Prophecy Fest - Blave - Balver Höhe

06.08.2016
 

 

Das Programm des Prophecy Fest bestand auch in der zweiten, auf zwei Tage verlängerten, Auflage (fast) ausschließlich aus Gruppen des Labels. Als Konzertlocation hatte man sich wieder in der Balver Höhle eingemietet, was der Musik aller aufspielenden Bands noch einmal einen Schuss extra Atmosphäre verpasste. 

Den Freitag eröffneten die Neo-Folk-Band HEKATE. Allen Bemühungen zum Trotz konnte der Schreiberling die Deutschen jedoch nicht mehr erreichen, da Petrus auf dem Weg zur Höhle die Schleusen öffnete und das Vorankommen auf der Autobahn deutlich gebremst wurde.
Eingetroffen am Veranstaltungsort war daher die erste Band GERM. Dass die Gruppe rund um Mastermind und Sänger Tim Yatras (Ex-AUSTERE/ WOODS OF DESOLATION) das erste Mal in Europa und das erste Mal in dieser Besetzung auftrat, war ihr nicht anzumerken. Gekonnt boten die Herrschaften ihren Depressive Black Metal feil und lieferten einen guten Überblick über das bisherige Schaffen.
Mit LES DISCRETS stand danach die Band von Fursy Teyssier, der sich für das Artdesign des Festival verantwortlich zeichnete und im hinteren Teil auch einige Zeichnungen ausstellte, auf der Bühne. Die Franzosen boten neben einigen Hits ihrer bisherigen Veröffentlichungen auch zahlreiche Stücke ihres im nächsten Jahr erscheinenden Albums dar. Auch wenn das zahlreich anwesende Publikum diese Lieder noch nicht kannte, feierte man diese frenetisch und ließ sich in den düsteren Klang der Shoegaze-Kombo fallen. Ein gelungener Auftritt der richtig Lust auf das kommende Werk machte!
IRON MOUNTAIN hatten danach mit dem zu kämpfen, was vielen Gruppen des Festivals ein wenig zu schaffen machte: Dem Klang in der Höhle. War es bei vielen Bands der Bass, der etwas zu dominant schien, schien es bei den Iren der Monitor-Sound, der ihnen nicht passte. So bot man zwar das Material des gutklassigen Debütalbums „Unum“ dar, wirkte jedoch sichtlich angefressen. Vor der Bühne machte die Mischung aus Psychedelic Rock und Folk dabei gar keine schlechte Figur. Mag man einigen belauschten Gesprächen auf dem Höhlen-Vorhof glauben, so hatten viele diese Besucher IRON MOUNTAIN vorher nicht auf dem Zettel und waren sichtlich überrascht ob der Qualität der Truppe.
Mit SECRETS OF THE MOON ging der Freitagabend in die vorletzte Runde. Hatten die Niedersachsen ursprünglich ein Akustikset angekündigt, so musste diese Idee nach dem Ausstieg der Bassistin vor einigen Wochen leider über den Haufen geworfen werden. So präsentierte man eine Show, die aus der Darbietung des letzten Albums „Sun“ bestand. Stand der Schreiberling diesem Werk, welches eine Kursänderung der ehemaligen Black-Metal-Band in Richtung rockige Gefilde darstellt, ursprünglich eher negativ gegenüber, sorgten das wiederholte Hören der Scheibe in letzter Zeit und schließlich der Auftritt an diesem Abend dafür, dass „Sun“ doch noch einen (kleinen) Platz im Herzen erhalten würde. Unterstützt von stimmungsvollen Videoprojektionen (und Steffen Kummerer von OBSCURA am Bass) zeigte sich die Band in bester Verfassung, was vom Publikum lautstark honoriert wurde.
Nach diese Auftritt ging es schwarzmetallisch weiter. Als letzte Gruppe beschlossen HELRUNAR den ersten Festivaltag. Die Münsteraner standen bereits seit drei Jahren nicht mehr auf der Bühne. Die Lieder des aktuellen Albums „Niederkunft“ wurden daher das erste Mal vor einem Publikum vorgeführt. Ein Test, den diese Stücke mit Bravour bestanden. Nicht nur präsentierten sich HELRUNAR, als würden Sie jeden Tag auf einer Bühne stehen, nein, sie schafften es auch eine gute Mischung aus alten und neuen Songs auszuwählen, die sowohl die atmosphärisch, als auch die aggressiv rasende Seite der Band repräsentierten. Ein würdiges Ende des ersten Tages.

Samstagmorgens ging es dann weiter. Jedoch nicht mit einem Konzert, sondern mit einem Musiktheater. WÖLJÄGER, dass Folk-Projekt von HELRUNAR-Kopf Marcel, hatte in die Schützenhalle des Nachbarortes geladen, um das rund um das Debütalbum „Van't Liewen Un Stiäwen“ konzipierte Theaterstück aufzuführen. Die drei SchauspielerInnen verwandelten die triste Halle im Handumdrehen in eine sumpfige Gegend in Norddeutschland und gaben die Geschichte rund um einen Mann mit dem zweiten Gesicht emotional und packend wieder. Begleitet und unterlegt wurde das Ganze von einer kleinen Streicher- und Gitarrenformation, während Marcel den Erzähler gab und zwischen den Szenen immer mal wieder ein Stück des WÖLJÄGER-Albums darbot.
Ein absolut gelungener Einstieg in den zweiten Festivaltag und für viele das Highlight.

