Interview mit SMILE AND BURN

02.04.2017
 

 

Allschools: Euer neues Album “Get Better Get Worse” ist jetzt seit 03.02.2017 draußen und ihr spielt seitdem heute zum ersten Mal in Berlin. Wie bewusst habt ihr dieses Mal auf eine Club-Release-Show verzichtet?

Chris: Wir haben ja für jede Platte eine Release-Show gemacht, außer für diese und ich glaub der Hauptgrund war, dass wir uns erhofft haben, dass es etwas entspannter ist. Also eine Release-Show ist ja durchaus harte Arbeit, alle müssen etwas machen, Freundinnen und Freunde kochen, die Eltern holen irgendwas ab, alle sind mega beschäftigt. Und keiner kann diesen Release so richtig genießen und einfach Spaß haben, völlig losgelöst von dieser ganzen Arbeit. Und da haben wir uns erhofft, dass das dieses Mal vielleicht ein bisschen anders wird. Deshalb machen wir jetzt einen Tourabschluss – also Homecoming - anstatt einer Release-Show. Das Album ist jetzt seit zwei Monaten draußen und jetzt haben wir das auch ein bisschen sacken lassen, alle kennen die Texte hoffentlich für heute Abend (lacht). Und wir haben heute nicht ganz so viel zu tun, weil der örtliche Veranstalter großartig ist und uns halt viel Arbeit abnimmt. Wir müssen eigentlich nur aufbauen, es ist wie ein ganz normaler Tourtag heute. Und ich weiß nicht, wir können uns um geile Sachen kümmern, wie Abhängen, mit Freunden quatschen, trinken und nicht: "Oh Gott, kommt das Album noch pünktlich zum Release?" Weil ein Punkt überhaupt bei Release-Shows ist, ob das Album wirklich da ist.

Wolli: Ja genau, dass die Platten physisch am Start sind. Ja und man kann - was für eine Band auch ganz gut ist - man kann ein bisschen über einen längeren Zeitraum etwas machen: Man hat diesen Release und kann zu diesem auch promotionmäßig am Start sein und für die Tour bist du dann nochmal extra am Start. Und du kannst eine geile, professionelle Berlin-Show machen, die jetzt nicht durch irgendwelche Release-Aktivitäten blockiert wird. Also, ich würd´s immer wieder so machen, es war auf jeden Fall viel entspannter und doch geiler im Outcome.

Allschools: Ihr habt euch stattdessen am Release-Tag im Proberaum eingerichtet und dort die Platte gespielt und das ganze über Facebook-Live übertragen. Wie kamt ihr zu der Idee einer Proberaum-Release-Show?

Wolli: Die Möglichkeiten sind nun mal da, aber die Idee muss irgendwann gegen 3 Uhr morgens in irgendeiner Kneipe entstanden sein. Und wir haben im Proberaum ja die Möglichkeit aufzunehmen, die Kamera ist dann einfach nur das Handy gewesen und fertig. Diese Option auf Facebook live zu sein gibt es ja auch noch nicht allzu lange. Und wir hatten mega Spaß bei dem „Konzert“ und wir haben auch gute Resonanz von den Zuschauern bekommen. Freunde haben mir erzählt, dass sie die Übertragung angeschaltet haben und dann vorgeglüht haben, also ideal für einen Freitagabend.

Chris: Ja und wir hatten auch mal wieder einen Grund zum Bier trinken. Die Stimmung war an dem Abend mega gut, wir sind von Song zu Song schlechter geworden (lacht). Das hat auf jeden Fall mega Spaß gemacht.

Allschools: Ja, ihr beiden habt es euch ja echt schön eingerichtet hinten in der Ecke (alle lachen). Ihr wart nun knapp 3 Wochen auf Tour, wie ist die gelaufen?

