Interview mit Roman Hilser vom Summer Breeze Festival

08.08.2019
 

 

Summer Breeze Festival

Nächste Woche steht das alljährliche SUMMER BREEZE Festival im pittoresken Dinkelsbühl an. Das Festival hat sich im Laufe der Jahre zum Favoriten unter den großen Festivals der Allschools Metaller etabliert und besticht jedes Jahr durch ein ansehnliches Line-Up aber auch durch konstante, iterative Verbesserungen an Abläufen vor Ort. Eine wichtige Quelle hierfür ist inzwischen das Feedback der Fans aus den sozialen Medien. Wie kein anderes vergleichbares Festival interagiert das Social Media Team, welches von Roman Hilser geleitet wird, auf diversen sozialen Medien mit den Besucherinnen und Besuchern. Dabei setzt das SUMMER BREEZE nicht auf eine "one-way" Kommunikation und bläst einfach News raus, wie es beispielsweise Rock Im Park praktiziert, sondern geht dabei pro-aktiv auf Kommentare und Feedback ein. Das kann auch hier und da einmal darin enden, dass das Social Media Team bestimmte Kommentare auch kritisch beantwortet, wenn diese beispielsweise unrealistische Forderungen oder andere Unverschämtheiten beinhalten. Wir von Allschools haben über die Jahre hinweg, in denen wir das SUMMER BREEZE nun begleiten, den Eindruck bekommen, dass durch diese Art der Kommunikation auf Augenhöhe ein inzwischen sehr gut organisiertes Festival entstanden ist, welches einerseits sehr schön auf die Bedürfnisse der Besucher*innen eingeht welches aber auf der anderen Seite Probleme und Einschränkungen so kommuniziert, dass sie von allen vernünftigen Leuten verstanden und auch beachtet werden. 

Wir haben das zum Anlass genommen und haben uns einmal ein wenig mit Roman Hilser, der für den Bereich Social Media beim SUMMER BREEZE verantwortlich ist, über seine Arbeit, sein Team und die Kommunikationsweise des SUMMER BREEZE unterhalten.

Roman Hilser - Summer Breeze

Roman Hilser - Social Media @ Summer Breeze

Hallo Roman, stell Dich doch kurz mal vor und beschreibe unseren Leser*innen einmal kurz Dein Aufgabenfeld.

Hi, mein Name ist Roman, ich bin seit 2015 beim Summer Breeze verantwortlich für die Social Media Kanäle, betreue verschiedene Projekte, bei denen grundsätzlich das Erschaffen und Ausliefern von Nachrichten und Medien rund um das Festival die Kernaufgabe ist. Ich plane das festivaleigene Media Team vor, stelle dieses zusammen und koordiniere das Team auch vor Ort während der Festivaltage. Vor und nach dem Festival möchte ich den Leuten, die unsere Kanäle verfolgen bestmöglich über die Abläufe informieren, ihr Feedback verwalten und darauf eingehen und allen Interessierten Lust aufs Festival machen. Bei Leuten, die das SUMMER BREEZE noch nicht kennen, möchte ich das Interesse wecken. Vieles davon fällt mir leicht, weil ich von der Qualität unseres Teamworks überzeugt bin und wir uns mächtig anstrengen das Ganze mit offenen Ohren und Augen (und Herzen) durchzuziehen. Ich sehe mich als digitalen Postboten, der die Briefe nicht selbst schreiben muss, aber überall verteilt und dabei hilft, die Informationen, die wir vom SUMMER BREEZE aus verteilen wollen, in die passendste Form zu bringen.

Wie viele Leute habt ihr denn so in Eurem Social-Media Team?

Das unterscheidet sich stark, je nachdem, ob es um die Zeit rund ums Festival geht oder übers Jahr verteilt. Unsere Social Media Abteilung rund ums Jahr bin eigentlich nur ich. Vor Ort sind wir knapp 40 Leute, die Texte, Fotos und Videos erstellen, die dementsprechend aber auch Futter für alle Kanäle übers ganze Jahr darstellen. Bei uns im Büro gibt es auch eine zweiköpfige Grafikabteilung, die mir, je nachdem was ich bestelle, Inhalte anliefert. Ich kann fast in jedem Bereich (wie z.B. Bildbearbeitung, Marketing, Programmierung) auf das Know How meiner Kollegen zurückgreifen.

Auf welchen Social-Media Kanälen ist denn das Summer Breeze unterwegs und welche Schwerpunkte setzt Ihr denn auf den einzelnen Kanälen?

