Interview mit Sébastien Lefebvre (Simple Plan)

10.03.2016
 

 

Ihr habt vor kurzem euer neues und fünftes Album „Taking One For The Team“ veröffentlicht, fast fünf Jahre nach dem letzten. Die offensichtliche Frage ist daher: Wieso hat es so lange gedauert?

Ja, ja, ja, da gibt es verschiedene Gründe. Der Erste ist, dass wir mit „Get Your Heart On“ für eine ziemlich lange Zeit auf Tour waren. „Summer Paradise“ war eine der letzten Lieder, die wir veröffentlicht haben und ausgerechnet dieses kam ziemlich gut an. Das hat die Tour um fast zweieinhalb Jahre verlängert. Dann machten wir nur eine ganz kurze Pause, einfach nur, weil es Spaß macht eine Pause zu machen, bevor man sich wieder an die Arbeit macht. Dann fingen wir an zu schreiben. Und das Schreiben dauert bei uns eine lange Zeit, weil wir eine Menge Songs schreiben wollen, um sicherzustellen, dass wir herausfinden können in welche Richtung das Album gehen soll und damit wir am Schluss alle Songs lieben. Wir sind nicht die Art von Band, die ein Album sehr schnell herausbringen möchte, damit wir wieder auf Tour können. Wir wollten, dass das Album sehr gut wird. Wenn es das nämlich nicht ist, kommt niemand zu den Liveshows. Also, ja, wir nehmen uns die Zeit zum Schreiben, das ist wahr. Wir sind langsam, aber das liegt daran, dass wir Perfektionisten sind und wir wollen, dass das Album am Ende genau so ist wie wir es wollen. Wir wollen auch, dass unsere Fans es lieben. Die Aufnahmen haben überraschenderweise auch lange gebraucht. Wir haben mit den Aufnahmen im März begonnen, also vor einem Jahr. Wir hatten ein richtig gutes Album, wir haben es geliebt. Irgendwann merkten wir dann aber, dass dem Album etwas fehlte. Dann kamen ein paar Lieder heraus und wir haben die Reaktionen der Fans gelesen. Einige waren sehr positiv, andere verlangten nach einem traditionellerem SIMPLE PLAN Sound. Wir haben dann auch festgestellt, dass es davon nicht viel auf dem Album gab und gaben den Fans recht. Daraufhin gingen wir zurück ins Studio, schrieben weiter und fügten drei Rocksongs zum Album hinzu. Dann haben wir es als vollständig empfunden. So kam die späte Veröffentlichung zustande. Glaube mir, wir wünschten es wäre früher herausgekommen. Wir wollten ein neues Album veröffentlichen und wieder auf Tour gehen. Aber jetzt ist es draußen und wir sind sehr glücklich. Die Reaktionen von den Fans waren großartig und die Shows waren auch toll.

Ihr lebt ja nicht mehr alle in Kanada. Wie hat das eure Gruppendynamik verändert? War die Entstehung des neuen Albums deshalb schwieriger?

Eigentlich überhaupt nicht. Wir kommen sowieso immer zusammen, wenn es Bandsachen zu tun gibt, egal wo wer wohnt. Dieses Mal war es März und der letzte Winter, im Gegensatz zu diesem, war ziemlich schlimm in Kanada. Es war extrem kalt. Also ging es darum sich entweder in Montreal zu treffen und dort das Album aufzunehmen oder nach Kalifornien zu gehen. Das war eine einfache Entscheidung. Dort ist es immer schön. So ist das also zustande gekommen. Und jetzt sehen wir uns alle so viel, weil wir auf Tour sind, dass es gar keine Rolle spielt, wo wir wohnen wenn wir nicht auf Tour sind.

Howard Benson produzierte „Taking One For The Team“. Wie war es mit ihm zu arbeiten?

Es war interessant. Ich finde er hat schon einige großartige Alben produziert, wie zum Beispiel welche von MY CHEMICAL ROMANCE, AMERICAN REJECTS und PAPA ROACH, und deshalb wollten wir unbedingt mit ihm arbeiten. Er hat immer das große Ganze im Blick. Er geht mit dem allgemeinen Vibe eines Songs. Das heißt, wenn es sich richtig anfühlt, ist er glücklich damit. Wir sind aber die Art von Band, die sehr viel Wert auf Details legt. Das war dann ein ganz interessanter Mix. Manchmal wollten wir Dinge ganze anders machen als er. Zum Beispiel wollten wir manche Teile nochmal verändern und er meinte aber es sei gut. Wir waren aber nicht glücklich damit und wollten weiter daran arbeiten. Also hatten wir manchmal verschiedene Vorgehensweisen. Aber offensichtlich ist ein tolles Album entstanden und wir sind sehr glücklich mit dem Endergebnis. Er hat ein tolles Team um sich. Jeder, der am Album beteiligt war, war sehr cool. Also es gab immer gute Vibes. 