Wolli: Voll gut! Es ist ja unsere erste so richtige Headliner-Tour gewesen. Also wir waren schon mal, ich sag mal als Haupt-Act unterwegs, aber jetzt gab es einen Vorverkauf und eine ordentliche Promotion, das ist schon etwas anderes. Aber unsere Erwartungen sind auch immer sehr niedrig, damit man nicht enttäuscht wird. Ich habe zwar immer Hoffnung, aber meine Erwartungen gehen gegen Null.

Allschools: Ja eben, gab es jetzt eine höhere Anspannung? Von wegen: „Was ist, wenn keine Leute auftauchen?“

Wolli: Ja klar, also wir hatten insgesamt keine einzige schlechte Show. Selbst in Österreich, was ein etwas härteres Pflaster ist. In Wien waren circa 35 Leute da – und der Laden war klein, also sah der schon gut gefüllt aus. Und die Tour war einfach nur rund, weil alle unsere Partner halt mega Bock auf Smile And Burn haben und ihr Bestes geben.

Chris: Und die Zahlen aus dem Vorverkauf kannst Du ja dann sehen und da denk ich mir: „Wer bitte holt sich eine Karte für fucking Smile And Burn?“ Und wir hatten sogar drei ausverkaufte Shows, auch gleich die erste, was ein echt gutes Karma für die gesamte Tour war. Also ich bin sehr happy mit allem wie es gelaufen ist.

Allschools: Wie seid ihr denn auf THE DEADNOTES als Vorband gekommen?

Wolli: Im Prinzip, wir wussten, dass wir diese Tour halbwegs spielen und haben die ganze Zeit Bands aus Deutschland gesucht, die wir cool fanden. Wir haben nur die Regel gesetzt, dass sie englischsprachig sein sollte, aber ansonsten gab´s keine Präferenzen. Dann haben wir einfach alle in einen Topf geworfen und haben die während irgendeiner Autofahrt zu irgendeiner Show alle durchgehört und dann gevotet (lacht). Und da kamen am Ende irgendwie THE DEADNOTES bei raus. Ich weiß gar nicht, ich glaube die Originalidee kam von Chris?

Chris: Ja genau, ich habe die in den Topf geworfen. Wir haben einmal auf einem Festival zusammengespielt und da waren die als Akustik-Duo da. Und es war echt krass geil, was die da abgezogen haben. Ich sag mal so, tolle Show und die haben mich persönlich völlig in den Bann gezogen. Ich hasse Akustik wie die Pest, aber das war cool. Und man hat gesehen, wie talentiert die Jungs sind. Und dann hat sich herausgestellt - mit ein bisschen Beschäftigung - wo die so sind, mit wem die zusammenarbeiten und was das überhaupt für Dudes sind und ich hab die dann einfach, ohne sie zu fragen, in den Topf geworfen und hab insgeheim gehofft, dass das was wird. Weil ich find die halt schon ziemlich geil. Ich find das Album ist auch eines der herausragenden Releases einer jungen deutschen Band.

Wolli: Es ist echt stark. Also jetzt nach der Tour auch musikalisch und typentechnisch beste Wahl.

Chris: Ich kenn keinen, der auf so einem Level musiziert wie die. Und die sind halt 12 - nee also sie sind 22 (lachen).

Wolli: Gefühlt für uns sind sie 12.

Chris: Die sind super jung, haben noch voll das Herzblut drinnen und haben Bock.

Wolli: Aber auch so auf eine entspannte Art und Weise, ich hab gerade eben auch mit Darius - dem Sänger - nochmal ein bisschen gequatscht, darüber was als Nächstes bei ihnen ansteht. Und der ist einfach so mega - jetzt nicht, dass die Band irgendwie groß am Start wäre, aber sie haben auch keine unrealistischen Ziele. Es macht einfach Spaß mit denen abzuhängen und man ist so auf einer Ebene. Das konnte man jetzt vorher nicht wissen, wir haben sie irgendwie zweimal in Freiburg gesehen, aber da bin ich auch mega froh, dass es auch so entspannt gewesen ist.

