Interview mit Waterdown

07.12.2006
 

 

WATERDOWN – Interview zum Victory Ausstieg mit Bassist Christian

WATERDOWN wurde lange Zeit als die deutsche Band auf Victory Records gehandelt. Nach drei Jahren endet die Zusammenarbeit. Man hört ja häufiger mal, dass Victory nicht wirklich gut mit seinen Acts umspringt. Was könnt ihr berichten?

Victory behandeln dich gut, wenn du ordentlich platten verkaufst. Ich habe selbst miterlebt, wie Victory-Bands (nicht wir, aber Bands, mit denen wir getourt sind) 8000 Meilen von zu hause bei Tony anrufen, weil sie krank sind und keine Kohle mehr haben, weil die Tour scheisse läuft. Die haben ihn dann gebeten, ihnen etwas mehr Toursupport zu überweisen, damit sie sich was zu Essen kaufen können. Er hat achselzuckend abgelehnt, aber wenn sie dann die Tour abbrechen und nach Hause fliegen, sind sie Versager. Naja, Tony ist halt ein selfmademan, der den amerikanischen Traum vom Kapitalismus lebt. Und da ist kein Platz für Menschlichkeit.

Weiterhin habe ich den Eindruck, dass „All Riot“ nicht ganz mit den kommerziellen Ansprüchen des Labels mithalten konnte. War dies ein Grund für die Trennung?

Wie meinste das? Weil wir nicht poppig genug klingen und nicht auf jeden Trend aufspringen? Kann sein. :D nee, keine Ahnung, ob wir wo nicht mithalten können. die Platte hat sich super verkauft. Victory hat uns nicht vor die Tür gesetzt, wir haben nur unseren Vertrag erfüllt und wollen nicht mehr wie die deutschen Wichser behandelt werden, die nicht auf Tour gehen wollen. Tony hat es nicht nötig, über seinen Tellerrand zu schauen. Er hat seine Meinung und die ist ausschlaggebend. So ist das wohl wenn man durch Hardcore zum Millionär wurde, dann verliert man jeden Bezug zu den werten der Szene. Er hat uns immer vorgeworfen, dass wir nicht genug touren würden. Wir spielen im Jahr in Europa über 100 Konzerte, seit sechs Jahren (mit Ausnahme der zwei Jahre ohne Sänger). mehr geht kaum, weil man dann überall war und die Veranstalter sagen, man solle nächstes Jahr wieder kommen. In Amerika ist das anders, da kann man das ganze Jahr non stop touren. Wir brauchen aber Hilfe, um dort Fuss zu fassen, weil wir niemanden in den USA kennen und so keine ordentliche Tour bekommen. Da läuft halt alles über Beziehungen. Victory hätte die, aber die haben sich einen Scheiss um uns gekümmert. Selbst auf unsere mehrmaligen Bitten wurde uns die kalte Schulter gezeigt.

Gerade auf Victory Records sind gerade die Fashioncore Bands erfolgreich. Dicker Sound, dicke Schminke – das ganze Package zählt und das Äußere ist schon quasi die halbe Miete. Fallen WATERDOWN hier durch’s Raster?

Auf jeden fall. wir sind alt und hässlich. And davon abgesehen machen wir Musik nicht aus kommerziellen Aspekten. Wir schminken uns höchstens mal als Black Metal-Band, um zu polarisieren.

Was sagt ihr denn zu der ganzen Klagegeschichte mit HAWTHORNE HEIGHTS und Victory Records? Habt ihr was mitbekommen?

Auch nur das, was die Medien berichten. aber keine einzige Band, die ich kenne oder mit der ich gesprochen habe, hat je kohle von den Plattenverkäufen gesehen.

Was könnt ihr anderen aufstrebenden europäischen Bands empfehlen, bei denen das große Indie Label aus den USA an die Tür klopft?

Also nach den schlechten Erfahrungen mit Waterdown denke ich nicht, dass Victory noch Bock auf deutsche Bands haben. Aber wenn es passieren sollte: Nur dann unterschreiben, wenn man in der Lage und bereit ist, sein Leben aufzugeben und in die USA zu gehen, um da heimatlos 12 Monate im Jahr zu touren. Schluss machen mit der Freundin, Wohnung kündigen, den Freunden und Familien lebewohl sagen und dann in den USA scheisse behandelt werden, jede Nacht zu sechst im van pennen und nicht mal genug Kohle haben, um dort im Ernstfall zum Arzt zu können. Das klingt vielleicht pathetisch, ist aber wirklich so gemeint. Wenn man nicht spurt wird aus der Zusammenarbeit schnell die Hölle.

Ihr schreibt also schon wieder an einem neuen Album? Wohin führt euch der musikalische Pfad? Was ändert sich, was bleibt gleich?

Also im grossen und ganzen werden wir unserem "all riot"-Sound treu bleiben, wobei es schon noch ein bisschen schneller und härter werden kann. Wir wollen nicht in die Metalcore-Ecke geschoben werden, und ich glaube, dass man das hören kann. wir sind rotziger, punkbeeinflusster als die typischen Bands. Ich finde immer, wir klingen wie ne Anfang-90er new school-Band mit melodischen Refrains.

Seid Ihr schon konkret auf Labelsuche? Wer ist im Gespräch?

Wir nehmen gerade den Gesang für den letzten Demosong auf, dann wird gemischt und verschickt. wir haben Interesse von vielen Seiten bekommen, aber wir lassen uns auf keine Spekulationen ein. Abwarten und Tee trinken. Wir sind ja keine Unbekannten, ich glaube schon, dass wir schnell was gutes finden.

Vielen Dank für die Antworten und alles Gute für die Zukunft. Jetzt könnt ihr noch alles sagen, was ihr schon immer loswerden wolltet.

Checkt unsere Myspace-Seite für neue Showtermine und Songs. Wir werden demnächst was exklusiv da posten, zum freien download. ansonsten vielen dank an alle, die uns nach zwei Jahren Auszeit und mit neuem Sänger so gut aufgenommen haben. War ein super Jahr für uns.