ZSK im Interview

18.04.2019
 

 

Euer „neues“ Album ist seit fast einem Jahr draußen, ihr habt bereits unzählige „Hallo Hoffnung“-Konzerte gespielt,… wie geht´s euch?

Uns geht es mehr als gut. Die neue Platte kommt sehr gut an, wir waren das erste Mal in den Top-20 der Albumcharts und die Tour läuft auch prima. Mehr kann man sich nicht wünschen. Wir sind einfach nur dankbar das alles tun zu können, was wir so als Band machen. Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist und wir auch einfach großes Glück haben, dass uns nach 20 Jahren immer noch so viele Kids die Treue halten.

Ihr seid dieses Jahr fast durchgehend auf Tour. Seid ihr alle „Vollzeit- bzw. Berufsmusiker“ und lebt von der Musik oder müsst ihr nebenher noch einem „normalen“ Job nachgehen?

Wir machen das so halb-halb. Das Schöne ist, dass du als Musiker nicht so stark unter Druck stehst, wenn du nicht 100% von der Musik abhängst. Das heißt wir müssen nicht ganz ganz schnell Alben rausbringen, sondern können uns bei sowas Zeit lassen. Ich glaube das tut uns gut, wie man bei „Hallo Hoffnung“ ja auch sieht beziehungsweise hört.

Ihr spielt in diesem Jahr wirklich in jeder Ecke von Deutschland. Was ist der größte Unterschied zwischen großen und kleinen Städten z.b. wenn man jetzt eine Show in Hamburg mit einer Show in Cottbus oder Lindau vergleicht?

Es gibt viele Städte, wo wir uns über die Jahre hochgespielt haben. Immer wieder dort gewesen, jedes Mal ein paar Leute mehr und dann hast du da plötzlich wie in Berlin und Hamburg über 1000 Leute auf der Show.
Und dann gibt es halt diese Orte, wo du viel zu selten warst. Das merkt man dann auch an den Zuschauerzahlen. Ich finde das aber für uns als Band gar nicht so verkehrt. Wenn dann in Cottbus nur 250 Leute kommen, weißt du, dass du dir alles erarbeiten musst und nichts geschenkt bekommst. Das heißt auch, dass man an so einem Abend 150% abliefern musst, damit beim nächsten Mal noch mehr Zuschauer kommen.

Ihr habt auf Tour immer starke Support-Bands an eurer Seite. Wer kümmert sich bei euch um die Vorbands bzw. wer entscheidet, wer euch auf Tour begleitet?

Ich finde das echt wichtig coole Supports dabei zu haben, die wir auch selbst mögen. Die Bands suchen wir alle selbst aus. Das ist teilweise echt kompliziert, weil unsere Touren meist nicht am Stück sind, sondern verteilt auf viele Wochenenden. Dann kann die eine Band hier nicht, die andere da. Aber am Ende kriegt man eigentlich immer ein feines Paket geschnürt.

Ihr habt schon jede Menge große Festivals und auch Konzerte mit großen Bands gespielt. Für wen würdet ihr gerne noch einmal eine „Support-Show“ spielen?

Unbedingt Rancid! Das wäre wirklich genial. Ich habe die schon oft live gesehen. Unfassbar gut.

„Hamburg 2017 feat. Swiss“ ist seit geraumer Zeit nur noch über Umwege auf YouTube zu finden. Warum?

Der Clip besteht ja zum Großteil aus Videomaterial von Nachrichtensendern. Die fanden das leider gar nicht so lustig, dass wir das ungefragt genutzt haben. Daher mussten wir das runternehmen. Schade, aber nicht zu ändern.

Dieses Jahr stehen mit der Europa-Wahl und Landtagswahlen in Bremen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen wieder jede Menge Wahlen an. Geht ihr wählen oder lehnt ihr (wie andere Punk-Bands) Parteien im Allgemeinen ab?
Und was machen wir denn jetzt eigentlich gegen den Rechtsruck?

Früher hätte ich gesagt: scheiß auf die Wahlen. Heute denke ich: die Situation ist so krass bitter und gefährlich, dass man wählen gehen sollte.
Gegen den Rechtsruck muss man sich Verbündete suchen. Klar ist, dass es da draußen immer noch Millionen von Menschen gibt, die nicht aufgeben werden und sich weiter für Freiheit und Menschenrechte, gegen Rassismus und rechte Gewalt einsetzen. Die muss man suchen, Allianzen bilden und weiter dranbleiben. Das Riesen Konzert in Chemnitz und die Unteilbar-Demo in Berlin sind nur zwei Beispiele, wo das beeindruckend funktioniert hat. Davon muss es noch viel mehr geben.

Ihr habt die Jungs und Mädels von „Kein Bock Auf Nazis“ mit auf Tour dabei. Ich kann mir vorstellen, dass auch ihr regelmäßig von Nazis bedroht werdet. Wann war eure letzte direkte Konfrontation mit Rechtsextremen?

Ach, die schreiben uns nur manchmal lächerliche Morddrohungen und so. Ansonsten trauen die Pisskröten sich ja nicht zu unseren Konzerten. Da muss man sich keine Sorgen machen.

Zurück zur Musik. Wie geht es musikalisch in den nächsten Wochen und Monaten weiter?

Wir haben viel vor. Jetzt spielen wir Anfang des Sommers erstmal in Israel, dann kommen die Festivals, dann spielen wir ein paar Shows in Russland und anschließend startet schon der zweite Teil der Hallo Hoffnung Tour. Wenn wir damit durch sind heißt es brav Songs für die nächste Platte schreiben.

Wie seht ihr mit einigen Jahren Abstand eure Auflösung 2007 - nötig oder überflüssig?

Für uns war das damals absolut nötig. Wir hätten 2007 auch nie gedacht, dass wir nochmal was machen. Gut, dass wir da über die Jahre unsere Meinung geändert haben und doch wieder losgezogen sind. Jetzt sehen wir bei den Konzerten ganz viele neue Gesichter, aber eben auch die alten Freunde, die uns seit 10 oder 15 Jahren begleiten. Das ist großartig anzuschauen.

Aktuelle Musik-Tipps bzw. Empfehlungen?

Ich finde ja Not on Tour aus Israel sehr geil. Und Worthwhile finde ich irre gut. Die haben sich nur leider schon wieder aufgelöst. Ansonsten die neue Millencolin Platte und die Bouncing Souls EP. Beides endlich mal wieder richtig gut.