Chris: Die sind auch voll die Profis, die haben wahrscheinlich genauso viele Shows gespielt wie wir in ihrem Leben, die sind halt nur unterwegs und das merkt man halt auch. Die wissen wie man sich benimmt und wann man da zu sein hat und so, man muss denen nichts erklären. Und die machen als Vorband alles richtig. Großartig.

Wolli: Super Band, bitte unbedingt auschecken.

Allschools: Das Album hat mich so an THE GET UP KIDS erinnert.

Wolli: jaaa, mich hat es an frühe POLAR BEAR CLUB erinnert. Und da meinten die Jungs so: "naja, hab ich noch nie richtig gehört." Da ist glaub ich so der Generationenwechsel, weil POLAR BEAR CLUB dann doch schon inzwischen wieder ein bisschen länger vom Fenster weg sind und aktuell sind. Aber ja, THE GET UP KIDS meets POLAR BEAR CLUB.

Allschools: Ist ja auch Musik, die vor 20 Jahren entstanden ist, ne?

Wolli: Und das ist das geile, dass es diese jungen Leute gibt, die das trotzdem abfeiern. Und dann so gut machen. Ich hab mir dann nach der Tour nochmal die Platte angehört und bei ein paar Parts ist mir dann vor den inneren Augen das Konzert erschienen und ich hab so´n bisschen Gänsehaut wieder bekommen. Also echt mega Band, kann ich jedem höchstens empfehlen.

Allschools: Mit dem Vorgänger-Album „Action Action“ habt ihr euch Motor als Label gemietet. Und ihr hab auch immer Vieles selbst gemacht – Wie war der Wechsel zu Uncle M mit der neuen Platte? Was ist nun anders?

Wolli: Wir hatten schon vor dem zweiten Album mit Mirko von Uncle M gesprochen, aber damals hat es sich irgendwie nicht ergeben und wir wollten damals alles selbst machen und waren etwas skeptisch (lacht). Und wie gesagt, wir haben schon immer viel selber gemacht, nur jetzt sind es andere Sachen. Mit Uncle M haben wir zum Beispiel viel mehr Interviews, weil die wissen, in welche Formate Smile And Burn passt. Und die sind so gut vernetzt, dass da echt nochmal mehr für die Band geht.

Chris: Ich möchte auch nicht sagen, dass unsere früheren Partner irgendwas schlecht gemacht haben. Das Team – also auch unser neues Booking und so – passt für jetzt nun mal perfekt. Alle haben Bock auf die Band und du kannst auch um 2 Uhr den Booker anrufen, weil die Spaghetti keine Soße hatten, so ungefähr.

Wolli: Wir machen aber immer noch sau viel selbst, Videos, Artwork, usw. Wir haben auch immer Bock neuen Content rauszuhauen und das können wir jetzt.

Allschools: Ihr seid gefühlt ständig auf Tour. Wie schafft man es da noch ein neues Album zu schreiben?

Wolli: Wir schreiben die meisten Songs alle zusammen, also wir machen das nicht uns 2 Wochen, 2 Monate irgendwie einzusperren und dann irgendwie was zu machen, oder ein Album schreiben, das könnten wir überhaupt nicht. Wir schreiben kontinuierlich quasi über 2 Jahre, sitzen im Proberaum und probieren Sachen aus zwischen den Proben für die eigentlichen Liveshows. Und ja, probieren uns einfach aus. Es war ein bisschen anders dieses Mal, manche Sachen entstanden zu Hause am Computer, aber der größte Teil war auch viel im Proberaum. Wie wir das machen, keine Ahnung (lacht). Ist schon echt erstaunlich - vor allen Dingen, was alle auch sonst noch auf der Platte haben - auch Non-Band-Stuff - ist viel, aber alle haben irgendwie Bock. Wie gesagt, wenn du so ein Team hast - also Band plus Team, Crew, alle - die so mega Bock darauf haben, dann ist das ja auch das, was du machen willst und deswegen fühlt sich das dann trotzdem relativ einfach an.

