Interview mit Sixxxten

14.11.2011
 

 

Moin Moin, mit wem spreche ich?

Mit Hanno. Ich bin „Sänger“ und „Gitarrist“ der „Band“. Moin!

Für die Leser die euch noch nicht kennen, stellt euch doch bitte hier erst einmal kurz vor!

sixxxten. Bremer/Hamburger Konstrukt. Baujahr 06/07. Im Sommer 2009 erstes Album namens „Jugend Violencia“ Viel Hass, Viel Liebe. Dazwischen jeden Acker beackert und Neue Songs geschrieben, verworfen, neues erfunden. Im Winter letzten Jahres dann unter Führung von Gregor Hennig in sein kleines Studio in Hamburg / Altona gegangen um „Automat Supèrieur“ live und analog einzukloppen. Gute Entscheidung. Hat etwa 1/20 der Zeit vom ersten Album beansprucht.

Woher kommt euer Name „Sixxxten“?

Der Name ist mein Spitzname. Ein ganz normaler skandinavischer Jungenname. Wie gesagt war ich früher unter dem Namen schon allein als Musiker unterwex und habe allerhand Klamauk betrieben. Eine schöne Zeit ohne Studios, Labels und sowas. Dafür viel mehr 4-Spurrecorder, Kassetten in 20er Auflage und einer Liebe die so rein ist, das es weh tut. Eine klare Deutsch-Punk Vergangenheit schrie nach einem Pseudonym.

Was hat es mit dem Artwork auf sich? Was bedeutet das Pegasus und die gehängten Menschen an Luftballons? Sind wir Menschen das?

Der Pegasus hat mit dem Titel zu tun.
Er ist der automat superieur und sowas wie die Maschine Gottes. Ein Produkt des Zufalls. Sehr gefährlich, da ihm alles egal ist. Eben weil er IST und nicht SEIN WILL. Genau das Gegenteil von mir und dem Durchschnittsmenschen. Wir kümmern uns immer um alles und alles ist uns wichtig. alles muss stimmen, passieren, funtionieren. Der automat s. ist ein Geisteszustand auf den ich sehr neidisch bin. Ich bin zu kopflastig. Der Automat ist einfach gar nichts. Er interessiert sich für nichts. Das macht ihn unzerstörbar. Unabhängig. Wir normalen (?) Leute streben tagtäglich nach Funktion. Das macht uns leicht verwundbar. Wir werden ständig enttäuscht. Alles ist immer irgendwie tragisch. Sieh dir das Artwork an. Ein Pferd mit Flügeln. Was bitte ist denn das für´n Quatsch?? Aber es funktioniert. Seit unfassbar langer zeit gilt der Pegasus als der allem überlegene "ist"-Zustand.(wie nahezu jeder Gott) Der Mensch möchte ihm gleichkommen und verreckt elendig auf seiner Reise in den Himmel mit seinen primitiven Methoden. (siehe die toten Bänker erhängt an den Luftballons fliegend am Horizont. Der Mensch ist das Gegenteil vom automat supèrieur. Er ist eben ein Mensch. Nicht weniger, aber eben keinesfalls mehr.


In euerem Promotext ist die Rede davon, dass ihr euch mit eurem neuen Album „Automat Superieur“ komplett neu erfunden habt. Inwiefern trifft das zu? Wie kann man das nach nur einem Album schon machen (Wenn man seinen Sound vielleicht noch gar nicht richtig gefunden hat)?

Ganz einfach: in dem man alles anders macht als beim ersten Album. Neu erfinden trifft durchaus zu. Wir haben komplett andere Songs geschrieben und sie komplett anders aufgenommen. Wir haben gelernt uns mehr zu erlauben und Fehler zuzulassen. Das tut gut zu sehen. Es nimmt den Druck keine Erwartungen erfüllen zu müssen. Für wen auch?! Für unsere Fans? Ich mag sie alle beide.

Gibt es irgendwelche Bands die euch in eurem Sound beeinflusst haben?

Nun ja. Ganz bestimmt sogar. Allerdings kann ich keine Namen nennen. Zu lange hören wir schon Musik um da noch abstrahieren zu können, was woher kommt…Besonders im Kopf bleibt mir eher eine gewisse Haltung zum Musik machen, als ein spezifischer Sound. Ich mag Experimente. Etwas Gewagtes. Ich mag aber auch AC/DC. Oder sagen wir besser: Ich halte die Band für die beste Band der Welt. Ich könnte ein Buch über sie schreiben, so sehr liebe ich sie. Ich liebe aber auch Ice T.
Du siehst: schwierig.