Ihr seid ja jetzt alle schon Mitte dreißig.

Was? Nein, das ist Quatsch!

Aber euer Hauptpublikum sind Teenager, besonders Mädchen. Wie frei seid ihr daher noch im Bezug auf die Musik, die ihr schreibt? Berücksichtigt ihr was euren Fans gefallen würde oder schreibt ihr immer noch nur über Dinge, die ihr selbst erlebt habt und mit denen ihr euch identifizieren könnt?

Naja, es ist ein bisschen von beiden. Ich denke das Interessanteste was wir festgestellt haben ist, dass viele unserer Fans mit uns aufgewachsen sind. Es gibt fünf Alben von uns und uns gibt es seit 15 Jahren. Leute, die uns gehört haben als sie Teenager waren, sind nun in ihren Zwanzigern, oder fast dreißig. Einige andere lernen uns erst jetzt mit diesem Album kennen. Die sind also jünger und haben wegen „Boom!“ das erste Mal von SIMPLE PLAN gehört. Ich habe das Gefühl, dass diejenigen Songs, die eine besondere Verbindung zum Publikum aufbauen, die persönlichsten sind und sich mit einem bestimmten Erlebnis von uns beschäftigen. Ich denke also wir gehen auf die Fans ein, ohne spezifisch darauf abzuzielen. Wir werden nicht im Internet recherchieren, was heutzutage Probleme von Teenagern sind. Darum geht es nämlich nicht, wenn wir zum Beispiel einen Song wie „Perfect“ schreiben. Der war über uns, genauso wie „Welcome To My Life“ und sogar „Your Love Is Just A Lie“, denn das war ein sehr persönlicher Song über eine Trennung. In einem Song wie „Jet Lag“ geht es offensichtlich darum, wie wir reisen und wie wir uns fühlen Leute daheim zurückzulassen. Aber die Leute können trotzdem eine Verbindung mit diesen Songs herstellen, obwohl sie von unseren Erlebnissen handeln. Genauso wie jetzt zu „Boom!“ und „Perfectly Perfect“ auf diesem Album. Es gibt also viele Songs, die so gemacht sind, dass wir eine Geschichte erzählen. Die Musik gibt uns eine Möglichkeit uns selbst auszudrücken. „Boom!“ erreicht viele Leute, die denken es geht um sie. Es ist verrückt. Musik ist auf diese Weise großartig.

Ich habe einige Reviews zu eurem Album gelesen.

Was stand in denen?

Naja, einige waren eher negativ.   

Inwiefern? Ich lese natürlich nur die guten Reviews.

Einige argumentieren, dass ihr nicht mehr authentisch seid, weil ihr eben älter seid und eure Musik sich besonders in „I Don’t Wanna Go To Bed“ und „I Dream About You“ ziemlich verändert hat. Gleichzeitig würdet ihr aber noch versuchen die Teenager zu sein, die ihr am Anfang mal ward.

Das ist ja interessant!

Mich würde interessieren was ihr solchen Kritikern antworten würdet?