Chris: Und wenn man öfter spielt, also wenn man jedes Wochenende spielt, dann brauch man auch nicht das Set, das man spielt, irgendwie zu proben. Dann sind so Proben, die eigentlich dafür da wären, dafür da, um auch einen Song zu schreiben. Also man schafft sich auch ein bisschen Zeit.

Wolli: Oder auf Tour so ein bisschen Rumgeklimper, so Ideen: Saschi, unser Gitarrist, der war jetzt auch auf Tour so die ganze Zeit "boaa, lass mal hier, dit und dit und dit, lass mal probieren".

Chris: Und wir sind auch super gut in Deadlines setzen und dann sich selbst unter Druck setzen.

Wolli: Deadlines, Druck sind das Wichtigste (lacht).

Chris: Wenn wir wissen, der Typ kommt nach Berlin und trifft sich mit uns, um ein bisschen an den Songs zu arbeiten und wir haben erst 5, dann wissen wir „OK, gut!“ Unter Druck arbeitet man am besten - wie in der Schule.

Allschools: Der "Typ", ist das Philipp Koch?

Chris: Ja, bei dem Album jetzt war´s Philipp Koch.

Allschools: Wie hat sich das ergeben - habt ihr da schon gequatscht als ihr mit HEISSKALT gespielt habt vor einiger Zeit?

Wolli: Genau, wir haben mit denen gespielt und so´n bisschen gequatscht, genau. Lustigerweise hat nicht nur Phil Koch sondern auch Matze - der Sänger - auch mal Interesse bekundet: "Was macht ihr als Nächstes, kann man da irgendwie zusammen arbeiten?" Am Ende ist es dann irgendwie Phil geworden, einfach, wir haben gequatscht, es hat irgendwie gepasst. Musikalisch trifft man sich da - Philipp ist auch öfter in Berlin. Deswegen war es auch so von der Zusammenarbeit einfach und man konnte das da irgendwie einschieben. Und er ist einfach ein mega Dude und mega musikalisch. Bei manchen Sachen - ich meine, die klingen im ersten Moment so offensichtlich - aber wir waren so: "Waaas, krass!". Also super Zusammenarbeit und ich glaube momentan ist so der Status in der Band, dass wir das nochmal probieren wollen, mal gucken. Also es ist jetzt - das nächste Album, außer in drei Jahren ist da nichts gesagt, ne? Aber ich glaube, alle sind mit einem sehr guten Gefühl da rausgegangen.

 

Allschools: Habt ihr das Album in einem Rutsch aufgenommen?

Chris: Also das Album sollte eigentlich mal eine EP werden. Wir hatten 5 Songs fertig geschrieben mit Philipp Koch und die waren auch cool, wir waren auch happy, aber das hat dann nicht gepasst.

Wolli: Wir haben die auch aufgenommen.

Chris: Ja, wir haben die aufgenommen, eigentlich war sie fertig, die hätte nur noch gemixt werden müssen oder so was. Und dann kamen aber die ersten Gedanken, so von wegen: "Eine EP ist jetzt auch nicht sonderlich geil, komm wir versuchen ein Album zu machen und das nochmal zu verschieben nach hinten". Und dann haben das gemacht und das war dann auch eine gute Entscheidung und wir haben das quasi - es sind ja 10 Songs – jeweils in zwei Sessions, und die zwei Sessions waren unterteilt in 4 Tage oder so, jeweils mit dem Philipp Koch zusammen gearbeitet. Und davor hatten wir halt, keine Ahnung 20, 25 Ideen erarbeitet irgendwie vom Riff bis zum kompletten Song. Die haben wir dann wie in der schönen Demokratie bei uns geordnet, da hat jeder Punkte verteilt, wir haben so eine Bestenliste von Songideen gemacht. Die haben wir dann in die Runde geschmissen und mit Phil Koch dann auseinandergenommen. Beim ersten Block entstand die EP und dann haben wir natürlich mit ihm zusammen aus den bestehenden Ideen das Album rund gemacht.

