„20 Years of Placebo“ und Halloween. Für PLACEBO bedeutete dies: doppelter Grund zum Feiern! Und das mit einem über zweistündigen Set aus Neu & Alt.
Den Anfang machten aber zunächst THE MIRROR TRAP, die mir bislang völlig unbekannt waren, es aber durchaus verstanden mit dem Support-Slot Werbung in eigener Sache zu machen. Eine halbe Stunde durften die verkleideten und mit Kunstblut befleckten Mannen über die große Bühne toben.
Letztendlich waren alle aber natürlich für PLACEBO gekommen. Nach einer knappen halben Stunde Umbaupause betraten die Briten – ebenfalls verkleidet – die Bühne. „Every You Every Me“ lief von Videotafeln begleitet vom Band bevor die Reise durch 20 Jahre PLACEBO-Diskografie mit „Pure Morning“ begann. Während der ersten Töne des besagten Openers lief Brian Molko an den Bühnenrand und bespuckte die Fotografen mit einer nach Blut aussehenden Flüssigkeit. Der als Vampir verkleidete Molko hatte sichtlich seinen Spaß an dieser kleinen Halloween-Einlage.
„Loud Like Love“ und „Jesus' Son“ folgten im Anschluss und zeigten das Potential der jüngeren PLACEBO-Vergangenheit. Aber nicht nur die jüngere, sondern vor allem auch die ältere Vergangenheit sollte an diesem Abend in Hamburg nicht zu kurz kommen. Denn am Ende des Abends werden alle Anwesenden allein fünf Songs vom Debüt-Album „Placebo“ gehört haben. Spielerisch und gesanglich präsentiert sich die Band an diesem Abend auf einem ausgesprochen hohen Niveau. Trotzdem – so richtig will das Publikum nicht in die ekstatische Begeisterung verfallen, die dieses Konzert eigentlich verdient hat. Erst als bei „Without You I'm Nothing“ Aufnahmen von DAVID BOWIE auf den riesigen Videoleinwänden eingespielt werden, ist zum ersten Mal ein echtes Gänsehaut-Gefühl in der Arena greifbar. Bevor die Band dann ihren selbst-betitelten melancholischen Teil des Sets beendet und mit „For What It's Worth“ die Tanzbeine schwingen lassen will, gibt Brian Molko den Anwesenden zu verstehen, dass sie nach dem Konzert nicht allzu lange bleiben sollten:
„I'll come for you and drink your blood. Better run!“
Der Song bringt die Anwesenden in der Arena dann auch das erste Mal so richtig in Bewegung. Beim anschließenden „Slave to the Wage“ wird es aber gleich wieder etwas ruhiger. Molko reagiert und benennt „Special K“ kurzerhand um:
„This song is called: 'Dance Motherfuckers'!“
Und wenn Herr Molko das sagt, dann wird das gefälligst auch gemacht! „The Bitter End“ und „Song to Say Goodbye“ bilden ein vorläufiges, tanzbar-rockiges Ende der Show. Die Mannen verlassen die Bühne und der Jubel wird lauter und lauter! Auf der Bühne erkennt man, dass einige Vorbereitungen getroffen werden – da kommt also noch was! PLACEBO betreten dann einige Zeit später erneut die Bühne und reisen mit „Teenage Angst“ und „Nancy Boy“ nochmal ganz tief in die Band-Vergangenheit. „Infra-red“ lässt die Show erneut enden. Es wird wieder dunkel in der Arena und die ersten Gäste machen sich auf den Heimweg. Doch PLACEBO sollten nochmal zurückkommen. Für einen allerletzten Song. Für ein Cover! „Running Up That Hill“ (im Original von KATE BUSH) bildet den Abschluss eines ganz besonderen Abend. 20 Jahre „Placebo“, Halloween, ein blut spuckender Brian Molko Vampir, ein Stefan Olsdal als Skelett und 10.000 PLACEBO-Fans. Das wird man in dieser Konstellation so schnell wohl nicht erneut erleben.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Das Hamburger Publikum hätte der wirklich gut aufgelegten Band in der ersten Häfte des Sets etwas mehr Liebe entgegen bringen können.
Setlist:
- Pure Morning
- Loud Like Love
- Jesus' Son
- Soulmates
- Special Needs
- Lazarus
- Too Many Friends
- Twenty Years
- I Know
- Devil in the Details
- Space Monkey
- Exit Wounds
- Protect Me from What I Want
- Without You I'm Nothing
- 36 Degrees
- Lady of the Flowers
- For What It's Worth
- Slave to the Wage
- Special K
- Song to Say Goodbye
- The Bitter End
- Teenage Angst (Encore 1)
- Nancy Boy
- Infra-red
- Running Up That Hill (A Deal With God) (Encore 2)
Fotos von der Show findet ihr in unseren Galerien: PLACEBO | THE MIRROR TRAP