Wie kommt man auf die teils recht abstrusen Songtitel wie „Der goldene Roboter“ oder „(Eine unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff)“? Die haben doch meist relativ wenig mit den inhalten der Lieder zu tun.

Ich mag kryptische Songtitel die offen lassen worum es sich handeln könnte.
Nichts ist langweiliger als Songs wie „Und genau deshalb fahre ich niemals wieder zu Rock am Ring!“ Obwohl Moment, das ist ja ein total genialer Songtitel! Wenn auch etwas Tocotronic-lastig.
Aber du weißt was ich meine… Die oben genannten Titel treffen die Stimmung des gesagten. Genauso sehe ich es bei einem Song wie „Commodore Jihad“ oder „Grab im Wald“.
Der 2. Von dir genannte Track heißt eigentlich „Der 3.Raum“. Der Text im Klammern ist nur wichtigtuerisches Beiwerk. Der Song geht um die paranoide Idee mehr zu wissen als andere. Quasi der Blick hinter den Spiegel. Fakt ist: Es gehen sehr seltsame Dinge vor sich auf dieser Welt und besonders in diesem Land. Fakt aber auch: Manche Leute steigern sich in gewisse Ideen so sehr hinein, dass sie vergessen was gerade wirklich passiert. Ich glaube das schlimmste und beänstigendste, sowie verschwörundtheoretische was uns passieren könnte ist, dass die die Dinge einfach ganz genau so SIND wie sie sind. (!) Ich glaube aber der Song hat auch irgendwas mit Casting-Shows zu tun. „Eine unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff“ heißt eigentlich nur mein Lieblingsfilm, erinnert aber entfernt auch an die Leute die nicht peilen das sie Kanonenfutter für die Medien sind. Ich glaube so mancher Castingshowgewinner(Verlierer) erlebt dieser Tage „Eine unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff“ und kommt womöglich nie wieder zurück. Erschreckend. Arme Seelen.

Könnt ihr mir etwas über die Lyrics erzählen? Steckt vielleicht sogar ein textliches Konzept hinter dem Album?

Hmm, die Lyrics als solche sind sogar für mich selber etwas befremdlich. Ich sehe davon ab nur über ein bestimmtes Thema einen Song zu schreiben. Eher versuche ich Bilder zu malen. Eben nur mit Worten. Ich finde es nicht wichtig, dass man den Worten 1 zu1 folgen kann, viel eher was sie für eine Stimmung erzeugen. Wenn du es nach dem Hören immer noch nicht genau weißt wovon der Song handelt, die Worte aber irgendetwas in dir auslösen, oder dir eine Idee geben was es bedeuten KÖNNTE, ist es für mich ein guter Song.

Welche Pläne verfolgt die Band – neben der obligatorischen Weltherrschaft – in der Zukunft?

Eigentlich gibt es wenig konkrete Pläne. Viel spielen nehme ich an. Festivals im Sommer werden wohl auch anstehen. Des Weiteren würde ich gern so schnell wie möglich eine neue Platte machen. Ich bin immer sehr schnell gelangweilt vom eigenen Schaffen. Aber das wird wohl noch einen Moment warten müssen. Wir haben letztens ein Wochenende lang im Harz ein Video im Wald gedreht. Da haben wir uns im Suff schon fast die Köpfe eingeschlagen. Von einem gemeinsamen Band-Urlaub ist somit auch erst einmal abzusehen.

Die letzten Worte sind eure!

Danke für deine Fragen. Unser Gitarrist Nils braucht dringend bezahlte Arbeit ums seinen „Lebensstandard“ aufrechterhalten zu können. Wer einen Job für ihn hat ohne viel Verantwortung und mit ja nicht zu viel Stress kann sich gerne melden. Ach ja, das ganz sollte in Bremen sein. Und nach Möglichkeit in seinem Stadtteil Hemelingen. Mit Verreisen hat er es nicht so. Das Geld sollte natürlich stimmen. Irgendwas in Richtung Computer oder Gras.

Danke für das Interview!