Allschools: Also dann nur noch 5 dazu genommen und die Aufnahmen habt ihr übernommen?

Wolli: Genau ja, die originalen EP-Aufnahmen sind quasi auch auf dem Album drauf. Jeder, der raushört, welcher Song welche Session ist der... Ich habe ein paar Soundleute gefragt, die meinten: "Nee, hab ich nicht gehört". Ich selber höre es, wenn man drauf achtet.

Chris: Wir haben ja auch in verschiedenen Studios aufgenommen und so, das ist schon krass, ein komplettes neues Setup, anderes Drumset.

Wolli: Anderes Drumset, also ich glaub das Gitarren-Setup ist so halbwegs das gleiche, aber das Drumset ist halt komplett einmal anders und der Raum. Und da hat der Mischer dann einfach auch- also wir haben das dann auch in einem anderen Studio mixen lassen. Da hat er auch einen mega Job gemacht.

Chris: Shout out zu Flo Nowak (lacht).

Wolli: Flo Nowak für´s Aufnehmen und Tonmeisterei Oldenburg fürs Mixen und Mastern. Auch alles super Dudes. Genau, auch so ne Mischung, die ich nochmal anfassen würde oder jedem empfehlen könnte.

Allschools: Wie ist es denn lyrisch? Ich zumindest höre den Sinn der Texte nicht auf´s Erste raus. Gab es bestimmte Themen, die beim Schreiben der Songs präsent waren, die Schreiber beschäftigt haben?

Chris: Also du redest jetzt mit den beiden, die fast am wenigsten damit zu tun haben (lacht). Also die Texte schreiben bei uns Phil - unser Sänger- und unser Gitarrist Sören. Und die Themen sind alle eher so melancholisch und Erwachsenenthemen, irgendwie über´s Scheitern und hinter den Erwartungen rennen. Eher so was. Ich glaube, so wirklich lustige Songs haben wir nicht, auch keine politischen krassen Nummern. Alles mehr ich-bezogen, woraus natürlich jeder, der den Song hört, darauf seine eigene Ich-Perspektive wirft. Aber schon viel - eigentlich super negativ.

Wolli: Wir hatten schon immer Songs - also unsere Songtexte waren nie so wirklich passend zu unserem Image, weil die schon immer ein bisschen ernster und angepisst waren. Und jetzt sind von dieser „15 Jahre alt, ich demonstriere“- eher in diese „wer bin ich, wo passe ich rein, wer sind all diese Leute um mich herum“-Mentalität gegangen. Bei den beiden ist es glaube ich sehr krass, aber es trifft uns alle ein bisschen, dass wir uns natürlich alle immer irgendwie fragen - ich meine, wir sind alle um die 30, wir machen dieses Musikding, wir machen auch etwas Anderes, alle. Das ist so das kritische Alter, wo alle fragen, also fragen sie immer, aber da ist der letzte Moment noch zu sagen, was ist im Leben wirklich am Start und ich glaube das trifft gerade - würde ich jetzt mal sagen – Philipp, als sehr emotionalen Menschen,  der denkt da mega viel darüber nach und der äußert das sehr gerne in seiner Musik, das hört man noch krasser lyrisch. Und vor allem auch durch diese ganze Zusammenarbeit mit Philipp Koch, würde ich sagen, einerseits. Und musikalisch hört man es darin, was wir für Musik privat hören, das hat sich jetzt in der Platte widergespiegelt. Zum Beispiel Saschi, unser anderer Gitarrist, der sehr viel zum Songwriting beiträgt, würde ich sagen, hört nichts mehr von dem, was er vor drei Jahren gehört hat, so ungefähr. Sondern eher so Richtung THE NATIONAL, MUMFORD & SONS, die ganze Richtung. Und dadurch hört man das am Ende nicht nur in den Texten, sondern auch in der Musik.

