Interview mit Six Reasons To Kill

30.08.2005
 

 


SIX REASONS TO KILL (Interview mit Florian/Drums)

Euer neustes Album, "Reborn", ist nun schon ein paar Tage auf dem Markt, wie ist die allgemeine Reaktion von Reviews bis zu den Fans?

Wir alle in der Band sind ziemlich weggeblasen von den Reaktionen, da sie durch die Bank doch sehr positiv ausgefallen sind, was uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Live wird sich das Material noch etablieren müssen, da die Leute das Zeug natürlich noch nicht so gut kennen. Aber auch dort waren die Reaktionen bisher sehr ermutigend.

Wie zufrieden seid Ihr selber, wenn Ihr Euch heute Eure Scheibe anhört?

Wie gesagt, die ganze Band ist sehr zufrieden mit dem Album und die Kritiken bestätigen uns in unserem Schaffen. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Album erst den Anfang unserer Entwicklung darstellt. „Reborn“ ist mehr so eine Momentaufnahme unseres Schaffens und zeigt den State-Of-The-Art der Band an. Das Album wurde 4 Monate nach dem Ausstieg der Hauptsongwriter aufgenommen und in der gleichen Zeit zu einem Großteil komponiert, nur einige Wenige Stücke wurden noch mit den alten Mitgliedern geschrieben. Folglich kann man nicht sagen, dass es der Höhepunkt unseres Schaffens ist. Ich denke, eine vollständige Entfaltung unserer Stärken wird sich erst mit dem nächsten Album wirklich einstellen, wenn wir uns alle besser kennen und besser aufeinander eingespielt sind.

Ich habe den Eindruck, dass "Reborn" im Vergleich zur "Morphology Of Fear" Split noch mal stärker die Death Metal Verwurzelung rauskehrt. Welche Unterschiede sind für Euch die offensichtlichsten?

Es hat ja einige Besetzungsänderungen in der Band gegeben, was natürlich dazu geführt hat, das das Material auch mit neuen Einflüssen versetzt sein würde. Zumal die neuen Leute auch erheblich am Songwriting beteiligt waren. Von einem kompletten Stilwechsel würde ich nicht sprechen wollen, dafür sind die SRTK-typischen Trademarks doch noch zu offensichtlich vertreten, aber die Feststellung mit den stärkeren Death Metal-Einschlag kann ich glaub ich guten Gewissens unterschreiben.

Line-Up technisch hat sich ja einiges bei Euch getan – wie kam es zum Abgang von Marco zu CALIBAN und wie hat sich Loc in der kurzen Zeit bei SIX REASONS TO KILL eingelebt?

Marco hatte das Angebot von Caliban bekommen, als wir gerade mit dem Songwriting zu Reborn beschäftigt waren. Man muss dazu wissen, dass er zu der Zeit arbeitslos war und sich für ihn die Option auftat, das zu tun, was er schon immer machen wollte: Touren, Alben aufnehmen und mit der Musik Geld verdienen. SRTK werden wohl nie den Status bekommen, wie ihn Caliban innehaben und wir wollten Marco nicht im Wege stehen mit der Verwirklichung seiner Träume – so eine Chance bietet sich eben nur einmal im Leben. Deswegen war das in keinster Weise eine Trennung im Bösen oder so. Im Gegenteil, wir sind immer noch miteinander befreundet und Marcos Herz hat wirklich bis zur letzten Sekunde für SRTK geschlagen, wenn es das nicht sogar noch heute tut. Damals hat er uns einen sehr guten und langjährigen Freund als Ersatz für sich vorgeschlagen, das war dann der Loc. Naja, was soll ich sagen, der Mann hat das Rennen um Marcos Posten in der Band gemacht und sich schnellstens bei uns eingelebt und das neue Album mit eingespielt. Loc und Marco haben früher zusammen bei Gomorrah gespielt und zusammen angefangen Gitarre zu spielen. Sie sind sich in der Beziehung sehr ähnlich und sehr gut miteinander befreundet. Heute können wir guten Gewissen davon sprechen, in einem starken Lineup - vielleicht dem stärksten aller Zeiten - zu spielen. Ich möchte damit die ehemaligen Mitglieder keinesfalls abwerten oder ihre Leistung schlecht machen, dazu bin ich gar nicht in der Lage, weil ich selbst erst vor gut zwei Jahren als Ersatz für Patrick, der ja jetzt auch bei Caliban spielt, eingestiegen bin. Wir haben einfach eine unglaublich gute Chemie untereinander, was natürlich Spaß macht und antreibt.

