Am 9.05.08 interwiete ich in strahlendem Sonnenschein einen äußert gutgelaunten und netten Rick Jimenez, seines Zeichens Gitarrist und Backshouter des Flagschiffs This Is Hell. Das Interview fand 2 Stunden vor dem Gig im Underground in Köln statt und Rick schien sich äußerst auf den heutigen Abend zu freuen. So standen wir nun vor ihrem kleinen Bandbus (VW Sprinter) auf dem Hinterhof des Underground und quatschten ein bisschen übers Tourleben und das neue Album.
AS: Hey Rick, ihr seid ja gerade auf kleiner Headlining UK / Euro Tour mit Dead Swans und Tortuga und heute noch schnell mit eingesprungen, wie läuft denn die Tour so?
RJ: Yeah, wir spielten 4 Shows in England mit Dead Swans und Tortuga und anschließend hauptsächlich kleine Shows mit lokal Bands. Gestern haben wir noch eine Show mit To Kill gespielt und morgen geht es weiter zum Groezrock. Montag fliegen wir dann alle müde, glücklich und pleite nach Hause. *Lacht*
AS: Um auf die Tour zu sprechen zu kommen, Haltet ihr euch während ihr auf Tour seid in irgendeiner Art und Weise fit, treibt ihr Sport oder ernährt euch gesund ?
RJ: Um ehrlich zu sein ist es sehr, sehr schwer für uns in Europa, da wir immer nur eine geringe Menge an Gepäck im Flugzeug mitnehmen dürfen und der meiste Platz wird schon immer von unserem Equipment eingenommen. Zuhause ernähren wir uns schon alle ziemlich gesund und versuchen in Bewegung zu bleiben, aber wie gesagt es ist sehr schwer hier drüben. Hinzu kommt, dass man die meiste Zeit im Auto sitzt und das Essen hier, im Gegensatz zu den Staaten, ziemlich unterschiedlich ist.
AS: Es muss ja auch ziemlich hart sein immer von seiner Familie, seinen Freunden und seiner Freundin für lange Zeit getrennt zu sein, wie geht ihr damit um?
RJ: Mit unseren Familien ist es natürlich wesentlich einfacher, da sie uns voll und ganz in dem was wir tun unterstützen, weil sie ja wissen, dass wir genau das machen was wir von Herzen lieben. Mit Freunden ist es schon schwerer, weil es ja schon längst nicht mehr darum geht, dass man irgendwelche coolen Partys verpasst, sondern eher dass enge Freunde sterben oder heiraten, wenn man nicht da ist. Das ist schon ziemlich Scheiße. Mit Freundinnen sieht das nicht anderes aus, denn wenn du nach Hause kommst und sagst “Hey bin wieder für 2 Wochen Zuhause und geh am 10.03 wieder 2 Monate auf Tour“, dann kann das schon ziemlich schwer werden. Besonders wenn wir in Europa sind, weil hier unsere Telefone nicht funktionieren. Darum ist es immer besonders witzig, wenn jeder von uns immer vor und nach den Shows mit seinem Laptop rum rennt und versucht ein drahtloses Signal zu finden um mit seiner Freundin zu quatschen. Heute hatte ich Glück und konnte 20 Minuten mit meiner Freundin reden, aber es ist schon echt schwierig sag ich dir. Besonders da man als Band Dude ja immer diesen schlechten Ruf hat, bezüglich Groupies und wilden Partys. Naja! aber ich denke wenn es wie in meinem Fall läuft und man gegenseitig weiß das der Partner es voll und ganz wert ist, dann kann man auch eine gute und glückliche Beziehung führen.
AS: Kommen wir nun auf unser neustes Werk “Misfortunes” zu sprechen. Was waren die Einflüsse für das Album?
RJ: Es waren viele unterschiedliche Dinge, die in das Album mit eingeflossen sind. Z. B. wie wir in verschieden Situationen reagieren oder wie es ist, wenn man all sein Vertrauen in Etwas steckt, ohne zu wissen ob es die Sache Wert ist oder nicht. Denn ganz ehrlich “Was machst du wenn du all dein Vertrauen in eine Sache steckst und enttäuscht wirst?”. Es liegt nun mal nicht in der menschlichen Natur, einfach aufzugeben und Dinge hinzuschmeißen. Doch auf der anderen Seite ist es nun mal das wahre Leben. Das Album ist nicht durchgehend negativ, es hat halt auch seine Höhepunkte und Songs, die erklären warum wir so denken und tun was wir tun. Wir konzentrierten uns halt darauf zu schreiben was ehrlich ist und Texte zu verfassen ,die zur Grundstimmung der Musik passen.
