Interview mit The Ocean

19.07.2009
 

 

Was war der Grund ein eigenes Label [Pelagic Records] zu gründen?

Die Idee dazu spuckte schon seit längerer Zeit in meinem Kopf herum. Letztendlich gab es mit dem Fluxion Re-Release einen ganz guten Anlass dazu. Wir wollten das seit Jahren neu veröffentlichen, da dass Album seit drei Jahren vergriffen ist. Dann haben wir erst überlegt es einfach nachzupressen, damit wir das Album über unseren Webshop verkaufen können. Andreas [Reissnauer] von Metal Blade fragte mich dann, warum wir nicht versuchen einen eigenen Vertrieb für das Release an den Start zu bekommen und dann habe ich mich ein wenig umgeschaut und auch positives Feedback bekommen, was dazu führte das ich mir vorstellen konnte ein eigenes Label über dieses eine Re-Release hinaus zu betreiben. Wie ernst das nun passieren wird, muss man erst noch sehen. Nebra, unser zweites Release, ist zum Beispiel eine Band, die ich seit längerer Zeit auf dem Schirm hatte und die mir direkt in den Kopf gekommen sind als es um weitere Releases ging. Ob das Label aber jetzt auf Vollzeit betrieben wird und noch weiter ausgebaut wird, muss erst noch die Zeit zeigen. Es ist momentan nicht die einfachste Zeit ein Label zu gründen und insofern machen wir uns auch keine Illusionen und schauen einfach wie sich das entwickelt und machen dass worauf wir Lust haben.

Was haben den Metal Blade zu der Gründung von Pelagic Records gesagt? Eigentlich seid ihr ja bei Metal Blade noch unter Vertrag.

Es ist eine schwierige Geschichte. Unser Promoter Andreas ist ein großer Supporter von The Ocean und auch Metal Blade haben uns sehr stark unterstützt. Sie haben uns einen Teil ihrer Vertriebskontakte gegeben und machen auch einen Teil der Promotion-Arbeit. Da besteht eine sehr enge Kooperationsbasis und gar kein Konkurrenzverhältnis, was ich sehr angenehm finde. Aber es ist natürlich auch so, dass sich Metal Blade fragen, was daraus mal genau werden soll und es ist ja auch durchaus absehbar das wir unsere eigenen Releases auch mal selber veröffentlichen werden. Derzeit haben wir noch einen Vertrag über zwei Alben und den werden wir auch auf jeden Fall erfüllen. Was dann passiert, müssen wir einfach mal schauen. Man muss es aber auch so sehen: Ein großes Label wie Metal Blade hat ganz andere Möglichkeiten im Bereich der Promotion, des Marketings und des Vertriebs. Da sind Dinge dabei, die wir uns mit Pelagic einfach nicht leisten könnten. Wir werden nach den zwei Alben erstmal schauen, wo wir genau mit The Ocean stehen und wie Pelagic augestellt sind, um dann zu entscheiden ob wir weiterhin bei Metal Blade veröffentlichen werden, oder vielleicht bei Pelagic - oder auch bei einem ganz anderen Label.

Also gibt es durchaus den Plan, ein neues The Ocean Album über Pelagic Records zu veröffentlichen?

Das kann schon passieren. Im Prinzip ist es immer hilfreich in der Musikbranche möglichst viel selbst zu machen, da so am meisten hängen bleibt und man auch den Großteil der Kontrolle hat. Das war natürlich auch der Hintergedanke bei der Gründung des Labels. Es gibt ja verschiedene Bands, die das so ähnlich praktiziert haben - Neurosis sind da ein sehr gutes Beispiel – und ihre Alben mit Erfolg veröffentlicht haben und ein weltweit guten Vertrieb haben. Wenn das klappt, ist das natürlich wunderbar. Je weniger Leute beteiligt sind, desto weniger muss man sich auf andere verlassen, bestimmte Vereinbarungen eingehen und ein Stück vom Kuchen abgeben. Insofern macht es schon Sinn, soviel wie möglich selbst zu machen und wenn es für uns Sinn macht, werden wir das auch ernsthaft in Erwägung ziehen. Im Moment sehe ich das nicht wirklich als Alternative für uns. Unser Vertrag läuft noch über zwei Alben und wenn wir nach diesen zwei Alben feststellen das Pelagic gut läuft, könnte ich mir gut vorstellen künftige The Ocean Alben nur über Pelagic zu veröffentlichen. Erstmal wird es aber nur bei Vinyl und Re-Releases bleiben, wenn es um The Ocean Releases geht. Eventuell werden wir auch parallel zu unserem neuen Album auch eine Instrumental-EP veröffentlichen. So etwas wäre zum Beispiel in der näheren Zukunft für Pelagic gedacht.

