Nachdem wir vor kurzer Zeit ihr vielversprechendes Debütalbum besprachen, steht uns jetzt Gitarrist Jonas Rede und Antwort zu verschiedenen Themen.
allschools: Hey! Erstmal vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, ein paar Fragen zu beantworten.
Jonas: Hallo Bennie, das machen wir sehr gerne.
allschools: Ihr seid eine Band aus Südtirol, also aus Italien. Genauer kommt ihr aus Barbian, einer 1688 einwohnerstarken Gemeinde. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie schafft man es dort, 5 Musiker zu treffen, die auch noch alle unterschiedliche Instrumente beherrschen? Erzähl uns mal etwas über die Anfangstage…
Jonas: Das stimmt allerdings, das klingt schon fast nach einem Wunder. In Südtirol gehört es aber auch zur Allgemeinbildung ein Instrument zu lernen.:) In meiner Klasse war nur einer, der keines konnte. Das heißt die meisten von uns lernten erstmal ein Blasinstrument und dann kam die Gitarre oder das Schlagzeug dazu. Mit ungefähr 13 Jahren gründeten dann Fuss und Stefan eine Band, wahrscheinlich um die Gunst der Mädels zu gewinnen.:) Nach und nach schlossen sich andere an und so hatten wir ein Jahr später eine „Band“. Wir coverten Sportfreunde Stiller, Green Day, später Metallica und Machine Head, bis wir dann das Songwriting für uns entdeckten. Wir spielten in dieser Besetzung und eigenem Album dann durch Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz. Irgendwann wurde das ganze ernster, aber nicht jeder hatte die Zeit und die Lust das Projekt weiter nach vorne zu tragen, es schien alles zu zerbrechen. Nach einigen Besetzungswechseln, gründeten wir 2015 eine neue Band - Stunde Null.
allschools: Im Rahmen der weiteren Recherche zum Stichwort STUNDE NULL gab es einige Bedeutungen, u.a. auch die Zeit, an der die bedingungslose Kapitulation Deutschlands 1945 erfolgte. Was ist Eure Intention gewesen, die Band so zu nennen?
Jonas: Klarerweise kennen wir auch die Stunde Null aus der Geschichte bzw. der Literatur. In unserem Fall steht Stunde Null für den Neuanfang, nach der oben beschriebenen Geschichte. Wir setzten uns nach dem Aus zusammen und wollten nochmal richtig starten, mit neuem Konzept, neuen Songs, unter neuem Namen, aber all der Erfahrung, die wir mitnahmen.
allschools: Euer Debütalbum „Vom Schatten Ins Licht“ setzt sich vielschichtig mit dem Thema Religion und Fanatismus auseinander, sehr konkret auch im aktuellen Video „Keiner Stirbt Heilig“ (für mich übrigens der beste Track des Albums). Warum liegt Euch dieses Thema so am Herzen?
Jonas: Wenn man die Geschichte betrachtet, war Religion zu oft Auslöser für Kriege und Konflikte und auch ganz aktuell werden immer wieder Menschen im Namen Gottes hingerichtet. Dabei muss man nur kurz nachdenken, um den Widerspruch zu sehen. Religion steht für Nächstenliebe, Zusammenhalt und Respekt und nie für irdische Macht, Hass und Aggression. Viel zu oft wird Religion von den Mächtigen als Vorwand genommen, die Bevölkerung auszunutzen und gegeneinander aufzubringen. In den beiden Songs „Sehnsucht nach Gott“ und „Glaube braucht keine Macht“ behandeln wir genau dieses Thema. „Keiner stirbt heilig“ bezieht sich eigentlich nicht direkt auf dieses Thema. „Keiner stirbt heilig“ soll Mut machen, dein Leben so zu leben, wie es dir gefällt - nicht nach Vorschriften anderer, sondern frei und ohne Angst auch mal zu scheitern.
allschools: Obwohl ihr erst gerade euer erstes Album veröffentlicht habt, seid ihr schon bei Rock Am Ring aufgetreten. Wie geht sowas?
