Interview mit TORSUN

28.10.2015
 

 

Fangen wir mal ganz klassisch und langweilig an und arbeiten uns dann langsam voran: Wie kamst du auf die Idee „Raven Wegen Deutschland“ zu schreiben?
Die Idee kam von Lars, seines Zeichens Boss von Audiolith, der mir, als wir mal betrunken in der Küche von Säge (ehem. Juri Gagarin) empfahl, ein Buch zu schreiben. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, stellte er mir irgendwann noch einen Agenten zur Seite und dann wurde es Ernst.

Und wie kam es dazu das Buch (erst)  Jahre später als Hörbuch zu veröffentlichen?
Die Idee gab es schon lange, allein es mangelte an Zeit. Im letzten Sommer 2014 fand ich diese dann endlich durch verschiedene Umstände und bin die Sache dann angegangen. Über ein Jahr später ist es jetzt endlich soweit.

Du erzählst viel Privates. Sehr viel Privates. Findest du es nicht teilweise etwas komisch bzw. hast du nicht manchmal ein mulmiges Gefühl, wenn du weißt dass wildfremde Menschen so viel über dich/dein Leben Bescheid wissen? Wissen das du dich hast sterilisieren lassen, alle möglichen Drogen konsumiert hast,… ohne jemals ein Wort mit dir geredet zu haben.
Nein, ein mulmiges Gefühl hab ich nicht dabei. Ich fand und finde das lustig und sollte ich jemals dement werden, kann ich dank des Buchs einiges über mein Leben in Erfahrung bringen.

Wie waren die Reaktionen aus deinem Freundes bzw. vor allem auch Familienkreis, nachdem das Buch das Licht der Welt erblickt hatte. Hat z.b. deine Mutter das Buch gelesen?
Meine Mutter las das Buch und war sogar auf einer Lesung in Mannheim zu Gast. Da meine Mum Bücher liebt, war sie einerseits stolz, dass ihr Sohnemann eins geschrieben hat und anderseits natürlich auch etwas über den beschriebenen Lebenswandel schockiert. Welches Gefühl überwiegt, kann ich leider nicht sagen, aber wir haben schon viel über all das gelacht.

Meine Lieblingsanekdote aus „Raven Wegen Deutschland“ ist, dass du deiner Mutter als Begründung, warum du dich hast sterilisieren lassen, „ich möchte das Deutschland ausstirbt“ genannt hast. Wie hat deine Mutter reagiert?
Sie hat damals im ersten Moment ernsthaft schlucken und ich während dessen lauthals lachen müssen. 

Hattest du oder andere Protagonisten nach der Veröffentlichung Probleme im Job, privaten Umfeld etc. ?
Nein. Die Leute, für die es hätte problematisch werden können, sind nicht mit echten Namen genannt und mein Job ist Musiker. Da stört das dann eigentlich niemanden.

Beruht das Buch ausschließlich auf Wahrheiten oder wurde hier und da auch etwas aufgehübscht oder verändert?
Alles was im Buch steht ist wahr, oder das, was das Gehirn als Wahrheit abgespeichert hat. Verändert habe ich bis auf die Reihenfolge einiger Begebenheiten nichts.

Drogen sind einer der Hauptpfeiler von „Raven Wegen Deutschland“ – Wie hätte das Buch ohne jene ausgesehen?
Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Drogen gehörten für mich damals zum Alltag, weshalb ich nur spekulieren kann, wie mein Leben ohne die diversen Mittelchen verlaufen wäre.

Schon mal überlegt „Straight Edge“ zu leben? Was hältst du von Leuten die jenem Lebensstil nachgehen?
Ich war mal zwischen 2 und 3 Jahren Straight Edge. Nach dieser Phase schmiss ich alles in mich hinein, was es an berauschenden Substanzen gab. War also rückblickend nicht die beste Idee. Oder vielleicht doch.

Kamen Freunde mit der Bitte auf dich zu, dass du ihren Namen im Buch nicht erwähnst oder veränderst?
Ich hab jedeN EinzelneN gefragt, wie sie/er im Buch genannt werden möchte.

Hast du vor der Hörbuch Veröffentlichung nochmal mit den „Hauptprotagonisten“ darüber gesprochen, dass du das Ganze nun noch einmal, als Hörbuch, veröffentlichst?
Nein. Von Manchen hab ich keine Kontaktdaten mehr. Wie das eben so ist, wenn man sich auseinander lebt.

Wie sieht dein Leben heute aus? Was hat sich verändert, was ist gleich geblieben?
Mittlerweile bin ich so gut wie überhaupt nicht mehr auf Technopartys unterwegs. Dieser Lebensstil ist mir irgendwann einfach langweilig geworden. Dementsprechend hat sich auch mein Rauschmittelkonsum reduziert.

Läuft das Songwriting heute noch ähnlich chaotisch ab oder hast du mittlerweile einen genauen Plan?
Heute gehe ich wesentlich konzentrierter an die Sache. Dadurch dass mein Leben etwas ruhiger geworden ist, fällt mir das auch wesentlich leichter.

Wenn du dein Leben, zu der Zeit in der das Buch spielt, noch einmal durchleben könntest, würdest du es wieder genauso tun?
Absolut! Ich würde Alles ganz genauso wieder machen. Da bin ich zu 100% sicher.

Hast du vor irgendwann nochmal ein Buch zu schreiben?
Ich bin schon dabei, lass mir aber sehr viel Zeit. Allerdings ist mein Ziel, spätestens nächstes Jahr damit fertig zu werden.

 

Noch ein paar Schlagworte, aus deinem Buch – was fällt dir als erstes zu dem jeweiligen Worten ein:

Fusion Festival: Tolles Festival. Allerdings ist es mittlerweile etwas zu gut besucht.

Ketamin: War eine Zeit lang meine absolute Lieblingsdroge. Der Turn ist einfach mit keiner Anderen Droge vergleichbar.

Berghain: Ich gehörte eher zur Bar25-Fraktion und konnte den Hype nie so ganz nachvollziehen.

Leidkultur: Meinst du jetzt eine Kultur des Leidens? Also einen Kater? Der gehört zum Feiern einfach dazu. Solltest du dich verschrieben haben und eigentlich Leitkultur meinen, fällt mir dazu nur Beleidigendes ein.

Frauen: Sind toll. Besonders meine Liebste.