Das Summer Breeze Festivals im beschaulichen Dinkelsbühl rangiert schon lange hoch in Beliebtheitsskala unserer Redaktion. Das Festival ist seit jeher ein schöner Ausklang der jährlichen Festivalsaison und besticht durch ein gutes abwechslungsreiches Lineup, kurze Wege, faire Preise und guter Organisation. Die diesjährige Ausgabe des Summer Breeze war leider von einigen und vor allem prominenten Absagen gebeutelt, aber dennoch hat es Veranstalter Achim Ostertag geschafft, adäquaten Ersatz zu buchen. Grund genug für uns einmal ein paar Worte mit Achim im Vorfeld des Festivals zu wechseln.
Hallo Achim, nachdem wir uns letztes Jahr schon im Vorfeld des Summer Breeze 2015 unterhalten hatten wollte ich im Nachgang einmal das Interview zur Ausgabe 2016 mit einer Retrospektive von 2015 beginnen. Was hat in Deinen Augen gut geklappt und was hat weniger gut funktioniert?
ACHIM: Vor allem der Erfolg des Green Camping hat uns sehr gefreut. Auch die Möglichkeit, für größere Gruppen eine Fläche zu reservieren, wurde noch besser angenommen. Wir sind ebenfalls froh, dass der Großteil der Kritik so an uns gerichtet war, dass wir Ansatzpunkte für Verbesserungen haben. Mit der Performance mancher Ordner und Securities waren wir nicht so zufrieden. Das Briefing der Helfer muss daher noch besser ablaufen um uns in dem Bereich zu verbessern.
Der Festival-Sommer ist bis dato durch namhafte unwetterbedingte Absagen aufgefallen. So mussten Rock Am Ring und das Southside komplett abgesagt und das Hurricane konnte nur mit vielen Mühen stark eingeschränkt bespielt werden. Letztes Jahr gab es ja auch eine kurze und zugegeben harmlose Evakuierung des Summer Breeze. Wie bereitet ihr Euch darauf vor und wie läuft die Beobachtung des Wetters am Summer Breeze in Zusammenarbeit mit den Behörden ab?
ACHIM: Wir beobachten das Wetter durchgehend und reagieren infolgedessen dann immer unter der Prämisse der Sicherheit. Die nahe Zusammenarbeit mit den Behörden und dem Ausarbeiten vernünftiger Konzepte hat uns letztes Jahr [Anm d. Redaktion: Das Summber Breeze musste 2015 für 1-2 Stunden unterbrochen werden], zwar unfreiwillig aber erfolgreich, gezeigt, dass unser Publikum, das Team und auch die Künstler richtig reagieren und auf die Anweisungen hören, dass gefährliche Wetterlagen keinen Schaden anrichten. Die Sicherheitskonzepte werden so früh wie möglich geplant und mit allen involvierten kommuniziert. Gut ist es da, wenn unsere Gäste vorab einen Blick ins Festival-ABC werfen.
Ich möchte noch einmal auf das Thema Wetter zu sprechen kommen. Ich habe kürzlich zu einigen Freunden gesagt, dass der Klimawandel so langsam die Festivalsaison ruiniert und mich gewundert, dass darauf eigentlich noch niemand hingewiesen hat. Wäre das eigentlich nicht eine gute Gelegenheit um das Thema hinzuweisen. Ich bin überzeugt, dass auf all unseren Festivals genügend Leute rumlaufen, die für das Thema offen sind. Wie siehst Du das?
ACHIM: Viele Leute sind dafür offen, da hast du Recht. Zu den extremen Wetterlagen muss man aber auch die vergangenen Jahrzehnte betrachten und da stellt man fest, dass dies auch früher schon immer wieder vorkam, dass es einige Jahre hintereinander solche Wetterlagen gab. Aber natürlich versuchen wir die Leute davon zu überzeugen umweltbewusster zu sein. Das Green Camping-Konzept beinhaltet natürlich auch den ökologischen Aspekt. Auch wenn die Situation rund um das Thema Müll auf Festivals teilweise verheerende Ausmaße annimmt, sind wir uns sicher, dass durch Hinweise in einem positiven Kontext das Thema Nachhaltigkeit immer besser aufgenommen wird. Und zwar, ohne dass die Leute sich bevormundet fühlen.
In dem Zuge werfe ich mal ein paar Ideen auf und würde mich für Deine Meinung interessieren:
- Lademöglichkeit für Elektroautos am Festivalgelände?
ACHIM: Das ist mit Sicherheit ein interessantes Thema. Super wäre natürlich, wenn die Infrastruktur für Elektromobilität allgemein besser wird. Momentan sehen wir da noch keinen Bedarf. Wenn die Technik noch besser wird, dann sind Elektroautos natürlich gern gesehene Transportmittel, wenn dafür weniger Verbrennungsmotoren auf dem Platz sind.
