Interview mit The Retaliation Process

28.02.2010
 

 



Moin Moin. Mit wem habe ich das Vergnügen?

Ja Moinsen. Wir sind „The Retaliation Process“ aus Hamburch. Wir spielen modernen Thrash - Death - Metal, mit ´ner Menge Groove, Arschtritt - Riffs und Melodien für Millionen! Unser Erstling „Downfall“ erscheint die Tage bei “Silverwolf Productions“(V.ö. 26.02.2010). Das Teil is die Bombe, jeder Song auf Angriff, ohne Gefangene! Für jeden Kopfnicker ein Muss und für den Pit die Offenbarung. Als Kommunenvertretung is der Micha (Bass) am Start.

Wie steht es bei euch kurz vor Release von „Downfall“?

Derzeit ist unser Fokus definitiv auf Promotion gerichtet. Myspace/Facebook/etc. wollen beackert werden, dann ist natürlich momentan auch ´ne Menge Arbeit an der Interviewfront zu verrichten, und ab und an gibt’s noch ´n Radiointerview. Aber es macht definitiv Spaß. Wir wollen das Maximum aus unseren Möglichkeiten rausholen, wir wollen möglichst viele Leute auf „Downfall“ aufmerksam machen um dann hoffentlich im Laufe des Jahres auf einer kleinen Tour mit den Leuten die Clubs abreißen.

Ihr habt folgendes geschrieben: „Wir machen diesen Promopart komplett allein und können als kleine Band natürlich dringend Unterstützung von Euch gebrauchen, damit das Album nicht in der Veröffentlichungsmasse untergeht...Warum ist eurer Meinung nach THE RETALIATION PROCESS musikalisch vor dem Untergang zu retten?

Ich meine wir treten grundsätzlich nicht an um „TRP“ zu retten, wir sind angetreten um nicht weniger als den Metal an sich zu retten. Denn bei uns gibt’s mehr als ´n paar schicke Riffs aus der guten alten Metalcore Apotheke, die mehr oder weniger in sinnvolle Reihenfolgen gemixt werden. Unser Anspruch ist es Songs zu schreiben und nicht eine Breakdown - Ansammlung aus dem Klischee-Sumpf. Also passt auf, nehmt den Vorurteilstöpsel aus eurem Gehörgang und zieht euch „TRP“ rein. Aber aufgepasst, nach mehrfacher Einnahme besteht Suchtgefahr und einen Termin bei eurem Orthopäden solltet ihr auch schon mal machen um die Verspannung der Nackenmuskulatur zu lösen.

Wenn ihr drei Bands nennen müsstet, die eurem Sound am nächsten kommen, sind das:

Ja, nee is klar, dass unvermeidliche „Vergleich dich mit anderen und beerdige dich dann in eben dieser Genreschublade“…aber gut, ich spiel mal mit. In den meisten Rezis werden wir mit „Lamb of God“ und „Machine Head“ in Verbindung gebracht. Mit derart großen Namen verglichen zu werden is für uns ohne Frage eine Ehre, aber so richtig passen will das in meinen Ohren nicht. TRP ist definitiv wesentlich härter als MH und ich denke im Songwriting straighter als LoG. Viele Leute auf Myspace attestieren uns dann wieder Nähe zu „Heaven Shall Burn“, was meiner Meinung nach noch weniger passt. Denn mit der Death -Core Baustelle haben wir nur das Death gemein. Ich denke, die meisten stellen uns einfach daneben, weil wir unbestreitbarer Weise auch aus Deutschland kommen. Auf jeden Fall hat „Downfall“ genügend eigene Facetten um sich von allen angetragenen Vergleichen zu emanzipieren.



Nach diversen Läufen in meinem Player muss ich euch kompositorisches Können attestieren. Ihr kommt zum Punkt, seid jederzeit aggressiv und hört euch dabei sehr eigenständig an. Wie geht ihr an das Songwriting?

