dass knapp die Hälfte der populären Musik rausfällt. Der Rest ist, mal mehr mal weniger, machbar. Obwohl es da auch schon Grenzen gibt. Es eignen sich mehr die einfachen, schnellen Stücke wie „Thunderstruck“ von ACDC, „Bicyle Race“ von QUEEN oder auch „Gimme All Your Lovin´“ von ZZ TOP.

allschools: Mir ist auf dem neuen Album auch aufgefallen, dass ihr zum ersten Mal Gesang mit in Eure Versionen einbaut. So u.a. beim Stück „Auf Uns“ von ANDREAS BOURANI. Warum jetzt diese Neuerung und vor allem, warum habt Ihr Euch für ein deutsches Stück entschieden?

Willie: Also das Vorhaben, Gesang mit in unsere Stücke einzubauen, stand schon eine ganze Weile im Raum. Bei den Shows animieren wir ja auch das Publikum, bei den entsprechenden Refrains oder Passagen mitzusingen. Auf „Fresh Air“ wurde ein Traum von mit wahr, als wir mit dem schottischen Sänger TOM WALKER „Leave The Light On“ eingespielt haben. Das war einfach nur großartig, seine Stimme mit unseren Instrumenten zusammenzuführen. Die Idee für „Auf Uns“ lieferte unser Tourmanager Barry, ein Ire. Er lebt schon seit Jahren mit seiner deutschen Frau in Berlin und kam irgendwann damit rüber. Er hat übrigens auch Sängerin Olivia im Deutschlernen gecoacht. Das war gar nicht so einfach für sie.