Also würdet ihr eher Releases über Pelagic Records veröffentlichen, bei denen das kommerzielle Potential eher gering ausfällt?

Es ist so, dass ich einen sehr großen Output haben, was das Songwriting angeht und das bekomme ich meistens gar nicht auf einem Album unter. In der Vergangenheit habe ich das mit Doppelalben versucht, aber das ist eine kostspielige Angelegenheit und das werden wir in Zukunft so nicht noch mal realisieren können. Prinzipiell ist es so, dass ich sehr viel mache und es wird immer Themen geben, die auf Metal Blade keinen Platz haben werden, weil sie stilistisch nicht passen oder weil es aus anderen Gründen nicht passt, wie zum Beispiel einer fehlenden Verbindung zu The Ocean. Das muss einfach in Zukunft sehen. Ich denke nicht in Kategorien wie etwa dem kommerziellen Potenzial. Ich spiele dem Andreas von Metal Blade alles vor was ich so mache, aber unter anderem auch weil er ein Freund von mir ist und ich seine Meinung schätze. Aber es ist definitiv nicht so, dass alles für Metal Blade erschaffen wird. Mein musikalischer Horizont geht über das was wir mit The Ocean machen weit hinaus und insofern ist das, was wir mit Pelagic machen auch eine Art Plattform für mich, Dingen einen Raum zu geben, die mich ebenfalls interessieren.

Wie lange habt ihr eigentlich an der Neuauflage von „Fluxion“ gearbeitet? Vor allem das Artwork ist sehr detailliert und hübsch geworden.

Der erste Gedanke dazu kam uns zu der Opeth-Tour im vergangenen Jahr, aber eigentlich war er auch schon die ganze Zeit im Vorfeld vorhanden. Wir waren aus verschiedenen Gründen mit den ursprünglichen Aufnahmen von Fluxion nicht ganz zufrieden und während der Opeth Tour im vergangenen November / Dezember meinte dann unserer damaliger Sänger Mike das wir doch einfach für Fluxion noch mal den Gesang aufnehmen sollten, da es einer der Faktoren war, der uns an dem Release ein wenig gestört hat, da der Gesang sehr monoton war. Mike hat ein viel breiteres Spektrum als unser damaliger Sänger und dann haben wir uns gedacht: „Cool – Dann nehmen wir die Vocals noch mal auf und dann ist das auch kein billiges Wiederverwerten von bestehenden Material, sondern wir bieten neuen, wie auch alten Leuten einen Gegenwert.“ Dann haben wir angefangen daran zu arbeiten. Das Artwork hat der Martin Quam gemacht, der eigentlich recht fix ist, aber für ein Artwork geht natürlich auch wieder viel Zeit drauf. So ist am Ende von der Idee bis zum dem tatsächlichen Release dann doch ein halbes Jahr vergangen.

Wie habt ihr das Label und das Re-Issue eigentlich finanziert?

Wir haben das aus eigener Tasche bezahlt und wir haben auch keine Vorschüsse bekommen. Das ist natürlich der Nachteil, wenn man alles selber macht. Man hat dann keine Budgets mehr und kann sich auch nicht mehr darauf verlassen von Labels Geld zu bekommen. Dafür bleibt aber am Ende auch mehr hängen, als wenn man es über ein fremdes Label macht. Wir müssen unsere CDs bei Metal Blade auch kaufen, während wir bei Pelagic die CDs nur zum Herstellungspreis beziehen, was längerfristig auch besser ist. Aber man muss natürlich erstmal eine ganz schöne Summe aufbringen.