Danke, nach den dicken Sprüchen zum Einstieg geht das runter wie Öl ;-). Unsere Songs entstehen größtenteils zunächst im Kopf eines Einzelnen (zumeist Jury). Diese Songvision wird dann daheim aufgenommen und im Anschluss an den Rest der Band verteilt. Im Proberaum wird der Song dann ausprobiert. Hier wird meist die ein oder andere größere oder kleinere Nuance verändert. Manchmal ist der Song danach ein komplett anderer, aber wir haben es auch schon erlebt, dass ein Song fast ohne Revision durchgelaufen ist. Grundsätzlich kommt allerdings nur ins Programm, was die Zustimmung aller Bandmitglieder findet. Bei der Erschaffung von Neuem ist es ja auch immer ein Kampf gegen die eigenen Hör- und Spielgewohnheit. Zwar ist es cool, im Handumdrehen einen funktionierenden Song am Start zu haben, aber wenn sich da kein innerer Wiederstand im Handgelenk oder Ohr breit macht, kann man sicher sein, nur Mehr von dem Vorhandenen erschaffen zu haben. Das ist an sich ja auch ok, aber etwas Neues entsteht so nicht. Die Texte entstehen dann meist im stillen Kämmerlein eines Einzelnen. Da gibt es den Weg, zunächst über gebildete Laute einen Flow auf die vorhandene Musik zu erschaffen und später einen Text in diese Lautemuster einzufügen. Oder es gibt eine inhaltliche Idee, die dann von einem Niedergeschrieben und auf die Musik angepasst wird.

Christoph geht als Bruder von DEVILDRIVER Dez durch. Jedenfalls erinnert er mich stark an ihn. Mit einer Ausnahme: Er kann klar singen! Ich denke, ihr seid mit ihm zufrieden, oder?

Christoph ist definitiv ein Volltreffer für unsere Art Musik. Er hat zu jeder Zeit die nötige Dosis Aggressivität in der Stimme und vor allem die dicken Eier (nicht diskriminierend gemeint, bei den Ladys müssen es an dieser Stelle die dicken Eierstöcke sein;)), die es braucht. Den Vergleich mit Dez höre ich so zum ersten Mal, aber bei genauer Betrachtung macht das durchaus Sinn. Der Cleangesang war für uns allerdings zunächst eine „ungewollte“, aber inzwischen geschätzte Zugabe, zumal die cleanen Vocals ja nicht in die Emo - Kerbe schlagen, sondern eher in der Rockkneipe zuhause sind.

Die Gitarren erinnern sowohl an alte als auch an neue Zeiten. Wie stark beeinflusste euch die klassische Seite der harten Musik, wie viel an euch ist modern ausgerichtet?

Wir sind alle aufgewachsen mit dem Metal der 80er und 90er Jahre. Angefangen bei „Metallica“ und „Megadeth“ bis zu „Machine Head“ und „Pantera“. Na klar haben die uns beeinflusst, scheiße klar, die haben uns dazu gebracht selber eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Ohne Frage können wir diesen Einfluss nicht verleugnen und wir wollen dies auch gar nicht. Nichts desto trotz lebt unsere Musik zu 100% im Hier und Jetzt. Wir versuchen auf dem vorhandenen Fundament etwas Neues zu generieren, etwas das die Bandbreite bisher so nicht hervorgebracht hat. Und wenn ab und an Vergangenheit durchblitzt, so ist dies als bewusste Verbeugung vor den Altmeistern zu verstehen.

Wie steht ihr zu politischen Statements in euren Texten? Habt ihr etwas zu sagen, kritisiert oder beschreibt ihr?

Ja, unsere Texte sind mitunter gewollt politisch, aber nicht grundsätzlich. Es kommt da vor allem darauf an, wer von uns den Text geschrieben hat. Christoph ist am ehesten politisch unterwegs, wobei seine Texte in die gesellschaftskritische Richtung gehen. Jury verarbeitet in seinen Texten zumeist eigene Erfahrungswelten und auch mein Ansatz ist in der introvertierten Erlebnisweltbeschreibung verhaftet. Der Umstand, dass wir nicht nur musikalisch auf mindestens drei Beinen stehen, sondern auch auf der lyrischen Seite mit mehr als einer Perspektive aufwarten können, macht das Gesamtergebnis umso interessanter.

Welches war der bisher größte Erfolg im Leben von THE RETALIATION PROCESS?