Als erste Band des regulären Festival-Line-Ups stand dann am frühen Nachmittag VÖLUR auf der Höhlenbühne. Ihr angefolkter Doom Metal fand zwar nur die Ohren eines überschaubaren Personenkreises, schlecht war die Vorstellung der Dame und der beiden Herren dabei jedoch auf keinen Fall.
Mehr Zuspruch bekam danach die einzige Band dieser Veranstaltung, die nicht unter den Fittichen von Prophecy Productions steht, BOHREN AND THE CLUB OF GORE. Die drei Musiker ließen für ihren Auftritt die gesamte Höhle verdunkeln, die einzigen Lichtquellen waren kleine LED-Lampen auf der Bühne (und die grün leuchtenden „Notausgang“-Markierungen). Dem äußerst behäbigen Doom Jazz der Deutschen kam als eine der wenigen Gruppen der basslastige Klang der Location zu Gute. Der langsame Vortrag traf so stetig und sicher ins Mark. Zwar musste man sich erst auf diese Art der Musik einlassen, war man BOHREN AND THE CLUB OF GORE dann jedoch verfallen, so bot sich eine der intensivsten Shows des gesamten Festivals, was von der Zuhörerschaft auch gebührend mit Applaus bedacht wurde. Mit ANTIMATTER wurde im Anschluss quasi das Gegenteil geboten. Zwar machen Mick Moss und seine Mitstreiter nicht wenig düstere Musik als BOHREN, mit ihrem eher an klassischen Rock angelehnten Format gehen sie dabei aber wesentlich zugänglicher zu Werke. Als besonderes Schmankerl spielten die Briten an diesem Abend nur Lieder ihrer ersten vier Alben. Da ANTIMATTERs Diskographie jedoch keinerlei Schwachstellen beinhaltet, tat dies der Stimmung und dem Konzert natürlich kein Abbruch. Intensiv und einnehmend eroberten ANTIMATTER so die Herzen der Anwesenden.
Ein echter Hingucker waren die fünf Gitarristen, die die Isländer von GLERAKUR auf die Bühne brachten. Zwar spielte man nur drei überlange Songs, diese hatten es jedoch in sich und überzeugten mit Dynamik und Hingabe der Vortragenden.
Den größten Zuspruch des gesamten Festivals bekamen wohl ALCEST. Die Franzosen rund um den baumlangen Frontmann Neige boten auf dem Prophecy Fests das erste Mal ihr zweites Album „Écailles de Lune“ komplett dar, welches für manch einen Fan noch immer als die beste Veröffentlichung der Band gilt. So nahe an der Perfektion wie nur möglich verbanden ALCEST Shoegaze mit Black Metal und verdeutlichten warum sie als die Referenz in diesem Bereich gelten. Anders als SECRETS OF THE MOON präsentierten ALCEST nach dem Vortrag eines Gesamtwerks noch ein paar einzelne Lieder aus der Restdiskographie. Wäre es nach dem Publikum gegangen, so hätten die Franzosen sich noch die gesamte Nacht durchspielen dürfen.
Dies ging natürlich nicht, waren ALCEST nicht die letzte Band des Abends. Nachfolgend standen SOL INVICTUS auf der Bühne, die zusammen mit (Ex-?) Agalloch Musiker Don Anderson, ihren Neo Folk zum Besten gaben. Zwar bekamen die Briten für ihre Vorstellung nicht in dem Maße Applaus wie ALCEST vor ihnen, dies lag aber wohl eher an der äußerst speziellen Musik der Gruppe, weniger an deren Qualität.
Den Rausschmeißer bilden wie bereits im vergangenen Jahr die Norweger von VEMOD. Mit ihrem transzendentalen Black Metal passte man nicht nur perfekt Line Up des Festivals, sondern auch in das mystische Ambiente der Höhle. Ein würdiger Abschluss für die zweite Auflage des Prophecy Fests.

Neben der Musik-Seite glänzte das Prophecy Fest nicht nur mit der bereits zuhauf angesprochenen Location, sondern auch an anderen Stellen. So waren Essen und Getränke fair bepreist (Bier 3€, nicht alkoholische Getränke 1,5€) und auch Personal und Security stets freundlich und hilfsbereit.
Würde man Negativ-Punkte finden wollen, so wären dies der angesprochene sehr basslastige Sound bei vielen Gruppen, als auch das vom Publikum nicht eingehaltene Rauchverbot innerhalb der Höhle.

Das letzte Juli Wochenende im nächsten Jahr steht für die 3te Auflage bereits fest.