Hatten die neuen Geschäftsmodelle von Bands wie NIN, Radiohead, oder auch Neurosis einen Einfluss auf die Gründung eines eigenen Labels? Natürlich sind das noch mal ganz andere Größenordnungen, aber standen diese Konzepte auch im Raum?

Auf jeden Fall. Trent Reznor ist ein großer Einfluss, nicht nur musikalisch gesehen, sondern auch im Bezug auf seinen intellektuellen In- und Output. Auch seine Gedanken, wie man Musik an den Mann bringen soll, wie zum Beispiel die Idee sein letztes Album zu vermarkten, sind schlichtweg genial. Sowas habe ich natürlich auch wahrgenommen und das war auch ein Hintergedanke bei der Gründung von Pelagic. Wir versuchen natürlich auch neue Wege zu gehen und zu finden, Musik zu veröffentlichen, an den Mann zu bringen, da das klassische Label, wie es vor kurzem noch existiert hat, ist meiner Meinung nach zum aussterben verdammt. Das ist auch damit verbundenen, dass ich mich frage welche Zukunft überhaupt das Medium CD noch hat. Natürlich kann man sich auch fragen, wie sinnvoll es eigentlich noch ist ein Label zu gründen, aber ich denke es werden sich auch noch andere Wege finden und wir loten gerade aus, in welche Richtung das gehen wird.

Bisher scheint ihr eher sehr viel Wert auf CDs und Vinyl zu legen. Was haltet ihr eigentlich von einem digitalen Vertriebsweg? Oder ist euch das physische Produkt einfach wichtiger, das es eher den Wert der Musik widerspiegelt?

Ich halte es für sehr wichtig und ich glaube nicht das die CD zum aussterben bedroht ist. Wie der olle Marx es mit dem Fetischcharakter der Ware beschrieben hat: Die Leute wollen gerne etwas in der Hand halten, vor allem wenn sie Kunstprodukte konsumieren. Ich kenne das von mir selbst, da ich früher Vinyl gesammelt habe und es einfach mag wenn man ein tolles Package und Booklet erhält. Ich glaube, dass so was nicht aussterben wird. Vielleicht wird es neue Medien geben und Musik nur noch aus Memory-Sticks veröffentlicht. Ich denke, aber das die Leute auch weiterhin Geld für physische Tonträger ausgeben werden. So schnell wird das nicht der Vergangenheit angehören. Die Frage ist halt immer der Preis. CDs sind heute zu teuer, aber andererseits muss man sich auch mehr Mühe geben bei der Gestaltung einer CD, wenn man sie verkaufen will, was wiederum auch mehr Geld kostet. Man merkt es mit der Gründung eines eigenen Labels, was für Kosten durch eine aufwendige Verpackung und ein dickes Booklet entstehen können. Eines der Ziele mit Pelagic ist es, das jedes Release mit sehr viel Mühe und Liebe zum Detail gestaltet werden soll, da wir das selber mögen und wir glauben, das dies einer der Gründe ist, warum Leute überhaupt noch Tonträger mögen und auch kaufen möchte.

Eigentlich geht ihr mit Pelagic einen sehr klassischen Weg als Label. Wenn man es noch genauer nimmt, seid ihr eigentlich genau die Art von Label, die du selbst vom Aussterben bedroht ansiehst. Was denkst du darüber?