Unser Hauptkanal ist und bleibt die Homepage, um die ich mich auch kümmere. Unsere Homepage sehe ich mittlerweile als unsere Basis an, wo man alle Informationen gesammelt findet. Von dort aus wird man je nach Bedarf in die verschiedensten Richtungen gelotst. Facebook ist der Kanal mit den meisten Interaktionen. Instagram wird mit schönen Inhalten gefüttert, die dem Kanal auch gut tun wie z.B Stories - am liebsten direkt mit Künstlern, die auf dem Festival spielen. Auf Twitter spielen wir nur einen kleineren Teil der größeren News (Bandwellen, neue Flyer, Ticketinfos) aus. Wir haben zusätzlich noch ein Forum auf unserer Homepage und laden festivaleigene Inhalte bei uns auf Youtube, wo ich mich auch gern in Kommentarspalten rumtreibe. Ich bin übrigens froh, dass es Google+ nicht mehr gibt.

Mir fällt bereits seit einigen Jahren auf, dass das Summer Breeze vor allem auf Facebook sehr auf Augenhöhe mit den Fans kommuniziert. Ihr kommentiert auf der einen Seite ab und an kritisches Feedback indem ihr die Kritik entweder konstruktiv aufnehmt oder aber auch hier und da mal sagt, dass ein bestimmter Kommentar einfach Quatsch ist. An dieser Stelle sehe ich durchaus einen gehörigen Unterschied zu anderen großen Festivals. Was denkst Du, welchen Einfluss diese Kommunikationsstrategie auf das Festival vor Ort und das Verhalten der Leute am Festival hat?

Wir machen das Festival mit unseren Gästen zusammen zu dem, was es schlussendlich ist. Wir glauben, dass wir schon ziemlich gut entscheiden können, was dem größten Metalfestival in Süddeutschland gut tut, weil wir alle selbst Fans sind. Aber um Betriebsblindheit entgegenzusteuern/vorzubeugen brauchen wir Expertenmeinungen von denen die voller Vorfreude ihren Weg vor die Bühnen auf unserem Festival antreten wollen und sich wirklich gut damit auskennen, was ein Festival zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Das sind die Fans. Aber nicht jeder Fan hat alle Hintergrundinformationen. Die muss er auch gar nicht haben. Die Produktionsseite wird von so vielen Faktoren beeinflusst, die kann man von „vor den Kulissen“ gar nicht komplett überblicken. Deshalb wirkt die ein oder andere Entscheidung und die darauffolgende News auf manchen Gast anders als wir uns das erhoffen. Nehmen wir mal an, dass eine Band spontan ihren Auftritt beim SUMMER BREEZE absagt. Für manche Fans sind dann wir die Schuldigen und sollten als Ersatz einer Nachwuchsband noch kurz vor Festival eine Band buchen, die gerade auf Platz 1 der deutschen Charts eingestiegen ist. Da weisen wir dann mal mehr mal weniger diplomatisch drauf hin, dass das ein utopischer Wunsch ist. 

Summer Breeze Festival

Kannst Du ein paar konkrete Verbesserungen am Gelände und den Abläufen vor Ort nennen, die ihr auf Basis des Feedbacks aus den sozialen Medien bekommen habt?

Da gibt es ein paar Beispiele, bei denen die Gäste uns auf Dinge hingewiesen haben, die uns so nicht bewusst waren. Diese Rückmeldungen sind mir persönlich die liebsten.

Bandwünsche, Essens- und Getränkewünsche und Anregungen zum Camping, die Grundpfeiler eines Open Airs sozusagen, werden immer wieder geäußert und wir reagieren bestmöglich darauf. Hierfür wäre zum Beispiel der Wunsch nach mehr veganen Optionen hervorzuheben, die wir dann mit unserem General-Caterer ansprechen und anpassen. Ein Wunsch, den wir erfüllen können. „Hey eure Essensstände benutzen zu viel Einweggeschirr, kann man da was dran ändern?“ Da können wir ebenfalls Einfluss nehmen und die Regelungen anpassen. Stück für Stück.

Wenn Gruppen nicht gemeinsam anreisen können, dann gibt es die Möglichkeit Flächen zu reservieren. Der logistische Aufwand dahinter ist enorm, wird aber durch eine Gebühr nur von denen getragen, die darauf zurückgreifen möchten. Diese Möglichkeit wurde über eine längeren Zeitraum gewünscht und funktioniert mittlerweile ziemlich reibungslos. Gruppen, die am gleichen Tag anreisen und keine Fläche reserviert haben, können sich in diesem Jahr, falls sie zur ungefähr gleichen Zeit durch die Schleusen fahren, danach auf einem Kolonnensammelplatz treffen und werden dann gemeinsam auf ihr Camp geleitet.