Ich finde es irgendwie interessant, dass wir einige Jahre an etwas arbeiten und dann zerstört es jemand einfach so. Ich meine, das ist der Job von Kritikern, wenn sie etwas nicht mögen. Aber es handelt sich dabei wahrscheinlich um die selben Leute, die es kritisieren würden, wenn wir genau die selbe Art von Album immer und immer wieder machen würden. Die würden dann sagen „Oh, die machen ja immer dasselbe“. Ich denke einige Leute mögen vielleicht SIMPLE PLAN einfach nicht und das ist in Ordnung. Es ist ihre Meinung. Ich denke für uns war es immer sehr wichtig uns daran zu erinnern wer wir sind und wer unsere Fans sind. Deshalb denke ich, dass auf diesem Album die Rocksongs sogar noch rockiger sind als sie es jemals waren. Ich denke, dass viele Leute denken, dass der Sound von SIMPLE PLAN aus Punkrock und schnellen Songs besteht. Aber wenn man zurück auf unser erstes Album schaut, stellt man fest, dass „Perfect“ unser erfolgreichster Song war. Das war eine emotionale Ballade. Dann gab es „Welcome To My Life“ und „Untitled“ auf dem zweiten Album. Was ist dieser SIMPLE PLAN Sound eigentlich? Es könnte nämlich alles Mögliche sein. Wir sind zudem die Art von Band, die Neues ausprobieren möchte. Wir haben mit „Summer Paradise“ etwas total anderes ausprobiert und es lief gut für uns und unsere Fans liebten den Song. Es war großartig. Deshalb wollten wir so etwas wieder mit „Singing In The Rain“ und „I Don’t Wanna Go To Bed“ machen. Letzterer ist der wahrscheinlich poppigste Song, den wir jemals gemacht haben. Ich mag es. Der Song macht Spaß und bringt einen zum Tanzen. Ist es ein Song, der einen Moshpit entstehen lässt? Wahrscheinlich nicht. Aber trotzdem. „I Dream About You“ ist total anders, aber wir mochten den Song. Fürchten wir uns also von den paar Kritikern, die ihn nicht mit auf das Album genommen hätten? Natürlich nicht. Wir mochten den Song und deshalb ist er auf dem Album.

Fühlt ihr euch manchmal zu alt um noch in einer Pop-Punk/Pop-Rock Band zu sein? Oder macht es noch genauso viel Spaß wie am Anfang?

Ich denke es muss sich immer nach Spaß anfühlen. Es wird schwerer, weil man älter wird. Und wir sind nicht so alt. Wir sind nur ein bisschen älter. Der Jetlag und mit dem Bus zu reisen macht uns ein bisschen mehr zu schaffen. Wir haben jetzt Familien, also vermissen wir sie. Das ist auch ein bisschen schwer. Aber wir nehmen das alles in Kauf, weil wir das tun was wir lieben. Wir lieben die Lieder. Deshalb wollten wir, dass das Album eine Menge Energie hat. Denn wir lieben es, live zu spielen und die Reaktionen vom Publikum zu spüren. Deshalb sind wir immer noch da.

Also wird es euch auch noch die nächsten 20 Jahre geben?

Das ist schwer zu sagen. Unser gemeinsames Anliegen ist, dass wir immer ehrliche Musik machen wollten und so lange die Leute sich das anhören wollen, werden wir weitermachen. Ich weiß, dass du denkst wir sind jetzt schon langsam, aber vielleicht dauert es noch viel länger zwischen zwei Alben wenn wir älter sind. Es macht ja schließlich Spaß immer mal wieder eine Pause zu haben. Dennoch lieben wir es auf der Bühne zu stehen und für Leute zu spielen.

Du hast neben SIMPLE PLAN noch einige andere Projekte am Laufen, wie zum Beispiel die Man of the Hour Radioshow und du produzierst auch Musik. Wieso hast du dich entschlossen Musiker zu werden, anstelle von etwas anderem? Und wünschst du dir manchmal, dass du für deine anderen Projekte mehr Zeit hättest?

Ich kann beides machen, was gut ist. In der Zeit zwischen zwei Alben verbringe ich tatsächlich etwas mehr Zeit in meinem Studio daheim, mache die Radioshow und arbeite mit anderen Künstlern. Das macht Spaß. Wenn wir dann mit der Band weitermachen, liegen zwei bis drei Jahre ausschließlich mit SIMPLE PLAN vor mir. Das macht auch Spaß. Das ist etwas, das immer toll an dieser Band war. Wir haben uns gegenseitig nie davon abgehalten andere Sachen zu machen, die wir machen wollten. Sogar als Band haben wir immer verschiedene Sachen machen können. Manche Shows sind groß, andere klein. Manchmal machen wir Radiointerviews, manchmal Fernsehauftritte usw. Uns macht es Spaß auf Tour Videos zu drehen, Bilder zu machen, die Shows zu spielen, wir ändern die Setlist jeden Abend. Es sind immer verschiedene Sachen. Wir sind zwar Musiker, aber gleichzeitig auch Künstler.

Wann hast du dich dazu entschlossen Musiker zu werden? Ist es einfach so gekommen?