Ich möchte auch nicht ausschließen das sich daran noch was ändern wird. Wir beobachten den Markt sehr genau und sind auch sehr flexibel. Wir fangen zwar erstmal als klassisches Label an, aber wir können uns auch durchaus anpassen. Wir werden auch parallel digital veröffentlichen. Das Publikum, was wir ansprechen legt aber weniger Wert auf digitale Veröffentlichungen. Man kann die Songs aber dennoch bei iTunes kaufen und auch unserer Website erwerben. Der überwiegende Teil bestellt aber direkt über unseren Mailorder, was sogar momentan unsere Vertriebsverkäufe in den Schatten stellt, wobei wir auch gerade erst angefangen haben, unsere Releases professionell zu vertreiben. Ich weiß aber auch von befreundeten Labels, dass es wirklich noch einen Markt für Mailorder und spezielle Produkte gibt. Ein Freund von mir macht zum Beispiel Viva Hate Records in Berlin und hat drei Opeth-Alben auf Vinyl herausgebracht und es läuft hervorragend. Es gibt halt noch viele Leute, die eben auf so was Wert legen und deswegen glaube ich, dass wir erstmal gar nicht so schlecht aufgestellt sind. Wir sind aber dennoch für alles offen und ich bin auch nicht kategorisch gegenüber digitalen Releases abgeneigt. Ich glaube bloß, dass dabei was verloren geht, vor allem wenn man sich die Mühe gibt und ein exklusives Packaging anbietet. Man bekommt halt nur die Hälfte, wenn man sich ein Release herunterlädt.

Könntest du dir eigentlich vorstellen die Fans von THE OCEAN auch direkt an einem Release beteiligen zu lassen, wie es z.B. NIN erst kürzlich gemacht haben? Sprich, man macht Fans das gefilmte Rohmaterial einer Live-Show zugänglich und wartet was dabei herauskommt? Oder wäre euch das finanzielle Risiko zu hoch?

Klar, könnte ich mir so was vorstellen, aber DVDs sind generell ein schwieriges Thema, da die meisten DVDs gähnend Langweilig sind. Fast alle DVDs folgen dem gleichen Konzept und es gibt nur ganz wenige DVDs, die da herausstechen. Wir haben uns auch deshalb mit THE OCEAN davon ein wenig zurückgehalten, obwohl es tendenziell für uns ganz interessant wäre, da wir ja eine stark ausgeprägte visuelle Seite von unserer Performance aus haben. In absehbarer Zeit wird es auch eine DVD von uns geben, aber die wird dann ganz anders sein. Momentan sind wir so sehr mit dem neuen Album und unserer Sängersuche, die immer noch aktuelle ist, beschäftigt, dass es einfach nicht im Vordergrund steht. Ich denke aber das es innerhalb der nächsten zwei Jahre sicherlich eine THE OCEAN DVD geben wird, die aber nicht nur auf Live-Material hinauslaufen wird und wo es auch sicherlich mehr zu sehen geben wird, als nur Konzertbilder. Dann kann man auch durchaus so ungewöhnliche Vermarktungswege gehen. Vielleicht über das Internet, oder über Fragmente, die man miteinander verbinden kann.

Gibt es denn bei der Sängersuche schon Neuigkeiten? Der Verschleiß an Sängern ist ja bei euch schon sehr beachtlich.

Mike war ein toller Sänger und auch ein guter Freund, so dass es schade ist, dass er gegangen ist. Er wurde auch nicht rausgeschmissen, sondern ist freiwillig gegangen, da er einfach mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen und andere Prioritäten setzen wollte. Er hat auch ein eigenes Projekt und wollte auch nicht mehr so viel touren, wie wir in den letzten zwei Jahren getourt sind. Wir haben 170 Konzerte in den letzten 12 Monaten gespielt, was absurd ist und da bleibt auch nebenbei nicht viel Zeit was anderes zu machen, weshalb ich es verstehen kann. Das führt uns aber natürlich zu der Situation, dass wir jemanden neuen suchen müssen. Du fragtest gerade nach konkreten Kandidaten und ja die gibt es, aber mehr als konkrete Kandidaten gibt es auch nicht. Wir haben uns nicht entschieden, aber in den nächsten zwei Monaten sollte eine Entscheidung gefallen sein, da wir im August bereits aufnehmen wollen. Das Material steht schon und wenn es der Kandidat wird, denn wir gerne hätten, wird das weit über das hinausgehen, was wir mit Mike in der Vergangenheit erreicht haben. Es muss aber auch so sein, da unser neues Material eine ziemliche musikalische Entwicklung darstellen wird. Die Anforderungen an den Sänger, werden bei dem neuen Material wesentlich höher sein, als es noch bei Precambrian der Fall war. Auf dem Album waren fast 90% der Vocals Schrei-Vocals, was sich mit dem neuen Album ändern wird, da wir mehr Clean-Vocals einsetzen werden.