- Müssen wirklich Bands für 1-2 Festivalshows extra aus den USA eingeflogen werden und wie wäre es hier mit einer Kompensation des CO2 Ausstosses beispielsweise über Atmosfair?
ACHIM: Die Bands die bei uns spielen, reisen in den seltensten Fällen für nur so wenige Shows an. Die überwiegende Zahl der Bands verbringt 3-4 Wochen in Europa.
- Strom aus erneuerbaren Energien für das gesamte Festival?
Momentan leider komplett unrealistisch. So gerne wir uns auf Wind und Sonne verlassen würden, aber der große Strombedarf, den wir haben, lässt dies mit der heutigen Technik nicht anders realisieren.
Lass uns nach den ganzen Randthemen mal über das Summer Breeze 2016 reden. Ich kann mir vorstellen, dass das diesjährige Summer Breeze eine ziemlich heisser Booking Ritt für Euch war, der primär durch prominente Absagen geprägt war: Motörhead, DevilDriver und Anthrax.
ACHIM: Es waren jetzt nicht exorbitant viele Absagen, aber wie du schon sagst: Es waren prominente Absagen. Der Schock an Lemmys Todestag saß tief. Da schluckt man erst mal, weil man mit Motörhead und Lemmy echte Legenden auf dem Platz gewesen wären.
Über die Absage von Motörhead müssen wir glaub ich gar nicht mehr sprechen, aber vor allem DevilDriver und Anthrax werfen ja durchaus schon ein paar Fragen auf. Beide Bands spielen ja mehr (DevilDriver) oder minder (Anthrax) Gigs an anderer Stelle. Ich als Fan komme mir hier ja ein wenig von den Bands verschaukelt vor. Wie geht ihr denn damit um? Habt ihr denn hier keine entsprechend bindenden Verträge?
ACHIM: Für die Bands mag es einen triftigen Grund geben sich dann doch für andere Auftrittsmöglichkeiten zu entscheiden, doch wir stehen vor unseren Besuchern doof da. Verträge bzw. schriftliche Vereinbarungen liegen natürlich vor, aber wen sollten wir verklagen, den Booker der Band, bei dem ich noch 10 andere Bands gebucht habe? Ich bezweifle, dass ich dann jemals wieder eine Band von ihm bekomme. Ein Umdenken findet dann vielleicht eher statt, wenn diese Bands dann auch in Zukunft erstmal auslässt.
Erzähl doch mal ein wenig was über die Neuerungen, die ihr dieses Jahr bringen werdet. Ihr habt da ja beispielsweise einen neuen Campsite Circus ins Leben gerufen.
ACHIM: Neuerungen sind in erster Linie stetige Verbesserungen der Abläufe vor Ort. Der Campsite Circus, unsere fünfte Bühne, ist der Versuch den Gästen, die schon dienstags anreisen, etwas zu bieten. Das Entzerren des Verkehrs und das Verteilen auf zwei Anreisetage, bevor das Hauptprogramm beginnt funktionierte im letzten Jahr recht gut und wir werden hier unsere Erfahrungen aus 2015 mit in die Planungen einfließen lassen. 2017 feiern wir unser 20-jähriges Jubiläum, viele Ideen heben wir uns natürlich für dieses große Ereignis auf.
Wie laufen denn nun die letzten Wochen vor dem Summer Breeze ab? Mit welchen Herausforderungen kämpft ihr da üblicherweise?
ACHIM: Die ganzen Plannungen und Vorbereitungen, die über das ganze Jahr laufen, zielen ja auf wenige Tage reibungslosem Festivalbetrieb ab. Soll heißen: Jetzt zählt es! Die Herausforderungen liegen vor allem darin plötzlich auftretende Änderungen und etwaige Crewausfälle zu kompensieren. Es häufen sich auch die Fragen der Fans, die sich ja auch auf ihren Ausflug zum Festival vorbereiten. Und viele Bereiche wollen sich nochmals über diverse Dinge informieren und checken, ob sich noch was geändert hat.
Habt ihr noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser? Wir freuen uns jedenfalls schon auf das Summer Breeze 2016!
ACHIM: Wir sind sehr froh, dass so viele Leute unsere Begeisterung für unser Festival teilen und ich hoffe, dass wir viele eurer Leser dieses Jahr in Dinkelsbühl begrüßen dürfen. Und wir freuen uns auf unvergessliche Konzerte, und stressfreie Tage.
Bis dahin, passt auf euch auf!
Vielen Dank an Achim für die Beantwortung der Fragen. Das Summer Breeze 2016 findet von 17. - 22. August 2016 in Dinkelsbühl statt. Karten können im Vorfeld für 111 EUR auf http://www.sbtix.de erworben werden.