Hallo Ilpo, bitte gib unseren Lesern vorab einen kurzen Einblick in die Geschichte von THE CHANT.
THE CHANT entstand im Jahre 1999 als ein Ergebnis von sechs Freunden, die alle die gleiche Vorstellung teilten, wie sie Musik kreieren wollten. Das Line-Up ist seit Beginn das Gleiche mit der Ausnahme von Pekka Loponen (Gitarre) der 2010 dazu stieß. Unsere ersten selbstveröffentlichten Demos halte ich heute als eine Art Skizze, die damals bereits andeuten wohin unser musikalischer Weg führen würde. Nach diesen Anfängen entschieden wir, die Aufnahmen zu unserem ersten Album „Ghostlines“ (2008) mit ein wenig Unterstützung eines kleinen finnischen Labels selbst zu finanzieren. Das Album fand dann ein wenig Aufmerksamkeit innerhalb Finnlands, aber wir hatten einfach zu wenig Geld und Kontakte, um es weltweit zu vertreiben. Trotzdem war es für uns ein vielversprechender Anfang.
Mit unserem zweiten Album „This Is The World We Know“ (2010) verschlimmerte sich dann unsere Situation, obwohl die es musikalisch gesehen ein großen Schritt nach vorne machte. Unser neues Label ging während der Veröffentlichung pleite und so gab es auch für dieses Album so gut wie keine Promotion. Wir erreichten so gut wie keine neuen Hörer und auch alles andere fiel in sich zusammen. Aber bereits auf „This Is The World We Know“ konzentrierten wir uns schon mehr darauf Atmosphäre zu erzeugen, als wieder ein Melodic Metal im alten Stile zu schreiben.
Unser neues Album „A Healing Place“ greift dieses Konzept weiter auf, taucht aber noch tiefer in verträumte und sogar cineastische Ebenen ein. Wir erhielten damit einen wirklich soliden Deal bei „Secret Entertainment“, die das Album in Finnland veröffentlichten und dann auch das Angebot von Lifeforce es weltweit zu releasen. Ich würde also sagen, dass uns eine interessante Zeit bevorsteht.
Wie würdest Du für die Leute da draußen, die THE CHANT jetzt noch nicht kennen, eure Musik in einem Satz erklären?
Es fühlt sich wie dieser vertraute Traum an, den man nicht richtig beschreiben oder vorhersagen kann.
Wie bereits erwähnt kommen dank Lifeforce nun endlich auch die Hörer außerhalb Finnlands in den Genuss eurer Musik. Vielleicht könntest du mir etwas über den Entstehungsprozess und der Geschichte hinter dem Titel „A Healing Place“ erzählen.
Also die Entstehung nahm schon sehr viel Zeit und Arbeit in Anspruch. „A Healing Place“ ist so voll mit verschiedenen Ebenen und Strukturen, dass es eine wirkliche Herausforderung für uns war, das Album zu einem gesamten Bildnis zusammen zu fügen. Die Musik ist an der Oberfläche sehr verträumt und ruhig, aber im Inneren brodeln eine Menge verschiedener Emotionen, die darauf brennen sich zu befreien. Unser Hauptziel war es ein Album zu schreiben, das seine Atmosphäre Stück für Stück entfaltet und dabei permanent interessant bleibt und nicht versucht sofort und allen zugänglich zu sein. Es heisst nicht umsonst: Geduld ist eine Tugend.
Textlich gesehen ist für uns die individuelle Interpretation eines jeden einzelnen sehr wichtig. Deshalb wollen wir diese auch nicht mit unseren Text- oder Titel-Erklärungen beeinträchtigen. Zum Titel „A Healing Place“ kann ich vielleicht so viel sagen, dass er in sich schon einen positiven Gedanken trägt, dessen volle Bedeutung aber sehr viel Tiefe beinhaltet. Der Schlüsselsong hierzu wäre „The Black Corner“.
Was würdest du sagen, gab es für euch als Band etwas Bestimmtes, das ihr auf eurem neuen Album verändern wolltet?
Ich kann nicht wirklich sagen, dass wir die Absicht hatten, etwas zu verändern. Es ist halt Teil des natürlichen Prozesses, dass man sich als Band weiter entwickelt. Aber ich merke, dass es eine gleich große Entwicklung war, wie sie auch schon zwischen dem ersten und zweiten Album statt gefunden hat. Es sollte halt auch immer so sein, dass man sich weiter entwickelt.
Ich empfinde eure Musik als sehr cineastisch und in einer bestimmten Art und Weise ein wenig düster. Ich finde, sie würde perfekt als Soundtrack für Filme von David Fincher oder sogar David Lynch passen. Was würdest du sagen, beeinflusst euch am meisten so eine Musik zu schreiben?
Es ist schön, dass du diese Dinge in unserer Musik findest. Ich denke, dieses cineastische Gefühl kommt von der zusammenhängenden Atmosphäre die all die Songs auf dem Album miteinander verbindet und das ist auch der Hauptgedanke von „A Healing Place“. Es muss nicht immer die große verzerrte „Wall Of Sound“ sein, um Emotionen zu erzeugen. Es reicht vollkommen aus, gerade genug Tiefe und Mystik zu erzeugen, um die Neugier aufrecht zu erhalten.
Die Inspiration kam eigentlich von überall, Kunst oder das tägliche Leben. Man kann sich nicht immer daran erinnern, wo es herkam. Manchmal verweilt sie eine Zeit lang im Unterbewusstsein und dann bricht sie heraus.
Ihr seid eine Band mit sieben Mitgliedern. Mich würde interessieren wie viele tatsächlich am Songwritingprozess beteiligt sind?
Also unser Gitarrist Jussi hat alle Songs auf „A Healing Place“ geschrieben und Mari (Keyboard) und ich haben die Texte verfasst. Aber die endgültigen Versionen wurden zum Schluss im Proberaum oder im Studio von der gesamten Band arrangiert.
Wann können wir THE CHANT auf einer Tour durch Deutschland sind. Gibt es schon konkrete Pläne?
Hoffentlich kommt dieser Tag sehr bald, das wäre großartig. Aber im Moment spielen wir nur Shows innerhalb Finnlands und schauen wie „A Healing Place“ ausserhalb ankommt. Danach sind wir klüger.