Jonas: Das ist ein Missverständnis. Es gibt in Südtirol ein Festival namens Rock IM Ring. Es ist eine richtig coole Veranstaltung, auf der wir immer wieder gerne spielen, aber bei weitem nicht so groß wie das bekannte Rock Am Ring.
allschools: Im Rahmen meiner Plattenrezension über „Vom Schatten Ins Licht“ hatte ich ein wenig den ähnlichen Aufbau einiger Songs angemerkt und gleichzeitig festgehalten, dass die besten Momente auf der Platte die Stellen sind, an denen das Tempo heruntergefahren wird und den Melodien freien Lauf gelassen werden (So z.B. beim Anfang von “Glaube Braucht Keine Macht”). Wie sah es mit anderen Reaktionen/Kritiken aus? Was sagt die Presse, was die Fanbase?
Jonas: Die Reaktionen sind überwältigend. Wir haben natürlich alles gegeben, aber wussten ja nicht wie unsere Musik ankommt, da es unser erstes Album ist. Wir bekommen sehr viele Nachrichten von Fans, die uns sagen, dass wir ihnen mit unsere Musik aus der Seele sprechen, viele lieben auch die Mischung aus Metalcore und Deutschrock. Natürlich gab es auch negative Kritiken, die wir uns ebenso sehr gerne durchlesen und uns Gedanken machen, wie wir das beim nächsten Album vielleicht besser hinbekommen können. Zum Schluss machen wir dann aber doch das, was uns selber am besten gefällt, nur so kann es funktionieren.
allschools: Habt ihr eigentlich „Vorbilder“, was STUNDE NULL angeht? Gibt es irgendwelche Referenzbands, die Euch stark beeinflusst haben?
Jonas: Wir hören selber alles mögliche, so kommt es zu Einflüssen aus fast jeder erdenklichen Musikrichtung. Große Vorbilder gibt es natürlich auch, das wären dann vielleicht Bring Me The Horizon, Architects, Parkway Drive aber auch unsere Kollegen von Frei.Wild, die ihren Weg, auch wenn er sehr schwer war, immer beharrlich gegangen sind und jetzt ganz oben stehen.
allschools: Was kommt 2018 noch? Große Tour zum Album? Support von größeren Bands?
Jonas: 2018 sind wir relativ viel unterwegs. Im Sommer spielen wir ein paar Festivals und ab Herbst sind wir wieder auf Tour durch Deutschland, Italien und der Schweiz. September und Oktober mit Goitzsche Front und im November spielen wir eine Tour mit anderen Bands von Rookies & Kings.
allschools: Was macht ihr außerhalb von STUNDE NULL? Gib uns mal ein paar persönliche Anhaltspunkte…..
Jonas: Nur arbeiten…:) Nein, wir sind auch außerhalb der Band kreativ unterwegs, Stefan (dr.) macht eine Tontechnik-Ausbildung, ich arbeite als Musik-Produzent und alle bilden sich in diese Richtung weiter. Schweiky (?) hat zum Beispiel gerade erst ein Stück für Blaskapelle komponiert. Ansonsten machen wir gerne Sport und sind viel auf unseren Bergen unterwegs.
allschools: Natürlich muss ich auch das fragen: Die „global player“ Südtirols, Frei.Wild, haben hier in Deutschland einen umstrittenen Ruf (tags: Echo-Verleihung 2016, Grauzonenband….). Ihr habt schon einige Shows mit Ihnen gespielt. Was sagt Ihr zu den Anschuldigungen, die Frei.Wild betreffen? Kann auch verstehen, dass man diese Frage nicht beantwortet…..
Jonas: Wir kennen die Jungs von Frei.Wild schon sehr lange und mittlerweile gehören sie auch zu unseren besten Freunden. Das alles wäre nicht möglich, wenn die Anschuldigungen auch nur teilweise stimmen würde. Das größte Problem der deutschen Musikindustrie ist wahrscheinlich, dass Frei.Wild unabhängig von den Major Labeln arbeitet und trotzdem so erfolgreich ist. Zudem positioniert sich Frei.Wild nicht links, wie die meisten Rockbands, sondern verurteilt die Extremen beider Seiten, auch damit können viele nicht umgehen.
allschools: Vielen Dank Jonas für die Antworten und natürlich gilt as always: last words?
Jonas: Wir bedanken uns bei dir und dem ganzen Team von www.allschools.de, dass ihr euch so intensiv mit uns beschäftigt habt und hoffen, dass wir bei einigen Lesern das Interesse an uns geweckt haben und wir uns vielleicht auf einem Konzert sehen.