Spielt der Titel Eurer Scheibe eigentlich auf die Erlebnisse der letzten Zeit an?

Klar! Du hast es voll erfasst. „Reborn“ steht für die Wiederauferstehung des schon Tot geglaubten. Als sich der Marco zu Caliban verabschiedet hatte, war die Frage, ob es noch Sinn machen würde, mit nur noch zwei Gründungsmitgliedern unter dem Namen weiterzumachen. Das hatte sich aber mit dem Einstieg von Loc sehr schnell erledigt und „Reborn“ ist sozusagen die Wiedergeburt im neuen Gewand, was ja das Coverartwork auch auf sehr nette Weise visualisiert.

Eure Texte sind teilweise eher persönlich teilweise dann doch sozialkritisch – wie entstehen Eure Lyrics?

Christian ist neben seinem Studium noch in der Jugendpflege als Sozialarbeiter tätig und bekommt da sehr viel mit. Er verarbeitet also sehr viel persönliche Begegnungen und Erfahrungen in seinen Texten. Aus diesen Eindrücken resultiert diese teils persönliche, teils sozialkritische Schlagseite seiner Lyrics.

Ich habe den Wechsel von Alveran zu Bastardized gar nicht wirklich mitbekommen, wie kam es dazu?

Die Zusammenarbeit mit Alveran wurde schon nach „Kiss The Demon“ beendet. Die beiden Split-CDs erschienen ja schon auf anderen Labels. Morphology Of Fear war eine Split-Veröffentlichung auf Bastardized und Per Koro und die Split mit Deadlock erschien bei Winter-Records.

Wie steht’s mit der Szene in Koblenz?

Haha, da fragst Du den falschen, denn ich selbst komme aus Siegen. Das liegt im schönen Südwestfalen und da geht auf jeden Fall einiges. Aus meinem direkten Freundeskreis kommen solche Bands wie A Case Of Grenada und Since The Day. Weiterhin gibt es noch Embraced By Hatred, die jetzt gerade bei Filled With Hate-Records unterschrieben haben und deren Platte soeben veröffentlicht wurde. In Koblenz gibt es wohl viele Junge Bands, die gerade im Entstehen sind. Loc ist dort in so einem Musikförderkreis tätig und erzählt viel davon, dass da einige sehr talentierte Bands unterwegs sind. Aus seinem Freundeskreis wären da wohl Manmade Planet zu nennen. Loc selbst spielt ja Projektmäßig auch noch in einer Emoband in Koblenz.

Die meisten Metalcore Bands sehen sich ja, auch wenn teilweise musikalisch stärker im Metal verwurzelt, eher der Hardcore Community zugehörig. Wie sieht das bei Euch aus?

Nicht viel anders. Wir alle haben ganz klar einen Hardcorebackground und einige von uns sind schon seit mehr als 10 Jahren in der Szene aktiv. Alle haben auch vorher schon in Hardcorebands gespielt, ein Label gemacht oder irgendwas an den Start gebracht. Von den Idealen und den Haarfrisuren aus betrachtet sind wir definitiv eine Hardcoreband, von der Musik aus besehen eher eine Metalband.

Die obligatorische Frage nach den musikalischen Einflüssen darf natürlich nicht fehlen, wie sieht’s aus bei Euch?

Tja, da siehts sehr vielschichtig aus. Es ist wirklich kaum möglich einen gemeinsamen Nenner zu finden, so breit gefächert sind die Einflüsse. Metallica wäre da vielleicht zu nennen… Der Loc hört viel Emo und sogar 80er-Metal, Marco hat das neue Foo Figthers Album tief in sein Herz geschlossen. Matzi ist unser Old School-Mann, er liebt aber auch extremere Geschichten a là Dying Fetus. Christian kommt ja auch aus dem Death Metal, bei ihm sind wohl Obituary und Bolt Thrower, aber auch alte Metalcore-Geschichten wie Day Of Suffering starke Einflüsse. Und meine Wenigkeit ist wohl die Metalkonstante bei SRTK: Meshuggah, Morbid Angel und Nevermore könnte ich da als größte Einflüsse nennen.