Also macht ihr jetzt eine ähnliche Entwicklung wie Mastodon durch?
Vielleicht (lacht)… Ich will da noch nicht zu viel verraten, da es sehr stark von der Sängerwahl anhängen wird, aber wir wollen uns definitiv nicht wiederholen, da wir mit jedem Album etwas Neues erschaffen wollen. Die Leute sind auch gewissermaßen daran gewöhnt, dass wir mit jedem Album etwas Neues machen und sich jetzt einfach nur zu wiederholen, wäre für die Leute genauso langweilig, wie für uns. Es wird aber ein ziemlicher Schritt nach Vorne werden mit diesem Album und nicht bin gespannt, wie das ankommen wird. Aber letztendlich ist es mir auch egal, denn wir machen es so oder so (lacht).

Habt ihr eigentlich keine Angst davor, ein gewisses Stück an Identität einzubüßen, sobald ihr wieder einen neuen Sänger auswählt?

Ich sehe diese Problematik durchaus und es trifft auch auf die meisten Bands zu, dass sie bei jedem Sängerwechsel ein wenig Charakter verloren haben. Die Aufmerksamkeit der Leute ist zu 90% an den Sänger geheftet. Wenn die Band gut ist und der Sänger schlecht, hat die Band dennoch verkackt (lacht) und so ist es einfach. Selbst bei Bands, wo der Gesang vielleicht nicht so stark im Vordergrund zu stehen scheint, nehmen ihn Leute trotzdem sehr vordergründig wahr, da die Aufmerksamt immer sehr stark auf den Gesang ausgerichtet ist. Bei uns ist das aber anders, da wir ja schon immer ein Kollektiv an unterschiedlichen Leuten waren. Es betrifft ja nicht nur den Gesang bei uns, sondern auch jede andere Position. Der Rote Faden war bislang mein Songwriting, was von dem ersten bis zum letzten Album immer in meiner Hand lag. Die Leute, die an den Alben mitgewirkt haben, haben zwar immer ihre eigene Note eingebracht, aber wir waren immer mehr ein Kollektiv als eine Band. Wir hatten ja schon immer auf verschiedene Touren, verschiedene Gitarristen und zum Teil auch vier Gitarristen fest in der Band, obwohl wir live eigentlich nie mit mehr als zwei live gespielt haben. Ich finde das eigentlich sehr interessant, da es viel frischen Wind reinbringt und man hat auch nicht immer mit denselben Leuten zu tun. Ich glaube auch, das ist es, was die Leute heutzutage mit THE OCEAN verbinden. Niemand erwartet bei uns das gleiche Line-Up bei vier verschiedenen Touren, auch wenn es sich im Moment ein wenig konsolidiert.

Hast du eigentlich schon mal selbst an eine Pause gedacht, oder die Frage gestellt: „Will ich mit 40 immer noch so viel touren…“?

Klar, solche Gedanken habe ich natürlich, aber im Moment liebe ich das was ich tue und alles was dazugehört, sei die Management-Seite, das Songwriting, oder das halbe Jahr auf Tour. Das kann sich aber auch in 5 Jahren schon wieder ändern. Das ist dann aber auch so. Vielleicht ist es aber dann auch soweit, dass ich aus dem Kollektiv ausscheide und es einfach an die bestehenden Leute weitergebe und ihnen die Möglichkeit gebe die Band weiterzuführen, während ich die Songs schreibe. Das ist natürlich ein schöner Gedanke, aber dass muss man dann auch noch sehen. Ich werde sicherlich nicht ewig weitermachen, aber im Moment ist die Leidenschaft da und das wird sicherlich noch ein paar Jahre so sein. Ich denke THE OCEAN haben ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht und wir werden wohl noch ein paar Jahre intensiv auf Tour zu sehen sein werden.