Na ganz klar, den Deal mit „Silverwolf Productions“ ergattert zu haben. Und ich kann dir sagen, das war kein einfacher Weg. Momentan findet eine knallharte Konsolidierung der Musikbranche statt. Da sind derart viele „etablierte“ Bands ohne Vertrag unterwegs, dass es für einen Newcomer wie uns doppelt so schwer ist, irgendwo eine kreative Heimat zu finden. Uns ist dabei durchaus klar welches Risiko „Silverwolf Productions“ damit eingegangen sind, eine unbekannte Band wie uns einer Bekannten vorzuziehen. Wir hoffen, dass da draußen der ein oder andere Metal-Head ist, der bereit ist, für unser Album einen fairen Anteil zu bezahlen, damit wir die Chance bekommen, ein zweites und vielleicht drittes Album für „Silverwolf Productions“ produzieren zu können.

Erzähl mir mal ein bisschen von HH. Wie steht es dort um die Death Metal community? Bisher kenne ich die Hansestadt vor allem als sehr HC und Punk beeinflusst.

Well, um ehrlich zu sein bin ich der HC - Bastard der Band. Ich kann dir also keinen Insider - Blick der Hamburger Death - Szene bieten. Da wären eher Jury und Christoph die richtigen Ansprechpartner gewesen. Aber wir haben schon den einen oder anderen Gig mit „Aeons Confer“ gezockt, Christoph ist ja neben TRP noch bei „Irate Architect“ aktiv und wir haben schon den Proberaum mit „Only Death Decides“ geteilt. Ich glaube „Buried in Black“ machen momentan mit ihrer EP ´ne anständige Welle in der Hamburger Szene. Aber das war´s dann schon von meiner Seite zum Hamburger Death Metal…

Wie sieht es euer Produzent Eike Freese eigentlich, das ihr ein besseres Album eingespielt habt als seine Band DARK AGE?

Eike ist ein langjähriger Freund der Band, da gibt es keine Missgunst, zumal die Einschätzung, dass unser Album besser ist als das „Dark Age“ Album, ja auch schwerst subjektiv ist. Freut mich natürlich, dass du das so siehst, aber ich denke Eike freut sich zunächst mit uns, dass unser Baby jetzt endlich an die Hörmuscheln der Öffentlichkeit gelangt.

Wenn ihr im Netz zu online Mags surft, welche sind das und warum (und ich will jetzt nicht den Namen Allschools hören...)?

Wow, jetzt erwischt du mich schon wieder auf dem falschen Fuß. Ich bin eher selten auf Metal-spezifischen Online Portalen unterwegs. Am ehesten könnte ich „Metal.de“ nennen, aber nicht, weil ich da häufig Infos abgreife, sondern eher weil´s die für mich bekannteste Adresse ist.

Welche Alben sind zurzeit in euren Playern?

Derzeit Zeit geh ich total steil auf den letzten Release von „Misery Signals“. Mir is schon klar, dass das Album nicht mehr pressfrisch ist, aber seit Release bis heute landet das Ding immer wieder auf meinem Ohr und es zerballert mich nach wie vor wie am ersten Tag. Die neue „Divine Heresy“, die neue „Emmure“ und „For the Fallen Dreams“ sind derzeit auch auf Rotation. Die letzte „Katatonia“ beginnt momentan nach Anfangsschwierigkeiten bei mir zu wachsen, und die „Architects“ brennt noch derbst im Gehörgang.

CD oder Vinyl?

MP3! Nachdem ich beim Übergang von Vinyl auf CD zunächst den Anschluss verpasst hatte, will ich dieses Mal nicht wieder hinten dran sein. Ich hab vor ca. 2 Jahren komplett den Schalter umgelegt, und die Rückbesinnung auf Vinyl kann ich nur teilweise nachvollziehen. Das ist mir zu Rückwärtsgedacht. Ich denke, das MP3 vieles in der Musikindustrie kaputt gemacht hat, aber ich glaube trotzdem, dass es nicht mehr lange CD´s geben wird und das Vinylgeschäft nicht der zukünftige Massenmarkt sein wird.

Folgendes möchtet ihr noch loswerden:

Checkt unser Album „Downfall“ aus, das Ding brennt von Sekunde 1 bis zum Ende, und wenn es euch gefällt, kauft es! Kommt auf unsere Konzerte und feiert mit uns ein anständiges Metal-Brett!