Wie steht Ihr generell zum Musikdownload über die gängigen Tauschbörsen?

Ich persönlich kaufe mir die Alben, die ich besitzen möchte, weil ich es für wichtig halte, die Bands zu unterstützen, die ich gut finde. Es ist sehr schade, dass man alle aktuellen Alben schon vor Veröffentlichung dort laden kann. Das ist leider ein Problem, das es Redakteure gibt, die ihr Promoexemplar wohl direkt dort zum Download anbieten müssen. Für die Musikindustrie ist das echt ein massives Problem. Es wird ja immer der Vergleich angeführt, Download und Brennen sei vergleichbar mit der Tapekultur der Achtziger. Aber die tatsächliche Wahrheit ist, dass durch Breitbandinternet die Verfügbarkeit eine ganze andere und viel größere ist. Früher musste man sich durchfragen und jemanden kennen lernen, der ein bestimmtes Album hatte, um es sich auf Tape zu ziehen. Heute ist das Album deiner Wünsche nur noch einen Mausklick entfernt. Die Wahrheit ist auch, dass es viele Konsumenten gibt, die gar keine CDs mehr kaufen und alles Brennen, weil sie die Notwendigkeit nicht mehr sehen, eine CD zu kaufen und damit den Künstler zu unterstützen. Ähnlich wie in der Filmindustrie ist das für Künstler und kleine Indielabels ein echtes Problem, auch wenn die Umsatzeinbrüche nicht in den Dimensionen liegen wie bei den Majors und in der Relation natürlich geringer ausfallen. Ich bin bestimmt alles andere als ein Kapitalist, aber so was zerfrisst die Szene von innen und ist gerade den kleineren Bands gegenüber ganz einfach nicht fair. Die Kosten für Künstler und Labels werden immer weiter in die Höhe getrieben und irgendwann sind sie vielleicht sogar unbezahlbar. Da hat dann keiner was von.

Euer Album wird auch in Asien veröffentlicht werden. Wie kommt Eure Musik dort an und ist eine Tour geplant?

„Kiss The Demon“ wurde ja schon in Japan veröffentlicht und soll sich wohl ganz gut verkauft haben. „Reborn“ erscheint am 25.08. in Asien und wir werden sehen, was geht. Ob wir dort auch Touren werden, wird sich dann zeigen. Die Bereitschaft in der Band ist auf jeden Fall vorhanden, aber das ist auch immer eine finanzielle Frage. Wenn das Album gut läuft und Gods Child uns für ein paar Shows rüberholen wollen, wird bestimmt keiner von uns dazu „Nein“ sagen.

Wie klappt das bei Euch allgemein mit dem Touren? Habt Ihr die Zeit für größere Touren oder seid Ihr job-mäßig nicht so flexibel?

Ich selbst bin Student und daher relativ ungebunden. Die anderen gehen Arbeiten oder sind in der Ausbildung, da wird es dann schon schwieriger und meistens geht ein Großteil des Jahresurlaub für die Band drauf. Im Grunde ist es aber so, das die Priorität für alle der Job oder das Studium ist. Und das wird wohl mittelfristig auch erstmal so bleiben, schließlich sind wir nicht in der Lage, mit der Musik allein unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Es wird zum neuen Album aber definitiv eine Tour geben und wir werden in Zukunft auch jede freie Minute für die Musik aufwenden.

Vielen Dank für Eure Zeit. Das letzte Wort gehört Euch?

Danke für das Interview an Allschools und natürlich Danke an alle Freunde und Unterstützer der Band da draußen. Kommt auf unsere Shows, sprecht uns an, wir freuen uns über jeden, der uns kennenlernen will. Und natürlich last but not least: Kauft „Reborn“, es lohnt sich! Adios.