Chris: Ich würde fast sagen, dass dies das erste Album ist, wo die Musik und die Stimmung bei den Songs und die Text tatsächlich eins ergeben.

Wolli: Auf jeden Fall...

Chris: Bei „Action Action“ waren es dann doch so mehr happy Pop-Punk-Nummern teilweise oder so gute Rocksongs halt irgendwie, aber der Text war ja auch schon eher schwermütig. Und dieses Mal - durch Philipp Koch - kam da so ´ne neue Dimension von - Emo oder sowas dazu. Keine Ahnung wie man dazu sagt (lacht) - ja, so ´ne gewisse Schwermütigkeit auch zu der Musik, die zu den Texten auch super passt.

Allschools: Wie vereint man denn das als Band - klar, mit Resonanz, die mega cool ist - aber wie vereint ihr das trotzdem mit Brötchen verdienen?

Chris: Oh Gott (lacht). Ja, also wir sind wahrscheinlich eine der wenigen Bands die die Uni geschafft haben, also nach der Uni noch zusammen Musik machen. Also es ist schon sehr schwer und ich kann auch echt nachvollziehen, warum so viele Bands einfach dann aufhören. Also wir sind alle hart am hustlen, es gab Zeiten - also jetzt hat sich das alles ein bisschen entspannt - aber es gab Zeiten, wo 3 Leute von uns in 40-Stunden-Jobs hingen und da nicht rauskamen und so richtig im Hamsterrad drin waren. Phil, unser Sänger, der war schon immer freischaffend irgendwie, der hat das immer am besten noch machen können, ohne sich seinem Chef zu erklären. Man muss halt Glück haben, den richtigen Arbeitgeber zu finden und sein Umfeld so hinzubiegen, sodass man das machen kann. Man braucht super viel frei, man sollte am besten so flexibel wie möglich Arbeitszeiten haben irgendwie und halt einfach ´nen Chef, der weiß: "OK, ihr fahrt zu Konzerten, ja dann arbeite von unterwegs“. Wenn das nicht geht in der heutigen Zeit, wenn ein Chef dir das nicht ermöglicht, dann ist das ganz schön schwer - jetzt hab ich mich ein bisschen um den Verstand geredet.

Wolli: Ja, aber wie du schon meintest, wir haben alle noch etwas zu tun nebenbei, wir müssen alle irgendwie noch - wie du schon meinst - unsere eigentlichen Brötchen verdienen. Und da haben wir glaube einfach alle mega das Glück beziehungsweise hart daran gearbeitet, irgendwo jetzt gelandet zu sein, dass unsere Chefs und unsere Arbeit so flexibel sind, dass wir das halt machen können. Für mich kann ich sagen, ich habe ´nen relativ normalen Bürojob, bin da aber nur 4 Tage, mein Chef ist mega entspannt und ist selber - ich will jetzt nicht sagen Musiker, aber spielt Gitarre und hat früher RAGE AGAINST THE MACHINE gehört. Und insofern ist der natürlich so: "Was, ihr seid schon wieder am Start, geil!" Und heute zum Konzert kommt irgendwie mein halbes Team. Insofern, wenn dieses Arbeitsumfeld dann stimmt, dann gucken die dich auch nicht schräg an. Jetzt am Montag stand ich um 10 bei der Arbeit mit solchen Augen, weil ich die Nacht noch durchgefahren bin, aber da sagen die alle: "Ja easy, mach mal entspannt so, wir kriegen das schon alles hin". Ich glaube da haben wir alle auch jetzt diese 8 Jahre, die wir ´ne Band sind, darauf hingearbeitet. Auch wenn´s  zwischendurch auch richtig hart war, aber ich glaube jetzt sind wir in einer relativ guten Position, dass wird das jetzt auch so abwägen können: "Was machen wir als Nächstes". Aber genau, mal gucken, da sind noch neben der Band ein paar Pläne offen. Zum Beispiel, Saschi arbeitet gerade ein bisschen an seiner Doktorarbeit und er will das auch wirklich machen. Aber momentan würde ich sagen, sind wir in einem der flexibelsten Momente, was Band versus Arbeit angeht. Das macht´s auf jeden Fall ein bisschen einfacher und das sieht man auch am Output, wie du meintest, da kam jetzt so viel, weil wir einfach auch so flexibel waren und uns Zeit dafür freischaufeln konnten.

