Osterwochenende. Deutsch-Punk-Party in der Großen Freiheit 36 in Hamburg.
RANTANPLAN laden zum Heimspiel 5:0 und haben sich hochkarätige Gäste eingeladen. Mit THE DETECTORS und ZSK eröffnen gleich zwei Punk-Rock-Größen den Abend. Alerta.

Wie am Wochenende üblich geht es bereits zu unchristlichen Urzeiten in der Großen Freiheit 36 auf die Bühne. Schon kurz vor 18:30 Uhr betreten THE DETECTORS die Bühne. Sonst eher in kleineren Clubs und Jugendzentren unterwegs, ist das Konzert in der großen Großen Freiheit 36 nichts Alltägliches für die Punk-Band aus Kiel. Extra für den Auftritt hat die Band einen anderen Gig in Mönchengladbach zusammen mit WE WILL FLY und URANAIBABA gestrichen, ein Shitstorm ala Punkverrat blieb glücklicherweise aus. Stattdessen Verständnis - zur Abwechslung auch mal schön.
Nach und nach füllt sich der Bereich vor der Bühne, sodass sich der Verzicht durchaus bezahlt macht. Viele Zuschauer, viele Zuhörer, viele potentielle neue Fans.
Die Kieler spielen melodischen, englischsprachigen Streetpunk. Klare Linien, schöne Melodien, voll auf die 12.
Zwischendurch unterstützt Joshi von ZSK am Gesang, ansonsten gibt es mehrere kurze Ansagen u.a. gegen Homophobie und für die Liebe. Schön.
Die Kieler haben Spaß und wollen eigentlich gar nicht gehen,... nach rund 30 Minuten ist trotzdem Schluss. Straffer Zeitplan und so.

Für ZSK ist die Größe des Clubs bereits ein alter Hut. Dementsprechend dick wird aufgetragen, auch wenn die Berliner an diesem Abend nur den Vorband-Slot innehaben. Extra für den Umbau wird ein Vorhang vor die Bühne gezogen, der passend zum Konzertbeginn fällt. Lichteffekte untermalen dabei das epische Intro. Großer Auftritt.
Unter den Besuchern befinden sich auch viele Zuschauer, die ZSK zum ersten Mal live sehen. Dies merkt man jedoch kaum. Hamburg singt lauthals mit und ist von Bewegung im Allgemeinen nicht abgeneigt. Pogo, Stagediver,... Frühsport.
Gut so. Denn ZSK spielen nicht einfach eine Show, ZSK spielen eine Mit-Mach-Show. So muss eine Zuschauerin als Zuflösse agieren und auf den Schultern eines anderen Fans mit singen, falls Joshi seinen Text vergisst. Aber auch der Rest der Zuschauer ist nicht außen vor. Alle (egal ob vorne oder hinten, oben oder unten) müssen sich einmal hinsetzen und wieder aufspringen, Joshi auf den Händen Richtung Bar schwimmen lassen und lauthals mitsingen und mit springen. Prost.
Zu "Hallo Hoffnung" ruft Joshi die Jungs von Viva Con Agua in den Pogo-Kreis, um zusammen Pfandbecher zu sammeln. Einziges Problem - in der Großen Freiheit gibt es kein Becherpfand. Die Band will das nicht so recht verstehen und so enden die Leute von Viva Con Agua trotzdem in einem Hagel aus leeren und vollen Plastikbechern ohne auch nur ein Cent zu sehen.
Zu "Alerta, Alerta Antifascista" verlassen ZSK nach rund 70 Minuten die Bühne. Hamburg ist heiß. Hamburg ist durchgeschwitzt. Hamburg ist aufgewärmt für RANTANPLAN.

Mächtig durchgeschwitzt geht es in die letzte Runde. Nach einer kurzen Verschnaufpause ist auch das Hamburger Publikum wieder da. Pogo und Mitsingen inklusive Ska vor dem Punk - wenn auch nicht ganz so intensiv wie bei ZSK zuvor.

Wie bereits THE DETECTORS bekommen auch RANTANPLAN Unterstützung von ZSK. "Stay Rudel, Stay Rebel" hallt es den Mündern der Hamburger, Berliner und hundert Kehlen aus den Zuschauerraum.
Auch der größte kommerzielle Erfolg der Band darf nicht auf der Setlist fehlen. Denn "Staub" läuft exakt zwei Mal im Jahr im Fernsehen. Bei RTL2. Bei Frauentausch. 7 Euro gibt es dafür. Ein Big Pack ist drin.
Neben älteren und neueren Songs darf auch ein Cover nicht fehlen. Mit Explosion von TOCOTRONIC bleiben RANTANPLAN zumindest ihrer Stadt treu. Später gibt es passend dazu noch „St. Pauli“ von JAN DELAY.
RANTANPLAN spielen ihre Setlist ziemlich schnell herunter. Massig Songs in kurzer Zeit. Kleinere, lustige Ansagen und Partytricks dürfen trotzdem nicht fehlen. z.b. wenn man ZSK das Bier weggetrunken hat und dringend aufs Klo muss: „Tropfen für Tropfen kommen lassen, trocknen lassen.“

Ein schöner Deutsch-Punk Abend der bereits früh sein Ende findet. Aber auf St. Pauli brennt bekanntlich noch Licht,… weiter geht´s.