Irgendwie schon. Wir können uns glücklich schätzen, dass es passiert ist, als wir jung waren. Denn wenn ich so alt gewesen wäre wie jetzt und versucht hätte in einer Band zu spielen und es hätte nicht funktioniert, dann hörst du damit auf und machst etwas anderes. Aber wenn du 20 bist kannst du dir ein paar Jahre geben und es spielt keine Rolle, wenn es mit 25 nicht funktioniert hat. Dann gehst du vielleicht zur Uni. Das ist in Ordnung. Also hatten wir Glück, dass es bei uns geklappt hat. Das war natürlich nicht einfach, aber wenn man jünger ist, hat man die Energie sich reinzuhängen. Und als wir anfingen haben wir es wirklich wirklich gewollt. Wir spielten Shows, haben Demos gemacht, sind zu Musiklabels gegangen. Als wir dann endlich einen Plattenvertrag hatten, dachten wir: „Das ist es jetzt“. Aber dann musst du auf Tour gehen, du musst dir eine Fanbase erarbeiten, denn man hat noch keine Fans, wenn man sein erstes Album herausbringt. Niemand kennt dich. Dieser ganze Prozess hat sehr viel Spaß gemacht. Wir alle wollten es und dann ist es einfach so passiert.    

Euch gibt es jetzt seit 1999. Damals war es noch eine ganz andere Zeit. Keine Social Media, keine Smartphones und die Welt war noch nicht so globalisiert wie heute. Wie hast du die Veränderungen in der Musikszene erlebt und würdest du manchmal gerne wieder in der Zeit von damals leben?

Wir haben eine Menge andere Sachen erlebt als heutzutage. Als wir unser erstes Album veröffentlichten waren CDs bedeutend. Bei unserem zweiten oder dritten Album war es dann iTunes. Jetzt ist es Spotify. Dasselbe trifft auf die Technologie mit den Smartphones zu. Ich erinnere mich an das erste Mal als wir in Japan waren. Das war 2002 glaube ich. Als die Fans Fotos mit uns machen wollten, holten sie ihre Handys raus. Und wir sagten: „Was? Ihr habt eine Kamera in euren Handys? Machst du Witze?“. Es war das coolste überhaupt. Als wir anfingen zu touren, sagten wir zu unseren Freunden und Familien: „Okay, wir sprechen dann wieder in ein paar Monaten, wenn wir wieder daheim sind“. Man rief nicht zu Hause an oder benutzte Skype. Ich denke Social Media war toll für uns, weil wir schon immer nah bei unseren Fans sein wollten. Immer wenn wir eine Show hatten gingen wir danach zum Merchstand und machten Fotos usw. Ich weiß ja nicht wie lange du schon SIMPLE PLAN verfolgst, aber beim ersten Album hatten wir unsere Email Adressen auf der Homepage, sodass Leute uns schreiben konnten und wir ihnen wieder antworten konnten. Das war unser Twitter. Ich denke es ist großartig, denn die Leute wollen heutzutage mehr. Nur zufällig einen Artikel über jemanden in einem Magazin zu finden ist nicht genug. Sie wollen mehr Informationen. Sie wollen wissen, was du jeden Tag machst. Wir können zeigen, wie unsere Shows aussehen und wie viel Spaß wir auf Tour haben. Deshalb wollen mehr Leute uns sehen. Es ist ein sehr interessantes Instrument. Es war aber auch damals cool. Die Bands, die ich in den 90ern mochte, kannte man nicht. Wenn du jemanden bei der Show sahst, wusstest du nicht, ob er nett war oder nicht. Ob er witzig war oder ein Arsch. Du wusstest es nicht. Es ist witzig, dass es heute so vertraut ist. Unsere Fans kommen zu unseren Soundchecks oder wir treffen sie nach der Show und dann ist es eher wie als würde man normal miteinander reden als eine Musiker-Fan-Beziehung. Es ist mehr so, als hätten zwei Leute, die sich kennen, eine Unterhaltung. Sie sagen „Hey Seb, wie geht’s? Ich habe gesehen, dass du heute in der Stadt warst. Hat es dir gefallen?“. Das bricht manchmal das Eis. Ich genieße es. Es macht Spaß zu sehen, was die Fans sagen und machen. Ehrlich gesagt war es auch hilfreich. Wie ich vorher schon sagte, sahen wir, dass einige Kommentare zu den neuen Songs seltsam waren. Also machten wir uns erneut an das Konzept des Albums und entschlossen uns dazu, auf die Kommentarschreiber zu hören und nochmal daran zu arbeiten.