Es ist interessant, dass du THE OCEAN auch ohne dich als aktives Bandmitglied für lebensfähig erklärst.

Durchaus! Oder sagen wir es mal so: Ich kann mir die Band ohne mich live vorstellen. Ich kann mir vorstellen Songs zu schreiben und an Alben mitzuwirken, aber meine Parts kann auch jemand anders spielen. Das hat es auch in der Vergangenheit gegeben. THE OCEAN haben schon Konzerte gespielt, wo ich nicht dabei war. Zum Beispiel bei einem Konzert in Dresden im November 2006, da war ich gerade in Vancouver für Aufnahmearbeiten an einem neuen Projekt. Es war toll nachher bei YouTube zu sehen, dass das Konzert sehr gut lief, obwohl ich nicht dabei war. Das finde ich auch sehr cool und ein alter Traum von mir ist es auch, zwei Touren gleichzeitig zu spielen, mit zwei unterschiedlichen Line-Ups. Gleichzeitig touren zu fahren, ist natürlich schwer realisierbar, aber unmöglich ist nichts. Es wird immer wahrscheinlicher, da die Band mehr wächst und man einfach mehr Möglichkeiten hat Dinge zu tun und zu realisieren, die vielleicht nicht so realistisch sind, wenn man gerade anfängt. Ich glaube da sind noch ein paar sehr interessante Varianten drin.

Wie sieht es eigentlich mit den alten THE OCEAN Mitgliedern aus – hast du noch zu allen Kontakt und könntest du dir vorstellen sie auch noch mal für das Kollektiv zu rekrutieren?

Teils, teils. Es gibt Fälle, wo man sich massiv auseinander gelebt hat und man sich auch zerstritten hat. Das sind aber wenige. Die meisten Leute sind aber noch gute Freunde von mir, viele leben in Berlin und kommen auch zu jedem unserer Konzerte und haben auch zum Teil noch Gastauftritte. Die vielen klassischen Musiker, die bei uns mitgewirkt haben, sind Nummern wo ich jederzeit anrufen kann. Natürlich sind die auch durch ihre Berufe und musikalischen Tätigkeiten in ihre Berufe so eingebunden, dass sie nicht mit uns Touren spielen können. Da hat sich aber schon ein massives Netzwerk entwickelt. Da lege ich auch sehr großen Wert drauf und zu den meisten Leuten habe ich heute noch sehr guten Kontakt, von einigen Ausnahmen abgesehen.

Gibt es eigentlich noch Releases von Seitenprojekte von Ex-Mitgliedern, die du für Pelagic Records einplanst?

Es gibt da einiges. Es gibt beängstigend viele… (lacht). Also, wenn man sich die Anzahl an Mitgliedern anschaut, die bei uns aktiv waren, gibt es eine beachtliche Anzahl an Projekten und auch einige interessante Sachen. Es wird sicherlich über kurz oder lang passieren, es ist aber momentan noch nichts konkret geplant. Ich merke es aber auch gerade, dass es nicht leicht ist ein Projekt zu verkaufen, welches noch gar nicht richtig etabliert ist. Wir machen jetzt das Fluxion Re-Release, bei dem wir durch die Aufbauarbeit von Metal Blade sehr stark profitieren und das klappt auch gut. Wir machen aber auch z.B. NEBRA, das sind Leute von Knut und Mumakil, welche eine sehr geile Instrumentalband sind, aber es ist nicht wirklich einfach so eine Band aufzubauen und zu verkaufen. Das gleiche gilt auch für die zahlreichen THE OCEAN Seitenprojekten, die ich jetzt nicht als Freundschaftsdienst veröffentlichen und mich damit in den finanziellen Ruin treiben werde. Das habe ich erstmal nicht vor. Man wird es sehen. Ein paar interessante Sachen sind aber auf jeden Fall dabei!