Chris: Ja, eine Band machen mit 40 Stunden arbeiten und 20 Urlaubstagen, das ist halt echt schwer, wenn man seinen Chef nicht zurechtbiegt. Und das kriegst du halt nur über Vertrauen.

Wolli: Und trotzdem gute Arbeit

Chris: Ja genau. Also wir arbeiten uns in der Band den Arsch ab und auch so. Und ja, das kriegen wir jetzt so langsam zurück von beiden Seiten, wahrscheinlich. Aber ohne geht´s nicht. Wir sind noch weit davon entfernt uns irgendwie ein Penthouse zu kaufen, geschweige denn 15 Euro am Tag auszuzahlen für Essen (lacht).

Wolli: (lacht) wir freuen uns über jeden Buy-Out vom Veranstalter: "Jaaa Gehalt!"

Chris: Um mal ein Zitat reinzuschmeißen, es ist ein "hoch professionell betriebenes Hobby" was wir hier machen. Es ist wie Modelleisenbahn bauen, bloß geil (lachen).

Allschools: Gitarren sind teuer, Verstärker…

Chris: Und alles geht immer kaputt.

Wolli: Schlagzeug-Equipment die ganze Zeit neu kaufen ist teuer, alles.

Chris: Aber es macht Spaß, großen Spaß. Selbst im hohen Alter (lacht).

Allschools: Cool, wie geht´s nun weiter mit SMILE AND BURN - ihr könnt jetzt gern noch irgendeinen Senf ablassen.

Wolli: Senf!

Chris: Heute wird erst einmal richtig schön gefeiert. Es sind ganz viele Leute da, die wir kennen, die uns geholfen haben, die uns viel wert sind. Und mit denen wird dann schon ein bisschen angestoßen und gefeiert und dann das Konzert gespielt. Und dann geht´s mit ´nem Köpfer in die Festival-Saison. April ist schon das erste Ding, in Braunschweig und dann hangeln wir uns so vom einen Wochenende so zum nächsten. Mai, Juni ist noch so ein bisschen Stillstand, da werden wir wahrscheinlich schon ein bisschen an neuem Zeug arbeiten, weil das muss jetzt auch schon wieder eingeleitet werden, sag ich mal. Und ansonsten sieht der Sommer super aus, sieht nach einer Menge Spaß aus. Und dann eventuell nochmal so ein Tour-Ding machen im Herbst.

Wolli: Ist noch nicht ansatzweise spruchreif, aber man plant natürlich immer. Mal gucken, vielleicht zieht es uns nochmal in ausländische Gefilde, wir waren ja vor anderthalb Jahren in Japan und fanden das mega. Mal gucken, wir haben das auf jeden Fall auf dem Schirm, aber der Fokus ist auf jeden Fall zu gucken, was hier so abgeht und dann einfach den Arsch abspielen.

Allschools: Cool, klingt nach ´nem Plan.

Chris: Kann man so sagen, immer den Kopf über Wasser halten (lacht).

Allschools: Dann bedanke ich mich für Eure Zeit und wünsche euch auch ein mega Konzert heute Abend.

Chris: Danke dir.

Wolli: Jo, danke dir.