Besonders wichtig hierbei ist das die Stimmung der Songs die Selbe ist wie die der Texte, denn sonst würde es für uns das gesamte Ergebnis verfälschen. Die Musik kommt bei uns immer zuerst und anschließend schreibt Johnny unser Basser die Texte. Da wir jetzt schon so lange zusammen proben ist es schon witzig, denn manchmal spielt er uns dann die Musik vor und präsentiert uns den passenden Text und wir denken nur “Man das ist perfekt“. Es ist mittlerweile echt blindes Verständnis!
AS: In welcher Art und Weise hat sich eigentlich euer Leben verändert, seit ihr die Entscheidung getroffen habt, nicht mehr Arbeiten zu gehen und die Band “Fulltime” zu machen?
RJ: Um ehrlich zu sein habe ich immer gehofft zu dem Punkt zu kommen, wo ich dies tun kann. *Lacht*
AS: Du hattest wohl nur beschissene Jobs was? *Lacht*
RJ: *lacht*. Um ehrlich zu sein, war der letzte Job den ich ziemlich lange hatte, super geil. Ich war als Kurierfahrer tätig und musste nur 2 Tage die Woche arbeiten, hab aber mehr verdient das ich bei all meinen anderen Jobs in einer 5-6 tage Woche. Außerdem waren die besonders flexibel, was meine Urlaubsgestaltung bzw. bandmäßige Tourplanung anging. So konnte ich Ihnen z.B. sagen “Nächste Woche muss ich für 3 Wochen auf Tour” und sie antworteten nur “Hey kein Problem, das geht klar”. Ich meine in welchem Job hat man schon so eine Freiheit? Irgendwann nahm das Touren zu viel Zeit in Anspruch, dass ich leider kündigen musste, da beides unmöglich unter einen Hut zu kriegen war.
AS: Hat sich dein privater musikalischer Geschmack über die Jahre eigentlich stark verändert?
RJ: Klar entwickelt man sich über die Jahre weiter, aber es gibt immer noch Bands wie Terror, Madball, Sick of it all, die ich immer lieben werde, da Sie einfach kontinuierlich gute Platten schreiben. Auf der anderen Seite höre ich mir immer noch gerne die Sachen mit denen ich aufgewachsen bin, wie Minor Threat oder Cro Mags, Biohazard oder auch Wu Tang an und denke “Wow, was für großartige Alben”.
AS: So letzte Frage, was ist denn so das witzigste, was dir bisher so auf Tour passiert ist, seit ihr die Band gestartet habt?
RJ: Oh, man mir gehen gerade hunderte Geschichte durch den Kopf. *Lacht*
AS: Such dir einfach eine aus!
RJ: Ok! also im Sommer 2005 waren wir in Salt Lake auf kleiner Clubtour und hatten im Backstage diese “Beansacks” (Sind diese riesigen Sitzsäcke, die mit Reis oder Mais gefüllt sind). Naja wie auch immer fingen wir an sie zu stapeln und “Flips” über die Dinger zu machen. War echt witzig, nur leider, nur 3 Säcke und dementsprechend waren die Möglichkeiten gering. Als wir das zweite Mal in Salt Lake waren, waren wir dort auf großer Tour mit Bane und Strike Anywhere und die Backstage Räume waren das Beansack Paradies. *Lacht*
So fingen wir an, die Dinger riesig hoch zu stapeln und einen Parkur auf zu bauen. Dann fingen wir an alle “Flipenden Stuntmen” zu filmen, um dann anschließend unsere dummen Fressen, die wir dabei zogen, anzugucken. Oh man das Gesicht von Zach und Aaron von Bane hättest du sehen sollen oder das von Eric und Thomas von Strike Anywhere. Unbeschreiblich. *Lacht laut*
AS: *Lach* Klingt nach einem geilen Abend. Also Rick vielen Dank noch mal für das Interview, viel Spaß morgen beim Groezrock und guten Heimflug.
RJ: Yo danke, hat echt Spaß gemacht. Wir sehen uns gleich drinnen.
AS: Worauf du einen Lassen kannst. *Lacht*