Ich habe das Gefühl, dass ihr mit euren Songs eine bestimmte Message in die Welt heraustragen wollt. So in etwa „mach was du willst, sei selbstbewusst, lass andere dich nicht verändern“

Es hat sich herausgestellt, dass genau das die Aussage des Albums ist. Das ist wahr.

 Fühlt ihr euch in einer Weise dazu verpflichtet euren Fans eine Art „Lebensfahrplan“ zu geben? Ihr habt ja auch vor elf Jahren die Simple Plan Foundation gegründet. Das zeigt, dass eure Fans euch wichtig sind.

Ich denke nicht, dass wir uns verpflichtet fühlen. Wir wissen aber, dass es wichtig ist. Wir wollten schon immer diese dunkle, schnelle Musik mit positiven Songtexten machen. Es war schon immer ein Teil von SIMPLE PLAN Aussagen wie „es wird besser“ oder „halte durch“ rüberzubringen. Ich denke, dass wir das auch heute noch weiterführen, gerade weil es online so viel Redefreiheit gibt. Es gibt viel Lärm. Es kann für manche Leute überwältigend sein, sich zu entscheiden auf was man sich konzentrieren soll. Es gibt viel Mobbing und viele negative Kommentare. Manche Leute stellen ein Bild online und sind dann für immer traurig, weil andere Leute etwas Schlechtes darüber sagen. Es kann sehr hart sein. Ich denke, wir wollten nur sagen „es ist okay du zu sein“. Gerade weil jeder anders ist, kann man gar nicht sagen, was normal ist und was nicht. Niemand weiß, was normal ist. Ich bin wahrscheinlich merkwürdig. Du bist wahrscheinlich merkwürdig. Das ist in Ordnung. Man muss nicht sein wie alle anderen. Ja, es ist wichtig seine Träume zu verfolgen und positiv zu bleiben und all das. Aber ich denke noch wichtiger ist es man selbst zu bleiben und zu machen was man will. Wenn es sich richtig anfühlt ist es wahrscheinlich richtig. Und dann mach es einfach. Fang gar nicht erst damit an dir es zu Herzen zu nehmen oder wütend zu werden. Manchmal geht es auch einfach darum es zu ignorieren. Wenn du scheiße laberst existierst du einfach nicht für mich. Man muss einfach weiter machen. In „Farewell“ geht es zum Beispiel darum. Es gibt einige Songs, die das aussagen. Ich denke für uns ist es wichtig darüber zu reden, weil es uns auch passiert. Wir sind in unseren Dreißigern, stehen in der Öffentlichkeit und die Leute sagen ständig gute oder schlechte Dinge über uns. Deshalb war es bedeutend für uns darüber in einem Song zu sprechen, denn es ist ein Teil unseres täglichen Lebens.

Auf der aktuellen Tour macht ihr „Post Game VIP Pizza Parties“. Wer kam auf die Idee und wieso?

 Wir haben es, glaube ich, ein Mal in Kanada gemacht und wir hatten eine gute Zeit. Also entschieden wir uns dazu es wieder zu tun, wenn wir auf Tour sind. Es ist toll, denn wir haben unsere Fans schon immer vor der Show getroffen. Wenn du Fanclubmitglied bist, kannst du zum Soundcheck kommen. Dann spielen wir ein paar Songs und manchmal kann man sich auch mit uns unterhalten und wir machen ein paar Fotos. Es macht immer Spaß, aber manchmal haben wir es eilig, weil wir Interviews haben, Fotoshootings machen müssen oder es Zeit für das Abendessen ist. Wir wollten also eine Gelegenheit haben, wirklich Zeit mit unseren Fans zu verbringen. Einige Leute dürfen nach der Show mit uns abhängen. Das ist großartig, denn wir können über die Show reden. Das kann man nicht vor der Show machen. Manche Leute sagen dann, dass sie traurig darüber sind, dass wir einen bestimmten Song nicht gespielt haben. Wir können dann darauf reagieren. Wir machen Selfies, machen Späße und reden mit jedem.

Haben eure restlichen Fans denn trotzdem noch eine Gelegenheit euch, zum Beispiel am Bus, zu treffen?

Ja klar. Auf dem Weg zum Bus und natürlich wenn du Fanclubmitglied ist, wie ich schon sagte, treffen wir unsere Fans beim Soundcheck. Da treffen wir dann jeden Tag  um die 50-100 Leute. Wir sind ziemlich zugänglich. Wir laufen rum und drehen Videos. Wir sind sehr ansprechbar. Das wollten wir auch immer sein. Wir haben uns immer vorgestellt wie es wäre, wenn wir eine Lieblingsband hätten und wie sie dann sein sollte. Also entschieden wir uns dazu genau so zu sein.