Es gibt auch Rückmeldungen, die uns immer wieder an unsere schwersten Aufgaben erinnern. Wenn am Merchandise die Schlangen lang sind, dann wäre uns eine einfache Lösung dafür auch lieber. Aber Hinweise, dass wir doch einfach einen zweiten Stand aufmachen sollten, führen teilweise in die immer wieder gleiche Sackgasse. Hier mal die Theorie, wenn wir zwei Stände mit Festivalmerch hätten: Stell dir vor ein Gast steht an Stand A an und möchte ein Shirt in XL kaufen, woraufhin ihm der Verkäufer sagt, dass dieses ausverkauft sei. Dann springt der Gast an Stand B und fragt nach, ob es denn sein Wunschshirt in XL gibt. Wenn jetzt der Verkäufer sagt: „Sorry, habe gerade das letzte verkauft!“, dann wird der Merchkauf auf dem Festival zum absolut nervigen Erlebnis. Unendlich viele Textilien können und wollen wir auch gar nicht bereitstellen. Um die Wartezeiten zu verkürzen gibt es ab sofort eine digitale Wunschliste, die einen QR-Code ausspuckt, der dem Verkäufer dann mit einem Scan sofort alle Wunschartikel übersichtlich in richtiger Größe und Farbe anzeigt. Diese Liste kann dann vom Verkäufer deutlich schneller abgearbeitet werden.

Grundsätzlich werden wir auf alle Probleme schnell angesprochen, das hilft uns daran zu arbeiten. Wir sind auch mega froh, dass es viele positive Rückmeldungen gibt. Wir stellen da ja mal eben eine 40.000 Einwohner-Zeltstadt auf ein paar Wiesen, da tut es gut, wenn das auch gut funktioniert und so rückgemeldet wird.

Ein Thema, welches in letzter Zeit immer wieder kontrovers diskutiert wird, ist das Thema „Influencer Marketing“, welches ja primär über Kanäle wie YouTube oder Instagram läuft. Ich beobachte, dass in den letzten 1-2 Jahren auch diverse Bands und Festivals auf diese Form der Vermarktung setzen. Wie ist denn diesbezüglich Euer Standpunkt und bekommt ihr viele Anfragen von Influencern im Hinblick auf Gästelistenplätze etc? Wie geht ihr damit um?

Wir arbeiten auch mit Influencer Marketing, aber wählen die Partner sehr genau aus. Uns ist wichtig, dass es sich um echte Menschen handelt, die echte Dinge tun und das SUMMER BREEZE auch wirklich besuchen möchten. Das Wort „Kooperation“ gefällt uns deutlich besser als die Vorstellung „nur ein Geschäft“ miteinander zu machen. Sobald Bands, die bei uns spielen besonders aktiv auf ihren Social Media Kanälen sind, dann sind das ja ebenfalls Influencer. Wenn Fans auf ihren Social Media Kanälen besonders aktiv sind und viele Leute erreichen, dann macht das für uns tatsächlich Sinn genau anzuschauen, ob man nicht zusammen Aktionen starten kann. 

Wir sind hier ganz am Anfang und hören sehr auf unser Bauchgefühl. Bauchentscheidungen fühlen sich aber sehr gut an, weil wir unser Publikum gut kennen, selbst indirekt Teil davon sind und gerne darauf achten, was von uns gewünscht und gefordert wird.
Es gab Anfragen, die uns schon zum Schmunzeln brachten: „Hey können wir zusammen arbeiten? Ich bin Influencer.“ Unsere Reaktion: „Hi, erzähle uns gerne ein bisschen mehr über dich und deine Community!“ Die Antwort: „ Ich hab 10.000 Follower!“ Eine Antwort bleiben wir bis heute schuldig.

Hast du noch ein paar abschließende Worte und Anmerkungen für unsere Leser*innen?

Lest bitte weiterhin Artikel auf allschools.de, regt euch nicht über Dinge auf, die ihr nicht beeinflussen könnt und nehmt positiven Einfluss auf Dinge, die ihr morgen in einem besseren Zustand sehen möchtet als heute.  

 

Danke für das Interview, hat Spaß gemacht.

Auch wir haben zu danken und freuen uns bereits auf die nächste Woche!