Ihr seid weltweit ziemlich erfolgreich. Eure Shows sind regelmäßig ausverkauft und ihr habt schon in großen Arenen gespielt. Gibt es noch etwas, das ihr als Band erreichen wollt?

 Ich denke unser Hauptziel ist es, wenn man die Welt betrachtet und was in der Musikindustrie abgeht, einfach weiter zu machen. Das ist ein riesiger Erfolg. Am meisten stolz sind wir darauf, dass wir immer noch die selben fünf Jungs wie am Anfang sind. Dieses Album ist jetzt unser fünftes und wir wussten, dass alle darauf warten und alle waren sehr geduldig. Dass es nun herausgekommen ist und so gut ankam, das ist ein riesiger Gewinn für uns. Wir sind wirklich glücklich. Es bedeutet, dass wir wieder auf Tour gehen können und ein neues Album machen werden. Das sind alles Dinge, die wir weiterhin machen wollen. Weitermachen ist also toll, wenn wir noch bekannter werden ist das großartig, weil das dann bedeutet, dass wir in noch mehr Ländern touren können und für längere Zeit.

Ihr ward ja schon öfter in Deutschland auf Tour. Gibt es bestimmte Dinge, die ihr immer macht, wenn ihr in Deutschland seid?

Ich denke wir kennen inzwischen einfach viele Städte in Deutschland. Dementsprechend wissen wir, was wir machen können. In Köln zum Beispiel kennen wir die Straßen und wissen, was wir anschauen können. In Berlin auch. Ich denke was Deutschland wirklich besonders macht, sind die Shows. Ehrlich. Die Fans und Leute in Deutschland – ich denke, das liegt an der riesigen Festival-Kultur, die ihr hier habt – lieben Musik. Sie lieben alle Arten von Musik. Sie lieben es mitzumachen und Teil der Show zu sein. Wenn man sagt: „Klatscht“, klatschen die Leute. Wenn man sagt: „Singt“, dann singen sie. Das ist nicht überall so. Es ist seltsam. Ich weiß nicht warum es nicht überall so ist. Es sollte überall mehr wie in Deutschland sein. Deshalb lieben wir es hier her zu kommen. Wir wissen wenn wir die Bühne betreten, dass die Leute mitmachen werden.

Wer von euch hat den härtesten Job in der Band?

Ich denke das müssten zwei Leute sein. Pierre und Chuck haben die härtesten Jobs. Chuck, weil er in allen noch so kleinen Dingen, welche die Band betreffen, involviert ist. Egal was es ist: ein Videoshooting, eine Kampagne, Fotos von Fotoshootings auszuwählen oder was wir auf Twitter schreiben. Chuck ist immer involviert. Also hat er immer Arbeit. Und Pierre schlichtweg, weil er der Sänger ist. Wenn du Sänger bist und du für anderthalb Stunden singst, darfst du nicht krank werden und du musst gut schlafen. Er kümmert sich also immer um seine Stimme. Ihm geht es gut, aber er muss es eben machen. Er trinkt Tee, redet nicht zu viel, singt beim Soundcheck nicht zu viel, spricht nach der Show nicht zu laut, geht früh ins Bett. Ein bisschen langweilig. Er hat also auch den etwas Kürzeren gezogen.

Ihr tourt dieses Jahr noch ziemlich viel. Was steht danach an? Weitere Tourneen?

Ja, das ist so ziemlich alles. Wir touren hoffentlich bis zum Sommer nächstes Jahr. Dann ein paar Monate Pause und dann fangen wir an mit schreiben. Das machen wir seit 15 Jahren so. Wir schreiben, wir nehmen auf, wir touren, wir schreiben, wir nehmen auf, wir touren. Normalerweise ist es so, dass man am Ende immer bereit für den nächsten Schritt ist. Am Ende einer Tour denkt man: „Ich brauche eine Pause“. Nach ein paar Wochen oder Monaten fängt man damit an Ideen für Songs zu bekommen. Dann fängt man an zu schreiben. Wenn man genug geschrieben hat, kann man es kaum abwarten mit den Aufnahmen zu beginnen. Und wenn man dann aufgenommen hat, will man auf Tour gehen. So ist es eben. Das ist der Plan.